„Eine Brustenge ist das wichtigste Symptom einer Koronaren Herzkrankheit. Männer sind viermal so häufig von der sogenannten Angina pectoris betroffen als Frauen.“ — Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenDas Gefühl, zu ersticken; ein Enge in der Brust, die nach maximal zehn Minuten vergeht. Dahinter verbirgt sich die Brustenge (sog. ‚Angina pectoris‘): Bei der Brustenge handelt es sich um das Hauptsymptom einer Koronaren Herzkrankheit (kurz: KHK). Dies zeichnet sich durch ein Schmerzgefühl hinter dem Brustbein aus, das viele auch als Druck- oder Schweregefühl beschreiben. Die Mediziner kennen verschiedene Varianten der Angina pectoris. Die Ursache ist häufig eine Verengung der Arterien im Herzen (sog. Herzkrankzgefäße). Dadurch ist die Sauerstoff- und Blutversorgung nicht mehr gewährleistet und es kann zu einem Herzinfarkt kommen.
Die Diagnose erfolgt auf Grundlage verschiedener Messungen des Herzens und seiner Gefäße durch Elektrokardiographie (EKG) oder anderer Verfahren wie Transösophageale Echokardiografie (TEE). Betroffene werden zumeist mittels Medikamente wie Nitrate behandelt. In einigen Fällen sind auch chirurgische Eingriffe wie einer Bypass-Operation ratsam.
Was ist Angina pectoris?
Waldemar aus unserem Beispiel könnte von einer Angina pectoris betroffen sein. Worum handelt es sich dabei? Die beiden Begriffe stammen aus dem Lateinischen und bedeuten „Enge“ (lat. angor) und „Brust“ bzw. „Herz“ (lat. pectis). Das im Deutschen als Brustenge bezeichnete Symptom bezieht sich auf einen zumeist hinter dem Brustbein (also ‚retrosternal‘) auftretenden Schmerz.
Unterschiedliche Arten der Angina
Der Schmerz kann auf zwei Arten auftreten:
- stabile Angina pectoris: Der retrosternale Schmerz taucht mit gleicher Intensität mehrfach im Rahmen von Anfällen auf. Diese Schmerzen dauern in der Regel mehrere, maximal zehn Minuten. Eine stabile Angina pectoris wird ausgelöst durch körperliche oder psychische Belastungen, bspw. Stress oder Kälte.
- instabile Angina pectoris: Eine instabile Angina pectoris unterscheidet sich dadurch von der stabilen Variante, dass die Beschwerden nicht gleichbleiben, sondern in den Punkten Dauer und Intensität zunehmen. Auch ist keine Belastung der Auslöser für den Anfall: Stattdessen tritt eine instabile Brustenge bei geringer Belastung oder völliger Ruhe ein.
Die beiden Arten der Brustenge sind allerdings nicht in sich abgeschlossen: So kann sich eine instabile Angina pectoris aus einer stabilen Verlaufsform entwickeln.
Neben der stabilen und instabilen Brustenge gibt es noch weitere Kategorisierungen:
- Kälteangina: Auslöser ist Kälte. Grund ist, dass kalte Temperaturen die Blutgefäße verengen.
- Prinzmetal-Angina (sog. ‚vasospastische Angina pectoris‘): Die bekannten Symptome einer Brustenge treten belastungsunabhängig auf.
- Walk-through-Angina: Anders als bei den anderen Versionen nimmt die Brustenge im Laufe einer belastenden Tätigkeit ab und ist somit zu Beginn der Belastung am stärksten.
Achtung!
Neben psychischer und physischer Belastungen kann auch das Roemheld-Syndrom als Auslöser von Brustenge in Frage kommen. Durch Gasansammlungen in Darm und Magen wird das Zwerchfell nach oben gedrückt. Ursachen für die Gasbildung sind unter anderem blähende und üppige Mahlzeiten, Laktose- wie auch Fruktoseintoleranz sowie funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt oder der Gallenblase. Als Folge kommt es so unter anderem zur Brustenge, aber auch Schwindel und Angstzustände sind Symptome.
Die Symptome
Brustenge wird als brennender oder schneidender Schmerz charakterisiert. Viel eher beschreiben Betroffene diesen als Schmerz in der linken Brusthälfte, welcher einhergeht mit einem Gefühl der Enge, Druck und Schwere. Patienten lokalisieren den Schmerz hinter dem Brustbein (sog. ‚retrosternal‘). Die Schmerzen können häufig in den linken Arm, Hals, Unterkiefer, Oberbauch oder Rücken ausstrahlen. Darüber hinaus kann das Gefühl zu ersticken, dazu kommen. Während eines Anfalls, der maximal zehn Minuten dauert, empfinden Betroffene daher Unruhe und Angst.
Stadieneinteilung der stabilen Angina pectoris
Zur Einordnung der Symptome und ihrer Intensität hat die Canadian Cardiovascular Society eine Einteilung in Grade vorgenommen. Innerhalb der Medizin wird diese Einteilung auch CCS-Klassifikation genannt.
- Grad 0: asymptomatische Ischämie, also eine verminderte Durchblutung der Arterien im Herzen
- Grad I: Auftreten der genannten Beschwerden nach schwerer körperlicher Belastung
- Grad II: Auftreten der Symptome im geringen Umfang und bei normaler körperlicher Belastung
- Grad III: Erweiterte Symptome bei normaler körperlicher Betätigung
- Grad IV: Auftreten der Symptome bei wenig Belastung bzw. völliger Ruhe
Ursachen einer Angina Pectoris
Die eigentliche Ursache einer Brustenge ist eine Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße (der sog. ‚Koronararterien‘). Diese bestehen aus einer rechten und linken Koronararterie und dienen der Versorgung des Herzens unter anderem mit Blut und Sauerstoff. Bei einer Brustenge ist diese Versorgung durch verengte Arterien gestört (dies ist die sog. ‚Stenose‘). Durch diese Verengung können nicht mehr genügend Blut und Nährstoffe durch den Körper gepumpt werden. Problematisch wird dies vor allem in Situationen, in denen das Herz deutlich mehr Sauerstoff benötigt – also eben z. B. bei körperlicher Belastung.
Es gibt vor allem drei Ursachen für eine Verengung der Koronararterien:
- Arteriosklerose: Darunter versteht die Medizin die Einlagerung von Fetten an der Arterienwand. Dadurch wird das Blutgefäß enger, wodurch der ungehinderte Durchfluss von Blut erschwert wird. Um das Blut dennoch weiterpumpen zu können, braucht das Herz mehr Sauerstoff. Die Konsequenz ist die Angina pectoris.
- Koronarspasmen: Kommt es zu Krämpfen, verengen sich die Koronararterien ebenfalls. Diesen Vorgang nennt man Koronarspasmen. Wie bei der Arteriosklerose kann nicht mehr vernünftig Blut durch die verengten Arterien gepumpt werden. Körperliche Anstrengung, aber auch Kälte oder Stress können solche Krämpfe auslösen.
- Hormonelle Überproduktion: Gerät der Körper unter Stress oder körperliche Belastung, produziert er Stresshormone wie Adrenalin. Diese wiederum führen dazu, dass das Herz leistungsschneller arbeitet – und erneut wesentlich mehr Sauerstoff braucht.
Achtung!
Allergische Reaktionen können im Rahmen des Kounis-Syndroms ebenfalls zu einer Angina pectoris führen. Histamine, die im Zusammenhang mit Entzündungen eine wesentliche Rolle spielen, sowie verschiedene Zellenarten sind Teil des Kounis-Syndroms. Ihre Freisetzung können unter anderem die Verengung der Blutgefäße zur Folge haben.
Angina pectoris als Leitsymptom der Koronaren Herzkrankheit
Brustenge spielt vor allem Leitsymptom für eine Koronare Herzkrankheit (kurz: KHK) eine besondere Rolle. Darunter verstehen wir die Ablagerung und Verhärtung der Koronararterien und -venen. Diese befinden sich kranzförmig (daher ‚koronar‘, von lat. corona ‚Kranz, Krone‘) um das Herz. Da diese Gefäße für die Versorgung des Herzens zuständig sind, handelt es sich bei einer KHK um eine ernstzunehmende Erkrankung.
Brustenge bildet hierbei ein deutliches Symptom und Anzeichen für eine KHK! In diesem Zusammenhang tritt sie mit den bereits genannten Symptomen wie Atemnot, Angst und Schweißausbrüchen auf.
Die Ursache für eine Koronare Herzkrankheit ist zumeist die Verkalkung und Verengung der Arterien bei einer Arteriosklerose.
Mehr Informationen zur Angina pectoris und der KHK in diesem Video
Was ist eine Arteriosklerose genau? Was hat die Koronare Herzkrankheit mit einem Herzinfarkt zu tun? Wichtige Grundlagen und Wissenswertes zum Thema erklärt Dr. Tobias Weigl im großen Interview!
Exkurs: Arterien
Die bei einer Angina pectoris betroffenen Arterien sind Teil des eines komplexen Austauschsystems innerhalb des Körpers: Das Herz pumpt das Blut durch Lungen und Körper. Dabei nimmt es in den Lungen Sauerstoff auf und gibt ihn im Körper ab. Das Herz dient hierbei als eigentlicher Motor. Es treibt das Blut durch die Blutgefäße. Diese unterscheiden Mediziner hinsichtlich ihrer Funktion und ihres Aufbaus.
Arten von Blutgefäßen
- Arterien: Innerhalb der Arterien läuft das sauerstoffreiche (das sog. ‚arterielle‘) Blut weg vom Herzen. Je weiter weg vom Herzen, desto kleiner werden die Gefäße. Eine besondere Funktion haben die nächstkleineren Arteriolen: Sie nehmen Druck aus dem Blutfluss, bevor die Flüssigkeit in den Kapillaren ankommt.
- Blutkapillare: Blutkapillare sind dafür zuständig, den Gas- und Stoffaustausch zu gewährleisten. Aufgrund der hohen Querschnittsfläche fließt das Blut durch sie vergleichsweise langsam.
- Venen: Venen sind schließlich dafür da, dass das sauerstoffarme (das sog. ‚venöse‘) Blut wieder zurück zum Herz gelangt. Je näher sie dem Organ kommen, desto größer werden diese – also andersrum als die Arterien.
Neben den Blutgefäßen existieren noch die Lymphgefäße: Während des Stoffaustauschs über die Blutgefäße tritt Flüssigkeit in das Gewebe aus. Diese Flüssigkeit wird von den Lymphgefäßen aufgefangen, sodass sie wieder in den ursprünglichen Blutkreislauf zurückgeführt werden kann.
Aufbau der Arterien
Alle vorgestellten Blutgefäße sind ähnlich aufgebaut: So bestehen auch Arterien von innen nach außen aus drei Schichten:
- Intima: Die auch Tunica intima genannte Schicht besteht unter anderem aus platten Zellen und elastischen Fasern. Sie reguliert die Blutgerinnung, die Gefäßweite und die Adhäsion. Das ist die Anhaftung von Thrombozyten, also Blutplättchen.
- Media: Die Tunica media ist eine Muskelschicht aus glatter Muskulatur und spielt eine wichtige Rolle in Bezug auf den Gefäßwiderstand.
- Adventitia: Die dritte Schicht besteht aus Bindegewebe aus elastischen Fasern. Sie verbindet das Blutgefäß mit dem umliegenden Gewebe und Gefäßen. Zusätzlich finden sich in der Adventitia auch Nerven sowie weitere Lymph- und Blutgefäße, die der Versorgung dienen.
Je nach Blutgefäß und seiner Funktion sind die drei Schichten unterschiedlich dick. Bei Arterien ist beispielsweise die Media besonders stark ausgeprägt, da Arterien einem hohen arteriellen Druck standhalten müssen. Aufgrund dieser Besonderheit gibt es ein ausdifferenziertes System von Arterientypen:
- Elastischer Typ: Die Media besteht vor allem aus elastischen Fasern und weniger aus Muskulatur. Sie befinden sich vor allem in der Nähe des Herzens und dienen unter anderem der Speicherung von durch das Herz erzeugten Energie.
- Muskulärer Typ: Die herzfernen Arterien sind vor allem mit glatter Muskulatur ausgestattet, um im Sinne eines Widerstandsgefäßes den Gefäßwiderstand zu regulieren. Dies dient einer unverzüglichen Weiterleitung des Blutes.
Die Koronararterie gehören zur Kategorie des elastischen Typs.
Weitere Informationen zum Thema Blut und Blutkreislauf finden Sie auch in einem eigenen Artikel zum Thema.
Wer ist davon betroffen?
Grundsätzlich erkranken eher Menschen zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr an Angina pectoris. Viele ältere Menschen gehören zu den Betroffenen. Vor dem 30. Lebensjahr gibt es sehr wenige Fälle.
Männer weisen viermal häufiger das Symptom auf als Frauen. Mediziner gehen davon aus, dass weibliche Geschlechtshormone wie Östrogen schützend wirken.
Abgesehen davon gibt es eine Reihe von Menschen, die aufgrund von Lebensumständen oder Vorerkrankungen eine Arterienverengung und somit eine Angina pectoris erleiden. Zu diesen Risikofaktoren gehören:
- Übergewicht
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Bluthochdruck
- zu hoher Cholesterinspiegel
- wenig Bewegung
- Nikotin
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Zunächst steht im Zentrum Ihres Arztbesuchs das Patientengespräch (sog. ‚Anamnese‘). Ihr Arzt wird zunächst Fragen zu Ihrer eigenen Patientengeschichte, aber auch über Auffälligkeiten innerhalb der Familie stellen. Von besonderer Bedeutung sind die Fragen zu den Risikofaktoren: Rauchen Sie? Haben Sie Bluthochdruck? Passiert Ihnen das öfter? Sind Sie übergewichtig?
Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung stehen körperliche Hinweise auf eine Arteriosklerose im Fokus. So wird Ihr Arzt Ihre Herzgeräusche mit einem Stethoskop hören wollen. Im Falle einer Brustenge können durch die Sklerose ausgelöste Geräusche gehört werden. Ihr Arzt wird zudem Ihre Leber und Beine abtasten: Erstere vergrößert sich bei einer Herzschwäche, letztere bilden Ödeme aus.
Es folgt eine detaillierte Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems im Rahmen einer Elektrokardiographie (kurz: EKG). Ziel ist es, herauszufinden, wie das System auf verschiedene Belastungsphasen reagiert. So wird ein EKG bei völliger Ruhe und bei Belastung vorgenommen. Bei einer stabilen Angina pectoris ergeben sich beim Ruhe-EKG keinerlei Auffälligkeiten. Bei einem Belastungs-EKG müssen Sie zunächst kontrolliert ihren Körper belasten. Sie setzen sich also auf ein Fahrrad-Ergometer oder ein entsprechendes Laufband. Währenddessen misst Ihr Arzt mittels einer sogenannten 12-Kanal-EKG-Ableitung Blutdruck und Herzfrequenz. Während der Untersuchung wird die Belastung schrittweise gesteigert, bis Ihre maximale Herzfrequenz erreich wird.
Gut zu wissen!
Ihre maximale Herzfrequenz ergibt sich aus folgender Formel:
Maximale Herzfrequenz = 220 – Ihr Alter
Stellt Ihr behandelnder Arzt während der Belastung eine geringere Versorgung Ihres Herzmuskels mit Blut fest (eine sog. ‚Myokardischämie‘), ist das ein Zeichen für eine stabile Angina pectoris.
Bildgebende Untersuchungen ermöglichen einen genaueren Blick auf das Herz
Weitere Diagnoseverfahren stützen sich auf bildgebende Maßnahmen, die einen Blick auf das Herz ermöglichen.
- Stress-Echokardiographie: Das auf Ultraschall basierende Verfahren nimmt das Herz während einer Belastung in den Blick. Sie als Patient werden mittels Fahrradergonometrie oder Medikamenten in eine Belastungssituation gebracht.
- Kardio-Computertomographie: Ein CT arbeitet mit Röntgenstrahlen. Ziel der Untersuchung sind Schnittbilder, die ein dreidimensionales Bild des Herzens ergeben.
- Kardiale Magnetresonanztherapie: Ein MRT ist sowohl vom Herz und den Gefäßen im Ruhezustand als auch unter Belastung möglich. Letztere ist unter dem Begriff Dubutamin-Stress-MRT entscheidend zur Diagnostik einer Arterienverengung.
Neben dieser Verfahren existieren weitere, invasive Verfahren. Eines davon ist beispielsweise die Koronarangiografie. Mittels eines speziellen Kontrastmittels kann der Innenraum der Koronararterien sichtbar gemacht werden. Dafür wird Ihnen ein Linksherzkatheter eingesetzt, über welchen das Kontrastmittel in den umliegenden Arterien verteilt wird. Anschließend werden Sie geröntgt. Das Bild ist sehr zuverlässig, was die Aussagekraft angeht. Wie bei allen chirurgischen Eingriffen birgt auch die Koronarangiografie Risiken wie Komplikationen am Gefäß oder die Unverträglichkeit des Kontrastmittels.
Fakten-Box: Angina pectoris
Frauen: Männer 1:4
Zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr
Symptome
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einer Angina pectoris zu begegnen. Sowohl ein medikamentöser wie auch chirurgischer Einsatz sind denkbar. Zuvor allerdings gilt es auf konventionellem Wege, die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls zu verringern. Wichtig ist hierbei die Betrachtung und Veränderung des Lebenswandels. Viele Risikofaktoren können Sie selbst ausschließen. Zu diesen Möglichkeiten gehören eine Gewichtsreduktion sowie eine ausgewogene Diät, die den Stoffwechsel anregt. Verzichten Sie zudem auf Rauchen. Erlaubt sind hingegen ein moderater Alkoholkonsum – ein Glas Wein beziehungsweise ein Bier am Tag – sind sogar hilfreich.
Kurzfristig steht die symptomatische Behandlung im Vordergrund. Als ein wirksames Mittel haben sich Nitrate herausgestellt. Diese Substanzen helfen sofort, da diese die verengten Gefäße erweitern können. Dadurch kommen wieder genügend Blut und Sauerstoff dort an, wo sie sollen. Weitere, langfristige medikamentöse Maßnahmen sind beispielsweise Nitrate mit verzögerter Wirkung, Betablocker und Kalziumantagonisten.
Ursache behandeln: verkalkte Gefäße erweitern
Über einen chirurgischen Eingriff kann die Ursache hinter der Brustenge, die verkalkten Blutgefäße, erweitert werden. Hierfür kennt die Medizin vor allem zwei Methoden:
- Angioplastie: Dieses Verfahren ist für kurze, verengte Abschnitte der Koronargefäße sinnvoll. Die durch eine Arteriosklerose hervorgerufene Verengung wird mittels eines Ballonkatheters erweitert, sodass wieder Blut mitsamt Sauerstoff fließen können. Man nennt es auch perkutane transluminale Koronarangioplastie (PTCA) oder perkutane Koronarintervention (PCI). Oft werden zur Vertärkung der Gefäße auch sog. Stents eingesetzt, die das Gefäß stützen.
- Bypass-Operation: Ziel ist es, die beeinträchtigte Stelle zu umgehen. Dafür setzen Chirurgen Ihnen ein Transplantat ein, was zuvor aus Ihrem Unterschenkel entnommen wurde. Sind bei Ihnen mehrere Stellen von einer Stenose betroffen, werden mehrere Venenabschnitte auf einmal eingesetzt. Allerdings sollten Sie beachten, dass eine Bypass-Operation nicht weiteren Stenosen in anderen Abschnitten der Koronararterien vorbeugen kann!
Inwiefern ein Eingriff nötig ist, hängt von der Schwere der Angina pectoris und der damit verbundenen Schmerzen ab. Bei leichten bis mittelschweren Symptomen wird Ihr behandelnder Arzt sich zunächst auf die konservative Methode und Medikation fokussieren.
Beachten Sie auch hierbei, dass eine Operation immer mit Risiken einhergeht. Sie interessieren sich für diesen Themenbereich? Lesen Sie die folgenden Artikel rund um die Themen Operation und Narkose.
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- Die wichtigsten Anästhesie- bzw. Narkoseverfahren im Überblick
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Häufige Patientenfragen
Ist eine Angina pectoris wie ein Herzinfarkt?
Dr. T. Weigl:
Nein, eine Angina pectoris ist kein Synonym für einen Herzinfarkt. Beide beschreiben aber grundsätzlich ähnliche Symptome.
Eine Angina pectoris ist ein auf eine Verkalkung der Koronargefäße zurückgehendes Symptom. Der Schmerz wird von Patienten als brennend oder schneidend wahrgenommen. Dieser wird begleitet von einem Enge- oder Druckgefühl. Häufig strahlt der Schmerz in den linken Arm, den Hals, Unterkiefer, Oberbauch oder Rücken. Der Blutdruck fällt. Nach einigen Minuten ist die Brustenge vorbei.
Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einem kompletten Verschluss einer Koronararterie. Als Folge beginnen die nun nicht mehr versorgten Zellen des Herzmuskels abzusterben. Wird dies nicht erkannt, kann die Leistungsfähigkeit des Herzens bedroht sein. Ursache ist hier ebenfalls eine Arteriosklerose. Der stechende Schmerz taucht linksseitig auf und strahlt in den Arm oder Kiefer. Auch hier erfahren Betroffene weitere Symptome wie Atemnot, Blässe, Schwäche, zu schneller oder langsamer Herzschlag sowie Schwindel, Angst, Übelkeit und Bewusstlosigkeit.
Auch wenn die Symptomatik sich ähnelt, dauert ein Herzinfarkt mit über zehn Minuten länger als eine Brustenge. Darüber hinaus fällt der Blutdruck bei einem Herzinfarkt, bei einer Angina pectoris steigt er dagegen. Auch entfaltet Nitroglyzerin, bei einer Brustenge ein schnellwirkendes Mittel, im Falle eines Herzinfarkts keine große Wirkung.
Eine Ausnahme bildet eine instabile Angina pectoris, welche von Mediziner zusammen mit dem akuten Herzinfarkt zum akuten Koronarsyndrom gezählt wird. Da sie beginnt wie ein Herzinfarkt, ist sie zunächst nicht von diesem zu unterscheiden. Deswegen muss bei Verdacht ein Notarzt gerufen werden!
Ich habe Brustenge – muss ich nun operiert werden?
Dr. T. Weigl:
Eine Brustenge als Symptom einer Koronaren Herzkrankheit hat nicht zwingend eine Operation zur Folge. Zunächst steht im Fokus, die Risikofaktoren zu beseitigen, die für eine Verengung der Koronargefäße verantwortlich sind. Dies beinhaltet beispielsweise eine Umstellung der Ernährung oder die Integration von Bewegung und Sport im Alltag. Besonders wichtig: Hören Sie mit dem Tabakkonsum auf, sofern Sie Raucher sind. Bei leichter bis mittelschwerer Symptomatik erhalten Sie zudem Medikamente, die unter anderem die Blutgefäße erweitern und den Blutdruck senken.
Erst wenn diese Maßnahmen nicht anschlagen, sollten Sie in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt eine Operation in Betracht ziehen. Allerdings sollten Sie sich im Klaren sein, dass selbst eine erfolgreiche Operation nicht eine vollständige Heilung bedeutet. 25 Prozent aller Betroffenen einer stabilen Angina pectoris erleiden innerhalb von fünf Jahren einen Herzinfarkt.
Wie kann ich solchen Anfällen vorbeugen?
Dr. T. Weigl:
Einer Brustenge vorzubeugen bedeutet, eine Verkalkung der Koronargefäße vorzubeugen. Dies ist möglich, da vor allem Faktoren des Lebenswandels dazu beitragen.
- Gehen Sie aktiv durch das Leben! Versuchen Sie, beispielsweise mit dem Fahrrad zum Einkaufen oder zur Arbeit zu fahren. Neben dem Klassiker Treppensteigen statt Fahrstuhl sollten Sie auch während der Arbeit im Büro einen kleinen Spaziergang machen. Integrieren Sie Bewegung in Ihren Alltag!
- Achten Sie auf Ihr Gewicht. Hilfreich ist neben ausreichend Bewegung auch eine ausgewogene Ernährung.
- Vermeiden Sie Stress im Alltag! Versuchen Sie, immer wieder Pausen und Zeit für sich einzuplanen. Lassen Sie Arbeit Arbeit sein und verbringen Sie beispielsweise Zeit mit Ihrer Familie oder mit Freunden beim Sport.
- Ab dem 50. Lebensjahr sollten Sie einmal im Jahr an einer Vorsorgeuntersuchung teilnehmen.
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Autoren: Dr. Tobias Weigl, Andrea Lorenz
Redaktion: Marek Firlej
Veröffentlicht am: 11.11.2018
Quellen
- Hatem Alkadhi u. a. (2009): Praxisbuch Herz-CT. Springer-Verlag, Heidelberg.
- Nicholas George Kounis (2013): In: Clinical Therapeutics 35(5): S. 563–571.
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (Hg.), J. Meyer (1998): Leitlinie: Koronare Herzkrankheit / Angina pectoris.
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