
Als Windpocken bezeichnet man eine der bekanntesten Kinderkrankheiten überhaupt, die durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst wird. Neben den meist juckenden Hautausschlägen bei Erstinfektion können auch sehr schmerzhafte Reaktivierungen als sogenannte Gürtelrose die Folge sein.
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenWas sind die Windpocken?
Als Windpocken bezeichnet man die vom Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöste Ersterkrankung. Die Infektion verläuft fast immer symptomatisch. Das bedeutet, dass der Ausbruch der Krankheit deutlich auffällt und sich durch Symptome wie Fieber, Juckreiz und Hautausschläge (sog. ‚Exantheme‘) bemerkbar macht. Die namensgebenden roten Flecken der Haut treten dabei schubweise auf. Sie entwickeln sich rasch zu kleinen, mit einer erst klaren, später dann trüben Flüssigkeit gefüllten Bläschen, die optisch den Pocken (Variola Virus) ähneln. Diese heilen nach 2–3 Wochen unter Bildung einer Kruste ohne Vernarbung ab. Die Hautveränderungen treten zuerst an Kopf und Rumpf auf. Auch im Mund sind gelbliche Stippen zu finden, was den Ort des Viruseintritts markiert. Die Ausbreitung erfolgt vom Kopf abwärts (sog. ‚kranio-kaudal‘). Durch das schubartige Auftreten kann eine Gesamtzahl von bis zu 500 Bläschen aller Entwicklungsstadien den Körper bedecken. Nach der durchgestandenen Erkrankung besteht eine lebenslange Immunität gegen die Windpocken.
Wie steckt man sich mit den Windpocken an?
Die meisten Erstinfektionen mit VZV sind im Kindesalter zu beobachten. 75 Prozent aller Kinder in Deutschland erkranken vor ihrem 15. Lebensjahr – sofern kein Impfschutz besteht. Das Virus gehört zu den Herpesviren und ist weltweit verbreitet, wobei der Mensch der einzige bekannte Wirt ist. Da VZV hochansteckend ist, überträgt es sich leicht von einem Menschen zum anderen. Nahezu jeder Kontakt mit einem Erkrankten führt zu einer Ansteckung. Der Übertragungsweg ist aerogen über virushaltige Tröpfchen aus den Atemwegen, die durch Husten, Niesen oder Atmen in die Umgebung geraten. Auch eine direkte Ansteckung als Schmierinfektion über den Inhalt der Bläschen, Speichel oder Tränenflüssigkeit ist möglich. Das Virus wird über die Mundschleimhaut aufgenommen. Von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome (sog. ‚Inkubationszeit‘) dauert es in etwa zwei Wochen. Das größte Infektionsrisiko durch einen Betroffenen besteht ca. zwei Tage vor bis fünf Tage nach der Bläschenbildung.
Welche Komplikationen können bei oder nach einer Windpocken-Infektion auftreten?
In Einzelfällen kann der Krankheitsverlauf der Windpocken zu einer sog. Generalisierung führen. Das bedeutet, dass der gesamte Organismus betroffen ist. Hierbei kann es zu Entzündungen von Lunge, Leber und Gehirn kommen. Auch eine schlechte Blutgerinnung kann eine Folge sein. Im Allgemeinen verläuft die Erkrankung bei Jugendlichen und Erwachsenen schwerer als bei Kindern. Besonders gefährdet für schwere Verläufe sind schwangere Frauen. Das Virus kann darüber hinaus im mütterlichen Körper auf den Embryo übergehen und ein sog. kongenitales Varizellasyndrom auslösen. Dieses kann später zu gravierenden neurologischen Fehlbildungen des Kindes führen.
Das Virus kann über Jahre im Körper bleiben
Da das VZV zu den Herpesviren gehört, kann es auch nach Ausheilen der Erkrankung im Körper überdauern. Dieser Zustand wird als Latenz bezeichnet. Dafür wandert das Virus entlang der sensiblen Hautnerven zum Rückenmark, wo es für Jahre oder Jahrzehnte in den Schaltstellen (sog. ‚Ganglien‘) verbleibt, ohne weitere Beschwerden auszulösen. Im Falle einer Reaktivierung, zum Beispiel aufgrund einer Immunschwäche oder fortschreitenden Alters, wandert das Virus entlang dieser Nervenstraßen zurück zu dem von dem entsprechenden Nerv versorgten Hautgebiet. Man bezeichnet dies dann als Gürtelrose oder Herpes Zoster.
Im Gegensatz zu den breitflächig auftretenden Windpocken bleibt die Gürtelrose meist einseitig auf ein Hautareal, bevorzugt an Rumpf oder Kopf, beschränkt. Es zeigt sich ein bläschenförmiger Ausschlag, der zum Teil mit äußerst starken Schmerzen verbunden ist. Eine Ansteckung ist auch hier durch den Bläscheninhalt möglich, bleibt aber in der Regel auf diesen beschränkt. Bei vielen Patienten geht die Gürtelrose mit Fieber einher. Medikamente helfen gegen die Schmerzen, die der Ausschlag mit sich bringt. Die Schmerzbehandlung kann auch über das Abheilen des Ausschlages nach ein bis zwei Wochen hinausgehen. Dies ist dann angebracht, um chronische Schmerzen im Rahmen der sogenannten postherpetischen Neuralgie zu verhindern.
Besondere Komplikationen des Herpes Zoster stellen sich bei einem Befall des Hirnnervs Nervus Trigeminus dar. Dieser ist nämlich für die Versorgung des Gesichts mit Sinnesreizen verantwortlich. Der sogenannte Zoster ophtalmicus kann im schlimmsten Fall bei Befall der Augen zu einer teilweisen oder sogar vollständigen Erblindung führen.
Der Herpes Zoster, auch als Gürtelrose bekannt, ist eine weitverbreitete Spätfolge einer Varizella-Zoster-Infektion. Das als Erreger der Windpocken bekannte Virus überdauert für Jahrzehnte im Körper und wird vor allem im Alter reaktiviert, was zu dem typischen gürtelförmigen Ausschlag der Haut führt. Jährlich erkranken mehrere hunderttausend Menschen an Herpes Zoster. Einen Überblick über Ursache, Verlauf und Therapie der Erkrankung gibt Ihnen Dr. Tobias Weigl im nachfolgenden Video.
Wie kann man sich vor den Windpocken schützen?
Seit 2004 besteht eine allgemeine Impfempfehlung für das Varizella-Zoster-Virus, was die Erkrankungsrate um über 85 Prozent zurückgehen ließ. Die Windpocken-Impfung besteht aus einem Lebendimpfstoff. Das bedeutet, dass abgeschwächte Viren in den Körper eingebracht werden, die das Immunsystem aktivieren und so zur Immunität führen. Die ständige Impfkommission (kurz: STIKO) empfiehlt eine erste Impfung im Alter zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat. Eine zweite Impfdosis folgt dann im Alter von 15 bis 23 Monaten. Dabei kann die Immunisierung separat oder in Kombination mit Impfmitteln gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken (MMRV-Kombinationsimpfstoff) erfolgen. In den allermeisten Fällen wird die Impfung sehr gut und ohne Nebenwirkungen vertragen. Eine nachträgliche Impfung nicht-immuner Erwachsener wird von der STIKO bei folgenden Personengruppen ebenfalls empfohlen:
- Frauen mit Kinderwunsch
- Arbeit im Gesundheitswesen mit direktem Patientenkontakt
- vor einer Organtransplantation und/oder einer immunsuppressiven Therapie
- Patienten mit einer Leukämie
- Betroffene von chronischen Hauterkrankungen wie Neurodermitis
- Menschen, die mit zuvor genannten Personen in Kontakt stehen
In seltenen Fällen kann auch das Impfvirus reaktiviert werden und so zu einer Herpes-Zoster-Erkrankung führen. Das Risiko einer Reaktivierung ist aber deutlich geringer und der Verlauf milder als bei dem Wildvirus. Deshalb kann die Impfung auch individuell vor einer schweren Verlaufsform der Gürtelrose schützen. Bei allen Personen ab 60 Jahren sowie Personen mit Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, einer HIV-Infektion, systemischem Lupus erythematodes, Asthma Bronchiale oder Diabetes mellitus ab 50 Jahren empfiehlt die STIKO darüber hinaus eine Impfung gegen Herpes Zoster mit einem Totimpfstoff. Auch diese Impfung ist sehr sicher und effektiv. Allerdings zeigen sich häufiger leichte Nebenwirkungen wie Lokalreaktionen an der Einstichstelle, Fieber, Müdigkeit oder Kopfschmerzen.
Wer sollte wann geimpft werden?
Windpocken – Lebendimpfstoff
- alle Kleinkinder im Alter von 11–14 Monaten, zweite Impfdosis im Alter von 15–23 Monaten
- Kinder und Jugendliche ohne vorherige Impfung zu jeder Zeit bis zum 18. Lebensjahr
- Risikogruppen ohne durchgemachte Infektion oder ohne Nachweis von VZV-spezifischen Antikörpern im Blutserum in jedem Alter
Gürtelrose/Herpes Zoster – Totimpfstoff (zwei Impfdosen im Abstand von zwei bis maximal sechs Monaten)
- alle Erwachsenen ab einem Alter von 60 Jahren
- Personen mit einer Grunderkrankung oder Immunschwäche ab einem Alter von 50 Jahren
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Da 95 Prozent aller VZV-Infektionen mit deutlichen Symptomen einhergehen, ist vor allem bei Kindern eine Blickdiagnose meist ausreichend, um die Erkrankung zu identifizieren. Neben unspezifischen Anzeichen wie geschwollenen Lymphknoten, Fieber von selten mehr als 39 °C und Abgeschlagenheit sind vor allem die Ausschläge ein typisches Diagnosekriterium. Die roten Flecken entwickeln sich rasch zu kleinen Verdickungen (sog. ‚Papeln‘) und schließlich Bläschen. Charakteristisch ist, dass der Inhalt der erst mehrkammerigen, später einkammerigen Bläschen zunächst wasserklar ist und sich nach kurzer Zeit eintrübt. Der Ausschlag heilt unter Ausbildung dicker Krusten, die später ohne Narbenbildung abfallen. Alle Entwicklungsstufen der Hautveränderungen (sog. ‚Läsionen‘) können dabei zeitgleich vorhanden sein.
Die Tatsache, dass der Ausschlag bei den Windpocken in Schüben von 2–3 Tagen aufblüht, führt zu dem sogenannten Sternhimmel-Phänomen oder der sogenannten Heubnerschen Sternenkarte. Diese Begriffe beschreiben den Umstand, dass sich am ganzen Körper Hautläsionen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, also Papeln, Bläschen und Schorf, gleichzeitig vorfinden lassen. Dies hilft dabei, die Infektion zu erkennen und gegen andere Hautkrankheiten abzugrenzen.
Ein Befall der Mundschleimhaut gibt Aufschluss
Weiterhin kann man die Windpocken an ihrem typischen kranio-kaudalen Verbreitungsmuster erkennen, wobei häufig die Kopfhaut mitbetroffen ist. Besonders zu beachten ist die Mundschleimhaut – ein Befall ist hier nahezu in allen Fällen nachweisbar. Es zeigt sich dort eine gelblich belegte Läsion, die von einem roten Rand begrenzt wird. Der Arzt sollte daher bei einem Verdacht auf Windpocken immer auch die Mundschleimhaut betrachten. Auch beim Herpes Zoster ist die Diagnose recht eindeutig: Das Bild von meist nur einem befallenen Hautbereich, verbunden mit den häufig starken Schmerzen, ist nämlich recht eindeutig. Bei beiden durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelösten Erkrankungen ist eine gesonderte Diagnostik daher nur in Ausnahmefällen nötig. Untypische Verläufe können bei Patienten mit Immunschwäche auftreten.
Das Virus kann mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion nachgewiesen werden, bei der spezifische Teile des VZV-Genoms vervielfältigt werden. Dieser Nachweis ist vor allem bei atypischen VZV-Infektionen wichtig. Ebenfalls ist es möglich, Virusbestandteile mithilfe von Antikörpern nachzuweisen und über Fluoreszenz sichtbar zu machen. Das dafür benötigte Material kann aus Bläscheninhalt, Hirnwasser (sog. ‚Liquor‘) oder speziell aufbereitetem Blut gewonnen werden. Indirekt lassen sich spezifische Antikörper im Blutserum oder Liquor nachweisen. Auf diese Weise ist auch eine Unterscheidung von Erstinfektion (Windpocken) und Reaktivierung (Gürtelrose) möglich.
Eine positive Windpocken-Diagnose ist gemäß des Infektionsschutzgesetzes seit dem 29.03.2013 für Ärzte und Labore in ganz Deutschland meldepflichtig.
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Therapie
Da die Windpocken in der Regel ohne besondere Komplikationen verlaufen und narbenfrei abheilen, ist meist nur eine symptomatische Behandlung nötig. Bei Kindern konzentriert sich der Mediziner hier vor allem auf die Behandlung des stark juckenden Ausschlags, der äußerlich versorgt wird. Es gilt, den Juckreiz zu reduzieren und durch penible Hautpflege möglichen Infektionen der offenen Stellen entgegenzuwirken.
Obwohl die Hautausschläge den gesamten Körper überziehen können, heilen sie in der Regel vollständig ab, ohne Narben zu hinterlassen. Aufgrund des mitunter sehr starken Juckreizes kann ein zu starkes Kratzen allerdings zu einer typischen Narbenbildung führen. Gerade bei kleinen Kindern ist daher angeraten, die Fingernägel zu kürzen und eventuell mit Handschuhen eine selbstausgelöste Verletzung der gereizten Haut zu verhindern.
Bläschen austrocknen, mit Essig einreiben und eincremen
Die Bläschen können durch eine Behandlung mit Gerbstoffen, Zinksulfat und bestimmten Badezusätzen ausgetrocknet werden. Auch ein Abreiben mit verdünntem Essigwasser kann diesen Prozess unterstützen. Die Krusten sollten erst mit antibakteriellen Salben behandelt und anschließend mit Cremes aufgeweicht werden. Hier können heilungsfördernde Stoffe wie Dexpanthenol eingesetzt werden, das auch in Form von Mundspülungen die Beschwerden der Schleimhäute lindern kann. Im Falle einer bakteriellen Superinfektion können antiseptische Cremes oder Lotionen mit Clioquinolzusatz sinnvoll sein. Grundsätzlich sollten Antibiotika-haltige Medikamente nur begrenzt verwendet werden, da systemische Nebenwirkungen oder Sensibilisierungen auftreten können. Fieber und Schwäche sollten vorerst durch einfache Maßnahmen wie Bettruhe und Wadenwickel behandelt werden. Wichtig ist auch, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Wenn nicht anders möglich, können fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol verabreicht werden. Vorsicht ist hingegen vor allem bei Kindern bei einer Behandlung mit der in Aspirin enthaltenen Acetylsalicylsäure geboten. Hier besteht die Gefahr des sogenannten Reye-Syndroms.
Als Reye-Syndrom bezeichnet man eine Kombination aus akutem Leberversagen durch Verfettung und Schädigungen des Gehirns (sog. ‚Encephalopatien‘) durch Energiemangel. Betroffen sind vor allem Kinder nach viralen Infektionen mit Erregern wie Herpes-Viren – insbesondere das Varizella-Zoster-Virus – oder Influenza. Auch die Einnahme von Salicylaten wie Acetylsalicylsäure (kurz: ASS) kann zur Entwicklung des Reye-Syndroms führen, weshalb bei Kindern mit fiebrigen viralen Infekten möglichst auf eine Verwendung von ASS verzichtet werden sollte. Eine schnelle Diagnostik und symptomatische Therapie der Erkrankung ist unbedingt nötig, da sie in ihrer ausgeprägten Form nicht selten tödlich enden kann.
Bei starken Schmerzen werden auch Opiate eingesetzt
Bei schwereren Verläufen einer VZV-Infektion können auch interne Therapien indiziert sein. Antihistaminika sind antiallergische Medikamente, die der Wirkung des Entzündungsmediators Histamin entgegenwirken. Sie können zur Behandlung des Juckreizes verwendet werden. Bei Immunsuppression ist zu Beginn des Ausbruchs der Windpocken eine Behandlung mit dem Virostatikum Aciclovir sinnvoll, wobei auf Funktion von Leber und Niere geachtet werden muss. Bei Herpes Zoster ist neben der Hautpflege in den meisten Fällen eine antivirale Therapie mit Aciclovir zu Beginn angebracht, um die Heilung zu beschleunigen und so den Schmerzen entgegenzuwirken. Die Schmerzen selbst sind großzügig mit entsprechenden Medikamenten (sog. ‚Analgetika‘) zu behandeln, um eine Chronifizierung zu verhindern. Meist reichen hier nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac, ASS oder Ibuprofen aus. Lokal können auch anästhetische Stoffe wie Lidocain aufgetragen werden. Bei ausgeprägten Schmerzen können aber auch Opiate wie Tramal indiziert sein.
Häufige Patientenfragen
Ich hatte die Windpocken als Kind und alle meine Bekannten auch. Es hat uns nicht geschadet. Warum also sollte ich mein Kind impfen lassen?
Dr. T. Weigl:
In den allermeisten Fällen heilen die Windpocken komplikationslos aus. Die Erkrankung selbst ist allerdings sehr unangenehm und kann durch den starken Juckreiz einen hohen Leidensdruck für das betroffene Kind erzeugen. Außerdem können durch starkes Kratzen Narben entstehen, die ein Leben lang sichtbar bleiben. Obwohl nach einer ausgestandenen Windpockenerkrankung eine lebenslange Immunität gegen eine erneute Infektion besteht, kann das Virus bei Immunschwäche oder im Alter außerdem als Gürtelrose reaktiviert werden, was sehr schmerzhaft ist und zu chronischen Schmerzen führen kann. Die Impfung reduziert dieses Risiko erheblich und mildert den Verlauf, falls es doch zu einem Ausbruch kommen sollte.
Wie lange dauern die Windpocken? Wie lange muss der Betroffene zuhause bleiben?
Dr. T. Weigl:
Der Ausschlag der Windpocken heilt nach ca. 2–3 Wochen ab. Da der Inhalt der Bläschen hochinfektiös ist, ist es nicht ratsam, vor deren vollständiger Verkrustung in engeren Kontakt mit potenziell seronegativen Menschen zu kommen. Eine Ansteckung durch Tröpfcheninfektion ist außerdem 1–2 Tage vor und bis zu 7 Tage nach Auftreten der Hautläsionen möglich. Betroffene Patienten müssen daher laut Infektionsschutzgesetzt vorübergehend Kita, Schule oder Arbeit fernbleiben und die Entwicklung der Haut genau beobachten lassen. Eine Rückkehr ist erst möglich, wenn die Patienten nicht mehr ansteckend sind.
Kann ich Windpocken und Gürtelrose mehrfach bekommen?
Dr. T. Weigl:
In der Regel herrscht nach einer Windpocken-Infektion eine lebenslange Immunität gegen eine erneute Ansteckung. Da das Virus aber im Körper verbleibt, kann es als Gürtelrose erneut zu einer Erkrankung führen – wenn auch in anderer Ausprägung. Der Herpes Zoster kann abhängig vom Immunstatus des Patienten mitunter mehr als einmal auftreten.
Ist eine Gürtelrose ansteckend?
Dr. T. Weigl:
Bei Herpes Zoster ist im Gegensatz zu den Windpocken nur eine Ansteckung durch den Bläscheninhalt möglich. Patienten sind daher bis zum Abheilen des Ausschlages infektiös. Ein nicht-immuner Mensch kann sich dadurch mit den Windpocken infizieren, da die Gürtelrose selbst nicht direkt übertragen werden kann. Sie ist eine Reaktivierung des Windpocken-Virus. Möglich ist auch eine Infektion über das Berühren verunreinigter Gegenstände.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Tobias Weigl und Arlen-Celina Lücke
Lektorat: Tobias Möller
Veröffentlicht am: 12.03.2019, zuletzt aktualisiert: 13.05.2019
Quellen
- Peter Altmeyer: Herpes Zoster. In: Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie, Umweltmedizin. Springer-Verlag.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Windpocken-Impfung bei Kindern. In: impfen-info.de.
- Klinisches Wörterbuch Pschyrembel Online.
- Robert-Koch-Institut (Hg.) (2018): Schutzimpfung gegen Windpocken (Varizellen): Antworten auf häufig gestellte Fragen. In: rki.de.
- Robert-Koch-Institut-Ratgeber (Hg.) (2018): Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster). In: rki.de.
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