Auf einen Blick – Bandscheibenvorfall und Laufsport
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
- Verschiebung des Bandscheibenkerns
- in der Regel auf degenerative Prozesse zurückzuführen
- betrifft v. a. Personen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr
Symptome (Auszug)
- stechende Rückenschmerzen
- Sensibilitätsstörungen: z. B. Kribbeln auf der Haut
- Lähmungserscheinungen
Behandlung (Auszug)
- konservativ: Physiotherapie und Schmerzmittel
- operativ: minimalinvasiv vs. invasiv
Wie stehen Laufsport und Bandscheibenvorfall im Zusammenhang?
- Laufen fördert die Nährstoffversorgung der Bandscheiben
- schwache Muskulatur an bestimmten Stellen und falsche Laufbekleidung können jedoch einen Bandscheibenvorfall begünstigen
Tipps
- Bauen Sie vor der Rückkehr ins Training eine gesunde, rumpfstabilisierende Muskulatur auf!
- Beginnen Sie das Training kleinschrittig und gönnen Sie Ihrem Körper ausreichende Regenerationspausen!
- Passen Sie Ihre Laufschuhe und den Laufuntergrund den Bedürfnissen Ihrer Wirbelsäule an!
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenRückenschmerzen sind in Deutschland bekanntlich ein wahres Volksleiden: Circa 85 % der Erwachsenen litten bereits mindestens einmal in ihrem Leben unter den gefürchteten Schmerzen im Kreuz. Bei jährlich etwa 180.000 Menschen liegt die Ursache dafür in einem Bandscheibenvorfall. Zu den Schmerzen und weiteren Symptomen wie Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen, kommt vor allem bei passionierten Hobby-Läufern und Joggern die Sorge hinzu, ob sie ihren Sport künftig an den Nagel hängen müssen. Eine gute Nachricht: Je nach Schweregrad des Bandscheibenvorfalls ist (Lauf-)Bewegung sogar förderlich für den Heilungsprozess. Sie kann sogar auch der Vorbeugung dienen. Wichtig sind dabei allerdings die richtige Lauftechnik, Bekleidung sowie ein geeigneter Untergrund – ansonsten schlägt der positive Effekt schnell in das Gegenteil um!
Im folgenden Artikel erfahren Sie zunächst in Kurzform, was ein Bandscheibenvorfall ist und wie er behandelt wird. Im Anschluss lesen Sie, welche positiven und negativen Effekte der Amateur-Laufsport auf die Bandscheiben hat, wie Sie nach einem Vorfall wieder schonend in das Training einsteigen. Außerdem werden Sie darüber informiert, wie Sie einer (erneuten) Bandscheibenproblematik vorbeugen können.
Dieser Artikel bezieht sich ausschließlich auf das Laufen und Joggen im Freizeitbereich!
Was sind die Bandscheiben?
Die 23 Bandscheiben sind wichtige Bauelemente der Wirbelsäule, die deren 24 stabile Wirbel miteinander verbinden. Dies verleiht dem menschlichen Rücken gleichzeitig Stabilität und Mobilität.
Die halbelastischen, knorpeligen Bandscheiben bestehen aus einem äußeren unempfindlichen Faserring (sog. ‚Anulus fibrosus‘) und einem Gallertkern (sog. ‚Nucleus pulposus‘), der sich geschützt im Inneren dieser Fasermembran befindet. Der gelartige Kern hat ein hohes Wasserbindungsvermögen und hält die Bandscheibe mit dem Wasserdruck unter Spannung.
Mit ihrer Ober- und Unterseite sind die Bandscheiben fest mit den jeweiligen sie umgebenden Wirbelkörpern verwachsen.
Pufferfunktion der Bandscheiben
Die Bandscheiben funktionieren wie eine Art Stoßdämpfer, indem sie die tagtäglichen Belastungen der Wirbelsäule – wie etwa Bewegungen, Erschütterungen und Stöße – abfedern.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Bei einem Bandscheibenvorfall (sog. ‚Diskusprolaps’) kommt es zu einer Verschiebung und einem Flüssigkeitsverlust des Gallertkerns durch Rissbildungen im Anulus fibrosus: Der gallertige Kern – der Nucleus pulposus – dringt durch die Risse in den Faserring ein und wölbt sich vor (Bandscheibenvorwölbung), bis er nach außen vordringt (Bandscheibenvorfall). Hier kann er Druck auf die Nerven am Spinalkanal oder das Rückenmark ausüben und so die typischen Symptome eines Bandscheibenvorfalls hervorrufen.
Mit einem Anteil von ca. zwei Dritteln sind die lumbalen Bandscheiben, also die Bandscheiben der Lendenwirbelsäule, am anfälligsten. Männer sind generell häufiger von einem Diskusprolaps (2:1) betroffen als Frauen.
Die Degeneration der Bandscheiben ist ein natürlicher Prozess und setzt bereits etwa in der zweiten Lebensdekade ein, da sich ab diesem Alter die Blutgefäße der Bandscheiben zurückbilden. Im Zuge dessen verlangsamen sich die Nährstoffversorgung sowie Heilungsprozesse der Bandscheiben zunehmend. Allerdings kommt es längst nicht bei jedem Menschen zu einer Symptomatik.
Wie macht sich ein Bandscheibenvorfall bemerkbar?
Stechende Rückenschmerzen, häufig im Lendenbereich, sind das Hauptsymptom eines Bandscheibenvorfalls. Doch nicht immer können diese einem bestimmten Bereich der Wirbelsäule (Hals-, Brust-, oder Lendenwirbelsäule) zugeordnet werden. Unter Umständen strahlen sie auch in andere Körperteile wie den Nacken, die Beine, die Arme, den Hinterkopf oder das Gesäß aus. In der Regel werden die Schmerzen unter Belastung intensiver.
Je nachdem, in welchem Bereich und mit welcher Intensität Druck auf die Nerven ausgeübt wird, können folgende Symptome zusätzlich auftreten:
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Extremitäten
- Muskelschwäche
- Lähmungserscheinungen
- Ausfall bestimmter Reflexe
- Sexual-, Darm- und Blasenentleerungsstörungen
Ausgeprägte Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen erfordern eine sofortige (operative) Behandlung, um dauerhafte Nervenschäden in Form einer Querschnittslähmung zu verhindern!
Wer ist am häufigsten betroffen?
Generell ist fortschreitendes Alter und die damit zusammenhängende Degeneration der Bandscheiben ein Risikofaktor, wobei die Wahrscheinlichkeit eines Bandscheibenvorfalls im Alter zwischen 30 und 50 Jahren am höchsten ist.
Begünstigt wird die Degeneration durch:
- Übergewicht
- mangelnde Bewegung und langes Sitzen
- Haltungsfehler
- schwere körperliche Arbeit
- sportliche Fehl- und Überbelastung
- Schwangerschaft
- genetische Bindegewebsschwäche
- Unfälle und angeborene Fehlstellungen (selten)
Sie suchen ausführlichere Informationen zu den verschiedenen Formen und Ursachen sowie Diagnostik- und Therapiemethoden eines Bandscheibenvorfalls? In unserem Artikel ‚Bandscheibenvorfall: Sind die Bandscheiben wirklich die Schuldigen? Prolaps Symptome & Behandlung‘ werden Sie fündig.
Oder möchten Sie sich alles rund um den Bandscheibenvorfall direkt von Dr. Dr. Tobias Weigl erklären lassen? In seiner Video-Visite finden Sie beispielsweise praktische Übungen zur Entlastung der Bandscheiben:
Der Bandscheibenvorfall und Laufsport: Ist Laufen schlecht für meinen Rücken?
Generell gilt leichter Sport als sinnvolle langfristige Prävention und unter Umständen auch als Therapiemaßnahme von Rückenbeschwerden. Dabei sollten Sie jedoch, speziell auch in Bezug auf Bandscheibenproblematiken, auf Sportarten verzichten, die abrupte Bewegungen und eine hohe Stoßbelastung erfordern. Dazu zählen beispielsweise Tennis, Badminton, exzessives Krafttraining, Fußball und Reiten.
Wie wirkt sich das Laufen auf die Bandscheiben aus? – Positive Aspekte
Auf der einen Seite ist Laufen förderlich für gesunde Bandscheiben. Das regelmäßige Be- und Entlasten der Wirbelsäule während des Laufens begünstigt gleich einer Pumpe die Nährstoffversorgung der nicht durchbluteten Bandscheiben: Unter Druck wird die Bandscheibe ausgequetscht und so von Stoffwechselabfallprodukten befreit. Lässt der Druck nach, saugt sie sich mit nährstoff- und sauerstoffreicher Gewebsflüssigkeit voll.
Zusätzlich hat der Wechsel von Be- und Entlastung eine massierende Wirkung auf den Gallertkern, der durch die gleichmäßige Bewegung in die Mitte der Bandscheibe gewogen wird.
Negative Aspekte
Auf der anderen Seite kommt es beim Joggen jedoch auch zu einer Stoßbelastung der Bandscheiben. Bereits während des Gehens wirken bei jedem Schritt Kräfte entsprechend des 2-fachen Ihres Körpergewichts auf den Stütz- und Bewegungsapparat ein: Beim Laufen ist es das 3 – 4-fache.
Ist das Laufen der einzige ausgeübte Sport, kommt es zudem vor, dass die Bauch- und Rückenmuskulatur nur unzureichend oder unausgeglichen trainiert ist und während des Joggens schnell ermüdet, sodass sie die Wirbelsäule nicht vor einer Überlastung bewahren kann.
Hinzu kommt, dass einige Hobby-Läufer sich einer falschen Lauftechnik und ungeeignetem Laufequipment bedienen. All diese genannten Faktoren können einen Bandscheibenvorfall begünstigen, auch wenn das Laufen meist nicht der alleinige Auslöser ist.
Wie verhalte ich mich, wenn beim Laufen Symptome auftreten?
Ein Bandscheibenvorfall äußert sich beim Laufen durch stechende Rückenschmerzen, die jeden Schritt begleiten. Je nach Schmerzintensität, versucht der eine oder andere ehrgeizige Sportler, über den Schmerz ‚hinwegzulaufen‘ – Lassen Sie sich bitte nicht dazu hinreißen! Ungeklärte Schmerzen während der Laufeinheit sind immer ein Grund, diese abzubrechen und medizinischen Rat einzuholen.
Treten beim Joggen Rückenschmerzen auf, kann das nämlich neben einem Bandscheibenvorfall eine Vielzahl an anderen Gründen haben. In dem Artikel ‚Rückenschmerzen beim Joggen – Sport ist Mord?‘ können Sie sich einen umfangreichen Überblick verschaffen.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose eines Bandscheibenvorfalls
Wenn Sie aufgrund der anhaltenden Beschwerden einen Termin beim Facharzt, beispielsweise bei einem Orthopäden, antreten, beginnt dieser wie jeder Arztbesuch mit einem Anamnesegespräch. Dabei erkundigt sich der Arzt nach der Art, dem Verlauf und der Lokalisation der Beschwerden und beginnt dann mit der körperlichen Untersuchung, bei der er nach äußerlichen Auffälligkeiten an Ihrer Wirbelsäule und einer möglichen Schonhaltung schaut.
Während des anschließenden Abtastens achtet er auf Verhärtungen der Muskulatur und ein erhöhtes Druck- oder Schmerzempfinden im Bereich der Wirbelsäule.
Bildgebende Verfahren
Auch wenn der Arzt nach der eingehenden Erstuntersuchung wahrscheinlich schon einen Verdacht hat, sind zur zweifelsfreien Diagnose eines Bandscheibenvorfalls bildgebende Verfahren notwendig. Die Magnetresonanztomographie gilt bei diesem Verdacht als Goldstandard. Sie kann mögliche entzündliche und degenerative Prozesse sowie Gewebsverhärtungen abbilden. Ergänzend kommen auch eine CT- oder Röntgenuntersuchung in Frage.
Fakten-Box
Laufsport und Bandscheiben :
- die gleichmäßigen Bewegungen beim Laufen unterstützen den Stoffwechsel der Bandscheiben
- durch unzureichende Muskulatur, schlechte Laufschuhe oder Bekleidung können die Bandscheiben jedoch beschädigt werden
Mögliche Symptome:
- stechende Rückenschmerzen mit ggf. Ausstrahlung in Beine, Nacken, Arme, Gesäß und Hinterkopf
- Sensibilitätsstörungen
- Muskelschwäche
- Ausfall von Reflexen
- Störungen der Sexualfunktion sowie der Darm- und Blasenentleerung
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls
Die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls erfolgt in 90 % der Fälle konservativ, also ohne Operation. Dabei steht zur Linderung der akuten Beschwerden die medikamentöse Schmerztherapie im Vordergrund. Dazu können Präparate wie Ibuprofen verordnet werden.
Um die dadurch erzielte Schmerzfreiheit längerfristig zu erhalten, kommen zusätzlich folgende konservative Methoden in Frage:
- Physiotherapie: Hier stehen die Stärkung der Rückenmuskulatur und Mobilisierung der Wirbelsäule im Vordergrund. Auch Wärmeanwendungen und Massagen unterstützen den Heilungsprozess.
- Ergotherapie: Im Rahmen der Ergotherapie erlernen Sie rückenschonende Bewegungsabläufe und Körperhaltungen.
- periradikuläre Therapie: Bei diesem Verfahren wird mittels einer Spritze ein Lokalanästhetikum und/oder ein Steroid in den betroffenen Nerv injiziert.
Wann eine OP unumgänglich ist
Bei einem Großteil der Patienten kann der Bandscheibenvorfall erfolgreich konservativ behandelt werden. Es gibt jedoch zwei Fälle, bei denen eine Operation zwingend erforderlich ist.
Zum einen erfordern starke Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen eine schnellstmögliche operative Intervention. Ansonsten droht die Gefahr einer Querschnittslähmung.
Zum anderen kommt es bei einigen Patienten vor, dass trotz konsequenter konservativer Therapie keine Schmerzminderung eintritt. Spätestens nach ca. acht Wochen wird in solch einem Fall eine Operation in Betracht gezogen.
Operationsmethoden
Es gibt eine Vielzahl an OP-Methoden, die zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls möglich sind. Sollte bei Ihnen eine Operation erforderlich sein, wird Sie der Arzt ausführlich über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Möglichkeit aufklären und eine individuelle Empfehlung aussprechen. Zur Verfügung stehen zum Beispiel:
minimalinvasive Techniken:
- Mikrochirurgie: Über einen kleinen Hautschnitt werden ein feines Operationsmikroskop und spezielle OP-Instrumente in den Wirbelkanal eingeführt und das Bandscheibengewebe von dem betroffenen Nerv entfernt.
- endoskopische Chirurgie: Das Verfahren ähnelt dem mikrochirurgischen, es wird nur statt des Mikroskops ein Endoskop, das eine Videokontrolle ermöglicht, eingeführt.
- Chemonukleolyse: Ein injiziertes Enzym verflüssigt das Bandscheibengewebe, das anschließend abgesaugt werden kann.
invasive Techniken:
- offene Bandscheiben-OP: Der Wirbelkanal wird chirurgisch geöffnet und der Bandscheibenvorfall behandelt. Diese Methode stellt einen größeren Eingriff als die minimalinvasiven Techniken dar und wird inzwischen seltener durchgeführt.
- Einsetzen künstlicher Bandscheiben: Eine größere OP-Öffnung ist auch dann erforderlich, wenn eine künstliche Bandscheibenprothese eingesetzt werden soll.
Laufen nach dem Bandscheibenvorfall – Wann und wie kann ich wieder mit dem Training beginnen?
Für passionierte Jogger und Hobby-Läufer kommt neben den körperlichen Beschwerden auch stets die Sorge hinzu, ob und wann sie den Laufsport wiederaufnehmen können. Natürlich lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten, da der Heilungsverlauf von Patient zu Patient verschieden ist. Wichtig ist, dass Sie immer Rücksprache mit ihrem Arzt/Ihrer Ärztin halten und insbesondere auch auf Ihr eigenes Schmerzempfinden achten.
In Allgemeinen dauert die Behandlung eines akuten Bandscheibenvorfalls um die 6 – 8 Wochen. Nach dem operativen Einsetzen einer Prothese müssen Sie mit ca. 3 Monaten rechnen. In dieser Zeit sollten Sie auf Joggen und Laufsport verzichten. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie strikte Bettruhe halten müssen.
Vorbereitende Übungen
Im Gegenteil dazu sind sanfte Bewegung und ein schrittweiser Kraftaufbau die wichtigsten Voraussetzungen für eine anschließende Rückkehr in das Lauftraining. Idealerweise unterstützt Sie dabei ein Physiotherapeut/eine Physiotherapeutin und zeigt Ihnen zunächst leichte Übungen zur Aktivierung und Stabilisierung der Wirbelsäule. Diese können Sie im Alltag durch Spazieren oder Walken ergänzen.
Nach dieser ersten Aktivierungsphase werden Sie im Rahmen der physiotherapeutischen Behandlung ein leichtes Krafttraining zur Stärkung der Rumpfmuskulatur aufnehmen. Das ist besonders wichtig, um die Bandscheiben dauerhaft zu entlasten und zu stabilisieren.
Hören Sie gut auf Ihren Körper und führen Sie nur Übungen aus, bei denen Sie schmerzfrei sind.
Wiedereinstieg in das Lauftraining
Nach ein paar Wochen, vielleicht auch Monaten, ist es dann häufig soweit: Das konsequente Aufbautraining hat sich ausgezahlt und Sie bekommen vom Arzt das Go, wieder mit dem Laufen zu beginnen. Auch hier ist es sinnvoll, den Trainingsplan mit physiotherapeutischer Beratung zu erstellen. Was gilt es nun zu beachten?
Grundsätzlich ist eine sehr kleinschrittige Steigerung der Trainingsbelastung sinnvoll, um einer Ermüdung der aufgebauten Bandscheiben-stützenden Muskulatur und einer Überbelastung der Wirbelsäule vorzubeugen. Ausreichende Pausen von mindestens einem Tag, sowohl während der Trainingseinheit in Form von Gehintervallen, als auch zwischen den einzelnen Einheiten unterstützen den sanften Wiedereinstieg.
Wie kann ich einem (erneuten) Bandscheibenvorfall beim Laufen vorbeugen?
Der Wiedereinstieg ist geglückt, doch wie erhalten Sie diesen Erfolg aufrecht? Oder sind Sie bisher sogar noch von einem Bandscheibenvorfall verschont geblieben? In jedem Fall können Sie von den folgenden Tipps für schmerzfreien Laufspaß profitieren:
- 1. Krafttraining beibehalten: Bleiben Sie mit den Kraftübungen auch nach der Anfangsphase am Ball und bauen Sie diese dauerhaft mehrmals wöchentlich in das Training ein.
- 2. Lauftechnik: Achten Sie genau auf die Qualität der Ausführung. Lassen Sie sich die richtige Lauftechnik professionell erklären, um Über- und Fehlbelastungen der Bandscheibe und anderer beteiligter Strukturen zu vermeiden.
- 3. Laufschuhe: Im Sinne Ihrer Gesundheit lohnt es sich, in hochwertige Laufschuhe zu investieren, da diese mit ihrer starken Polsterung die Wucht auf die Bandscheiben abfedern können.
- 4. Laufuntergrund: Wer im Alltag schnell eine Runde Joggen möchte, kann sich seinen Laufuntergrund je nach Wohnlage nicht immer aussuchen. Probieren Sie dennoch, weitestgehend harte Untergründe wie Asphalt zu meiden und den Großteil der Strecke auf Park-, Waldböden o. ä. zurückzulegen.
- 5. bandscheibenfreundlicher Alltag: Bauen Sie das neue Wissen um die rückenschonende Bewegung auch in den Alltag ein. Gewöhnen Sie sich richtiges Heben und Tragen (aus der Hocke) an und vermeiden Sie starke einseitige Belastung. Auch ein ergonomischer Bürostuhl und eine ausbalancierte Matratze entlasten die Bandscheiben.
Aktuelle Forschung – Leiden Läufer vermehrt unter Rückenbeschwerden?
In diesem Artikel haben wir festgestellt, dass Laufen einen positiven Effekt auf die Rückengesundheit haben kann. Bei beispielsweise falscher Lauftechnik oder Ausrüstung kann es jedoch auch zu negativen Auswirkungen kommen. In der folgenden Metaanalyse wurde daher untersucht, ob die Wahrscheinlichkeit, an Rückenschmerzen im unteren Rücken zu leiden, bei Läufern gleich, höher oder geringer ist als bei Nicht-Läufern.
Zu diesem Zweck wurden die Aussagen von 19 Studien ausgewertet und miteinander verglichen.
Eindeutiges Ergebnis
Die Studienleiter kamen dabei zu dem eindeutigen Ergebnis, dass es bei Läufern eine geringere Anzahl an bestehenden und neuaufgetretenen Fällen von Rückenschmerzen gibt, als von anderen Laufsport-assoziierten Krankheiten und als in der nicht-laufenden Bevölkerung. Risikofaktoren, die dennoch in wenigen Fällen zu Rückenschmerzen führten, sind laut der Studie:
- Laufen für mehr als sechs Jahre
- Body-Mass-Index über 24
- höhere Körpergröße
- kein ergänzendes Kraft-, Koordinations-, oder Beweglichkeitstraining
- Beinlängenunterschied
- fehlende Gesäß- und Rückenflexibilität
Fazit
Aufgrund der ermittelten Daten kamen die Studienleiter zu dem Schluss, dass Laufen – unter Ausschluss der Risikofaktoren – zur Prävention von Schmerzen im unteren Rücken beitragen könnte.
Quelle: Filippo Maselli u. a. (2020): Prevalence and incidence of low back pain among runners: a systematic review. In: BMC Musculoskelet Disord. 21 (1).
Häufige Patientenfragen
Warum sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Bandscheibenvorfalls nach dem 50. Lebensjahr wieder?
Dr. Dr. T. Weigl:
Da ein Bandscheibenvorfall auf degenerative Prozesse zurückzuführen ist, scheint es zunächst unlogisch, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Bandscheibenvorfall ab einem gewissen Alter wieder sinkt. Die Erklärung ist jedoch ganz einfach: Durch den voranschreitenden Degenerationsprozess verliert der Gallertkern so viel an Flüssigkeit und damit an Volumen, dass er nur noch seltener hervortritt.
Kann ich die Gesundheit meiner Bandscheiben durch die Ernährung beeinflussen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Ja, Sie können Ihre Bandscheiben vor allem durch ausreichendes Trinken unterstützen, da diese, mangels Anschluss an den Blutkreislauf, auf eine Nährstoffversorgung durch die umliegende Körperflüssigkeit angewiesen sind. Im Umkehrschluss sollten Sie deshalb auf entwässernde Lebensmittel wie Kaffee verzichten. Natürlich ist eine ausgewogene Ernährung trotzdem keine Garantie dafür, ein Leben lang von einem Bandscheibenvorfall verschont zu bleiben.
Woran erkenne ich einen guten Laufschuh?
Dr. Dr. T. Weigl:
Um den richtigen Laufschuh für Sie und Ihren Rücken zu finden, lassen Sie sich am besten kompetent und persönlich beraten. Ein paar allgemeine Tipps:
- Besprechen Sie sich vor dem Kauf mit Ihrem Orthopäden.
- Kaufen Sie die Schuhe am späten Nachmittag, da sich der Fuß im Laufe des Tages um bis zu 1 cm ausdehnt.
- Lassen Sie das Verkaufspersonal Ihre alten Laufschuhe begutachten, dieses kann daraus Schlüsse über Ihren Laufstil ziehen.
- Kaufen Sie ausreichend große Schuhe (in der Regel eine halbe Größe größer als die Straßenschuhe).
Was ist der Unterschied zwischen einem Bandscheibenvorfall und einem Hexenschuss?
Dr. Dr. T. Weigl:
Ein plötzlicher, stechender Schmerz im Rücken – dieses Symptom haben Hexenschuss und Bandscheibe gemein. Allerdings ist die Ursache für diesen Schmerz jeweils eine andere. Während er beim Hexenschuss von verkrampften Muskeln oder blockierten Nerven herrührt, werden die Beschwerden eines Bandscheibenvorfalls durch die Reizung der Spinalnerven hervorgerufen. Abgesehen davon, dass ein Hexenschuss so gut wie nie operativ versorgt werden muss, gleicht sich auch die konservative Behandlung der beiden Krankheitsbilder und umfasst beispielsweise Physio- und Wärmetherapie sowie den Einsatz von Schmerzmedikamenten wie Ibuprofen.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Clara Spottke
Lektorat: Rabea Niehues
Hochgeladen am: 11.01.2021
Quellen
- Filippo Maselli u. a. (2020): Prevalence and incidence of low back pain among runners: a systematic review. In: BMC Musculoskelet Disord. 21 (1).
- Neurologen und Psychiater im Netz: Was ist ein Bandscheibenvorfall? In: neurologen-und-psychiater-im-netz.org.
- A. Zimmer, W. Reith (2014): Diagnostik und Therapie des Bandscheibenvorfalls. In: Der Radiologe 54, S. 1082–1086.
- P. Zimmer, H.-J. Appell (2020): Funktionelle Anatomie des Bewegungsapparates. In: Funktionelle Anatomie, S. 27–104. Springer-Verlag, Berlin.
Nils E.
28.10.2022 17:11Vielen Dank für diesen Beitrag über Laufsport beim Bandscheibenvorfall. Interessant, dass zur Feststellung des Bandscheibenvorfalls u.U. auch Röntgen eingesetzt wird. Ich hatte einen Unfall und es besteht ein Verdacht auf Bandscheibenvorfall, hoffentlich kann ich aber bald wieder laufen gehen.
gerhard keller
25.04.2024 09:34Ich bin seit 50 Jahren Langstreckenläufer und laufe mit 77 Jahren noch 3 x in der Woche jeweils 12 km. Vor einigen Wochen tauchte plötzlich aus dem Nicht ein fadenförmiger Schmerz an der Außenseite des re. Oberschenkels auf. Es zeigten sich alle Symptome des sogenannten Piriformis-Syndroms, das ich mit Streck-, Beuge- und anderen Verrenkungsübungen unter anderem den (esoterischen – weil „nachhaltig und ganzheitlich“-) Anleitungen des Marktführers Liebscher/Bracht in eine schier unerträgliche Schmerepisode steigerte, die nur noch temporär mit Paracetamol gedämpft werden konnte. Diese Pseudomedizinischen nicht evidenzbasierten „Hilfsangebote“ führten zusätzlich zu Schmerzen am Schienbeinmuskel und zur Verhärtung der Wade. Ich habe eine regelrechte Wut auf diese Scharlatane im Youtube-Kanal.
Das Kuriose an der Sache. Wenn ich auch unter Schmerzen mit dem 12-km-Lauf starte, so bin ich nach kurzer Zeit total schmerzfrei und nach dem Lauf hält dieser schon fast als euphorisch zu bezeichnende Zustand bis zu 8 Stunden an.
Ich übe mich in Geduld.