Auf einen Blick – Osteomyelitis und Ostitis
Was sind Osteomyelitis und Ostitis?
- eine schmerzhafte Entzündung des Knochenmarks (Osteomyelitis) bzw. des Knochens (Ostitis)
- kann unbehandelt einen chronischen Verlauf nehmen
Wer bekommt Osteomyelitis/Ostitis?
- Patienten mit einem offenen Bruch
- Patienten, die am Knochen operiert werden
- bei Kindern ist eine Infektion über den Blutfluss möglich
Symptome (Auszug)
- Fieber
- Unwohlsein/Erschöpfung
- Gelenk- und Gliederschmerzen
- Schwellungen und Rötungen
Behandlung (Auszug)
- orale Antibiotikagabe
- antibiotikahaltige Einlagen am Knochen (operativ)
- bei unbehandelten/ schweren Verläufen kann eine Amputation notwendig werden
Tipps
- achten Sie nach einer Operation am Knochen auch auf unspezifische (Erkältungs-)Symptome
- begeben Sie sich bei auftretenden Symptomen so früh wie möglich in ärztliche Obhut
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenDie Folge ist eine zumeist schmerzhafte Infektion des Knochens (Ostitis) bzw. des Knochenmarks (Osteomyelitis), die einer raschen Behandlung bedarf, um eine Chronifizierung zu vermeiden. Woran Sie eine Knochenentzündung schnell erkennen, wie sie verläuft und behandelt wird, haben wir im folgenden Artikel ausführlich für Sie zusammengefasst.
Was ist eine Osteomyelitis/Ostitis?
Unter eine Osteomyelitis bzw. einer Ostitis verstehen MedizinerInnen eine Entzündung des Knochenmarks bzw. des Knochens selbst. Die beiden Begriffe werden zunehmend synonym verwendet, so auch im folgenden Artikel. Eine Infektion am Knochen wird in ca. 80 % der Fälle durch das Bakterium Staphylococcus aureus hervorgerufen. Es gehört zu den sog. Streptokokken der Gruppe A, den Pneumokokken, welche z. B. auch für Halsschmerzen oder Nasennebenhöhlenentzündungen verantwortlich sein können.
Insbesondere an einer Knochenentzündung infolge einer offenen (OP-)Wunde können jedoch (zusätzlich) auch andere Bakterien sowie sehr selten Viren und Pilze beteiligt sein. Man spricht dann im Gegensatz zu einer Infektion mit nur einem Erreger von einer multibakteriellen Infektion.
Wie gelangen die Erreger in den Körper?
Normalerweise schützt die Knochenhaut den Knochen vor bakteriellen oder viralen Eindringlingen. Muss er jedoch operierte werden, etwa zum Einsetzten von Platten, Schrauben oder Implantaten, wird auch die Knochenhaut durchtrennt. Zwar herrschen in unseren Gefilden hohe Hygienestandards, trotzdem können gelegentlich Erreger durch das Raster fallen und sich entlang des Knochens und des umliegenden Gewebes ausbreiten. Vor allem am Rand von Schrauben kann das Immunsystem nur schlecht arbeiten und die Bakterien sich so gut vermehren.
Am häufigsten gelangen sie aber direkt über offene Brüche an den Knochen. Zusätzlich trägt hier neben dem Knochen und der Knochenhaut nämlich auch das umliegende Gewebe Schäden davon und wird unter Umständen nicht mehr richtig durchblutet. Dadurch können weniger Abwehrzellen in den beschädigten Bereich transportiert werden.
Eine verminderte Immunabwehr begünstigt eine Osteomyelitis
Auch die ohnehin vergleichsweise geringe Durchblutung des Knochens und die damit einhergehende ‚träge’ Immunabwehr begünstigt die Ausbreitung von z. B. Staphylokokken, was durch bestimmte Krankheiten, Medikamente oder schädliche Substanzen noch verstärkt wird. Beispiele dafür sind:
- HIV
- Leukämie
- Sichelzellenanämie
- Chronische Granulomatose
- Durchblutungsstörungen
- Einnahme von Immunsuppressiva
- Drogen- und Alkoholkonsum
Außerdem kann das sog. ‚Diabetische Fußsyndrom’, welches häufig in Folge einer Diabetes mellitus-Erkrankung auftritt, in einer Knochenentzündung gipfeln.
Übertragung der Erreger durch den Blutfluss
Manchmal ist jedoch überhaupt keine oberflächliche Öffnung nötig, damit Erreger an den Knochen gelangen, man spricht dann von einer sog. endogenen oder hämatogenen Osteomyelitis. In diesem Fall werden die Bakterien, häufig ausgehend von einer Mittelohr- oder Mandelentzündung, über das Blut in den Knochen transportiert.
Da in der Regel die geöffneten Wachstumsfugen als Eintrittskanal fungieren, sind von dieser Form größtenteils Kinder betroffen. Besonders im Bereich des langen Röhrenknochens (Oberschenkel/Schienbein) ist der Blutfluss langsam, sodass sich die Erreger ohne viel Gegenwehr ausbreiten können. Hatten Sie in letzter Zeit mit einer fiesen Zahnwurzelentzündung zu kämpfen? Dann ist auch der Kieferknochen nicht vor einer Entzündung gefeit.
Akute und chronische Osteomyelitis
Neben der Einteilung in unterschiedliche Ursachen, wird bei der Osteomyelitis noch zwischen einer akuten und einer chronischen Form unterschieden, wobei die chronische Infektion aus einer erfolglos therapierten akuten Entzündung hervorgehen kann. Bei der akuten Infektion treten innerhalb der ersten zwei Wochen nach dem Kontakt zwischen Erreger und Knochen erste Symptome auf. Im Gegensatz dazu vergehen bei der chronischen Knochenentzündung mehrere Wochen oder Monate, bis sich erste Beschwerden bemerkbar machen.
Dies ist möglich, weil es im letzteren Fall zur Bildung einer sog. ‚Totenlade’ kommt. Darunter können Sie sich eine Art Kapsel aus neu gebildetem Knochen vorstellen, die das infektiöse, abgestorbene Knochenteil umhüllt. Dadurch können die Abwehrzellen des Immunsystems nicht zu der Entzündung vordringen, was die chronische Knochenentzündung zu einer langwierigen und häufig durch Rückfälle geprägten Erkrankung macht.
Wollen Sie weitere Fakten und verständlich erklärte Hintergründe zum Thema Osteomyelitis erfahren? Dr. Dr. Tobias Weigl widmet sich der schmerzhaften Knochenentzündung ausführlich in seiner Video-Visite.
Die Symptome: Welche Beschwerden verursacht eine Osteomyelitis?
Akute Osteomyelitis
Da die Symptome einer Knochenmarksentzündung zu Beginn recht unspezifisch sein und denen einer Grippe oder Erkältung ähneln können, sollten Sie bei anhaltender Symptomatik immer ärztlichen Rat einholen. Das gilt zum Beispiel für Beschwerden wie:
- Schlappheit
- allgemeines Unwohlsein
- Fieber
- Schüttelfrost
- Gelenk- und Gliederschmerzen
- Schwellungen um den betroffenen Knochen
- Rötungen der umliegenden Haut
- bei einer frischen OP-Wunde: austretender Eiter und Wundflüssigkeit
Generell sind die Symptome bei einer akuten Osteomyelitis stärker ausgeprägt, vor allem bei Kindern ist das Allgemeinbefinden in diesem Fall umfassend beeinträchtigt.
Chronische Osteomyelitis
Die chronische Entzündung verläuft zunächst symptomarm, sie äußert sich eher durch:
- Fistelbildung (Kanäle im Knochen, durch die ein Eiterabfluss möglich wird)
- verdickter Knochen durch die Bildung der Totenlade
- dumpfe Schmerzen
Ausbleibende Behandlung bzw. ausbleibender Behandlungserfolg
Werden Sie mit den obigen Symptomen nicht medizinisch versorgt bzw. wird der Therapieerfolg durch eine Antibiotikaresistenz o. ä. limitiert, droht im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung (sog. ‚Sepsis’) und ein Multiorganversagen, was nicht selten mit dem Tod endet. Achten sie daher in den ersten Wochen und Monaten nach einer Operation besonders auf Krankheitsanzeichen.
Die Fälle postoperativer Knochenentzündungen nehmen seit einigen Jahren zu und machen inzwischen ca. 80 % Knocheninfektionen aus. Das wird auf die sich verändernde Altersstruktur der Bevölkerung und den zunehmenden Einsatz chirurgisch-orthopädischer Implantate zurückgeführt.
Wer ist am ehesten betroffen?
Die exogene Osteomyelitis wird durch bakterielle Erreger hervorgerufen, wenn sie mit dem Knochen oder umliegendem beschädigtem Gewerbe in Kontakt kommen. Das ist insbesondere bei einem offenen Bruch oder während einer Operation des Knochens möglich. Die Wahrscheinlichkeit einer postoperativen oder posttraumatischen Knochenmarksentzündung liegt abhängig von der Schwere der Verletzung und der gewählten Behandlungsmethode bei ca. 2–16 %.
Auch die endogene Osteomyelitis ist bakteriellen Ursprungs. Allerdings gelangen die Erreger hier über die Wachstumsfugen an den Knochen. Da sich diese sog. ‚Epiphysenfugen’ im Laufe der Adoleszenz schließen, sind besonders Kinder und Jugendliche (Jungen häufiger als Mädchen) im Wachstum von dieser Form betroffen.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose einer Osteomyelitis
Je nachdem, wie unspezifisch Ihre Symptome sind, werden Sie sich in erster Instanz an Ihren Hausarzt wenden. Während des Anamnesegesprächs wird er sich zunächst nach Ihren Beschwerden erkundigen. Gerade weil die Symptome einer Knochenentzündung so unspezifisch sind, sollten Sie auch von sich aus berichten, falls Ihnen noch relevante Details einfallen! Wenn Sie beispielsweise vor Kurzem einen offenen Bruch und/oder eine OP überstanden, ist das für den Arzt ein wichtiger Hinweis.
Vierfach hält besser: Tast- und Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren und Gewebeprobe
Im Anschluss erfolgt eine Tastuntersuchung, bei der der Arzt mögliche Schwellung erspüren kann. Zudem gibt eine Blutprobe Aufschluss darüber, ob entzündliche Prozesse für Ihre Beschwerden verantwortlich sind.
Um letzte Zweifel an der Diagnose beiseite zu räumen, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. Je nach Ausmaß der Entzündung eignet sich eine Computertomographie (CT), eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder auch eine röntgenologische Untersuchung.
Zusätzlich ist es sinnvoll, einen Wundabstrich oder eine Gewebeprobe des betroffenen Knochens zu nehmen, sodass die Erreger genau identifiziert und gezielter behandelt werden können.
Fakten-Box
Ostitis und Osteomyelitis
- Entzündung des Knochens und des Knochenmarks
- Die endogene Osteomyelitis kommt fast nur bei Kindern vor und wird über Erreger im Blut verursacht
- Die exogene Osteomyelitis wird durch eine bakterielle Infektion nach einem offenen Bruch oder einer Operation hervorgerufen
- Alle Formen können akut und chronisch verlaufen
- Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Leukämie und Durchblutungsstörungen begünstigen eine Entzündung
Mögliche Symptome
- Akute Osteomyelitis:
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Fieber und Schüttelfrost
- Gelenk- und Gliederschmerzen
- Schwellungen und Rötungen
- Chronische Osteomyelitis:
- Fistelbildung
- Verdickter Knochen
- dumpfer Schmerz
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von Osteomyelitis und Ostitis
Grundsätzlich hängt der Erfolg der Therapie vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns ab – je eher die Entzündung erkannt wird, desto komplikationsloser verläuft in der Regel die Heilung. Normalerweise werden hierfür medikamentöser und chirurgischer Ansätze kombiniert. Vor allem zu Beginn der Behandlung ist oft eine stationäre Aufnahme notwendig.
Antibiotika gegen die Erreger
Die endogene Osteomyelitis wird im Gegensatz zur exogenen Form häufig durch einen einzelnen Erregerstamm verursacht. Daher kann bei leichten Verläufen sogar eine orale Antibiotikatherapie, häufig mit Penicillin, ausreichen, um die Entzündung einzudämmen.
Bei schwereren Verläufen wird das Medikament hingegen direkt über eine Nadel in den Knochen injiziert. Auch bei der exogenen Form werden Antibiotika eingesetzt, jedoch sind hier meist zusätzliche chirurgische Maßnahmen erforderlich. Die Dauer der Antibiotikaeinnahme ist daher nicht allgemeingültig festgelegt, kann sich aber auf 4 bis 6 Wochen belaufen.
Die häufigsten Entzündungserreger der Osteomyelitis entwickeln zunehmende Resistenzen gegen die herkömmlich verwendeten Antibiotika.
Zusätzliche Gabe von Entzündungshemmern
In Ergänzung zu den antibiotischen Medikamenten kann der Arzt auch sog. ‚nichtsteroidale Antirheumatika’ wie z. B. Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen verordnen. Sie wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Chirurgische Therapie
Teilweise parallel zu, teilweise nach einer missglückten Antibiotikatherapie wird eine operative Behandlung des betroffenen Knochens notwendig. Im Rahmen dieses Eingriffs wird der infizierte Bereich ausgespült und mit antibiotikahaltigen Einlagen ausgelegt.
Je nach Ausmaß der bereits entstandenen Schäden an der Knochensubstanz, muss der Knochen teilweise entfernt und durch Implantate ersetzt werden, um ihn zu stabilisieren. Gelegentlich wird die OP-Wunde anschließend offengelassen, um die Infektion über einen längeren Zeitraum und ohne weiteres OP-Risiko versorgt zu können.
Hyperbare Sauerstofftherapie
Neben den herkömmlichen Behandlungspfeilern aus medikamentösen und invasiven Maßnahmen, kommt in den letzten Jahren immer häufiger die sog. Hyperbare Sauerstofftherapie ergänzend zum Einsatz. Sie zielt auf eine Aktivierung der Konchenaufbauzellen ab, indem sie der unzureichenden Sauerstoffversorgung des geschädigten Knochens entgegenwirkt.
Zu diesem Zweck atmen Sie über eine Atemmaske 100 %igen Sauerstoff ein, der über die Lunge in das Blut aufgenommen und bis in den betroffenen Knochen transportiert wird. Zusätzlich findet diese Behandlung in einer speziellen Druckkammer statt, die einen 1, 5–3-fach stärkeren Überdruck im Vergleich zum normalen Luftdruck erzeugt. Dadurch kommt es zusätzlich zu einer physikalischen Lösung des Sauerstoffs im Blut. Diese Methode soll folgende Effekte haben:
- Neubildung kleinerer Blutgefäße und Zellen
- Normalisierung des Zellstoffwechsels
- Anregung der Immunabwehr
- Ausheilung schlecht durchbluteter, entzündeter Körperstellen
- antibakterielle Wirkung
Dauer und Kosten
Klingt gut, wo ist der Haken? Ein Wermutstropfen ist tatsächlich die begrenzte Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen: Nur bei einem diabetischen Fußsyndrom ab Stadium II ist dies derzeit gewährleistet. Da für eine erfolgreiche Behandlung zwischen 20 und 40 Sitzungen notwendig sind, sind die anfallenden Kosten nicht zu vernachlässigen.
Komplikationen bei der Osteomyelitis-Behandlung: Im schlimmsten Fall droht eine Amputation
Neben Komplikationen wie eingeschränkte Beweglichkeit und Sensibilitätsstörungen, sind wiederholte Infektionsrückfälle möglich. Schlägt die Behandlung dann weiterhin nicht an, kann sich der Knochen so weit abbauen, dass eine teilweise oder vollständige Amputation der entsprechenden Gliedmaße notwendig wird. Nur so können dann noch eine weitere Ausbreitung der Infektion und die tödlichen Folgen einer Blutvergiftung oder eines Multiorganversagens abgewandt werden.
Wie hoch sind die Heilungschancen?<
Da der Verlauf einer Knochenentzündung von Patient zu Patient so verschieden ist, lässt sich keine allgemeingültige Prognose stellen. Vielmehr hängt der Therapieerfolg vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginn und den gewählten Maßnahmen ab. Grundsätzlich ist es wichtig, die Infektion so früh wie möglich zu behandeln, um eine Chronifizierung zu vermeiden.
„Der Erfolg einer Therapie hängt ganz entscheidend davon ab, wie früh Sie sich in Behandlung begeben.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XAktuelle Forschung – Hämatogene Osteomyelitis: Rückfall im Erwachsenenalter
Die endogene Osteomyelitis tritt größtenteils im Kindes- und Jugendalter auf und lässt sich häufig erfolgreich mit einer Antibiotikatherapie bekämpfen. Allerdings ist ein erneutes Auftreten der Infektion auch noch Jahrzehnte später möglich, was in der Literatur jedoch bisher kaum thematisiert wird.
Die Studie rund um Axelle Clerc hat daher den Anspruch, die klinischen Merkmale sowie die Erfolg bringenden Behandlungsmethoden bei entsprechenden „Rückfall-Patienten“ zu dokumentieren. Dazu wurden die Daten von 37 Patienten im durchschnittlichen Alter von 40 Jahren, von denen 70 % Männer waren, erhoben. Im Mittel waren zwischen der Erkrankung im Kindesalter und dem Rückfall 26 Jahre vergangen.
Symptome
92 % der Studienteilnehmer klagten über lokale Entzündungsanzeichen wie Schmerzen und Schwellungen, 46 % litten unter Knochenfisteln und 27 % unter Fieber. In den MRT-Aufnahmen zeigten sich Ablagerungen von Gadolinium, einem metallenen Element, welches wiederum häufig als Kontrastmittel für MRT-Untersuchungen verwendet wird und derzeit im Verdacht steht eine entzündliche und toxische Wirkung zu haben. Die Gewebeproben ergaben, dass 82 % der Infektionen monobakteriell durch den Staphylococcus aureus ausgelöst wurden.
Behandlung
Die auftretenden Symptome machten bei 97 % der Patienten eine operative Behandlung notwendig. Zusätzlich erhielten sie eine durchschnittlich 12-wöchige Antibiotika-Therapie. Diese Form der Behandlung schlug bei allen Patienten an, sodass es bis auf zwei Oberschenkelbrüchen zu keinerlei Komplikationen oder Rückfällen kam.
Die Studieneiter schlossen zudem aus den Berichten der Studienteilnehmer, dass ein Rückfall besonders dann auftritt, wenn die Osteomyelitis im Kindesalter unzureichend behandelt wurde. Eine antibiotische und chirurgische Therapie im Erwachsenenalter ermögliche bei einem Rückfall jedoch gute Chancen auf Heilung.
Quelle: Axelle Clerc, Valerie Zeller u. a. (2020): Hematogenous osteomyelitis in childhood can relapse many years later into adulthood. A retrospective multicentric cohort study in France. In: journals.lww.com, e19617.
Häufige Patientenfragen
Kann die endogenen Osteomyelitis die Wachstumsfugen schädigen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Ja, wird die endogene Knochenentzündung nicht umgehend behandelt, ist neben einer Chronifizierung die Beschädigung der Wachstumsfugen möglich. Das kann wiederum zu Wachstumsstörungen führen, die operativ behoben werden müssen.
Kann man einer Knochenmarksentzündung vorbeugen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Nein, es gibt keine konkreten Maßnahmen, durch die Sie einer Osteomyelitis gezielt vorbeugen können. Bei offenen Brüchen und Operationen am Knochen sollte Ihr Arzt selbstverständlich auf eine umfassende und sterile Wundversorgung achten, um das Risiko einer posttraumatischen/postoperativen Osteomyelitis zu minimieren. Da eine Infektion vor allem auch im Zusammenhang mit Implantationen auftritt, wird in den letzten Jahren zunehmend nach einer geeigneten, „Erreger-abweisenden“ Implantat-Beschichtung geforscht.
Darüber hinaus können Sie über eine bewusste und ausgewogene Lebensweise unter Umständen die Erkrankungswahrscheinlichkeit für Durchblutungsstörungen und der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus senken, welche wiederum Knochenentzündungen begünstigen können.
Gibt es auch eine nicht bakteriell ausgelöste Osteomyelitis?
Dr. Dr. T. Weigl:
Ja, in seltenen Fällen kommt es auch ohne bakterielles Geschehen zu einer Knochenmarksentzündung. Sie wird als chronische, rekurrierende multifokale Osteomyelitis (CRMO) bezeichnet. Die Ursache ist bis dato nicht vollständig geklärt, möglicherweise liegt eine angeborene Störung des Immunsystems vor.
Häufig sind mehre Knochen und Gelenke gleichzeitig schmerhaft entzündet, auch die Organe, die Augen und die Haut sowie der Magen-Darm-Trakt können betroffen sein. Eine nicht selten mehrjährige Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika kann die CRMO zum Stillstand bringen.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Diabetes mellitus und Osteomyelitis?
Dr. Dr. T. Weigl:
Die Osteomyelitis wird häufig im Kontext mit Diabetes mellitus genannt. Eine der mit der Zuckerkrankheit einhergehenden Komplikationen ist nämlich das sog. diabetische Fußsyndrom. Es ist das Resultat geschädigter Nervenbahnen und Blutgefäße (sog. ‚diabetische Polyneuropathie’) und äußert sich durch schlecht heilende Wunden und zunehmend absterbendes Gewebe, wodurch je nach Stadium die Wahrscheinlichkeit an einer Osteomyelitis zu erkranken bei bis zu 50 % liegt.
Durch das generelle entzündliche Geschehen am Fuß wird eine bis zum Knochen reichende Entzündung häufig spät erkannt. Daher sind vor allem beim diabetischen Fußsyndrom regelmäßige Kontrollen des Knochens und ggf. Gewebeproben sinnvoll.
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Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Clara Spottke
Datum: 20.08.2020
Quellen
- Todd Braun, Kelly L. Gannon (2008): Osteomyelitis. In: Essential Infectious Disease Topic for Primary Care, S. 213–223.
- Axelle Clerc, Valerie Zeller u. a. (2020): Hematogenous osteomyelitis in childhood can relapse many years later into adulthood. A retrospective multicentric cohort study in France. In: journals.lww.com, e19617.
- Christian Heiden (2014): Die Hyperbare Sauerstofftherapie im Therapiekonzept von Ostitis / Osteomyelitis des Sternums nach thoraxchirurgischen Eingriffen in den Druckkammerzentren des VDD e.V. In: vdd-hbo.de.
- N. Jung, S. Rieg (2018): Diabetische Fußosteomyelitis. Eine diagnostische und therapeutische Herausforderung. In: Diabetologie 14, S. 145–152.
- H. P. Ledermann, W. B. Morrison (2008): Osteomyelitis. In: A. L. Baert (ed.) (2008): Encyclopedia of Diagnostic Imaging. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg.
- L. W. Moreland (2004): Rheumatology and Immunology Therapy. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg.
- P. Schwarzmann, D. Ohlendorf u. a. (2016): Osteomyelitis. In: Zentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie 66, S. 57–65.
- Gerhard Walter, Matthias Kemmer u. a. (2012): Behandlungsalgorithmen der chronischen Osteomyelitis. IN: Deutsches Ärzteblatt 109 (14), S. 257–264.
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