Auf einen Blick – Impfungen
Was sind Impfungen?
- Maßnahmen zum Schutz vor Infektionskrankheiten
- es existieren aktive und passive Immunisierungen
- die aktiven Impfungen können weiter in Lebend- und Totimpfstoffe aufgeteilt werden
- in Deutschland werden Impfempfehlungen von der Ständigen Impfkommission herausgegeben
Welche Wirkung haben Impfungen? (Auszug)
- aktive Impfung: Entwicklung einer körpereigenen Abwehr gegen Krankheitserreger
- passive Immunisierung: direkte Abwehr schädlicher Fremdstoffe im Körper durch injizierte Antiköper
- simultane Impfung: Kombination aus aktiver und passiver Immunisierung
Wann werden Impfungen angewendet? (Auszug)
- als Infektionsprophylaxe bei Kindern und Erwachsenen (aktive Immunisierungen)
- akut als Therapie bei möglicher Infektion (sog. ‚Postexpositionsprophylaxe‘)
- zum Schutz von Risikogruppen
Was sind Nebenwirkungen von Impfungen? (Auszug)
- Hautreaktionen und Schmerzen im Bereich der Einstichstelle
- unspezifische Krankheitssymptome
- Fieber
- abgeschwächte Erkrankung nach Lebendimpfung (sog. ‚Impfkrankheit‘)
- Impfkomplikationen wie allergische Reaktionen oder Fieberkrämpfe (sehr selten)
Wann darf man Impfungen nicht bekommen?
- bei schweren fieberhaften Infekten
- Lebendimpfstoffe sind in der Schwangerschaft absolut kontraindiziert!
- bei Immundefekten unterliegen Lebendimpfungen strengen Risikoabwägungen
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenImpfungen gelten als eine der wichtigsten Errungenschaften der modernen Medizin. Nur durch sie sind wir heute in der glücklichen Lage viele Infektionskrankheiten auf ein kontrollierbares Minimum reduziert oder sogar ausgerottet zu haben. Trotzdem gibt es zunehmend Zweifel und Ängste, was die Immunisierungen angeht. Schützen uns Impfungen wirklich besser, als unser Immunsystem es alleine könnte? Was gelangt bei einer Impfung in den Körper und welche Nebenwirkungen können nach einer Impfung auftreten?
Fakt ist: Impfen rettet Leben. Die Impfstoffe in Deutschland unterliegen strengen Kontrollen und die Empfehlungen werden ständig entsprechend angepasst.
Wie eine Impfung funktioniert und welche Prozesse dabei im Körper angestoßen werden erfahren Sie in folgendem Artikel.
Was ist eine Impfung?
Als Impfung, auch Vakzination oder Vakzinierung, beschreibt man Maßnahmen, die es ermöglichen Infektionskrankheiten durch die Immunabwehr zu verhindern bzw. zu bekämpfen. Man unterscheidet zwischen aktiven und passiven Impfungen. Während dem Patienten bei einer passiven Immunisierung fremde Immunabwehrstoffe, die sog. ‚Antikörper‘, verabreicht werden, regt eine aktive Impfung das patienteneigene Immunsystem zum Aufbau eines Schutzes an. Impfungen können in verschiedener Form verabreicht werden. Die meisten Stoffe werden intramuskulär (i.m.) oder subkutan (s.c.) mit einer Spritze injiziert. Es gibt jedoch auch Schluckimpfungen oder Methoden zum Einbringen der Substanzen in die Haut (sog. ‚intradermal‘), zum Beispiel mit Lanzetten oder Impfpistolen.
Gut zu wissen!
Das Wort Vakzin hat seine Wurzeln im Lateinischen Wort ‚vacca‘ für „Kuh“, da die ersten Impfungen mit Kuhpockenviren durchgeführt wurden.
Die Pocken (auch: Variola oder Blattern) die früher viele Tausende Menschen das Leben gekostet haben, konnten durch eine weltweite Impfkampagne ausgerottet werden. Der letzte bekannte Fall ereignete sich im Jahre 1977 in Somalia. Seit 1980 gilt damit eine der gefährlichsten Erkrankungen des Menschen überhaupt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO offiziell als ausgerottet.
Aktive und passive Immunisierungen haben unterschiedliche Anwendungsgebiete
Wenn wir im Alltag von Impfungen sprechen, meinen wir damit in der Regel die aktive Immunisierung, die eingesetzt wird, um Infektionskrankheiten vorzubeugen. Dabei wird das Immunsystem durch das Einbringen abgeschwächter oder toter Erreger, Erregerbestandteile oder nicht-funktioneller Stoffe in den Körper dazu angeregt, selbst einen Schutz aufzubauen, der Jahre anhält.
Bei einer passiven Impfung bekommt der Patient direkt Antikörper (sog. ‚Immunglobuline‘) oder Serum von immunen Menschen bzw. Tieren verabreicht. Somit wird ein unmittelbarer Schutz gegen den entsprechenden Krankheitserreger erreicht, der allerdings nicht langfristig bestehen bleibt. Das eigene Immunsystem wird nicht aktiviert. Diese Art der Immunisierung dient vor allem der kurzfristigen Prophylaxe oder als Akuttherapie nach einer Infektion (sog. ‚Postexpositionsprophylaxe‘) mit Erregern von Erkrankungen wie Tollwut, Tetanus, Hepatitis oder Masern. Auch natürlicherweise machen wir uns die passive Immunisierung zunutze: Die Immunglobuline einer Mutter übertragen sich über ihre Milch auf den Säugling, der so vor Infektionskrankheiten geschützt wird, solange sein eigenes Immunsystem noch unterentwickelt ist.
Exkurs: Wie funktioniert unser Immunsystem?
Als Immunsystem bezeichnen wir die körpereigene Abwehr, die uns vor Krankheiten schützt. Es besteht aus vielen einzelnen Komponenten, wie Proteinen, Zellen und aktiven Stoffwechselprodukten, die gegen verschiedenste Erreger wirken können.
Biologisch unterscheidet man das angeborene von dem erworbenen Immunsystem. Tatsächlich tragen wir die Anlagen für beide Formen des Immunsystems von Geburt an im Körper, das erworbene Immunsystem muss sich jedoch erst ausbilden. Man kann daher auch von einer allgemeinen, unspezifischen und einer adaptiven, spezifischen Abwehr sprechen.
Das angeborene, unspezifische Immunsystem umfasst unter anderem natürliche Barrieren wie Haut, Schleimhaut, Haare, Flüssigkeiten, Schleim und Reflexe wie Husten und Niesen. Darüber hinaus gibt es bestimmte Zellen, Enzyme und Stoffe, die Krankheitserreger abfangen, neutralisieren, aufnehmen und bekämpfen können. Das angeborene Immunsystem reagiert schnell und unspezifisch.
Das erworbene Immunsystem basiert auf Zellen, die Erreger und körperfremde Strukturen spezifisch erkennen und sich entsprechend vermehren. Abhängig vom Zelltyp können sie die Eindringlinge dann effektiv abtöten (sog. ‚zelluläre Abwehr‘) oder hochspezifische Antikörper entwickeln (sog. ‚humorale Abwehr‘), die an die Erreger binden. Dieser Prozess dauert jedoch eine gewisse Zeit. Langfristig werden Gedächtniszellen angelegt, die im Falle einer erneuten Infektion schnell und effektiv aktiviert werden und die Krankheit abwehren können, bevor sie ausbricht. Man spricht dann von Immunität. Die Effekte einer Impfung basieren auf den spezifischen Mechanismen der adaptiven Immunabwehr.
Wenn Sie sich genauer zum Thema Immunsystem informieren möchten, empfehlen wir Ihnen die Lektüre des entsprechenden Artikels auf unserer Website:
Das Immunsystem – was stärkt unser Abwehrsystem?
Aktive Impfungen können weiter unterteilt werden
Das allgemeine Impfen entspricht folglich einer aktiven Immunisierung. Grob gesagt erhält der Körper so Informationen, die es ihm ermöglichen, ein Immungedächtnis aufzubauen und den Ausbruch der Erkrankung in Zukunft zu verhindern. Entsprechend des Erregers müssen diese Impfungen in bestimmten Zeitabständen erfolgen und aufgefrischt werden, damit der Schutz aktiv bleibt.
Bei den aktiven Impfungen gibt es viele verschiedene Formen. Sie lassen sich in die Lebend- und die Totimpfstoffe aufteilen. Bei Lebendimpfungen werden dem Körper abgeschwächte, vermehrungsfähige Erreger verabreicht, die zwar nicht ausreichen, um die Erkrankung auszulösen, aber den Aufbau eines Schutzes ermöglichen. Hierzu zählen Immunisierungen gegen Viruserkrankungen wie Windpocken, Masern, Gürtelrose oder Gelbfieber aber auch bakterielle Erkrankungen wie Typhus.
In Totimpfstoffen finden sich keine aktiven Erreger, sondern inaktivierte Viren oder Bakterien, Erregerbestandteile oder abgeänderte Stoffe. Diese Art der Impfung findet gegen Krankheiten wie Tetanus, Hepatitis A und B, Influenza oder eine Infektion mit Humanen Papillomaviren Anwendung.
Impfungen basieren auf den Funktionen des adaptiven oder erworbenen Immunsystems. Der Körper wird dazu angeregt, Gedächtniszellen und Antikörper gegen Krankheitserreger zu bilden, die im Falle einer Infektion dafür sorgen, dass wir nicht erkranken. Doch wie funktioniert unser Immunsystem überhaupt? Können wir es beeinflussen und uns dadurch noch besser vor Krankheiten schützen? Dr. Dr. Tobias Weigl gibt in folgendem Video einen Überblick über das Immunsystem und seine Funktionen:
Wie funktionieren und wirken Impfungen?
Mit den aktiven Impfungen machen wir uns die Funktionen unseres Immunsystems zunutze. Entgegen vieler Behauptungen ist an dem eigentlichen Schutz daher nichts Unnatürliches. Dieser wird ausschließlich durch unseren Körper selbst hergestellt. Die Impfung dient dabei nur als „Informationsübermittler“, um die Immunität herzustellen.
Im Grunde wird das adaptive Immunsystem so aktiviert, wie es auch bei einer tatsächlichen Infektion der Fall wäre. Der Vorteil einer Impfung gegenüber einer Erkrankung liegt dabei auf der Hand: Impfungen werden in der Regel sehr gut vertragen und bieten zuverlässigen Schutz ohne den Patienten großartig zu gefährden. Sind vor der Einführung von Impfungen viele Kinder und Erwachsene an Krankheiten wie Mumps, Masern, Diphtherie oder den Pocken schwer erkrankt oder sogar verstorben, sehen wir diese Krankheitsbilder heute kaum noch. Die Pocken konnten sogar ausgerottet werden.
Auch Langzeitfolgen, wie bspw. die subakute sklerosierende Panenzephalitis, eine seltene Gehirnerkrankung ausgelöst durch eine Maserninfektion, werden durch Impfungen vermieden. Außerdem lassen sich so auch Krankheiten verhindern, für die es bisher keine Heilung gibt, wie es bspw. bei Tollwut der Fall ist. Ohne Immunisierung verläuft diese Erkrankung tödlich.
Gedächtniszellen verhindern einen Erkrankungsausbruch
Wenn ein viraler oder bakterieller Erreger in den Körper gelangt, werden bestimmte Bestandteile von dem adaptiven Immunsystem erkannt. Dies regt die entsprechenden Zellen an, sich zu vermehren und den Eindringling zu bekämpfen. Dieser Prozess ist jedoch langwierig. Das ist der Grund, warum eine Infektionskrankheit bei Erstkontakt ausbricht und man erst nach Ausheilen der Erkrankung immun ist. Bekannte Beispiele sind die sogenannten Kinderkrankheiten.
Eine Impfung funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Jedoch sind die eingesetzten Erreger soweit abgeschwächt oder inaktiviert, dass der Geimpfte nicht erkrankt und entsprechend auch niemanden anstecken kann. Die Immunität wird dennoch aufgebaut. Diese bleibt durch sogenannte Gedächtniszellen aktiv. Diese Zellen bilden sich ebenfalls im Verlauf der Immunantwort aus und begeben sich in eine Art „Schlafzustand“. Sobald die Erreger, auf die sie spezialisiert sind, wieder in den Körper eintreten, werden sie aktiviert. Nun können sie direkt reagieren und eine unverzögerte Immunantwort auslösen. Auch im Blut vorhandene Antikörper können unverzüglich an den Erreger binden. Der Infektionsauslöser wird so eliminiert, ohne dass wir etwas davon bemerken und ohne, dass wir erkranken.
Lebend- und Totimpfstoffe
Für die aktive Immunisierung werden Lebend- oder Totimpfstoffe verwendet. Diese werden zumeist mit einer Spritze in den Körper eingebracht. Während Impfungen mit Totimpfstoffen recht unkompliziert sind, gelten für Lebendimpfstoffe strengere Regeln, da hier zwar mit abgeschwächten, aber dennoch aktiven Erregern gearbeitet wird.
Bei einer Lebendimpfung können mehrere Erreger miteinander kombiniert verabreicht werden. Das Immunsystem bildet so den Schutz gegen verschiedene Erkrankungen gleichzeitig aus. Allerdings muss zwischen Lebendimpfungen zu verschiedenen Zeitpunkten mindestens vier Wochen liegen. Daher ist es wichtig, z. B. vor einer Reise genügend Zeit für die Immunisierungen einzuplanen. Bei Totimpfungen gelten solche Regeln nicht. Sie können ohne spezielle Zeitabstände verabreicht werden.
Lebendimpfungen sind deutlich potenter als Totimpfungen. In der Regel ist der Schutz bereits nach einer Impfung gewährleistet. Die Auffrischung dient daher vor allem dafür, Menschen zu erreichen, bei denen die erste Impfung nicht zu einer ausreichenden Immunisierung geführt hat (sog. ‚Impfversager‘). Bei Totimpfungen hingegen ist eine mehrfache Impfung nötig, um einen ausreichenden Schutz aufzubauen.
Lebendimpfungen:
- Pocken
- Masern (M)
- Mumps (M)
- Röteln (R)
- Windpocken (V)
- Rotaviren
Totimpfungen:
- Hepatitis A
- Hepatitis B
- Polio
- FSME
- Keuchhusten
- Cholera
- Tollwut
- Pneumokokken
- Influenza
- Humane Papillomaviren
- Gürtelrose
- Tetanus
- Diphtherie
Totimpfstoffe können sehr unterschiedlich aussehen
Je nach Infektionserreger gibt es ganz unterschiedliche Ansätze für Totimpfstoffe. Die augenscheinlichste Methode ist die, den Erreger abzutöten oder zu inaktivieren. Man spricht dabei auch von Ganzpartikelimpfstoffen. Auf diese Weise werden z. B. die Impfstoffe gegen Hepatitis A, Polio, FSME, Cholera, Keuchhusten und Tollwut hergestellt.
Bei den Spaltimpfstoffen werden dem Immunsystem nur inaktivierte Bestandteile (sog. ‚Antigene‘) des Krankheitserregers präsentiert. Sie sind dadurch besser verträglich als Ganzpartikelimpfstoffe und sorgen für weniger Nebenwirkungen. Man unterscheidet die Polysaccharidimpfstoffe, bei denen Zuckerketten der Erregerhülle verwendet werden, von Konjugatimpfstoffen. Bei Letzteren sind die Zuckerketten der Erregerhülle an Trägerproteine gebunden, um eine bessere Immunreaktion zu erzeugen. Beispiele für Spaltimpfstoffe sind die Impfstoffe gegen Hepatitis B, Pneumokokken, Influenza oder Typhus.
Eine besondere Form der Impfung stellen die Immunisierungen gegen Tetanus und Diphtherie dar. Beide Erkrankungen werden von bakteriellen Giften aufgelöst. Die entwickelten Impfstoffe enthalten daher eine inaktivierte Form dieser Gifte (sog. ‚Toxoide‘) anstelle von Erregerbestandteilen.
Da Totimpfstoffe weniger wirksam sind als Lebendimpfungen, können hier Bindemittel (sog. ‚Adsorptionsmittel‘) verwendet werden. Diese verzögern die Aufnahme der Substanz und verstärken dadurch die Immunantwort. Hierfür werden Stoffe wie Aluminiumphosphat, Aluminiumhydroxid oder Calciumphosphat eingesetzt. Die Konzentration dieser Substanzen ist dabei natürlich streng reguliert und auf ein als unbedenklich eingestuftes Level reduziert.
Impfungen als Schutz vor Krebs
Impfen ist primär ein Schutz vor Infektionserkrankungen, die durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Auch Parasiten können Infektionen auslösen, eine Impfung beispielsweise gegen Malaria gestaltet sich jedoch weiterhin als schwierig.
Obwohl die Immunisierungen gegen eine Infektion wirken, können sie langfristig aber auch ganz andere Effekte haben: den Schutz vor Krebs. Die Impfung gegen das Hepatitis-B-Virus (HBV) war die erste Immunisierung die offiziell als Impfung gegen Krebs bezeichnet wurde. Dies liegt daran, dass eine chronische Infektion mit HBV zu einer Leberzirrhose und letztendlich zu einem Leberkarzinom führen kann. Durch die Impfung wird dieses Karzinom folglich verhindert.
Auch die Impfung gegen das Humane Papillomavirus (HPV) wird als krebsvorbeugend betrachtet. Bestimmte HPV-Typen können Gebärmutterhalskrebs erzeugen. Die Impfung schützt Frauen vor einer Ansteckung mit den Viren und verhindert so die Entartung des Gewebes.
Wie werden Impfungen durchgeführt?
Die meisten Impfungen werden heutzutage mit einer Spritze verabreicht. Dabei wird der Impfstoff entweder subkutan oder intramuskulär in den Oberarm oder den seitlichen Oberschenkel gespritzt. Bei der i.m. Impfung wird meist der Musculus deltoideus (Deltamuskel) der Schulter ausgewählt und die Impfung in einem 90° Winkel injiziert. Ist dieser Muskel nicht gut ausgebildet (z. B. bei Babys) kann auch der seitliche vordere Oberschenkel genutzt werden. Nicht mehr aktuell ist eine Impfung ins Gesäß, da es dabei zu Verletzungen der Nerven kommen kann! Bei einer s.c. Impfung wird die Spritze im 45° Winkel angesetzt und der Impfstoff in das unter der Haut liegende Fettgewebe gegeben.
Es sollte stets in den Arm geimpft werden, der vom Patienten weniger beansprucht wird. Am Tag der Impfung sollten Sport und schwere körperliche Arbeit sowie der übermäßige Konsum von Alkohol vermieden werden.
Gut zu wissen!
Lebendimpfstoffe werden in der Regel subkutan verabreicht, Totimpfstoffe hingegen intramuskulär. Manche Impfungen können auf verschiedene Arten appliziert werden: Für Influenza existiert neben den i.m. Impfstoff auch eine Immunisierung, die über die Nasenschleimhaut vollzogen wird (sog. ‚nasal‘).
Gegen die Cholera-, Typhus-Bakterien sowie das Rotavirus existieren Schluckimpfungen. In der Vergangenheit wurde auch gegen das Poliovirus per Schluckimpfung mit einem Lebendimpfstoff geimpft. Da dieser in seltenen Fällen jedoch zu einer Erkrankung an Poliomyelitis geführt hat, wird heute nur noch mit dem i.m. Totimpfstoff geimpft.
Gegen Influenza existiert wie bereits erwähnt ein nasal zu verabreichender Lebendimpfstoff, der für Kinder zwischen 2 und 17 Jahren zugelassen ist.
Simultanimpfungen als Postexpositionsprophylaxe
Als Simultanimpfung bezeichnet man eine gleichzeitige Applikation einer aktiven und einer passiven Impfung gegen denselben Erreger. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei der aktiven Impfung natürlich um einen Totimpfstoff handeln muss, da sich die Wirkung der beiden Impfungen ansonsten aufheben würde. Die aktive Totimpfung stimuliert dabei das Immunsystem, um einen Schutz gegen den Krankheitserreger aufzubauen, während die passive Impfung (Antikörper oder Immunglobuline) unmittelbar neutralisiert und somit den Krankheitsverlauf abschwächt. So besteht ein sofortiger Impfschutz bis das Immunsystem selbst in der Lage ist, den Erreger abzuwehren. Man verwendet diese Art der Immunisierung als sog. Postexpositionsprophylaxe bei akuten Infektionen mit Erkrankungen wie Tollwut, Tetanus, Hepatitis A oder Hepatitis B.
Was sind die Nebenwirkungen von Impfungen?
Als Nebenwirkung bezeichnet man einen unerwünschten Effekt, der durch eine medizinische Behandlung oder Medikation hervorgerufen wird. Man teilt diese nach ihrer Häufigkeit ein. Impfungen werden in der Regel sehr gut vertragen. Ernstere Komplikationen als die gelegentlich auftretenden lokalen Impfreaktionen sind sehr selten.
In 1:100 Fällen treten sogenannte Impfreaktionen auf. Diese sind harmlos und daher nicht meldepflichtig. Impfreaktionen treten i. d. R. innerhalb von drei Tagen nach einer Impfung auf und halten bis zu drei Tage an.
Sie umfassen:
- lokale Reaktionen wie Schwellung, Rötung und Schmerzen an der Einstichstelle
- erhöhte Temperatur bis hin zu Fieber unter 39,5 °C
- allgemeines Unwohlsein, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Erschöpfung, Anschwellen lokaler Lymphknoten, Unruhe
Von einer Impfkrankheit spricht man, wenn nach einer Lebendimpfung eine abgeschwächte Form der Erkrankung auftritt (z. B. Impfmasern). Abhängig vom Impfstoff können solche Reaktionen mehr oder weniger häufig auftreten (bei den Masern z. B. zwischen 5–15 %). Die Krankheit kann bis zu vier Wochen nach der Impfung auftreten und hat i. d. R. einen milden Verlauf. Da mit abgeschwächten Erregern geimpft wurde, ist es in Einzelfällen möglich, dass es zu einer Ansteckung durch eine Impfkrankheit kommen kann (z. B. bei Windpocken oder Rotaviren). Dies muss bei Kontakt zu Risikopersonen (z. B. Schwangeren) beachtet werden. Totimpfstoffe können keine Impfkrankheiten auslösen. Impfkrankheiten sind nicht meldepflichtig.
Schwere Impfkomplikationen sind sehr selten
In 1:1.000 Fällen können sogenannte Impfkomplikationen auftreten, die über das normale Maß einer Impfreaktion hinausgehen. Impfkomplikationen sind meldepflichtig. Da sehr schwere Komplikationsverläufe dennoch sehr selten sind, sollte das behandelnde medizinische Personal bei Auftreten stets auch an andere Ursachen denken (sog. ‚Differentialdiagnose‘).
Zu den Impfkomplikationen zählen:
- allergische Reaktionen, z. B. auf Bestandteile des Impfstoffes wie Hühnereiweiß, bis hin zum allergischen Schock (ausgesprochen selten)
- Fieberkrämpfe
Das Problem mit der Statistik bei Impfschäden
In vereinzelten, äußerst seltenen Fällen wurde von bleibenden Schäden durch eine Impfung berichtet. Dies betrifft ca. 1:1.000.000 Fälle. Impfschäden sind natürlich meldepflichtig und können durch das Versorgungsamt entschädigt werden.
Was Impfschäden angeht existiert ein statistisches Problem: dadurch, dass sie so extrem selten sind, ist es sehr schwierig, sie statistisch korrekt zu erheben. Wenn ein Medikament auf seine Sicherheit überprüft wird, muss eine ausreichend große Testgruppe gewählt werden, um alle möglichen Nebenwirkungen abzudecken.
Die Methode der Wahl ist dabei die doppelt verblindete randomisierte Kontrollstudie. Dies bedeutet, dass eine per Zufall zusammengestellte Gruppe mit einer per Zufall zusammengestellten Kontrollgruppe vergleichen wird, wobei weder Testpersonen noch Supervisoren wissen, wer den Wirkstoff und wer ein Placebo verabreicht bekommt.
Bei Wahrscheinlichkeiten von 1:1.000.000 müssten die Testgruppen jedoch so groß sein, dass die Studie technisch kaum durchzuführen wäre. Betrachtet man die komplette geimpfte Population als Testgruppe, ist es sehr schwierig, einen tatsächlichen Impfschaden zu erkennen, bzw. eine Erkrankung oder Beeinträchtigung nicht fälschlicherweise auf eine Impfung zurückzuführen.
„Impfungen zählen zu den wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Infektionskrankheiten! Ihr Risiko ist gegenüber ihrem Nutzen verschwindend gering.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XFalschmeldungen und Ängste halten sich hartnäckig
Fakt ist, dass Impfungen strenger kontrolliert werden, als die meisten anderen pharmazeutischen Produkte, einfach aus dem Grund, dass sie an vollkommen gesunden Individuen angewendet werden.
Trotz verschwindend geringer Zahlen gibt es immer wieder Berichte über Impfschäden, was das Vertrauen in die Methode schmälert. Hier schadet sich das Impfen tatsächlich selbst: Obwohl das Risiko von Schäden durch Impfungen deutlich geringer ist, als ein Schaden durch die entsprechende Erkrankung, sind erstere medial viel präsenter – einfach, weil die Erkrankungen durch die Impfungen so gut kontrolliert werden.
Wenn man bspw. an die Poliomyelitis denkt, die auch als Kinderlähmung bekannt ist, so kennt man heute in Deutschland kaum noch jemanden, der diese Erkrankung tatsächlich durchgemacht hat. Kein Kind liegt heute noch in einer eisernen Lunge oder wächst mit einer Einschränkung der Gliedmaßen auf, die auf die Krankheit zurückzuführen ist. Die Impfung wirkt einfach so gut, dass die Gefahren der eigentlichen Erkrankung in den Hintergrund rücken. Als dann in den frühen 90er Jahren einige Kinder aufgrund der Schluckimpfung an Polio erkrankten, führte dies zu großer medialer Aufmerksamkeit und die Skepsis gegenüber den Immunisierungen im Allgemeinen wuchs. Und obwohl die Schluckimpfung gegen Polio schon lange Geschichte ist, bleibt der Zweifel bestehen. Impfungen wirken so gut, dass wir vergessen, wovor sie uns eigentlich schützen, während solche „Skandale“ sich in unser Gedächtnis einbrennen.
Ein Negativbeispiel ist auch der angebliche Zusammenhang zwischen der Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) und einer Entwicklung von Autismus bei Kindern. Obwohl diese Studie längst widerlegt wurde und zurückgezogen werden musste, hält sich das Gerücht noch immer hartnäckig. Unwahrheiten wie diese verleiten viele Menschen dazu, sich und ihre Kinder nicht mehr gegen die hochansteckenden Masern zu impfen, was wieder zu vermehrten Masernausbrüchen in vielen Industrieländern geführt hat. Und das bei einer Krankheit, die wir im besten Falle schon längst hätten ausrotten können.
Fakten-Box – Impfungen
Wirkung
- aktive Impfungen: Aufbau einer Immunabwehr für einen langfristigen Schutz
- passive Impfung: sofortiger Schutz durch Antikörper, der nicht dauerhaft ist
Anwendungsgebiete
- Vorbeugung von Infektionskrankheiten
- indirekt: Vermeidung von Krebserkrankungen (Hepatitis B, HPV)
- Akuttherapie bzw. Postexpositionsprophylaxe bei Infektion
Wichtigste Nebenwirkungen
- Schwellung und Rötung an der Einstichstelle
- Schmerzen im Bereich der Injektion
- Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen
Darreichungsform
- als Injektion intramuskulär in den M. deltoideus oder den lateralen Oberschenkel (Totimpfstoffe)
- subkutan in den Oberarm oder in den lateralen Oberschenkel (Lebendimpfstoffe)
- als Schluckimpfung
- nasal über die Schleimhäute
- intradermal über eine Lanzette oder eine Impfpistole
Welche Kontraindikationen existieren bei Impfungen?
Allgemein sollte eine Impfung in folgenden Fällen nicht durchgeführt werden:
- bei Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffes (z. B. Hühnereiweiß)
- bei akuter, schwerer Erkrankung (bspw. Fieber >38,5 °C)
- wenn nach der letzten Impfung eine allergische Reaktion aufgetreten ist
- Lebendimpfstoffe in der Schwangerschaft sind absolut kontraindiziert (vor allem MMRV), generell sollte, wenn möglich, auf Impfungen verzichtet werden (Ausnahme: Influenza)
- Stillzeit: Gelbfieberimpfung kontraindiziert
- bei Immundefekten sind Lebendimpfstoffe nur mit strenger Risiko-Nutzen-Abwägung anzuwenden; Totimpfstoffe sind nicht kontraindiziert
In vielen Fällen ist eine Impfung möglich
Es gibt viele Dinge, die fälschlicherweise als Kontraindikation gesehen werden, obwohl sie nicht gegen eine Impfung sprechen.
Einige Beispiele hierfür sind:
- leichte Infekte ohne Fieber
- Epilepsie in der Familie
- Fieberkrämpfe in der Vorgeschichte (hier ist jedoch eine genaue Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt wichtig)
- die Impfung eines Kindes, wenn die Mutter erneut schwanger ist. Ausnahme: Varizellenimpfung (Windpocken)! Hier muss streng überprüft werden, ob der Nutzen das Risiko übersteigt
- Stillzeit: alle Immunisierungen bis auf die Gelbfieberimpfung sind möglich
- Säuglinge, die gestillt werden
Aktuelle Forschung – Eine Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2
Die aktuelle Pandemie mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 lässt die Welt stillstehen. Das Virus traf weltweit auf eine völlig ungeschützte Bevölkerung und wütet daher in vielen Ländern schwer. Die Folgen sind nicht nur gesundheitlich ein großes Problem: Die Wirtschaft vieler Länder ächzt unter der plötzlichen Ausnahmesituation. Ausgangssperren und Kontaktverbote scheinen momentan die einzige Lösung, um die rasante Ausbreitung aufzuhalten.
Eine Impfung als Ausweg aus der Misere
Das Virus verbreitete sich so schnell über den gesamten Globus, dass kaum ein Land in der Lage war, sich darauf vorzubereiten. Deshalb arbeiten Forscher weltweit nun fieberhaft an einer Lösung, um die rasche Infektionswelle aufzuhalten. Am besten würde hier nur eines helfen: eine aktive Impfung. Doch Impfungen zu entwickeln kostet Zeit und genau daran mangelt es in der momentanen Situation. Normalerweise dauert es einige Jahre, bis ein Impfstoff von der Entwicklung in die klinische Phase gelangt, unter anderem auch deshalb, weil Impfstoffe deutlich strenger kontrolliert werden, als viele andere medizinische Produkte. Daher werden nun „Abkürzungen“ benötigt, um schneller zu einem Ergebnis zu kommen.
Trägerimpfstoffe könnten Abhilfe schaffen
Dass solche „Abkürzungen“ bereits gegangen werden, bestätigt der Virologe Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité in seinem täglichen Coronavirus-Update. Eine Möglichkeit wäre es, sogenannte Trägerimpfstoffe zu verwenden. Dabei würden Bestandteile des neuen Coronavirus an einen bekannten und gut verträglichen Träger gekoppelt, um eine Immunreaktion zu provozieren. Dadurch, dass der Trägerimpfstoff gut untersucht ist, könnten viele Schritte der Impfstoffentwicklung übersprungen werden.
Andere Ansätze sind, einen Totimpfstoff oder einen abgeschwächten Lebensimpfstoff zu entwickeln. Auch genbasierte Impfstoffe sind momentan Objekte der Forschung. Bei diesem neuartigen Ansatz würde kein Erreger, sondern nur ein Teil seiner Erbinformation geimpft.
Viele Forscher arbeiten zurzeit mit Hochdruck daran, einen wirksamen und verträglichen Impfstoff zu finden. Bis dieser erhältlich ist, dauert es aber höchstwahrscheinlich noch bis ins Frühjahr 2021.
Eine passive Impfung könnte bei schweren Verläufen helfen
Da die aktive Impfung noch in den Kinderschuhen steckt, wird nun Hoffnung darauf verwendet, dass bereits genesene COVID-19 Patienten in ihrem Blutserum Antikörper besitzen, die Erkrankten bei der Bekämpfung des Virus helfen könnten. Mehrere Unikliniken in Deutschland suchen daher momentan nach freiwilligen Genesenen, die mit einer Plasmaspende zu der Therapie besonders schwerer Verläufen von COVID-19 beitragen. Andernorts versuchen Unternehmen, effektive Serum-Antikörper im Labor zu „kopieren“ und so ein Medikament gegen das Virus zu entwickeln.
Sollte die passive Immunisierung helfen, schwere Verläufe von COVID-19 abzumildern, wäre dies zumindest ein Weg, um die Zeit ohne geeignete Behandlung und Impfung zu überbrücken.
Quelle: Christian Drosten und Korinna Hennig (2020): Coronavirus-Update, Folge 26 vom 02.04.2020. In: ndr.de.
Häufige Patientenfragen
Ich bin leicht erkältet, wollte mich aber impfen lassen. Muss ich meinen Impftermin nun absagen?
Dr. Dr. T. Weigl
Nein, bei einer leichten Erkältung müssen Sie einen Impftermin entgegen der landläufigen Meinung nicht unbedingt absagen. Grundsätzlich wird inzwischen empfohlen, Impfungen auch bei leichten Infekten ohne Fieber durchzuführe. Dies gilt besonders für Kinder, da festgestellt wurde, dass es sonst vermehrt zu Impflücken kommt, einfach weil die verpassten Impftermine anschließend häufig nicht nachgeholt werden. Eine Impfung bei einer leichten Erkältung stellt keine Gefahr dar. Sollte jedoch Fieber (>38,5 °C) auftreten oder es sich lediglich um eine freiwillige Reiseimpfung bei einem Erwachsenen handeln, sollte die Impfung verschoben werden.
Kann Autismus von Impfungen ausgelöst werden?
Dr. Dr. T. Weigl
Nein, es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass Impfungen Autismus hervorrufen. Dieses hartnäckige Gerücht stammt aus einer fehlerhaften Studie zu dem Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln des britischen Arztes Andrew Wakefield, der diese vor knapp 20 Jahren im renommierten Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichte. Die Studie war nicht nur schlecht durchgeführt, sondern auch eigennützig, da Wakefield einen eigenen Masernimpfstoff auf den Markt bringen wollte. „The Lancet“ hat die Studie 2010 komplett zurückgezogen und sich ebenfalls wie die meisten Co-Autoren von der Arbeit distanziert. Mehre Studien konnten inzwischen zeigen, dass Autismus bei Geimpften wie bei Ungeimpften mit der gleichen Wahrscheinlichkeit auftritt.
Wollen Sie mehr zum Thema Autismus lesen? Dann informieren Sie sich gerne über unseren Artikel:
Die Autismus-Spektrum-Störung: Sozialangst nur im Kindesalter?
Ich weiß nicht, ob ich gegen die Masern geimpft wurde. Muss ich diese Impfung nachholen?
Dr. Dr. T. Weigl
Die Impfung gegen die Masern ist in Deutschland nur bei Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen empfohlen, die nach 1970 geboren wurden. Dies liegt ganz einfach daran, dass zuvor geborene Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch an den Masern erkrankt sind und daher eine Immunität aufweisen. Sind Sie nach 1970 geboren, können Sie in Ihrem Impfausweis nachschauen, ob Sie gegen das Virus geimpft wurden, oder nicht. Sollte dies nicht der Fall sein oder haben Sie keinen Impfausweis, sollten Sie die Impfung baldmöglichst nachholen, da die Masern sehr ansteckend sind und ein großer Teil der Ausbrüche unter anderen von Erwachsenen mit unzureichendem Schutz getragen wird.
Mehr zum Thema Masern finden Sie auch in unserem Artikel:
Masern sind tödlich – warum die Impfung so wichtig ist!
Warum gibt es jedes Jahr eine neue Impfung gegen die Grippe?
Dr. Dr. T. Weigl
Die Grippe ist ein sehr mutationsfreudiges Virus, da es außer dem Menschen noch andere Reservoirs hat. Neben uns können Grippeviren auch Vögel und Schweine infizieren und zwischen den verschiedenen Tieren häufig mutieren. Mit jeder Saison verändert sich das Virus durch diese Mutationen soweit, dass der Impfschutz des letzten Jahres nicht mehr aktuell ist. Daher muss er jedes Jahr entsprechend der Beobachtungen und Wahrscheinlichkeitsabwägungen bzgl. der am wahrscheinlichsten auftretenden Viren angepasst und aufgefrischt werden. Impfen lassen sollten sich alle Risikopersonen, Menschen ab 60 Jahren, Personen die im Gesundheitswesen oder mit Risikopersonen arbeiten sowie Schwangere.
Auch zur Grippe haben wir einen Artikel auf unserer Website:
Influenza – Die ‚echte‘ Grippe – Wie sie erkannt und behandelt wird
Wo erhalte ich Informationen darüber, wann ich das nächste Mal geimpft werden muss?
Dr. Dr. T. Weigl
Alle Informationen über Ihren Impfstatus sollten sich in Ihrem Impfausweis finden. Dieser ist häufig gelb und hat die Größe eines Reisepasses. In Deutschland besteht bezüglich Impfungen eine Dokumentationspflicht. Im Impfausweis werden entsprechend Zeitpunkt, Impfcharge sowie Impfstoff vermerkt und mit einem ärztlichen Stempel plus einer Unterschrift bestätigt. Diese Informationen sind wichtig, um die Impfhistorie eines Patienten langfristig nachvollziehen zu können.
Wann welche Impfungen nötig sind, können Sie bei Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt erfragen oder sich bei der Ständigen Impfkommission (STIKO) informieren.
Ich wurde als Kind gegen Tuberkulose geimpft. Nun habe ich selbst ein Kind und dieses soll nicht gegen diese Krankheit geimpft werden. Warum ist das so?
Dr. Dr. T. Weigl
In der Vergangenheit wurden Kinder gegen Tuberkulose geimpft, das stimmt. Diese Impfung hatte allerdings keine besonders hohe Anspruchsrate und wurde aufgrund dessen sowie einer recht hohen Rate an Nebenwirkungen im Jahre 1998 von der Liste der für Kinder empfohlenen Impfungen heruntergenommen. In Deutschland ist aktuell kein Impfstoff gegen Tuberkulose zugelassen.
Typisches Patientenbeispiel
Ach du liebe Güte! Emil schießt in die Höhe. Plötzlich fällt ihm ein, dass er für sein Pflegepraktikum, welches er in ein paar Wochen beginnen möchte, noch seinen Impfausweis einreichen muss. Das hat er ja total vergessen! Obwohl er Medizin studiert, weiß er gar nicht so recht, wo das gelbe Ding abgeblieben ist. Hektisch beginnt er, sein kleines Studentenzimmer zu durchsuchen. Nichts. Er greift zum Handy. „Emil, Schatz, schön, dass du dich meldest!“, flötet ihm seine Mutter entgegen. „Dein Impfausweis liegt bei uns im Familienbuch. Viel steht da aber nicht drin. Du weißt, doch, was dein Vater und ich von der Pharmalobby halten! Wir hatten früher alle Kinderkrankheiten und geschadet hat es uns nicht!“ Emil rollt mit den Augen. Jetzt muss er nicht nur nach Hause fahren, um sich den Ausweis zu holen, sondern wahrscheinlich noch ein paar Impfungen nachholen, bevor er das Praktikum beginnen darf.
Nicht auf den letzten Drücker impfen
Emil hat schnell einen Arzttermin ausgemacht und rutscht nun unruhig auf dem Stuhl im Sprechzimmer hin und her, während seine Hausärztin das gelbe Heftchen durchblättert. „Tja, Emil.“, sagt diese. „Glück gehabt, würde ich mal sagen! Die wichtigen Impfungen wie Masern, Mumps und Röteln sowie Hepatitis B hast du bekommen. Das hätten wir jetzt in den paar Wochen nicht mehr alles nachgeimpft bekommen. Aber in einem Jahr können wir da nochmal drüber gucken und gegebenenfalls was auffrischen. Ich würde dir aber dringend empfehlen, dich gegen Tetanus, Diptherie und Keuchhusten impfen zu lassen. Mit den Erkrankungen ist nicht zu spaßen!“
Nach dem Besuch geht Emil beruhigt nach Hause. Die Ärztin hat ihn direkt impfen können, da genug Impfstoff vorrätig war. Er hat nur ein leichtes Drücken im Arm gespürt, ansonsten geht es ihm gut. Er wird sich heute schonen und freut sich darauf, das Praktikum wie geplant beginnen zu können.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Arlen-Celina Lücke
Lektorat: Timo Hülsmann
Veröffentlicht am: 08.04.2020
Quellen
- Amboss Fachwissen für Mediziner (2020): Impfungen. In: Amboss.com
- Christian Drosten und Korinna Hennig (2020): Coronavirus-Update, Folge 26 vom 02.04.2020. In: ndr.de.
- Ulrike Gebhardt (2017): Fünf Fakten zum Impfen: Aluminium, Autismus und andere Vorurteile. In: Spektrum.de
- Pschyrembel Online: Immunisierung. In: pschyrembel.de.
- Roberta Kwok (2011): The real issues in vaccine safety. In: Nature, Ausgabe 473, 26. Mai 2011.
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