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Nervenentzündung – Schädigt eine Entzündung das Gehirn?

Auf einen Blick – Nervenentzündung

Was ist eine Nervenentzündung?

  • eine Entzündung der Nerven außerhalb des Gehirns (sog. ‚peripheres Nervensystem‘)
  • Entzündung der Nerven im Gehirn
  • Fachbegriff ‚Neuritis‘

Wer bekommt eine Nervenentzündung?

  • Unfallopfer
  • Patienten mit einer bakteriellen Infektion
  • Nebenwirkung von Medikation oder übermäßigem Alkoholkonsum

Symptome (Auszug)

  • stechende Schmerzen
  • Missempfindungen der Gliedmaßen
  • Sehstörungen (häufig vor allem bei Patienten mit Multipler Sklerose)

Behandlung (Auszug)

  • bei Infektion: Antibiotikum einnehmen
  • Behandlung der Symptome durch Schmerzmittel
  • bei einer Unfallverletzung erfolgt in manchen Fällen ein operativer Eingriff

Tipps

  • Stress reduzieren: Stress ist ein möglicher Faktor, der Entzündungen verstärkt
  • bei anhaltendem Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen sollten Sie einen Arzt aufsuchen
  • nehmen Sie nicht dauerhaft Schmerzmittel ein, klären Sie die Ursache für die Schmerzen mit Ihrem Arzt ab und finden Sie eine geeignete Therapie

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

Quellen ansehen

Ein Kribbeln im Arm, ein Taubheitsgefühl im Fuß, stechende Schmerzen im Nacken oder Probleme beim Greifen – diese Symptome haben möglicherweise eine gemeinsame Ursache: die Nervenentzündung. Eine Nervenentzündung unterscheidet sich von einer normalen Entzündung insofern, dass sie nur die Nerven betrifft. Dennoch können Nervenentzündungen im gesamten Körper auftreten – denn die Nerven sind überall.

Die Symptome sind zum Teil schwer einzuordnen, gerade dann, wenn es sich um eine Nervenentzündung im Gehirn handelt. Hätten Sie gedacht, dass Sehstörungen nicht zwingend etwas mit dem Auge zu tun haben müssen? Denn das Sehen ist nur dann ohne Einschränkung möglich, wenn auch die zuständigen Bereiche im Gehirn funktionieren. Sind Sehnerv oder Sehrinde allerdings entzündet, dann ist eine normale Verarbeitung optischer Signale oft nicht mehr einwandfrei möglich.

Gegen Nervenentzündungen gibt es viele verschiedene Behandlungsansätze. Diese sind so vielfältig wie deren Ursachen. Denn einen gequetschten Nerv behandelt der Arzt zum Beispiel anders als eine Virusinfektion. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr darüber, was Nervenentzündungen verursacht, wie man diese diagnostiziert und was mögliche Folgen sind.

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Was ist eine Nervenentzündung?

Eine Nervenentzündung ist eine Entzündung der Nerven (sog. ‚Neuronen‘). Die Entzündung kann sich in den Nerven im Körper (sog. ‚peripheres Nervensystem‘) oder im zentralen Nervensystem (kurz ‚ZNS‘) befinden.

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Es gibt zwei verschiedene fachliche Bezeichnungen für die Nervenentzündung:

  • Ist nur ein Nerv betroffen, dann handelt es sich um eine sogenannte ‚Neuritis‘.
  • Wenn mehrere Nerven von der Entzündung betroffen sind, nennen die Ärzte diese Erkrankung ‚Polyneuritis‘.

Was genau ist eine Entzündung?

Eine Entzündung ist grundsätzlich eine Schutzreaktion des Körpers. Entzündungen treten überall da auf, wo der Körper auf externe Substanzen reagiert. Die Ursachen einer Entzündung sind verschiedenster Natur: sie reichen von Verletzungen bis hin zu Erregern wie Viren oder Bakterien.

Das periphere Nervensystem zieht sich durch den ganzen Körper

Der ganze Körper ist mit Nerven (sog. ‚Neuronen‘) durchzogen. Diese haben vor allem zwei Aufgaben:

  • Impulse vom Gehirn in den Körper weiterleiten: die sogenannten ‚efferenten‘ Nerven. Durch diese Impulse steuert das Gehirn den Körper. Gehen, sprechen und essen sind nur einige wenige Beispiele dafür
  • Informationen an das Gehirn liefern, z. B. Sinneswahrnehmungen: die sogenannten ‚afferenten‘ Nerven. Der Tastsinn und das Schmerz- oder Wärmeempfinden sind nur möglich, weil die Neuronen die entsprechenden Informationen an das Gehirn leiten

Sind die Nerven im Körper entzündet, dann leiten sie die Informationen nicht mehr richtig weiter oder senden falsche Signale. Die der Entzündung folgenden Symptome können ebenfalls in die beiden genannten Richtungen gehen:

  • Efferente Impulse vom Gehirn weg funktionieren nicht richtig und schränken die Bewegung ein.
  • Afferente Reize zum Gehirn hin kommen nicht richtig an: Sinneswahrnehmungen sind möglicherweise verschoben, zu stark (Schmerzen) oder zu schwach (Taubheitsgefühl).
Gut zu wissen!
Das zentrale Nervensystem besteht aus dem Rückenmark und dem Gehirn, während das periphere Nervensystem alle umliegenden Nerven bezeichnet. Dies ist gut zu merken, da das Wort ‚peripher‘ aus dem altgriechischen Wort ‚peripherein‘ – ‚herumtragen‘ abgeleitet ist. Man kann es sich so vorstellen, dass das zentrale Nervensystem in der Körpermitte das periphere Nervensystem mit sich ‚herumträgt‘. Das periphere Nervensystem ist folglich außenliegend, also außerhalb des Gehirns.

Das Gehirn ist der wichtigste Bestandteil des Nervensystems. In diesem Video erklärt Dr. Dr. Tobias Weigl, wie es aufgebaut ist. Welche häufigen Erkrankungen des Gehirns gibt es?

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Die Symptome: Welche Beschwerden verursacht eine Nervenentzündung?

Die Symptome einer Nervenentzündung richten sich danach, welche Nerven entzündet sind. Da der gesamte Körper mit Nerven durchzogen ist, treten die Symptome also prinzipiell auch am gesamten Körper auf. Darum gilt: Sind Nerven im Gehirn von der Entzündung betroffen, bemerkt man die Symptome meistens an einer ganz anderen Körperstelle oder auch am gesamten Körper. Denn das Gehirn selbst hat keine Schmerzrezeptoren, die auf eine Entzündung aufmerksam machen könnten.

Entzündungssymptome versus Symptome der Nervenentzündung

Entzündungen am Körper – zum Beispiel der Haut – äußern sich in Symptomen wie Rötungen (sog. ‚Rubor‘), Schwellungen (sog. ‚Tumor‘) und Schmerzen (sog. ‚Dolor‘). Nervenentzündungen äußern sich allerdings in etwas anderen Symptomen. Da auch das zentrale Nervensystem möglicherweise betroffen ist, umfassen die Symptome auch das Empfinden und die Sinneswahrnehmung der Patienten:

  • Schmerzen an allen möglichen Stellen des Körpers sind ein sehr häufiges Symptom von Nervenentzündungen. Vor allem Schmerzen direkt in den Nerven (sog. ‚Neuralgie‘) sind unangenehme Begleiter der Nervenentzündung. Sehr häufig fühlen sich diese Schmerzen stechend an.
  • neurophysiologische Funktionen sind mitunter beeinträchtigt, vor allem, wenn eine Nervenentzündung im Gehirn vorliegt: Es stellt sich plötzlich schwierig dar, sich zu bewegen oder zu sprechen.
  • veränderte Gefühlswahrnehmungen: Missempfindungen der Haut oder Taubheitsgefühl (sog. ‚Hypästhesie‘) der Gliedmaßen.
  • Durchblutungsstörungen und Schweißausbrüche sind weitere mögliche Symptome einer Nervenentzündung.
„Eine Nervenentzündung ist sehr unangenehm: Der Patient hat mitunter starke, stechende Schmerzen – wie von Nadeln gestochen.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Klick um zu Tweeten

Besonderheit der Nervenentzündung: Die Symptome können alle Sinne betreffen

Je nachdem, welcher Nerv entzündet ist, beeinträchtigen die Symptome unterschiedliche Sinneswahrnehmungen. Zwei Beispiele hierfür sind das Hören und das Sehen:

  • ist der Hörnerv zum Beispiel stark entzündet, dann kann dies eine Schwerhörigkeit verursachen.
  • ist der Sehnerv betroffen, dann wirkt sich dies möglicherweise auf das Sehen aus und der Patient erleidet Sehstörungen. Diese umfassen plötzlich auftretende Lichtblitze oder auch schwarze Punkte im Blickfeld

Sinneswahrnehmung im Gehirn

Die Sinneswahrnehmungen finden allerdings nicht nur in den Sinnesorganen statt: das Gehirn verarbeitet die ankommenden Reize aus den Sinnesorganen weiter.

Der Bereich für das Sehen (sog. ‚visueller Cortex‘) befindet sich im Hirnlappen im Hinterkopf (sog. ‚Occipitallappen‘). Ist dieser Bereich durch eine Entzündung geschädigt, dann leidet der Patient unter Sehstörungen oder kann nichts sehen – auch wenn Augen und Sehnerv intakt sind. Die Multiple Sklerose ist eine Art der Nervenentzündung, gilt jedoch als eigenes Erkrankungsbild. MS verläuft chronisch und schubweise. Lesen Sie weiter unten mehr zur Erkrankung Multiple Sklerose in unserem Exkurs.

Auswirkungen einer Nervenentzündung: Schmerzen und Schäden am Gehirn?

Wenn man eine Nervenentzündung rechtzeitig behandelt, dann kann man die Funktionalität der Nerven in vielen Fällen bewahren. Eine mögliche Auswirkung einer Neuritis ist dennoch die Schädigung der Nerven. Bei Multipler Sklerose nehmen die Nerven im Gehirn sogar einen großen Schaden durch die Entzündungen.

Schäden an den Nerven verursachen unangenehme Schmerzen

Nervenschmerzen sind unangenehm und lästig. Sie äußern sich durch ein Stechen, Brennen, Kribbeln oder Bohren und treten vor allem in Ruhephasen auf. Die Schmerzen werden durch eine Schädigung der Nerven verursacht. Die Schädigung kann ganze Teile des Nervensystems betreffen oder auch nur einzelne Nervenzellen und Nervenfasern.

Was passiert, wenn die Nerven geschädigt sind? In diesem Video erklärt Schmerzforscher Dr. Dr. Tobias Weigl die Ursachen für neuropathische Schmerzen.

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Exkurs: Chronische Nervenentzündung im zentralen Nervensystem: Die Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (kurz ‚MS‘) ist eine entzündliche, degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Erkrankung verläuft chronisch – eine Heilungsmöglichkeit ist derzeit nicht vorhanden und die Ursachen sind bislang noch nicht eindeutig geklärt. Das Nervensystem erleidet im Laufe der Erkrankung herdartige Verletzungen durch die Entzündungen. Durch diese Verletzungen leiten die Nerven Informationen nur noch teilweise oder gar nicht mehr weiter.

Man kann die Schädigung der Nerven nicht rückgängig machen ¬– deshalb bezeichnet man die Erkrankung als ‚degenerativ‘. Die Erkrankung ist bislang nicht heilbar. Es existieren jedoch Therapiemöglichkeiten, die die Symptome lindern.

Die Patienten erleiden im Verlauf der Erkrankung immer weitere alltagseinschränkende Behinderungen. Die Symptome beginnen häufig mit einer Entzündung des Sehnervs (sog. ‚Opticusneuritis‘), was Sie als Sehstörungen wahrnehmen. Weitere mögliche Symptome sind das Gefühl von Taubheit, Schmerzen, Probleme mit den Muskeln, Bewegungslosigkeit und Müdigkeit.

Möchten Sie mehr zu den Themen Multiple Sklerose und zu Entzündungen erfahren? Lesen Sie unsere folgenden Artikel:

Gut zu wissen!
Ein Mangel an Vitamin D ist ein möglicher Faktor, der zum Auftreten von Multipler Sklerose beiträgt. Denn die Erkrankung tritt vermehrt in den sonnenarmen Ländern Skandinaviens auf. Aktuelle Studien befassen sich damit, inwiefern ein Mangel an Vitamin D die Erkrankung begünstigt und ob die Einnahme von Vitamin D eine mögliche Therapiemethode ist.

Wer ist am ehesten betroffen?

Entzündungen der Nerven haben viele Ursachen – daher ist die Risikogruppe recht groß. Nervenentzündungen treten häufig in den folgenden Zusammenhängen auf:

  • Nervenverletzungen, z. B. durch einen Unfall
  • Erreger wie Bakterien oder Viren
  • mechanische Kompression eines Nervs (zum Beispiel im Fall des Karpaltunnelsyndroms in der Hand, Tumore, Bandscheibenvorfälle)
  • Folge eines Schlaganfalls
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • als Nebenwirkung von Medikamenten:
    • Krebsmedikamente, die den Wirkstoff Taxan enthalten.
    • Säureblocker, die man gegen Sodbrennen einnimmt. Diese Medikamente stören gegebenenfalls die Produktion von Vitamin B12. Leidet der Körper an einem Mangel an Vitamin B12, sind die Folgen unter anderem Nervenentzündungen.
Gut zu wissen!
Vitamin B12 ist wichtig für die Bildung von Myelin. Warum ist dies wichtig für Nerven und Gehirn? Weil sich die Nerven in einer Schicht aus Myelin befinden. Das Myelin isoliert die Nerven wie ein Kabel und erhöht die Leitfähigkeit. Ohne diese sogenannte ‚Myelinscheide‘ sind die Nerven weniger oder gar nicht funktionsfähig – und die Informationen kommen nicht am gewollten Ziel im Körper an.

Entzündungen vorbeugen: Stress vermeiden

Stress ist ein Faktor, der das Entstehen von Entzündungen fördert. Studien haben gezeigt, dass sogar Zusammenhänge zwischen Stress in der Kindheit und späteren Entzündungserkrankungen bestehen. Wer also Stress im Alltag vermeidet, reduziert das Risiko für Entzündungen gegebenenfalls.

Hatten Sie schon einmal eine Nervenentzündung? Was war die Ursache? Mit Ihrer Antwort helfen Sie anderen Patienten dabei, Ihre Erkrankung besser zu verstehen. Nutzen Sie auch gerne die Kommentarfunktion am Ende des Artikels, um sich untereinander auszutauschen.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose von Nervenentzündungen

Eine umfassende Diagnose ist nötig, um den Schmerz verursachenden Nerv zu finden. Denn eine Neuralgie kann durch Schädigungen der Nerven im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark), aber auch in den peripheren Nerven (zum Beispiel in Armen oder Beinen) auftreten.

Die Diagnose erfolgt in mehreren Schritten: Zunächst versucht der Arzt, die Entzündung durch ein umfassendes Anamnesegespräch zu lokalisieren. Er erfragt detailliert, seit wann, wie häufig und wo Schmerzen oder Missempfindungen aufgetreten sind.

Ein Gang zum Hausarzt ist empfehlenswert, wenn Sie unter den genannten Symptomen wie Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen oder stechenden Schmerzen leiden. Hat der Hausarzt den Verdacht, dass es sich um eine Nervenentzündung handelt, verweist er den Patienten an einen Neurologen. Dieser unternimmt die nächsten Schritte der Diagnostik.

Abhängig von den Ausgangssymptomen untersucht der Hausarzt oder Neurologe:

  • die motorischen Fähigkeiten, vor allem die Reflexe und Koordination der Gliedmaßen
  • Sinneswahrnehmungen: zum Beispiel mit einem Seh- oder Hörtest
  • die zentralen Körperfunktionen (zum Beispiel Herzschlag, Atemfrequenz) als eine mögliche Ergänzung der Diagnosefindung

Die Nerven genauer betrachten: MRT

Um einen entzündeten Nerv genauer zu betrachten, eignet sich das bildgebende Verfahren Magnetresonanztomographie (kurz: MRT). Mit einem MRT lassen sich die Strukturen des Körpers dreidimensional darstellen und kleinste Veränderungen erkennen. Man kann ein MRT am ganzen Körper anwenden. Das Kopf-MRT führt der Arzt durch, wenn Verdacht auf eine Nervenschädigung im Gehirn besteht.

Die Geschwindigkeit der Nerven testen: EEG

Eine weitere Diagnosemethode ist die Elektroenzephalographie (kurz EEG). Der Neurologe erhält bei dieser Methode kein dreidimensionales Bild. Das EEG zeichnet dafür aber die Hirnströme auf – im Millisekundenbereich. Um die Leitfähigkeit der Nerven zu messen, gibt der Arzt ihnen Reize und misst, wie schnell die Nerven reagieren.

Informationen wie Sinnesreize werden in der Hirnrinde (sog. ‚Cortex‘) verarbeitet. Um die Reaktionsfähigkeit der Hirnrinde zu testen, existieren einige Tests. Der Patient hört zum Beispiel einen Ton und das EEG zeigt die Aktivität in der Hirnrinde an. Bei einer EEG-Aufzeichnung entsteht ein Bild voller Wellen untereinander. Jede dieser Wellen zeigt einen Messpunkt am Kopf an. Am Ausschlag der Wellen sieht man die Aktivität des Gehirns. Wenn eine Welle also besonders stark ausschlägt, deutet dies auf einen wahrgenommenen Reiz – zum Beispiel einen Ton – hin. Der Arzt weiß dadurch, wann der Patient den Ton gehört hat und wann das Gehirn darauf reagiert hat. So kann er Rückschlüsse über die Geschwindigkeit der Nervenbahnen aus den gemessenen Daten ableiten.

Fakten-Box

Nervenentzündung

  • eine Entzündung einzelner oder mehrerer Nerven
  • betrifft das zentrale Nervensystem (kurz ZNS) oder das umliegende Nervensystem (sog. ‚peripheres Nervensystem‘)
  • Fachbegriffe: ‚Neuritis‘, ‚Polyneuritis‘
  • kann Teil einer chronisch verlaufenden Erkrankung sein (Multiple Sklerose)

Mögliche Symptome (Auszug):

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von Nervenentzündungen

Die Behandlung der Nervenentzündung richtet sich nach deren Ursache. Eine genaue Diagnose ist daher sehr wichtig. Denn die Therapie richtet sich nach der diagnostizierten verursachenden Erkrankung. Der Arzt wird eine Nervenentzündung bei einer Neuritis vestibularis also anders behandeln als bei Multipler Sklerose oder bei einer Virusinfektion mit Gürtelrose (sog. ‚Herpes Zoster‘). Wir empfehlen die jeweiligen Einzelartikel für genauere Informationen zur Behandlung der genannten Vorerkrankungen. Die folgenden Absätze erhalten dennoch einige allgemeine Informationen über mögliche Behandlungsansätze bei einer Nervenentzündung.

Behandlung von Infektionen

Im Fall einer bakteriellen Infektion greift der Arzt zu Antibiotika. Antibiotika hemmen das Wachstum des entzündlich wirkenden Bakterienstammes (sog. ‚bakteriostatisch‘) und töten die Bakterien ab (sog. ‚bakterizid‘). Der Arzt muss allerdings das richtige Antibiotikum gegen den im Körper befindlichen Bakterienstamm auswählen. Denn nicht jedes Antibiotikum wirkt gegen jeden Bakterienstamm. Gegen eine virale Infektion helfen Antibiotika nicht – in diesem Fall verschreibt der Arzt antivirale Medikamente.

Behandlung von Schmerzen

Gegen die symptomatischen Schmerzen einer Nervenentzündung greift man zu schmerzhemmenden Medikamenten wie Ibuprofen, Aspirin oder – in schweren Fällen – verschreibungspflichtigen Medikamenten (zum Beispiel Opioide). Auch wenn es Schmerzmittel rezeptfrei zu kaufen gibt, sollte man die Einnahme von Schmerzmitteln immer mit einem Arzt absprechen.

Gegen äußere Schmerzen der Haut helfen teilweise schmerzlindernde Salben. Diese enthalten ebenfalls schmerzstillende Wirkstoffe wie Ibuprofen. Die äußere Behandlung durch eine Salbe schont den Verdauungstrakt: dieser muss den Wirkstoff nicht zunächst extrahieren, bevor er an die entsprechende Stelle im Verdauungstrakt gelangen kann. Eine weitere mögliche medikamentöse Therapie erfolgt mit Kortison. Kortison wirkt entzündungshemmend – man setzt es daher auch bei sehr vielen anderen Krankheiten (zum Beispiel Neurodermitis, Pickel und Asthma) ein. Der Arzt kann das Kortison mit einer Spritze (sog. ‚injektiv‘) verabreichen. Es ist möglich, Kortison mit Schmerzmitteln zu mischen. Das Injizieren der Mischung aus Kortison und Schmerzmitteln (auch ‚Schmerzspritze‘ genannt) leistet rasche Hilfe: die Schmerzen werden direkt am Ort der Entzündung gelindert und auch die Nervenentzündung gehen zurück. Man wendet diese Methode typischerweise bei Patienten mit einem Bandscheibenvorfall an.

Gut zu wissen!
Kortison gehört zu der Wirkstoffgruppe der Glucocorticoide. Dies sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente. Eine Zeit lang existierte ein regelrechter Hype und Kortison als Wunderwaffe. Allerdings birgt das Mittel auch einige Nebenwirkungen aufgrund seiner Eigenschaften. Zum Beispiel wirkt Kortison hemmend auf das Immunsystem. Ein übermäßig geschwächtes Immunsystem ist daher eine Gefahr bei zu langer Anwendung.

Änderung des Konsumverhaltens

Weniger Alkohol trinken: Alkoholkonsum stört und schädigt das Nervensystem und dessen Botenstoffe (sog. ‚Neurotransmitter‘). Regelmäßiger Alkoholkonsum bedeutet also eine dauerhafte Belastung für die Nerven und fördert Entzündungen.

Medikamente wechseln: Tritt eine Nervenentzündung als Nebenwirkung von Medikamenten auf, dann sucht der Arzt nach einer alternativen Medikation für den Patienten. Denn das Absetzen der verursachenden Substanz kann bereits einen Rückgang der Entzündung bewirken.

Manchmal nötig: Operativer Eingriff

Manchmal sind sogar operative Maßnahmen eine nötige Behandlungsmethode gegen eine Nervenentzündung. Eine Operation ist dann sinnvoll, wenn ein Nerv aufgrund von mechanischem Druck entzündet ist und man die Entzündung auf keinem anderen Weg heilen kann. Dies ist zum Beispiel beim Karpaltunnelsyndrom der Fall. Hier wird der Mittelnerv der Hand zusammengedrückt, was die Entzündung und Schmerzen verursacht.

Auch nach Unfällen empfiehlt sich in manchen Fällen ein chirurgischer Eingriff. Die Ärzte versuchen jedoch zunächst andere Behandlungsansätze, bevor sie in das Gewebe eingreifen.

Aktuelle Forschung – Wie Entzündungen im Gehirn Fieber auslösen

Fieber tritt häufig im Zusammenhang mit Entzündungen auf. Wie genau aber lösen die Nerven das Fieber aus? Diese Frage haben die Forscher Andreas Blomquist und David Engblom in einer aktuellen Übersichtsstudie betrachtet. Sie haben Studien analysiert, die mikrobiologische Prozesse untersucht haben.

Der Weg des Fiebers

Eine Vielzahl von Studien hat sich in den letzten 20 Jahren damit befasst, auf welchem Weg Fieber ausgelöst wird. Man weiß, dass das Prostaglandin E2 das Fieber reguliert. Aber wo genau kommt es her und welchen Weg nimmt es?
Viele verschiedene Ansätze haben sich in der Wissenschaft herauskristallisiert. Sie reichen von der Idee, dass Stoffe im Gehirn das Prostaglandin freisetzen und die Entzündung auslösen, dass umliegende Nerven beteiligt sind, bis hin zu der Annahme, dass Prostaglandin von außerhalb in das Gehirn gelangt.

Andere Stoffe lösen das Fieber indirekt im Gehirn aus

Die Autoren haben die Forschungsergebnisse der letzten 20 Jahre eingehend betrachtet. Sie schlussfolgern, dass die wahrscheinlichste Hypothese die folgende ist: Eine Reaktion findet im Gehirn statt, bei der ein anderer Stoff das Prostaglandin auf mikrobiologischer Ebene freisetzt: die Zytokine. Diese binden sich im Fall einer Entzündung an Signalstellen im Gehirn (sog. ‚Rezeptoren‘). Dadurch lösen sie den Mechanismus aus, der das Prostaglandin E2 ausschüttet und damit das Fieber auslöst.

Quelle: Anders Blomqvist / David Engblom (2018): Neural mechanisms of inflammation-induced fever. The Neuroscientist 24/4, S. 381-399.

Häufige Patientenfragen

Ist eine Nervenentzündung heilbar?

Dr. Dr. T. Weigl
Das kommt ganz auf die Ursache der Entzündung an. Bei einer mechanischen Kompression oder einer Infektion kann der Arzt die Ursache meistens gut behandeln. Ist die Ursache der Entzündung aber unklar oder handelt es sich um eine chronische Nervenentzündung, stellt sich die Behandlung schwieriger dar.

Wenn die Nervenentzündung durch die degenerative Erkrankung Multiple Sklerose ausgelöst wurde, ist eine Heilung nicht möglich. Die chronische Entzündung schädigt die Nerven, sodass man sie nicht wiederherstellen kann. Der Arzt kann in diesem Fall jedoch gegen die Symptome vorgehen. Wie gut dies funktioniert hängt davon ab, wie stark die Nerven bereits geschädigt sind.

Insgesamt sollten Sie rechtzeitig einen Arzt aufsuchen, wenn sich die genannten Symptome wie Sehstörungen oder stechende Schmerzen äußern – vor allem dann, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten. Denn wenn man eine Nervenentzündung nicht behandelt, nehmen die Nerven gegebenenfalls Schaden oder die Entzündung wird chronisch.

Kann man Nervenentzündungen mit Antibiotika behandeln?

Dr. Dr. T. Weigl
In einigen Fällen ist die Gabe von Antibiotika eine vielversprechende Behandlungsmethode. Nämlich dann, wenn die Nervenentzündung durch eine bakterielle Infektion verursacht wurde. Seien Sie jedoch vorsichtig: ein Antibiotikum einzunehmen, hilft nicht gegen jede Nervenentzündung. Liegt eine andere Ursache vor, dann wird ein Antibiotikum nicht helfen. Sprechen Sie die Medikation auf jeden Fall mit Ihrem Arzt ab.

Gibt es Medikamente, die man bei einer Nervenentzündung nicht einnehmen darf?

Dr. Dr. T. Weigl
Ja, denn die Einnahme bestimmter Medikamente kann im Zusammenhang mit einer Nervenentzündung schädlich sein. In der Fachsprache nennt man diesen Zusammenhang ‚Kontraindikation‘. Ein solches Medikament ist im Fall der Nervenentzündung das Antibiotikum Nitrofurantoin. Dieses Medikament nimmt man bei Infektionen der Harnwege ein.

Vor allem Diabetiker sollten laut Stiftung Warentest mit der Einnahme dieses Medikaments vorsichtig sein. Denn im Verlauf der Erkrankung an Diabetes mellitus treten oft Nervenschädigungen auf. Von einer Einnahme ist daher abzuraten.

Kann eine Nervenentzündung auf andere Körperteile abwandern?

Dr. Dr. T. Weigl
Dies kommt ebenfalls auf die Ursache der Entzündung an. Eine Entzündung durch eine Virusinfektion kann mehrere Körperteile befallen. Wenn Nerven jedoch durch einen Unfall geschädigt sind, dann wandert die Nervenentzündung im Normalfall nicht in komplett andere Körperteile.

Seien Sie jedoch vorsichtig, wenn Sie bereits unter einer Nervenentzündung oder Schmerzen leiden: Durch eine sogenannte schmerzbedingte ‚Schonhaltung‘ belastet man den Körper mitunter ungesund einseitig. Die einseitige Belastung wiederum kann weitere Schäden zur Folge haben. Es ist daher ratsam, den Ursachen und Symptomen für Schmerzen rechtzeitig mit Hilfe eines Arztes entgegenzuwirken – bevor Folgeschäden entstehen.

Darf man mit einer Nervenentzündung arbeiten gehen?

Dr. Dr. T. Weigl
Dies kommt auf die Art und den Ort der Nervenentzündung an. Bei einer vom Arzt abgeklärten Ursache und einer Arbeit, die das betroffene Körperteil nicht belastet, können Sie gegebenenfalls arbeiten gehen. Auch hier ist aber Behutsamkeit geboten: Sie sollten die entzündete Stelle nicht zu früh wieder belasten. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt darüber, ob eine Krankschreibung in Ihrem Fall sinnvoll ist.

Typisches Patientenbeispiel

Alexandra hat langsam keine Lust mehr auf das ewig taube Bein. „Das wird schon wieder weggehen“, sagt sie sich. Aber schon seit zwei Wochen fühlt sich ihr rechter Unterschenkel und der Fuß so taub an. Sie hat keine Ahnung, was der Auslöser sein könnte. Sie ist mit ihrem Freund zum Campen gefahren aber eigentlich hat sie sich dort nicht entscheidend anders belastet als sonst.

Schon am zweiten Tag merkte sie plötzlich morgens beim Duschen, dass ihr rechter Unterschenkel keine Empfindung hat – sie spürte nicht, wie sie sich mit Duschgel eingeseift hat. Was für ein seltsames Gefühl! Wandern gegangen ist sie trotzdem, sie wollte sich schließlich nicht den Urlaub verderben lassen. Die Tage darauf tat der Fuß zwar etwas weh beim Laufen, aber wer hat schon Lust, den ganzen Tag auf dem Campingplatz zu bleiben. Schließlich hat sie sich lange auf die Canyons und die Wasserfälle gefreut.

Keine Besserung in Sicht

Nun, nach zwei Wochen – „oder sind es sogar schon zweieinhalb?“, denkt sie sich – hat sie genug: Sie nimmt sich fest vor, am nächsten Tag zum Arzt zu gehen. Vielleicht kann er ihr ja sagen, was falsch mit ihrem Bein ist. Denn die Taubheit schränkt sie mehr ein als gedacht – auch wenn der Fuß nun nicht mehr wehtut. Aber allein die Schuhe anzuziehen, ist jedes Mal ein großer Akt mit so einem tauben, unbeweglichen Fuß.

Der Besuch beim Arzt verläuft dann, wie Alexandra es befürchtet. Im Behandlungszimmer wird ihr Bein und Fuß abgetastet und sie durchläuft eine EEG-Untersuchung. „Das sieht mir ganz nach einer Nervenentzündung aus“, eröffnet ihr Arzt ihr dann nach der Auswertung der Bilder. „Verzichten Sie in den nächsten Wochen auf Stress und am besten auch komplett auf Alkohol. Bei Schmerzen können Sie gerne auf Ibuprofen zurückgreifen, halten Sie sich aber an die Maximaldosis, wenn es nicht besser wird, kommen Sie noch einmal vorbei.“

Verwandte Themen

Haben Sie Erfahrungen mit Nervenentzündungen? Möchten Sie sich bei uns weiter zum Thema Entzündungen im Körper erkundigen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich untereinander auszutauschen!

 

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Melinda A. Mende
Lektorat: Timo Hülsmann
Veröffentlicht am: 24.02.2020

Quellen

  • Amboss Medizinerwissen (2020): Spezielle neurologische Diagnostik. In: amboss.com.
  • Anders Blomqvist / David Engblom (2018): Neural mechanisms of inflammation-induced fever. In: The Neuroscientist 24/4, S. 381-399.
  • Jennifer S. Kullmann u. a. (2011): Effekte Akuter Entzündungsreaktionen auf Gedächtnisleistungen, Befindlichkeiten und Neurale Aktivitäten. In: Zeitschrift für medizinische Psychologie 20/3, S. 108–117.
  • J. Ricky Lam u. a. (2013): Proton pump inhibitor and histamine 2 receptor antagonist use and vitamin B12 deficiency. In: Journal of American Medical Association 310/22, S. 2435–2442.
  • Dagmar Langanke (2016): Taxan-induzierte Polyneuropathien–Mechanismus, Diagnostik und Therapie. Online Journal für Onkologie. In: test.journalonko.de.
  • Psychrembel-Redaktion (2016): Multiple Sklerose (MS). In: psychrembel.de.
  • Dale Purves u. a. (2012): Neuroscience. Sinauer Associates, Inc. Verlag, Oxford, USA.
  • Seiichiro Sakai / Takashi Shichita (2019): Inflammation and neural repair after ischemic brain injury. Neurochemistry international 130, S. 104316–104352.
  • Christian Schubert (2014): Psychoneuroimmunologie des Lebenslaufs. Einfluss von Stress in der Kindheit auf Immunfunktionsstörung und entzündliche Erkrankung im weiteren Leben. In: PPmP-Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie 64/5, S. 171–180.
  • Stiftung Warentest (2020): Medikamente im Test. Antibiotikum Nitrofurantoin. In: test.de.
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1 Kommentar
  • H.H
    09.04.2023 23:38

    Am 31.05.2021 hatte ich meine 2 Covid Impfung am 02.06.2021 hatte ich starke Schmerzen in den Fingern und Zehen, die Füße waren heiß sie haben gebrannt die Missempfindungen waren am ganzen Körper. Im Gesicht, am Kopf, am Rücken Garbapentin hat mir etwas geholfen.
    Nach ca. 4 Monaten war es weg! Nun habe ich mich im März 2023 mit Corona angesteckt und seit dem 19.03 habe ich exakt wieder diese Symptome. Missempfindungen im Gesicht pelziges Gefühl auf dem Handrücken, brennen in den Ellenbogen, das wandert wieder in die Knie, und wieder in die Füße. Ich bin bei diversen Ärzten gewesen keiner nimmt mich ernst Diclof und Ibu hilft nur bedingt. Emotional bin ich traurig weil ich Angst habe, dass es nicht weggeht. Ich nehme selbst Vit.D, Magnesium, Vit C Vit B12 Asperin … hab mit Keltican Forte bestellt … bin mit meinem Latein am Ende.

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