„Bereits in der Antike war das Wissen um Entzündungen vorhanden. Heute wissen wir: Entzündungen sind die Immunantwort auf Substanzen oder Eindringlinge, die potenziell schädlich für den Körper sind.“ — Dr. Tobias Weigl
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenEntzündungen können in verschiedenen Formen auch Teil einer Krankheit sein. Um Herr über eine Entzündung zu werden, muss in diesen Fällen zunächst die Ursache bekämpft werden. Je nach Ursache verschreibt Ihr behandelnder Arzt schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente.
„En garde!“, ruft Marcel begeistert. Er und sein bester Freund und Nachbar duellieren sich mit Holzstöcken in dessen Garten. Es ist bereits November und der Wind rauscht durch die kahlen Äste der Laubbäume, die ihr Kleid längst abgeworfen haben. Die beiden Jungen toben noch eine Weile herum, bis Marcels Freund Sebastian auf die Idee kommt, das Spiel zu intensivieren: „Wir nehmen uns jeder einen zweiten Degen!“ Begeistert stürzen sie beide zu einem kleineren Haufen Äste, den Sebastians Vater feinsäuberlich gestapelt hat. Übermütig greift Marcel nach einem besonders knorrigen Exemplar Ast.
Am selben Abend, beim Abendessen mit seinen Eltern, will der 12-Jährige nach der Schüssel mit Äpfeln greifen. Plötzlich zuckt er zusammen: „Aua!“ Seine Mutter horcht auf: „Was ist los, Marcel?“ Dieser wundert sich: Sein linker Ringfinger ist an der Fingerkuppe rot und geschwollen und tut bei der Berührung weh. Wortlos zeigt er ihr die Hand: Mit einem schnellen Blick und leichtem Druck an der Stelle erkennt Marcels Mutter schnell die Ursache: ein Holzsplitter!
Was ist eine Entzündung?
Als Entzündung (sog. ‚Inflammation‘) bezeichnen Mediziner die körperliche Reaktion des Immunsystems auf externe Substanzen. Es handelt sich um eine Antwort des Immunsystems. Zu den Auslösern einer Entzündung gehören:
- Schädigungen des Gewebes, wie Blutergüsse
- physikalische Einwirkungen wie Hitze
- chemische Stoffe
- Fremdkörper wie Holzsplitter oder Insektenstachel
- Erreger wie Viren oder Bakterien
- Substanzen, die Allergien auslösen, wie Tierhaare oder Pollen
Wie funktioniert das Immunsystem?
Das Immunsystem ist die körpereigene Abwehr auf externe Stoffe und Infektionen. Es fungiert als eine Art körpereigene Rüstung. Dieser Schutz erfolgt über mehrere Mechanismen, die verschiedene Körperregionen betreffen.
Die körpereigene Immunabwehr lässt sich in drei Phasen gliedern:
- Anatomische Abwehr
Das sind äußere Barrieren. Dazu gehören die Haut, aber auch Schleimhäute, Bronchialschleimhaut sowie Magensäure. All diese Komponenten sind in der Lage, Partikel wie beispielsweise Keime vor dem Eindringen in den Körper abzuhalten oder unschädlich zu machen.
- Unspezifische Abwehr
Alles, was als potenziell gefährlich für den Körper eingestuft wird, wird von Körperzellen angegriffen und eliminiert. Über chemisch gesteuerte Botenstoffe gelangen diese Abwehrzellen in den Gewebeabschnitt, welcher von eingedrungenen Stoffen betroffen ist. Die unspezifische Abwehr ist damit Teil einer Entzündungsreaktion.
- Spezifische Abwehr
Neben der unspezifischen Abwehr existieren weitere Zelltypen, die konkret für bestimmte Erreger oder Eindringlinge gebildet werden. Diese sogenannten B-Lymphozyten werden nach Aktivierung im Knochenmark gebildet und in den Lymphknoten sowie der Milz aufbewahrt. Selbiges gilt für die T-Lymphozyten, die im Thymus gebildet werden. Der Körper kann sich anhand der eingesetzten Lymphozyten die Eigenschaften des Erregers merken, sodass bei wiederholtem Eindringen die schädliche Substanz schneller beseitigt werden kann.
Gerade die Mechanismen der spezifischen Abwehr nutzt die Medizin beispielsweise in Form von Impfungen aus: Durch die Gabe von Antigenen wird das Immunsystem zur Abwehr getriggert. Dadurch lernt der Körper den Erreger kennen und ist in Zukunft gewappnet. Der Mediziner nennt diesen Zustand Immunität.
Das Immunsystem kann allerdings auch bei Autoimmunkrankheiten wie AIDS oder Colitis Ulcerosa oder bei Allergien überreagieren.
Weitere Informationen zum Themenfeld der Allergien finden Sie in unseren folgenden Artikeln:
- Heuschnupfen (Saisonale Rhinitis) – Ursachen, Symptome und Therapie bei Pollenallergie
- Hausstauballergie
- Tierallergie / Haustierallergie | Symptome und Heilmittel
Was passiert bei einer Entzündung?
Entzündungen laufen auf mechanischer Ebene ähnlich ab. Kommt es zu einer Schädigung des Gewebes zum Beispiel durch Kontakt mit einer gefährlichen Substanz, reagiert der Körper zunächst mit geringerer Durchblutung des betroffenen Gewebes (sog. ‚ischämische Phase‘). Daraufhin verengen sich die beteiligten Blutgefäße. Es kommt zu einer sogenannten Hyperämie, also einer deutlichen Mehrdurchblutung. Die Haut erwärmt und rötet sich an dieser Stelle. Durch die Verengung der Blutgefäße entsteht ein hoher Druck: Die Gefäße werden somit undicht und das im Blut enthaltene Plasma tritt deswegen aus dem Blutgefäß in das umliegende Gewebe ein und bildet Ödeme. Dies ermöglicht aber gleichzeitig auch Immunabwehrzellen, in das betroffene Gewebe einzudringen.
Als letzte Reaktion verlangsamt sich der Blutfluss. Hier greift das Immunsystem erneut ein, indem Zellen des Immunsystems ausgeschüttet werden (sog. ‚Chemotaxis‘). Diese sollen Fresszellen ansiedeln, die die eindringenden Fremdstoffe bekämpfen und entfernen sollen. Ein Ergebnis dieses Prozesses ist Eiter. Der besteht nämlich aus Überresten des angegriffenen Gewebes. Verläuft der Prozess positiv, setzt spätestens nach 36 Stunden der Heilungsprozess ein und das alte, zerstörte Gewebe wird durch ein neues ersetzt.
Gesteuert wird der gesamte Entzündungsprozess über Botenstoffe, die im beschädigten Gewebe freigesetzt werden. Dazu gehören unter anderem Histamine und Zytokine.
Achtung!
Nicht immer gelingt es den Immunzellen, die Ursache für die Entzündung einzudämmen, sodass die Entzündung chronisch werden kann (sog. ‚sekundär chronische Entzündung‘). Auf zellulärer Ebene wird dies ersichtlich durch die Ansammlung von Granulomen. Darunter versteht die Medizin Zellen, die fremde Partikel aufnehmen, um diese dann unschädlich zu machen. In diesem Prozess hakt es dann im Rahmen einer sekundären chronischen Entzündung. Beispielhafte Krankheiten für sogenannte granulomatöse Entzündungen sind Tuberkulose, Morbus Crohn und rheumatoide Arthritis.
Arten einer Entzündung
Mediziner unterscheiden verschiedene Arten einer Entzündung, die sich beispielsweise hinsichtlich der Spezifik, dem Entstehungsort oder der Ausbreitung unterscheiden.
Zeitlicher Verlauf
- Plötzlich auftretende (sog. ‚akute‘) Entzündung
- Mäßig schnell auftretende (sog. ‚subakute‘) Entzündung
- Dauerhafte (sog. ‚chronische‘) Entzündung
- Phasenweise wiederkehrende (sog. ‚rezidivierende‘) Entzündung
- Sehr schnell auftretende (sog. ‚perakute‘) Entzündung
Ausbreitung
- Eine auf ein begrenztes Gewebe eingeschränkte (sog. ‚lokale‘) Entzündung
- Eine den ganzen Körper betreffende (sog. ‚generalisierte‘) Entzündung
- Eine aus bösartigen Zellen bestehende (sog. ‚metastatische‘) Entzündung
Spezifik
- Typische (sog. ‚spezifische‘) Entzündung
- Untypische (sog. ‚unspezifische‘) Entzündung
Die Symptome einer Entzündung
Für Entzündungen sind vor allem die fünf Kardinalsymptome entscheidend:
- Rötung (sog. ‚Rubor‘)
- Erwärmung (sog. ‚Calor‘)
- Schwellung (sog. ‚Tumor‘)
- Schmerz (sog. ‚Dolor‘)
- Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der betroffenen Struktur (sog. ‚Functio laesa‘)
Nicht bei jeder Entzündung treten alle genannten Kardinalssymptome gleichermaßen auf. Begleitet werden Entzündungssymptome von weiteren Immunmaßnahmen wie
Anhand der genannten Symptome können unter anderem Krankheiten klar identifiziert werden. So ist beispielsweise anhand der Höhe der Körpertemperatur Malaria diagnostizierbar.
Eine Entzündung ist nicht gleichzusetzen mit einer Infektion. Mit diesem Begriff bezeichnen Mediziner das Eindringen und die Vermehrung von Erregern wie Viren, die eine Immunreaktion, meist in Form einer Entzündung, hervorrufen. Diese wird anhand der bekannten fünf Symptome ersichtlich. So gilt: Eine Entzündung ist nicht immer eine Infektion, aber eine Infektion geht immer mit einer Entzündung einher.
Gut zu wissen! Entzündungen in der antiken Medizin
Die fünf bereits genannten Symptome einer Entzündung – Rubor, Calor, Tumor, Dolor und Functio laesa – wurden bereits in der Antike vom griechische Arzt Galenus (129–216, auch Galen oder Galenos genannt) erkannt. Geboren wurde er in Pergamon in der heutigen Türkei. Neben seiner enormen Sammlung griechischer Literatur wie Homer erlangte er vor allem Bekanntheit für seine medizinischen Werke: So beschäftigte er sich unter anderem mit Anatomie, Operationen und Pharmakologie. Vor allem seine auf Hippokrates zurückgehende Humorallehre behielt bis ins 17./18. Jahrhundert ihre medizinische Relevanz.
Diese Lehre ging davon aus, dass die menschliche Gesundheit nur dann gegeben war, wenn alle sich im Körper befindlichen Kardinalsäfte – Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim – im Gleichgewicht waren. War dies nicht der Fall, wurde der betreffende Mensch krank. Durch verschiedene Maßnahmen, die von Aderlass über medikamentöse Behandlung bis hin zu Verordnung von bestimmten Diäten reichten, sollte das Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Das Mittelalter hindurch galt Galen als einer der wichtigsten Mediziner sowohl in christlich wie auch arabisch geprägten Weltregionen.
Mehr Informationen zum Thema Blut in diesem Video
Anhand der Blutwerte können Entzündungen im Körper nachgewiesen werden. Doch was steckt dahinter? Dr. Tobias Weigl erklärt im folgenden Video alles Wichtige zu der Körperflüssigkeit, die unablässig durch unseren Körper gepumpt wird.
Mehr Informationen finden Sie zudem auch auf unserer Website im folgenden Artikel:
Entzündung als Teil einer Erkrankung
Entzündungen folgen (wie oben beschrieben) einer gewissen Regelhaftigkeit. Eine Entzündung ist eine Immunantwort auf eindringende Schadstoffe; sie kann dabei auch ein Symptom für weitere Erkrankungen sein. Die folgenden Beispiele beinhalten Erkrankungen, die akute oder chronische Entzündungen zur Folge haben. Diese bilden allerdings nur eine Auswahl eines weiten Krankheitsfeldes ab.
Akute Entzündungen
- Sonnenbrand (sog. ‚Dermatitis solaris‘): Zu viel oder zu starke Lichteinstrahlung – vor allem Sonnenlicht und anderes UV-Licht – kann zu Verbrennungen ersten bis zweiten Grades auf der Haut führen. Diese Verbrennung äußert sich als akute Entzündungsreaktion. Die für Entzündungen typischen Symptome tauchen meist sechs bis acht Stunden nach der intensiven Sonneneinstrahlung auf. Meist verschwindet der Sonnenbrand nach einer Woche.
- Insektenstich: Wenn ein Insekt, etwa eine Wespe oder eine Biene Sie sticht oder beißt, dringt das Gift der Tiere in Ihre Haut ein. Als Reaktion auf die gefährliche Substanz entzündet sich die betroffene Stelle. Zu den gängigen Symptomen eines Insektenstichs gehören Schwellung und Rötung der Einstich- bzw. Bissstelle. Diese schmerzt zusätzlich. Darüber hinaus können Juckreiz, Quaddeln oder rote Punkte auftreten. Dies ist abhängig von dem Tier, das Sie gestochen oder gebissen hat.
- Pickel: Ein Pickel ist nichts anderes als eine verstopfte Hautpore. Hervorgerufen wird dieser durch Talg, den Talgdrüsen produzieren, um die Haut geschmeidig zu halten. Sammeln sich Talg und abgestorbene Hautzellen in einer Pore, können sich Bakterien ansiedeln und es kommt an dieser Stelle zu einer Entzündung. Die Haut bildet an dieser Stelle Eiter aus, um die Bakterien unschädlich zu machen. Von Pickeln sind vor allem junge Menschen in der Pubertät betroffen. Doch auch Erwachsene können aufgrund der Beschaffenheit der Haut, Stress oder einer ungesunden Ernährung Pickel ausbilden.
Primäre chronische Entzündung
Darunter fallen alle Autoimmunerkrankungen. Grundsätzlich gilt, dass im Rahmen solcher Krankheiten das Immunsystem das eigene Körpergewebe als schädlich einstuft und bekämpft.
- Morbus Crohn: Vor allem Menschen zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr erkranken an der Darmkrankheit, deren Status als Autoimmunerkrankung nicht ganz umstritten ist. Während die Ursache unklar ist, sind folgende Symptome typisch für die chronisch-entzündliche Krankheit: Durchfall, Gewichtsverlust, Fisteln, Gelenkschmerzen, Abszesse im Mundraum und rechtsseitige Unterbauchschmerzen. Morbus Crohn taucht in Schüben auf. Patienten, die an Morbus Crohn leiden, haben ein beschädigtes Immunsystem: So kann der Körper Bakterien nur erschwert erkennen und dementsprechend bekämpfen. Dringen Bakterien in den Darm, kommt es zu Entzündungsreaktionen, die das Gewebe lokal schädigen. Diese können sich aber genauso gut auf dem gesamten Verdauungstrakt, zum Beispiel im Mund, ausbilden. Die Krankheit selbst ist zwar nicht heilbar, aber die Symptome sind gut mit Medikamenten zu behandeln.
- Multiple Sklerose (kurz: MS, auch ‚Encephalomyelitis disseminata‘): Diese Erkrankung betrifft das zentrale Nervensystem: Der Körper zerstört selbst seine eigenen Nervenfasern. Die Erkrankung tritt schubartig auf. Zu den häufigsten Symptomen gehören Sensibilitätsstörungen, chronische Erschöpfung (sog. ‚Fatigue‘) sowie eine Sehnervenentzündung (sog. ‚Optikusneuritis‘). Daneben treten weitere Symptome wie ein Intentionstremor, Kopfschmerzen, Depressionen und Gesichtslähmungen (sog. ‚Faszialparese‘) im Zusammenhang mit MS gehäuft auf. Betroffene leiden aufgrund der Zerstörung der Nervenfasern langfristig an verschiedenen Behinderungen, die sie teilweise stark im Alltag und im Leben einschränken. Bisher ist keine Heilung möglich, die Lebenserwartung liegt bis zu 7 Jahre hinter dem Durchschnitt. Prognosen sind schwierig, da der Krankheitsverlauf individuell ist.
- Rheumatoide Arthritis (kurz: RA): Eine RA ist eine chronische, in Schüben auftretende Entzündung der Gelenke. Betroffen sind aber auch das Herz, die Lunge oder das Auge. Die Patienten, die zumeist zwischen 35 und 50 Jahre alt sind, leiden vor allem unter folgenden Symptomen: Nächtliches Schwitzen, Fehlstellungen und Probleme an Händen und Füßen, Morgensteifigkeit, Schmerzen, Sehnenscheidenentzündungen sowie Rheuma-Knoten. In der Medizin ist unklar, was die Ursache für eine Rheumatoide Arthritis ist.
- Diabetes Typ 1: Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Stoffwechselerkrankung. Bei Betroffenen ist der Zuckergehalt im Blut zu hoch. Dies ist eine Folge der durch eine Autoimmunreaktion zerstörten Insulin produzierenden Zellen. Ohne Insulin kann der Glukosegehalt nicht reguliert werden. Da bisher keine Heilung möglich ist, sind Betroffene aufgrund des fehlenden eigenen Insulins immer von Insulinspritzen und der regelmäßigen Überprüfung des Blutzuckers abhängig. Dann gilt es, organische Folgeschäden zu vermeiden, denn: Zu den häufigsten Todesursachen von Diabetespatienten gehören Herzinfarkt und Nierenversagen. Der fehlende Blutzucker äußert sich in mehreren Symptomen. Dazu gehören eine verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, verstärktes Wasserlassen und Wadenkrämpfe. Unklar ist die konkrete Ursache für Diabetes Typ 1. Mediziner nehmen an, dass virale Infekte oder eine genetische Disposition eine Rolle spielen.
Sekundäre chronische Entzündung
- Mandelentzündung (sog. ‚akute Angina tonsillaris‘ bzw. ‚akute Tonsillitis‘): Eine Mandelentzündung ist eine Entzündung der Gaumenmandeln und tritt vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Hervorgerufen wird diese Entzündung durch Viren oder Bakterien. Patienten beklagen häufige unterschiedliche Symptome, die nicht direkt auf die Ursache schließen lassen. Zu den gängigen, unspezifischen Symptomen zählen ein allgemeines Krankheitsgefühl und Fieber, Kopf- und Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen.
- Augenbindehautentzündung (sog. ‚Konjunktivitis‘): Es gibt verschiedene Arten der Entzündung, die von den Ursachen abhängen. Allen gemein sind folgende Leitsymptome: eine Rötung des betroffenen Auges, ein Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit und -scheu, die vermehrte Bildung von Sekret, Brennen und Jucken sowie Schmerzen. Die Ursachen für eine Augenbindehautentzündung können vielfältig sein: Sowohl Viren als auch Bakterien können in Frage kommen. Menschen jeden Alters können davon betroffen sein.
- Bronchitis: Eine Bronchitis kann sowohl akut als auch chronisch auftreten. Dahinter verbirgt sich die Entzündung der Bronchialschleimhaut in den Lungen. Hervorgerufen wird diese durch Viren. In circa 10 Prozent der Fälle können aber auch Bakterien wie Pneumokokken oder Chlamydien ursächlich sein. Häufiges Symptom ist Husten. Zusätzlich klagen Patienten über Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen.
- Parodontitis: Durch bakterielle Ablagerungen an den Zähnen kommt es zu einer Entzündung des Zahnfleisches. Als Folge kann der Zahn nicht mehr richtig vom Zahnfleisch gehalten werden. Der Zahnverlust ist die Konsequenz. Ursachen für die Ansiedlung von Bakterien sind mangelnde Mundhygiene, Zahnstein, hormonelle Umstellungen, genetische Prädispositionen, Rauchen und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus. Eine Zahnfleischentzündung taucht schleichend auf – einige Symptome können jedoch auf eine Parodontitis hinweisen. Dazu gehören Zahnfleischbluten, eine sichtbare Rötung und Schwellung der betroffenen Stelle, Zurückbildung des Zahnfleisches, Kälte- und Wärmeempfindlichkeit der Zähne.
Gerade Menschen, die unter Übergewicht leiden, haben ein erhöhtes Entzündungsrisiko. Die Entzündungsherde liegen im Bauchfett, dessen Fettzellen nicht nur verhältnismäßig groß sind, sondern auch mitverantwortlich sind für die Produktion von Botenstoffen, welche für Entzündungen als Fresszellen eingesetzt werden. Je mehr Bauchfett vorhanden ist, desto mehr entzündungsfördernde Zellen werden freigesetzt. Aufgrund dessen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich eine Entzündung im Bauchraum ausbricht, die durch ihre Nähe zu lebenswichtigen Organen wie der Leber oder dem Herzen, gefährlich werden könnte. Doch nicht nur übergewichtige Menschen sind gefährdet: Alle Menschen haben etwas Bauchfett, selbst wenn es nicht immer sichtbar ist. Mehr Informationen zum Thema Übergewicht finden Sie auch im folgenden Artikel:
In diesem Video erklärt Dr. Tobias Weigl zudem, was Sie gegen Übergewicht tun können – und so Entzündungen vorbeugen!
Wen kann es erwischen?
Eine Entzündung kann jeden Menschen in jedem Alter und von jedem Geschlecht betreffen. Die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen oder Erreger können sich allerdings unterscheiden und hängen von der konkreten Krankheit ab.
Erkrankungen, die einhergehen mit der Entzündung einer bestimmten Körperregion, verweisen schon in ihrer Bezeichnung auf diesen Umstand. Viele dieser Krankheiten beinhalten die Endung -itis. Dies stammt aus dem Griechischen und bedeutet schlichtweg: Entzündung.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Wie bei jedem Arztbesuch erfolgt als erstes die Anamnese, also die Befragung nach Ihrem Befinden. Ihr Arzt wird sich bei Ihnen erkunden, was für Symptome bei Ihnen auftauchen oder auch wie lange Sie sie bereits haben. Ebenfalls relevant ist Ihre eigene Krankengeschichte wie auch die Ihrer Familie. Bereits hier können sich erste Hinweise auf eine Entzündung herausstellen. Hier ist noch mal zu erwähnen, dass die bereits vorgestellten Kardinalsymptome nicht zwingend auftreten! Dennoch ist zunächst auch eine körperliche Untersuchung nötig.
Von besonderer Relevanz der Diagnose ist die Messung der Blutwerte. Diese geben Aufschluss, ob in Ihrem Körper eine Entzündung aufgetaucht ist. Möglich ist dies, weil sich im Laufe einer Entzündung bestimmte Blutwerte verändern. Dazu gehören unter anderem:
- Leukozyten-Konzentration, die erhöht ist
- C-Reaktive Proteine (sog. ‚CRP‘), welche für die Aktivierung der Makrophagen zuständig sind
- Fibrinogen, zur Gerinnungsförderung und somit Wundheilung
Auch die Messung der Körpertemperatur ist hilfreich. Die Höhe kann zum Teil ein konkreter Hinweis auf die Entzündungsart geben!
Gut zu wissen: Verlaufsformen des Fiebers
Mediziner unterscheiden – wie bei den Entzündungen – verschiedene Fieberarten. Diese geben einen Hinweis auf die mögliche Ursache der Entzündung. Es bedarf allerdings immer weiterer Untersuchungen!
Verlaufsformen des Fiebers
Name der Verlaufsform | Charakteristika der Verlaufsform | Beispielerkrankung |
---|---|---|
Continua febris | Temperatur über mehrere Tage über 39 °C, Schwankungen geringer als 1 °C | Epidemisches Fleckenfieber, Brucellose |
Remittierendes Fieber | Stärkere Schwankungen, stets oberhalb der Normaltemperatur | Nasennebenhöhlenentzündung (sog. ‚Sinusitis‘), Harnwegsinfektionen |
Intermittierendes Fieber | Hohe Temperaturen und fieberfreie Phasen im Wechsel im Verlauf eines Tages, Schwankungen um mehr als 1,5 °C | Blutvergiftung (sog. ‚Sepsis‘), Rippenfellentzündung (sog. ‚Pleuritis‘) |
Rekurrierendes Fieber | Fieberschübe über mehrere Tage im Wechsel mit 2–15 Tagen Fieberfreiheit | Malaria, Borreliose, Gallenblasenentzündung (sog. ‚Cholezystitis‘) |
Undulierendes Fieber | Temperaturverlauf wellenförmig, Phasen mit hohem Fieber und fieberfreien Intervallen über mehrere Tage | Morbus Hodgkin, Tumore |
Biphasisches Fieber | Verlaufskurve mit zwei Gipfeln, ähnlich den Höckern eines Kamels | Masern, Meningokokkensepsis |
Viele Entzündungen spielen sich, vor unserem Auge verborgen, im Inneren unseres Körpers ab. Sind bestimmte Gewebestrukturen oder ganze Organe betroffen, muss Ihr behandelnder Arzt diese über bildgebende Diagnoseverfahren untersuchen. Zunächst greift Ihr Arzt üblicherweise auf eine Röntgenaufnahme zurück. Nachteil hier ist allerdings, dass Röntgenaufnahmen kein weiches Gewebe darstellen können, sondern vor allem knöcherne Strukturen. Deswegen nutzen Ärzte auch Ultraschalls zur Darstellung von Organen und Gewebe.
Fakten-Box: Entzündung (sog. ‚Inflammation‘)
Kardinalssymptome
- Rötung (sog. ‚Rubor‘)
- Erwärmung (sog. ‚Calor‘)
- Schwellung (sog. ‚Tumor‘)
- Schmerz (sog. ‚Dolor‘)
- Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit der betroffenen Struktur (sog. ‚Functio laesa‘)
Weitere Symptome
- Fieber
- Schweiß
- Krankheitsempfinden
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
In erster Linie werden Entzündungen kurzfristig auf medikamentösem Wege behandelt. Zu diesem Zwecke verschreibt Ihnen Ihr behandelnder Arzt entzündungshemmende Medikamente (sog. ‚Antiphlogistika‘), die auf drei Arten funktionieren:
- Fieberbekämpfung
- Schmerzbekämpfung
- Hemmung der Kardinalsymptome
Da es sich bei einer Entzündung um eine Abwehrreaktion des Immunsystems handelt, sollte die Gabe von Antiphlogistika ausgewogen vonstattengehen. So sind diese Medikamente in Fällen sinnvoll, wenn zu erwarten ist, dass die Schäden und Folgen für den Körper durch den Entzündungsprozess größer sind als mit der medikamentösen Hemmung.
Zu den häufigsten angewendeten Medikamenten gehören:
Bei Schmerzen besteht die Möglichkeit, schmerzstillende Medikamente zu verschreiben. In vielen Fällen klingt die Entzündung bei genügend Ruhe allerdings von allein ab.
Ausnahmen bilden die bereits vorgestellten Beispielerkrankungen, welche mit einer Entzündung einhergehen. Diese bedürfen zum Teil weitere, erweiterte Maßnahmen, die über eine Medikamentengabe hinausgehen. In der folgenden Tabelle können Sie weiteres darüber erfahren.
Krankheiten, die mit Entzündungen einhergehen
Erkrankung | Therapiemöglichkeiten |
---|---|
Sonnenbrand | - Feuchte Umschläge zur Kühlung, lokale Glucocorticoide in Form von Cremes, Lotionen oder Gels - Bei schwerem Sonnenbrand auch schmerzstillende Mittel wie Diclofenac |
Insektenstich | - schmerzstillende Medikamente |
Pickel | - Abhängig von der Ursache - Allergien: Verzicht allergener Stoffe - Entzündungshemmende Cremes und Lotions - Langfristig: Ernährungsumstellung |
Morbus Crohn | - Medikamente gegen die Schübe sowie gegen die Symptome - Möglichkeit der medikamentösen Dauertherapie |
Multiple Sklerose | - Behandlung auf drei Ebenen (Schubtherapie, Verlaufsmodifikation, symptomatische Therapie) - Medikation mit Glucocorticoiden, Immunsuppressiva - Therapeutische Behandlung durch bspw. Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie |
Rheumatoide Arthritis | - Medikamente als zentrales Element - Cortison bei akuten Schüben |
Diabetes mellitus Typ 1 | - Behandlung mit Insulin - Ausgewogene Ernährung |
Mandelentzündung | - Konservative Maßnahmen mit dem Ziel der Symptomlinderung, bspw. schonen, viel trinken - Schmerzlindernde Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen |
Konjunktivitis | - Symptomlindernde Augentropfen - Medikation abhängig von der eigentlichen Ursache |
Bronchitis | - Konservative Therapie: viel trinken - Medikation gegen den Hustenreiz (sog. ‚Antiussiva‘) |
Parodontitis | - Reinigung der Zahnoberflächen mit örtlicher Betäubung - Chirurgischer Eingriff bei Komplikationen |
Video-Exkurs: Schmerzmitteln im Medikamenten-Check
Sie sind beide beliebte Schmerzmittel: Auch im Zusammenhang mit Entzündungen werden Ibuprofen und Diclofenac gerne verschrieben. Welche Wirkstoffe stecken dahinter und ist die Anwendung dieser Medikamente risikofrei? In seinem Video macht Dr. Tobias Weigl den Medikamenten-Check und gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die beiden Schmerzmittel!
Was kann ich im Falle einer Entzündung tun?
Eine Entzündung ist Teil der Immunabwehr. Ihr Körper arbeitet schwer gegen eindringende Erreger und wendet dafür viel Energie auf. Sie können selbst aktiv werden und Ihren Körper mit einigen einfachen Maßnahmen unterstützen.
Grundlegend ist es, dass Sie sich und Ihrem Körper Ruhe gönnen und sich nicht so viele (anstrengende) Aktivitäten vornehmen. Trinken Sie viel – besonders Wasser und basische Tees. Diese Kräutertees dienen der Entschlackung und unterstützen die Ausscheidung von Abfallprodukten, die durch den Entzündungsprozess entstehen.
Auch hinsichtlich Ihrer Ernährung können Sie etwas tun: Konzentrieren Sie sich auf vital- und nährstoffreiche Nahrung, die das Verdauungssystem schont. Sind die entzündeten Bereiche zugänglich, weil sie beispielsweise die Haut betreffen, können Sie diese zudem kühlen.
Häufige Patientenfragen
Ist eine Entzündung etwas Schlechtes?
Dr. T. Weigl:
Eine Entzündung ist eigentlich eine Antwort des Immunsystems auf äußere Einflüsse, die gefährlich für den Körper sind. Dazu gehören Erreger wie Bakterien wie auch Holzsplitter oder das eindringende Gift einer Wespe. Durch eine Entzündungsreaktion sollen die fremden Substanzen eliminiert werden. Es handelt sich hierbei also um körperlichen Selbstschutz und ist an sich nichts „Schlechtes“. Dies ist auch der Grund, weswegen bei der Behandlung in Bezug auf entzündungshemmende Medikamente wie Cortison Vorsicht angeraten ist. Ist allerdings absehbar, dass im Zuge des Entzündungsprozesses unverhältnismäßig viel Gewebe zerstört wird, verschreibt Ihnen Ihr behandelnder Arzt entsprechende Medikamente, die die Entzündung eindämmen.
Woran erkenne ich eine Entzündung?
Dr. T. Weigl:
Entzündungen lassen sich vor allem an fünf charakteristischen Symptomen festmachen: Schwellung, Schmerz, Rötung, Erwärmung und eingeschränkte Nutzungsfähigkeit der betroffenen Stelle. Diese Kardinalsymptome sind aber nicht zwingend notwendig. Genauso gibt es Entzündungsvarianten, die unspezifisch ohne diese Symptome verlaufen.
Dies führt in einigen Fällen dazu, dass Entzündungen unentdeckt bleiben. Ein Beispiel ist Parodontitis, bei der Betroffene erst spät anhand der Rötung und Schwellung des Zahnfleisches oder dessen Rückgang merken, dass etwas nicht stimmt. Gerade Entzündung innerer Organe sind schwer zu lokalisieren und nachzuweisen!
Steht am Ende einer Entzündung immer eine Heilung?
Dr. T. Weigl:
In vielen Fällen kommt es zur vollständigen Regeneration des Gewebes. Gelingt es dem Körper allerdings nicht die eingedrungenen Substanzen vollständig zu eliminieren, kann keine Heilung eintreten. Stattdessen wird die Entzündung chronisch und somit zu einer dauerhaften Beeinträchtigung. Außerdem gibt es auch Erkrankungen, die von vornherein chronisch verlaufen, z. B. die chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa.
Was ist Cortison?
Dr. T. Weigl:
Cortison ist im Zusammenhang mit der Behandlung von Entzündungen ein häufig genanntes wie auch genutztes Medikament. Dahinter verbirgt sich ein auf das Hormon Cortisol basierender Wirkstoff, welcher der Gruppe der Glucocorticoide zugeordnet werden kann. Es unterdrückt sowohl Aktivitäten des Immunsystems (wirkt also ‚immunsuppresiv‘) und wirkt entzündungshemmend (‚antiinflammatorisch‘). Daher wird es für viele chronisch-entzündliche Erkrankungen, Rheuma-Krankheiten und auch Autoimmunerkrankungen angewendet. Die Anwendung birgt allerdings eine Reihe von Risiken, vor allem im Rahmen von Langzeittherapien. Dazu gehören Veränderungen in der Knochenstruktur, dem Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, der Psyche, dem Immunsystem sowie dem Elektrolythaushalt. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch auf unserer Website in den folgenden Artikeln:
- Das Medikament Cortison gegen Pickel, Neurodermitis, Asthma, Rheuma – Wirkung & Nebenwirkungen
- Cushing-Syndrom – Zu viel Cortison durch ärztliche Behandlung? Symptome | Ursachen | Behandlung
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Tobias Weigl, Andrea Lorenz
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 11.11.2018, zuletzt aktualisiert: 15.12.2018
Quellen
- Véronique Boudon-Millot (2013): Galen. In: Fleet u. a.: Encyclopaedia of Islam, Band 3.
- Wolfgang Uwe Eckart (2005–2012): Humorallehre. In: Enzyklopädie der Neuzeit Online, Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag, Stuttgart.
- Gerd Egger (2005): Die akute Entzündung. Grundlagen, Pathophysiologie und klinische Erscheinungsbilder der unspezifischen Immunität.
- Nicole Schaenzler und Eugen Faist (2011): Versteckte Entzündungen. Wie Sie die gefährlichen Krankmacher aufspüren und entschärfen. Gräfe und Unzer Verlag, München.
- Rainer H. Straub (2018): Altern, Müdigkeit und Entzündungen verstehen. Wenn Immunsystem und Gehirn um die Energie im Körper ringen. Springer-Verlag, Berlin.
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