Auf einen Blick – Tetanus
Was ist Tetanus?
- Infektionskrankheit, die tödlich enden kann
- auch als Wundstarrkrampf bekannt
- Vergiftung durch Toxine des Bakteriums Clostridium tetani
Wer bekommt Tetanus?
- Ungeimpfte, bei denen der Erreger über Wunden in den Körper gelangt
- Neugeborene bei unzureichender Hygiene während der Geburt
- ältere Menschen mit unzureichendem Impfschutz
- Menschen mit Durchblutungsstörungen
Symptome (Auszug)
- Verkrampfung der Muskeln
- Lähmungen
- Kiefersperre
- Atemprobleme
Behandlung (Auszug)
- Neutralisation des Toxins
- Antibiotika gegen den Erreger
- chirurgische Wundbehandlung
- intensivmedizinische Versorgung, z. T. mit künstlicher Beatmung
Tipps
- eine Impfung schützt vor der Erkrankung
- bei fraglichem Impfstatus und Verletzung mit Kontaminationsrisiko immer medizinischen Rat einholen!
Was ist Tetanus?
Als Tetanus bezeichnet man die Manifestation des sogenannten Wundstarrkrampfes. Dieser wird durch das Gift des Bakteriums Clostridium tetani ausgelöst, das über verunreinigte Wunden in den Körper gelangen kann. Bei einer Erkrankung werden die Schaltstellen (sog. ‚Synapsen‘) zwischen den mit unseren Muskeln verbundenen Nerven beeinträchtigt. Es kommt zunächst zu einer krampfartigen Überaktivität der Muskeln und anschließen zu einer Lähmung. Bei schweren Verläufen kann es so durch die Lähmung der Atemmuskulatur auch zum Tod kommen.
Gut zu wissen!
Das Wort Tetanus bzw. tetanos kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet ‚Krampf‘ oder ‚Spannung‘.
Ist das Bakterium in den Körper gelangt, kann es wenige Tage bis zu drei Wochen (selten auch einige Monate) dauern, bis die Erkrankung ausbricht. Man bezeichnet dies als sog. ‚Inkubationszeit‘. Dabei gilt, dass die Prognose umso schlechter ist, je kürzer die Inkubationszeit andauert, da man in solchen Fällen von größeren Toxinmengen ausgehen kann. Das Gift selbst blockiert bestimmte Prozesse an den Synapsen von sog. „motorischen“ Nerven, die für die Bewegung verantwortlich sind. So kann keine regelrechte Reizweiterleitung zwischen Nerv und Muskel mehr stattfinden. Stattdessen kommt es zu ‚tonischen‘ Krämpfen der Muskulatur, die häufig mit einem maskenhaften Verzerren der Gesichtsmuskeln beginnen. Später gehen sie auch auf die großen Muskeln des Rumpfes über. Die Muskeln sind dann dauerhaft angespannt.
Was genau passiert beim Wundstarrkrampf und wieso ist eine Impfung der einzige sichere Schutz vor der gefährlichen Infektion? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Dr. Tobias Weigl im nachfolgenden Video, in dem er u. a. Fakten & Zahlen präsentiert, aber auch die notfallmäßige Behandlung des Wundstarrkrampfs erläutert.
Exkurs: Wie gelangen Signale vom Gehirn zum Muskel?
Um eine bewusste Bewegung durchführen zu können, müssen die entsprechenden Befehle von unserem Gehirn über Nerven in unserem Rückenmark zu den Muskeln geleitet werden. Dies geschieht über weite Strecken durch eine kontinuierliche elektrische Weiterleitung kleinster Ladungen. An den sogenannten ‚Synapsen‘ wird der elektrische Reiz jedoch in ein chemisches Signal in Form bestimmter Moleküle umgewandelt. Genauer führt er dort zu der Ausschüttung von Signalmolekülen (sog. ‚Neurotransmittern‘). Es gibt erregende (sog. ‚exzitatorische‘) und hemmende (sog. ‚Inhibitorische‘) Synapsen, die sich in ihren Neurotransmittern unterscheiden. Diese Stoffe werden in kleinen Bläschen in den Enden der Nervenzellen gespeichert.
Durch das elektrische Signal setzen sich diese Bläschen in Bewegung und verschmelzen mit Hilfe bestimmter Proteine auf ihrer Oberfläche mit der begrenzenden Membran der Zelle. Der in den Bläschen gelagerte Neurotransmitter wird so aus der Zelle entlassen und kann über den zwischen den Zellen liegenden sog. ‚synaptischen Spalt‘ zu entsprechenden Rezeptoren auf der nächsten Zelle gelangen. Binden genug erregende Transmitter an Rezeptoren, wird das Signal zum Muskel weitergeleitet und kann so eine Kontraktion auslösen. Sind inhibitorische Nerven aktiv, wird die Signalweiterleitung zum Muskel unterbunden und die Bewegung dadurch gehemmt oder verhindert.
Die generalisierte Form des Tetanus
Der generalisierte Tetanus ist die in Mitteleuropa am häufigsten auftretende Form dieser Infektionserkrankung. Sie beginnt mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl ähnlich einer Erkältung und geht mit der Zeit auf den gesamten Körper über. Der Patient zeigt eine steigende Muskelanspannung (sog. ‚Tonus‘) sowie zunehmende Lähmungserscheinungen, die von einer Kiefersperre und Gesichtsverzerrungen bis hin zur Atemlähmung reichen können. Im schlimmsten Fall verläuft die Erkrankung tödlich. Die genauen Symptome erklären wir weiter unten in diesem Artikel.
Der neonatale Tetanus
Diese Form des Tetanus ist vor allem in Ländern mit unzureichender Impfquote sowie mangelnder Hygiene relevant. Weltweit ist sie die häufigste. Sie tritt auf, wenn Mütter mit mangelhaftem Immunstatus gebären und die Versorgung des Nabels des Babys nicht hygienisch einwandfrei vonstatten geht. Die Erkrankung manifestiert sich in den ersten Lebenswochen und gleicht symptomatisch dem generalisierten Tetanus. Das Baby krampft, hat Schwierigkeiten, ausreichend zu trinken und eine erhöhte Muskelspannung.
Sonderformen
Der lokale Tetanus ist eher selten und beschränkt sich auf die Muskelgruppen, die sich in unmittelbarere Nähe der verunreinigten Wunde befinden. Dadurch sind die Verläufe meist mild und die Prognose gut. Diese Form des Tetanus kann bei einer unvollständigen Immunität auftreten. Ein maternaler Tetanus kann bei Frauen nach Entbindungen unter schlechten hygienischen Bedingungen, sowie bei Fehl- oder Totgeburten vorkommen. Eine weitere Sonderform ist der sogenannte ‚cephale‘ Tetanus. Dieser kann nach Verletzungen am Kopf auftreten. Er zeichnet sich durch eine sehr kurze Inkubationszeit von ein bis zwei Tagen aus und zeigt sich vor allem durch Lähmungen im Gesicht.
Das Bakterium Clostridium tetani
Das für den Wundstarrkrampf verantwortliche Bakterium gehört zur Gattung Clostridium, einer Gruppe von Bakterien, die nur unter Sauerstoffausschluss gedeihen können. Weitere bekannte Vertreter dieser Gruppe sind C. difficile, ein Erreger von Darmerkrankungen, der vor allem in Krankenhäusern und Altenheimen Probleme bereitet, sowie C. botulinum, dem Erreger des z. B. durch verdorbene Konserven hervorgerufenen Botulismus. Clostridien haben die Eigenschaft, äußerst robuste Sporen auszubilden. C. tetani kommt daher weltweit in Erdreich und Stäuben, aber auch in Kot von Pferden und anderen Tieren vor. Die Sporen widerstehen Hitze und Desinfektionsmitteln. Ohne direkte Sonneneinstrahlung können sie jahrelang stabil in der Erde überdauern. Das Bakterium selbst ist ein bewegliches Stäbchen, das in seiner Form ein wenig an einen Tennisschläger erinnert. Gelangen die Sporen in eine für sie günstige Umgebung wie eine Wunde – feucht, sauerstoffarm und ca. 37 °C warm – können die Bakterien gedeihen und ihre Toxine bilden.
Gut zu wissen!
Bakterien wie die Clostridien, die nur in Umgebungen ohne Sauerstoff wachsen können, bezeichnet man als obligat anaerob.
Das Tetanustoxin
Das von C. tetani gebildete Gift ist eine Mischung verschiedener Toxine und wirkt in unserem zentralen Nervensystem. Es wird von dem Bakterium an seine Umgebung abgegeben und deswegen als sog. ‚Exotoxin‘ bezeichnet. Ausgehend vom Infektionsort gelangt es über die Nervenstraßen in Richtung Rückenmark (sog. ‚retrograder Transport‘). In dem Giftgemisch befinden sich die Stoffe Tetanolysin und Tetanospasmin. Für die klinische Symptomatik des Wundstarrkrampfes ist jedoch nur das Tetanospasmin verantwortlich. Dieses arbeitet an den Synapsen bewegungshemmend wirkender Nervenzellen wie eine Schere. Es zerschneidet die Proteine auf der Oberfläche der Bläschen, die einen inhibitorischen Botenstoff enthalten, sodass dieser nicht mehr aus der Nervenzelle entlassen werden kann. Als Ergebnis ist die hemmende Funktion dieser Nerven ausgehebelt, während die den Muskel erregenden Nerven weiterarbeiten. Dies führt zu unkontrollierten Muskelkontraktionen – dem Tetanus. Ist das Tetanospasmin erst einmal an einer Synapse gebunden, kann es nicht mehr entfernt werden.
Gut zu wissen!
Da bei einem Tetanus die Muskeln dauerhaft angespannt sind, können sie nicht weiter erregt werden. Man spricht von einer spastischen Lähmung. Im Gegensatz dazu wird eine Paralyse, die durch eine unzureichende oder fehlende Erregung des Muskels ohne Möglichkeit der Anspannung von einer schlaffen Lähmung gesprochen. Schlaffe Lähmungen treten bspw. bei Botulismus auf.
Bei einem Tetanus kommt es durch einen permanente Muskelerregung zu Spasmen und Lähmungen. Muskelzuckungen können aber sehr vielfältige Ursachen haben. Häufig sind es harmlose Erscheinungen, die wieder zurückgehen. Es können aber auch Krankheiten wie die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) dahinterstecken. In folgendem Video hat Dr. Dr. Tobias Weigl sein Wissen über Muskelzuckungen für Sie zusammengefasst:
Die Symptome: Welche Beschwerden verursacht eine Vergiftung mit Tetanustoxin?
Bei einer Infektion mit C. tetani kann es zu allgemeinen Erkrankungserscheinungen wie Übelkeit und Erbrechen sowie grippeähnlichen Symptomen, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Schweißausbrüchen und Erschöpfung kommen. Spezifisch sind der erhöhte Muskeltonus und Krämpfe in jeglicher Muskulatur. Dabei kann der Krampfauslöser sowohl optisch, bspw. durch sehr helles Licht, als auch akustischer Natur sein. Klassischerweise definiert man drei sehr typische Symptome für den generalisierten Tetanus:
- Risus sardonicus – das sardonische Grinsen
- Trismus – die Kiefersperre
- spasmische Anspannung von Hals- und Rückenmuskulatur (sog. ‚Opisthotonus‘)
Während muskulär zahlreiche Ausfälle als Folge der Vergiftung auftreten, ist das Bewusstsein des Patienten unberührt. Wird die Erkrankung nicht behandelt, endet sie noch immer häufig mit dem Tod.
Von Krankheitsgefühl zur Ganzkörperlähmung
Der Patient verspürt zunächst beginnende Taubheitsgefühle sowie Kribbeln in unmittelbarer Umgebung der Wunde. Ferner können allgemeine Krankheitsempfindungen wie Unwohlsein, Schwindel und Kopfschmerzen vorkommen. Die typischen Muskelkrämpfe folgen nach einiger Zeit. Diese sehr schmerzhaften Verkrampfungen beginnen typischerweise am Kiefer. Es bildet sich eine Kiefersperre (sog. ‚Trismus‘) aus, bei der der Mund aufgrund des Krampfes nicht mehr geöffnet werden kann. Durch die Anspannung der mimischen Muskulatur des Gesichts kann es so aussehen, als würde der Patient grinsen. Man spricht hier auch vom Risus sardonicus – dem sardonischen oder bitteren Grinsen (fälschlicherweise auch: Teufelsgrinsen). Häufig treten dazu Schluckbeschwerden auf.
Gut zu wissen!
Eine Tetanie, also eine durch eine Übererregung ausgelöste Verkrampfung des Muskels, kann auch andere Ursachen als eine Vergiftung mit Tetanustoxin haben. So können derartige Krämpfe bspw. auch durch einen Kalziummangel ausgelöst werden.
Im späteren Verlauf kann es zu einer krampfartigen Anspannung der gesamten Skelettmuskulatur kommen. Die Spasmen können durchgehend, also tonisch, oder plötzlich in ganzen Muskelgruppen (sog. ‚klonischen Krämpfe‘) auftreten. Die Anfälle dauern wenige Minuten an und sind äußerst schmerzhaft. In seltenen Fällen ist der Rücken des Patienten stark durchgedrückt, sodass es zu einer unnatürlichen Krümmung kommt. Manchmal liegt der Betroffene dann nur noch mit Fersen und Schultern oder Scheitel auf dem Boden oder dem Bett auf, während der Rest des Körpers nach oben gebogen wird. In anderen Fällen ist der Betroffene steif wie ein Brett, während seine Arme vom Körper weggestreckt werden. Häufig sind die Extremitäten aber auch unbeteiligt. Wenn die Krämpfe gegensätzlich orientierte Muskelgruppen betreffen, können Knochenbrüche die Folge sein.
Unbehandelt endet ein Tetanus meist tödlich
Da das Bewusstsein des Patienten durch die Vergiftung nicht eingeschränkt ist, ist der Verlauf eines unbehandelten Tetanus ausgesprochen qualvoll. In besonders gefährlichen Fällen greift das Gift auch die Herzmuskulatur an. Sind Kehlkopf- und Brustmuskulatur betroffen, kann es außerdem zu einer Verengung der Atemwege kommen. Auch das sympathische Nervensystem kann beeinträchtigt werden. Dann kommt es zu mitunter Schwankungen des Blutdrucks und starkem Schwitzen. Vor allem die Komplikationen des Herz-Kreislaufsystems sowie die Beeinträchtigung der Atmung können den Wundstarrkrampf tödlich enden lassen.
Nach Ablett lässt sich ein Tetanus in verschiedene Schweregrade einstufen:
Grad | Ausprägung | Symptome |
---|---|---|
I | Leicht | Leichte oder mäßige Kiefersperre, keine Krämpfe, keine oder wenig Schluckbeschwerden |
II | Mäßig | Mäßige Kiefersperre, leichte bis mäßige, kurze Krämpfe, deutliche Muskelverhärtung, schnelle Atemzüge über 30/min, leichte Schluckbeschwerden |
III | Schwer | Schwere Kiefersperre, Muskeltonuserhöhung am ganzen Körper, verlängerte Krämpfe, schnelle Atemzüge über 40/min, Herzrasen mit über 120 Schlägen/min, Atemaussetzer |
IV | Sehr schwer | Symptome wie bei Grad III, schwere Entgleisung der Körperfunktionen insbesondere des Herz-Kreislaufsystems, Rhythmusstörungen, Herzstillstand |
Wer ist am ehesten Betroffen?
Einem bakteriell hervorgerufenen Tetanus geht immer eine Infektion mit C. tetani voraus. Davon kann jeder betroffen sein, der sich eine verunreinigte Wunde zuzieht. Die Bakterien gelangen typischerweise durch kontaminiertes Erdreich in den Körper. Durch die hohen Impfraten infizieren sich jährlich nur noch bis zu 16.000 Menschen. Ohne intensivmedizinische Versorgung, die die Todesrate in weiter entwickelten Ländern auf 10–20 % senken konnte, sterben noch immer fast alle Erkrankte, zumeist an Atemstillstand oder kardiovaskulären Komplikationen. Von Mensch zu Mensch überträgt sich die Erkrankung nicht. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass eine Tetanusinfektion nicht zu einer dauerhaften Immunität führt. Daher sollten auch Menschen, die eine Infektion durchgemacht haben, regelmäßig ihren Impfschutz erneuern.
„Heutzutage sind die meisten Menschen in Deutschland durch eine Impfung vor dem Wundstarrkrampf oder Tetanus geschützt. Wenn nicht, kann eine Infektion tödliche Folgen haben.— Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XIn Deutschland sind vor allem ältere Menschen gefährdet, die die Auffrischung ihres Impfschutzes versäumt haben. Da die Infektion auch durch kleine Wunden bspw. im Garten geschehen kann, ist hier besondere Vorsicht geboten. Auch eine gestörte Durchblutung, wie sie z. B. bei Diabetikern auftritt, kann das Risiko erhöhen. Bei Menschen mit Hauterkrankungen wie Ekzemen ist die natürliche Barriere der Körperoberfläche gestört, weshalb die Erreger leichter eindringen können.
Gefährdet sind auch Neugeborene, wenn bei der Geburt keine guten hygienischen Bedingungen herrschen und die Mutter selbst nicht ausreichend immunisiert ist. Es kann sich dann der oben genannte neonatale Tetanus ausbilden.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
In der Regel zeigt sich eine Tetanusinfektion durch eine sehr typische klinische Symptomatik. Daher wird die Diagnose meist schon durch den Untersuchungsbefund gestellt. Entsprechend des Zustandes des Patienten kann Eile geboten sein. Normalerweise beginnt die ärztliche Arbeit auch bei Verdacht auf Tetanus mit einem Patientengespräch, der sogenannten Anamnese. Ist der Patient selbst nicht in der Lage zu sprechen, kann eine Fremdanamnese durch eine Begleitperson oder Angehörige nötig sein.
Ein Gespräch gibt Aufschluss über Infektion und Impfstatus
Zunächst wird das momentane Befinden des Patienten erfragt. Was ist geschehen und wann? Gibt es eine Wunde, über die Bakterien in den Körper gelangt sein können? Welche Symptome liegen vor? Was wurde bereits zur Besserung der Probleme getan, wurden Medikamente eingenommen? Welche Vorerkrankungen liegen vor und werden regelmäßig Arzneimittel benötigt? Sind Allergien bekannt? Bei dem Verdacht auf Wundstarrkrampf ist es weiterhin wichtig den Impfstatus des Patienten abzufragen. Liegt eine Grundimmunisierung gegen das Tetanustoxin vor? Wann war die letzte Auffrischung? Im besten Fall hat der Patient sein Impfbuch dabei.
Gut zu wissen!
Das Impfbuch oder der Impfausweis ist ein kleines Heft, in das Impfungen eingetragen werden, um einen Überblick über die Immunisierung des Patienten zu erhalten. Es ist international gültig. Da Sie meist nicht jede Impfung in der gleichen Praxis bekommen, kann dies den Austausch der Mediziner erleichtern. Außerdem können auch Sie so stets nachsehen, welche Impfungen vorliegen und welche nicht. Besonders wichtig sind dabei Eintragungen zu Infektionskrankheiten wie Masern oder Keuchhusten, bei denen die Herdenimmunität entscheidend ist. Im Idealfall sollten 95 % der Bevölkerung gegen die Erreger geimpft sein, um auch Ungeimpfte (Neugeborene, Immungeschwächte) zu schützen. Bei Tetanus dient die Impfung hingegen vor allem Ihrem eigenen Schutz, da die Erkrankung selbst nicht ansteckend ist. Nehmen Sie im Zweifel Ihren Impfausweis zum nächsten Arztbesuch mit und lassen Sie überprüfen, ob Ihr Impfschutz noch gegeben ist.
Im Anschluss an die Anamnese folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung. Hierbei überprüft der Mediziner die Funktionen des Körpers. Bei Tetanus ist es vor allem wichtig, die möglich Eintrittspforte zu identifizieren. Anhand des erstellten Befundes kann anschließend eine Einordnung der Erkrankung nach Schweregrad erfolgen.
Andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausschließen
Auch andere Ursachen können Lähmungen und Krämpfe auslösen, weshalb man diese gegen den Tetanus abgrenzen muss. Medizinisch spricht man hierbei von den Differentialdiagnosen. Ähnliche Symptome wie eine Tetanusinfektion können auslösen:
- Gifte wie Strychnin (Gift der Brechnuss)
- eine bakterielle Meningitis
- Medikamente wie Neuroleptika
- Tollwut (Viruserkrankung)
In seltenen Fällen kann eine gesonderte Diagnostik zur einwandfreien Diagnose des Tetanus nötig sein. Das Toxin kann durch molekularbiologische Tests im Tierversuch mit Serum oder Wundmaterial des Patienten nachgewiesen werden. Das Bakterium selbst aus der Wunde zu gewinnen und zu kultivieren, gelingt meist nicht. Antikörper gegen das Toxin sind erst nach einer Impfung oder im Verlauf einer Infektion zu finden und daher eher weniger zur Akutdiagnostik geeignet.
Fakten-Box – Tetanus
- Vergiftung mit dem Tetanustoxin des Bakteriums Clostridium tetani
- Infektion über verunreinigte Wunden, auch Bagatellverletzungen
- Erreger auf der ganzen Welt zu finden
- nicht von Mensch zu Mensch übertragbar
- es existiert eine aktive Impfung
- Erkrankungsfälle wegen hoher Durchimpfungsrate in Deutschland bei unter 15 pro Jahr
- gefährdet sind vor allem ältere Menschen mit fraglichem Impfstatus
- auch mit intensivmedizinischer Betreuung Todesraten von 10–20 %
Symptome (Auszug)
- Krämpfe
- Kiefersperre
- Risus sardonicus
- Schluckbeschwerden
- Atemprobleme
- Schweißausbrüche
- Atemstillstand
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Wenn eine symptomlose, kleine und saubere Verletzung bei unvollständigem oder veraltetem Impfstatus vorliegt, wird in der Regel nur eine aktive Immunisierung durchgeführt.
Ist die Diagnose eines Tetanus gesichert oder der Impfstatus unbekannt, gilt es, das Toxin im Körper möglichst schnell zu neutralisieren. Dies wird erreicht, indem dem Patienten ein Antikörper gegen das Gift injiziert wird. Das sog. ‚humane Tetanus-Immunglobulin‘ wird in einer Konzentration von 250–10.000 internationalen Einheiten in den Muskel gespritzt. Dies wird als passive Immunisierung bezeichnet. Gleichzeitig wird eine aktive Immunisierung in Entfernung der Wunde durchgeführt, um eine Immunreaktion zu provozieren. Darüber hinaus sollte eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen, um die das Toxin produzierenden Bakterien im Körper abzutöten. Dies hilft nicht gegen die bereits eingetretene Vergiftung, verhindert aber, dass noch mehr Gift in den Körper gelangt. Meist wird hierbei das Antibiotikum Metronidazol angewendet. Die Wunde selbst sollte so schnell es geht chirurgisch versorgt werden. Betroffene Areale müssen gegebenenfalls weggeschnitten werden (sog. ‚Exzision‘).
Gut zu wissen!
Bei einer passiven Impfung werden dem Patienten Antikörper von immunen Menschen gespritzt. Diese bieten sofortigen Schutz, der jedoch nur kurzfristig anhält (ca. drei Monate). Eine langfristige Immunität kann nur eine aktive Impfung erreichen, da sich dabei Gedächtniszellen ausbilden, die im Körper verbleiben und bei Kontakt mit dem Krankheitserreger diesen sofort mit Antikörpern bekämpfen können. Die Ausbildung dieser Zellen braucht jedoch Zeit, weshalb die aktive Impfung nicht sofort schützt.
Intensivtherapie um die Vitalfunktionen aufrecht zu erhalten
Entsprechend des Zustandes des Patienten muss eine intensivmedizinische Behandlung eingeleitet werden. Da der Schaden an den Synapsen nur durch Neubildung der zerstörten Proteine behoben werden kann, ist nur eine symptomatische Behandlung möglich. Medikamentös kann neben der Sedierung eine Entspannung der Muskeln sowie eine Verbesserung der Vitalfunktionen erreicht werden. Hierbei können Muskelrelaxantien, Schmerzmittel (z. B. Morphin), Beruhigungsmittel wie Diazepam oder Kreislaufmedikamente zum Einsatz kommen. Besonders wichtig ist die Sicherung der Atemwege, da der Patient bei Atemlähmung nicht mehr selbstständig für genügen Gasaustausch sorgen kann. In schweren Fällen können auch eine vollständig maschinelle Beatmung sowie ein Luftröhrenschnitt nötig sein. Trotzdem liegt die Todesrate auch in Industrieländern noch bei über 10 %.
Gegen das Tetanustoxin gibt es eine Impfung
Gegen das Bakterium C. tetani selbst kann man sich nur durch Vorsicht und eine vernünftige Wundhygiene schützen. Eine Garantie, dass keinerlei Sporen in die Wunde gelangen, gibt es dadurch nicht. Es existiert jedoch eine Impfung gegen das den Wundstarrkrampf auslösenden Tetanustoxin. Hierbei handelt es sich um eine aktive Immunisierung, was bedeutet, dass der Körper zu einer eigenen Immunreaktion angeregt wird. Dafür werden inaktivierte Toxin-Teile (sog. ‚Toxoid‘) verwendet. So bilden sich Antikörper, die im Falle eine Infektion sofort aktiv werden und eine Erkrankung verhindern können. Die Impfung selbst kann keinen Tetanus hervorrufen.
Impfung für alle Menschen ohne vollständigen Schutz empfohlen
Die ständige Impfkommission (STIKO) spricht sich ausdrücklich für eine Impfung gegen das Tetanustoxin aus. Diese wird für alle Menschen ohne oder mit unvollständigem Impfschutz empfohlen. Auch eine Auffrischung der Immunisierung alle 10 Jahre ist wichtig. Die wenigen Fälle von Tetanus bei uns in Deutschland treten meist bei Erwachsenen im fortgeschrittenen Alter auf, die ihren Impfschutz nicht erneuert haben. Die Tetanusimpfung wird häufig in einer Kombinationsdosis mit den Impfstoffen gegen Diphterie, Polio (Kinderlähmung) und Pertussis (Keuchhusten) verabreicht. Es existieren allerdings auch Stoffe mit weniger Kombinationen oder Einzelpräparate. Zögern Sie im Zweifel nicht, Ihren Arzt nach der passenden Impfung zu fragen.
Achtung!
Bei der nächsten Auffrischimpfung gegen Tetanus im Erwachsenenalter sollte wenn möglich auf eine Kombinationsimpfung, die auch vor einer Keuchhusten-Erkrankung schützt, zurückgegriffen werden. Keuchhusten ist eine hochansteckende bakterielle Krankheit, mit der man sich auch als Erwachsener noch infizieren kann. Die Erkrankung ist sehr unangenehm und kann Wochen bis Monate andauern. Für ungeschützte Kinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sie sehr gefährlich werden. Eine Impfung schützt nicht nur Sie selbst, sondern auch Ihr Umfeld. Man spricht hierbei vom sog. ‚Herdenschutz‘.
Die STIKO empfiehlt folgendes Vorgehen bezüglich der Immunisierung gegen Tetanus:
- Erste Impfung (Grundimmunisierung) ab dem 3. Lebensmonat, i. d. R. mit einem Kombinationsimpfstoff, 4 Teilimpfungen
- Auffrischungen zwischen dem 5.–6. Lebensjahr und 9.–17. Lebensjahr
- Weitere Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter alle 10 Jahre, meist in Kombination mit Impfstoffen gegen Diphterie und ggf. Polio oder Pertussis
Mögliche Nebenwirkungen der Impfung
In der Regel verläuft eine Tetanusimpfung ohne größere Komplikationen. Da der Körper durch das Einbringen der fremden Stoffe (sog. ‚Antigene‘) jedoch zu einer Immunabwehr angeregt wird, können körperliche Reaktionen die Folge sein. Häufig treten diese vor allem lokal, das heißt an der Einstichstelle, auf. Hier kann es zu Rötungen, Schwellungen und Schmerzen kommen. Da in den Muskel geimpft wird (sog. ‚intramuskulär‘), ist es wichtig, diesen während der Impfung möglichst entspannt zu halten. Ist er währenddessen verkrampft, können stärkere Schmerzen (ähnlich wie ein Muskelkater) folgen. Nach der Impfung sollte der Körper geschont werden. Verzichten Sie daher an dem Tag auf Sport und schwere körperliche Arbeit. Selten kann es in den ersten Tagen nach der Impfung auch zu allgemeinen Symptomen kommen, die jedoch schnell wieder abklingen. Dazu gehören:
- Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- erhöhte Temperatur
- Schüttelfrost
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
Die möglichen Reaktionen können sich je nach Zusammenstellung des Impfstoffes etwas unterscheiden, sind in der Regel jedoch ähnlich. Sehr selten kann es stärkere Nebenwirkungen geben. Hierzu zählen allergische Reaktionen der Haut oder der Atemwege, die bei weniger als 1:1000 Personen auftreten. Impfreaktionen mit Beteiligung des Nervensystems sind nur in Einzelfällen beschrieben worden.
Aktuelles aus der Forschung – Verkürzte intensivmedizinische Behandlung bei Tetanus durch intrathekales Baclofen
Eine ausgeprägte Tetanusinfektion ist noch immer ein medizinischer Ernstfall, der nicht selten tödlich endet. Vor allem in weniger entwickelten Ländern ist die Todesrate sehr hoch. Doch auch in Industrieländern kann ein Überleben häufig nur durch Versorgung auf einer Intensivstation erreicht werden. Trotzdem stirbt auch unter diesen Bedingungen noch jeder zehnte schwer erkrankte Tetanus-Patient. Die häufigsten Ursachen sind Komplikationen des Herz-Kreislauf-Systems und eine gestörte Atmung.
Lange Intensivmedizinische Behandlung
Auf der Intensivstation sind die Patienten meist sediert, also nicht bei Bewusstsein, um den Leidensdruck zu vermindern. Gegen die Krämpfe werden Muskelrelaxantien und Paralytika eingesetzt. Beides kann die Dauer von künstlicher Beatmung und Krankenhausaufenthalt deutlich verlängern. Forscher der Acibadem Universität und der Universität von Istanbul haben daher anhand des Falles einer 12-Jährigen Patientin untersucht, ob eine Behandlung mit dem Muskelrelaxans Baclofen diese Dauer verkürzen kann. Die Fragestellung war dabei, ob die Substanz die Genesung erleichtern oder die Sedierung und Paralyse ersetzen bzw. verkürzen kann. Das Mittel wurde in den mit Hirnwasser (sog. ‚Liquor‘) gefüllten Spalt, der zwischen den das Rückenmark umgebenden Hirnhäuten liegt (sog. ‚Subarachnoidalraum‘) injiziert, um direkt am zentralen Nervensystem wirken zu können. Medizinisch wird dies als ‚intrathekal‘ bezeichnet.
Baclofen ist ein zentralnervös wirksames Muskelrelaxans
Baclofen ist ein sogenannter Agonist am Rezeptor des Neurotransmitters g-Aminobuttersäure (kurz: GABA). Dies bedeutet, dass es an den GABAB-Rezeptor binden und die gleichen Effekte wie GABA selbst auslösen kann. GABA ist ein hemmender Botenstoff, dessen Ausschüttung durch das Tetanustoxin unterbunden wird. Da Baclofen den gleichen Wirkmechanismus wie GABA hat, wirkt es ebenfalls inhibitorisch im ZNS. Die Erregungsübertragung im Rückenmark wird entsprechend direkt gehemmt, wodurch die Krämpfe verhindert werden können. Neben dieser antispasmischen Wirkung, hemmt Baclofen auch die Schmerzweiterleitung auf (sog. ‚analgetische Wirkung‘). Der Grund dafür ist noch nicht ausreichend geklärt. Baclofen wird unter anderem bei Multipler Sklerose, Komplexem Regionalem Schmerzsyndrom, Amyotropher Lateralsklerose oder neuropathischen Schmerzen eingesetzt.
Eine bessere Genesung durch intrathekales Baclofen
Die Forscher verglichen mehrere Fälle und Studien zu der intrathekalen Anwendung von Baclofen bei Tetanus miteinander, die ein besseres Outcome erwiesen, als die herkömmliche Therapie mit tiefer Sedierung und Paralytika. In ihrer Veröffentlichung berichteten sie weiterhin von einer jungen Patientin, die sich durch einen Nagel mit Tetanus infizierte. Aufgrund der sehr schweren Erkrankung musste sie sediert und künstlich beatmet werden. Die Krämpfe waren sehr stark. Durch die Behandlung mit Baclofen konnte der Krankenhausaufenthalt verkürzt und die Genesung verbessert werden. Es wird gefolgert, dass diese Therapie entsprechend eine Alternative oder zumindest eine sinnvolle Ergänzung der herkömmlichen Behandlung darstellen kann.
Quelle: : Şık G, Aydoseli A, Çıtak A. (2019): Intrathecal baclofen use in the management of tetanus related spasm: A case report. In: The Turkish Journal of Pediatrics, 2019; 61: 126-129.
Häufige Patientenfragen
Wird das für die Impfung verwendete Toxoid künstlich hergestellt?
Dr. Dr. T. Weigl
Der Impfstoff gegen Tetanus wird aus dem Bakterium Clostridium tetani gewonnen. Dieses wird unter Laborbedingungen kultiviert, bevor das Toxoid isoliert werden kann. Es handelt sich um einen sogenannten Totimpfstoff, da keine vermehrungsfähigen Erreger in der Impfung vorhanden sind. Dies ist bei der Tetanusimpfung nur logisch, da ja nicht das Bakterium selbst, sondern sein Toxin die Erkrankung bedingt. Dieses wird inaktiviert, sodass es seine gefährlichen Effekte nicht auslösen, aber eine Immunreaktion und somit einen langfristigen Schutz provozieren kann.
Die Tetanusimpfung ist eine Totimpfung. Zu den Lebendimpfungen gehören unter anderem die Immunisierungen gegen Masern oder Windpocken. Wenn Sie mehr über diese allgemein als Kinderkrankheiten bekannten Erkrankungen wissen wollen, können Sie sich auf unserer Seite informieren:
Masern & Masernimpfung – Warum die Impfung so wichtig ist: Masern sind tödlich
Windpocken – nur eine harmlose Kinderkrankheit?
Wieso muss die Tetanusimpfung regelmäßig aufgefrischt werden? Würde es nicht reichen, sich nach einer Verletzung impfen zu lassen?
Dr. Dr. T. Weigl
Die Tetanus-Impfung ermöglicht es dem Immunsystem, einen Schutz gegen das gefährliche Toxin aufzubauen. Dabei bilden sich Gedächtniszellen aus, die im Infektionsfall schnell auf das eintretende Gift reagieren und es mit Ihren Antikörpern neutralisieren können. Die Entstehung dieses Schutzes braucht allerdings Zeit. Diese Zeit ist bei einer Immunisierung direkt nach der Verletzung nicht gegeben. Diese wird trotzdem durchgeführt, um dem Körper im Erkrankungsfall längerfristig mehr „Werkezuge“ an die Hand zu geben, um die Infektion zu bekämpfen. Akut kann nur die passive Immunisierung mit den fremden Antikörpern helfen. Trotzdem kann die Infektion dann schon ausgebrochen sein. Daher ist eine prophylaktische Impfung deutlich sicherer und sinnvoller. Außerdem sind Antikörper sehr teuer, weshalb eine passive Impfung eine erheblich höhere Kostenbelastung für das Gesundheitssystem bedeutet. Entgegen vieler Behauptungen sind Impfungen nämlich sehr günstig und nicht sonderlich gewinnbringend. Sie dienen dem Schutz der Bevölkerung. Um für ausreichend Gedächtniszellen zu sorgen, muss der Impfschutz regelmäßig erneuert werden, daher die Auffrischimpfungen.
Ich bin schwanger und mein Impfschutz ist nicht mehr gewährleistet. Was soll ich tun?
Dr. Dr. T. Weigl
Die Tetanusimpfung ist sehr sicher. Da es sich um einen Totimpfstoff handelt, ist es auch möglich, in der Schwangerschaft und Stillzeit zu impfen. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, sich bezüglich eines Schutzes vor Wundstarrkrampf mit Ihrem Hausarzt und Gynäkologen abzustimmen. Das Risiko einer Infektion während der Geburt ist in unserem Gesundheitssystem zwar eher gering, jedoch könnten Sie sich auch während der Schwangerschaft verletzen. Außerdem können Ihre schützenden Antikörper auch Ihr Kind vor einer Tetanusinfektion während oder kurz nach der Geburt bewahren.
Ich weiß nicht, ob ich gegen Tetanus geimpft wurde und finde meinen Impfausweis nicht mehr. Kann man auch im Blut nachweisen, ob ich geschützt bin?
Dr. Dr. T. Weigl
Man kann im Blutserum den sogenannten Impftiter bestimmen. Dieser gibt Aufschluss darüber, ob noch Antikörper gegen den Krankheitserreger im Blut vorliegen. Allerdings ist die Mindestkonzentration der Antikörper für einen sicheren Schutz gegen die meisten Krankheiten nicht klar festgelegt (Ausnahme: Hepatitis B). Daher ist es wichtig, die vorgegebenen Abstände zwischen den Impfungen nicht zu überschreiten. Die hierfür herangezogenen Titerbestimmungen kosten zwischen 10–15 Euro, manchmal aber auch mehr. Da eine Impfung günstiger und sehr sicher ist, sei Ihnen im Zweifel eher dazu geraten, den Impfschutz zu erneuern, als den Titer zu bestimmen. Gerade dann, wenn Sie sich an die letzte Impfung nicht mehr erinnern, kann diese doch etwas weiter zurückliegen. Wichtig ist, dass die Grundimmunisierung stattgefunden hat. Kontaktieren Sie im Zweifel Ihren Hausarzt oder ggf. auch Ihre vorherigen Ärzte, um Ihre Immunisierung nachzuvollziehen oder das weitere Verfahren zu besprechen.
Typisches Patientenbeispiel
„Au, verdammt!“, mit schmerzverzerrtem Gesicht zieht Thorsten seinen Fuß nach oben. Ein stechender Schmerz schießt vom Fuß aus durch seinen Körper. Als er seine Fußsohle inspiziert fällt ihm zu seinem Entsetzen auch direkt auf, was da so wehtut – er ist tatsächlich in einen Nagel getreten. Zum Glück steckt das rostige Ding nicht komplett in seiner Ferse. Fluchend zieht er den Metallstift hinaus. Was läuft er auch Barfuß durch das hohe Gras! Er hatte sich so über den alten Schrebergarten gefreut, den er mit seinen Freunden ergattert hatte, dass er sofort alles erkunden wollte. „Alles klar, Thorsten?“, ruft sein Kumpel Fritz von der Hütte herüber. „Nein.“, grummelt Thorsten, als er zu den anderen humpelt. „Ich bin in so einen blöden Nagel getreten. Tut tierisch weh und bluten tut es auch ein bisschen…“ Besorgt kommt nun auch sein Freund Michael näher. „Du bist aber hoffentlich gegen Tetanus geimpft, oder? Hast du den Nagel noch? War er rostig?“. „Was weiß ich!“, schnaubt Thorsten. „Was soll die Fragerei? War halt so ein Nagel, ist doch egal, oder?“ „Nein, das ist nicht egal!“, Michael runzelt die Stirn. „Wenn du nicht gegen Tetanus geimpft sein solltest, fahren wir jetzt nämlich lieber schnell zum Arzt.“
In der Notfallambulanz wird Thorstens Fuß gründlich untersucht, gereinigt und verbunden. Da seine letzte Tetanusimpfung tatsächlich schon 12 Jahre her ist, wird ihm eine Spritze gegeben, die den Impfschutz auffrischt. Nach einer Woche kann er wieder normal laufen und veranstaltet mit seinen Freunden endlich ein schönes Grillfest im Schrebergarten – darauf hat er sich schon die ganze Zeit gefreut!
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Arlen-Celina Lücke
Lektorat: Christopher Keck
Datum: 17.12.2019
Quellen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Keuchhusten-Impfung bei Erwachsenen. In: impfen-info.de.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Tetanus-Impfung bei Erwachsenen. In: impfen-info.de.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Tetanus-Impfung bei Kindern. In: impfen-info.de.
- Klinisches Wörterbuch Pschyrembel Online: Tetanus.
- Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber Tetanus. In: rki.de.
- Şık G, Aydoseli A, Çıtak A. (2019): Intrathecal baclofen use in the management of tetanus related spasm: A case report. In: The Turkish Journal of Pediatrics, 2019; 61: 126-129.
- World health organization: In: who.int
Nina Hayder
23.01.2023 17:22Ich brauche wieder eine Tetanus Impfung. Gut zu wissen, was es eigentlich damit auf sich hat. Am besten gehe ich auch zu einer professionellen Impfberatung.