Erhöhtes LDL-Cholesterin im Blut ist ein unterschätzter und lautloser Wegbereiter für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. — Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenWas ist Simvastatin?
Simvastatin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Statine. Er wird als sogenanntes Prodrug eingesetzt, das erst durch verschiedene Stoffwechselvorgänge im Körper in seine wirksame Form überführt wird. Er wurde erstmalig in Deutschland im Jahr 1990 von der Firma Sharp & Dohme auf den Markt gebracht. Mittlerweile existieren auch Nachahmpräparate (sog. ‚Generika‘) von vielen verschiedenen Herstellern. Simvastatin wird in Form von Tabletten oral eingenommen.
Simvastatin und weitere Arzneistoffe der Statin-Gruppe gehen zurück auf die Entdeckung des Stoffes Lovastatin aus dem Bodenpilz Aspergillus Niger. Chemisch gesehen zählen Statine zu den Lactonen.
Das Medikament dient der Regulierung zu hohen Cholesteringehalts, genauer gesagt des LDL-Cholesterins. Existiert davon zu viel im Blut, steigert dies das Risiko einer Gefäßerkrankung, wobei besonders das Herz betroffen ist. Weil ein zu hoher Wert selbst keine Symptome hervorruft, ist LDL-Cholesterin daher besonders tückisch. Oft geht die medikamentöse Behandlung zu hoher Cholesterinwerte mit einer nichtmedikamentösen Therapie einher, z.B. einer Diät mit weniger Fett, einer Gewichtsreduktion und Sport.
Welche Wirkung hat Simvastatin im Körper?
In unserem Körper gibt es eine Stoffgruppe, die Lipoproteine genannt wird. Diese dienen dem Menschen sowie allen Tierklassen zur Beförderung wasserunlöslicher Lipide (Fette) und Cholesterine. Auch wenn ein zu hoher Cholesterinwert im Blut gesundheitliche Schäden hervorrufen kann, ist dieser Stoff von zentraler Bedeutung im Körper: Er stabilisiert die Zellmembran, ist für die Nervenfunktion wichtig und bildet die Grundsubstanz, mit der der Körper bedeutende Sexualhormone herstellt, z. B. Testosteron und Östrogene.
Cholesterin wird auch vom Körper selbst gebildet, damit sichergestellt ist, dass für die genannten wichtigen Funktionen genug von diesem Stoff zur Verfügung steht. Dabei kann sich die körpereigene Produktion anpassen: Wird viel Cholesterin über die Nahrung aufgenommen, produziert der Körper selbst weniger. Steht durch Nahrung wenig Cholesterin zur Verfügung, kurbelt dies die Cholesterinproduktion an. Dadurch wird bei gesunden Menschen ein zu hoher Cholesterinwert verhindert. In welchem Fall ist nun Cholesterin schädlich?
Wenn der Arzt von einem zu hohen Cholesterinwert nach einer Blutuntersuchung spricht, meint er damit insbesondere das Low-density-Lipoprotein (kurz: LDL). Cholesterin ist Hauptbestandteil dieses Stoffes und stellt den „bösen Zwillingsbruder“ des gesunden High-density-Lipoprotein (kurz: HDL) dar. Problematisch am LDL-Cholesterin ist seine Fähigkeit, sich in Blutgefäßwänden einzulagern. Während HDL diese Ablagerungen durch Cholesterinaufnahme entfernt, begünstigt LDL sie: Das LDL wird durch verschiedene Prozesse im Körper in Schaumzellen umgewandelt und zu einer Ablagerung (sog. ‚Plaque‘) auf der Innenseite von Gefäßwänden. Bei dieser Art Plaque spricht man als Krankheitsbild von der Arteriosklerose.
Simvastatin wird nach Einnahme vom Körper in seine wirksame Form umgewandelt und kann nun ein bestimmtes Enzym hemmen, das für die Biosynthese von Cholesterin zuständig ist – als Folge sinkt der Cholesterinspiegel im Körper nach und nach, was auch die Plaquebildung bremst.
Simvastatin und andere Statine bringen sogar noch eine Reihe weitere positive Auswirkungen mit sich: Die sogenannten pleiotropen Effekte. Sie verstärken beispielsweise die körpereigene Synthese von Stickstoffmonoxid, welcher die Blutgefäße weitstellt, sodass das Blut leichter durchfließen und die anliegenden Gewebe besser versorgen kann. Außerdem werden für Statine antientzündliche und antioxidative Effekte beschrieben sowie die Beeinflussung bestimmter Rezeptoren, an denen die Hormone Adrenalin und Noradrenalin wirken und ihre gefäßverengende Wirkung entfalten. Mit Senkung des LDL wird ebenso eine Senkung des Apolipoproteins B erzielt. Dieses steht in Verdacht, das Risiko zu erhöhen, einen Schlaganfall bzw. einen Herzinfarkt zu erleiden.
Oft stellt sich bei Tabletten die Frage, ob diese mit dem Essen oder vor dem Essen eingenommen werden, weil die effektive Aufnahme des enthaltenen Wirkstoffes hierdurch beeinflusst werden kann. Innerhalb der Medikamentengruppe der Statine gibt es Unterschiede: Während Lovastatin und Simvastatin bei gleichzeitiger Nahrungszufuhr besser vom Körper aufgenommen werden, sinkt so die Aufnahme des Arzneistoffs Pravastatin.
Wo kommt Simvastatin zum Einsatz?
Hauptanwendungsgebiet von Simvastatin ist die Bekämpfung zu hoher Cholesterinwerte (sog. ‚Hypercholesterinämie‘). Der Anstieg des Gesamt-Cholesterinspiegels ist deshalb gefährlich, weil das Risiko für Gefäßerkrankungen steigt, wobei vor allem das Herz Hauptleidtragender ist. Der LDL-Bestandteil des Gesamt-Cholesterins hat zentrale Bedeutung für die Entstehung von Arteriosklerose, auch als „Arterienverkalkung“ bekannt. Arteriosklerose wiederum ist die häufigste Ursache eines Herzinfarkts.
Daneben wird Simvastatin zur Prävention von Komplikationen durch die Koronare Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. Auch bei Diabetes-Patienten wird der Arzneistoff eingesetzt, da diese ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung haben.
Was ist Hypercholesterinämie?
Diese Krankheit bezeichnet einen zu hohen Gesamt-Cholesteringehalt im Blut. Dabei unterscheidet man zwischen primärer Hypercholesterinämie durch genetisch bedingte Störungen des Fettstoffwechsels und der weitaus häufigeren sekundären Hypercholesterinämie durch zu fettreiche Ernährung, Alkoholismus, Übergewicht und diverse Stoffwechselerkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus, Gicht usw.).
Es werden außerdem getrennt die Blutwerte für Patienten mit und ohne zusätzliche Risikofaktoren betrachtet. Nach derzeitiger Leitlinie gilt als erkrankt, wer eine Gesamt-Cholesterinkonzentration von über 200 mg/dL im Blut aufweist. Medikamentös und nicht-medikamentös (Sport, fettreduzierte Ernährung, Gewichtsverlust) sollen zu hohe Cholesterinwerte folgendermaßen gesenkt werden:
- Patienten ohne Risikofaktoren: LDL < 155 mg/dL, Gesamt-Cholesterin < 200 mg/dL
- Patienten mit Risikofaktoren (HDL < 35 mg/dL, männlich, Raucher, familiäre Vorbelastung, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit): LDL < 100 mg/dL, Gesamt-Cholesterin < 180 mg/dL
Für den Patienten lohnt es sich, diese Zielwerte zu erreichen, da in Langzeitstudien hierdurch eine Abnahme der Herzinfarktrate und eine Senkung der Gesamtsterblichkeit nachgewiesen werden konnte.
Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Typische Erkrankungen, bei denen Simvastatin präventiv eingesetzt wird, sind:
- Arteriosklerose: Sie bezeichnet eine krankhafte Anlagerung von Cholesterinestern (Stoffwechselprodukt des Cholesterins) und anderen Fetten in die innerste Wandschicht der Arterien. Besonders in den Herzkranzgefäßen direkt am Herzen tritt die Krankheit auf. Die Anlagerungen verengen die Blutgefäße und es kommt zu einer Sauerstoff-Unterversorgung des Gewebes, was sich z. B. in Brustenge (sog. ‚Angina Pectoris‘) und der „Schaufensterkrankheit“ (in der Fachsprache ‚Periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK‘) bemerkbar macht. Simvastatin wird hier eingesetzt, um arteriosklerotischen Veränderungen vorzubeugen und die Erkrankungswahrscheinlichkeit und Sterblichkeit von Herz-Kreislauf-Patienten zu verringern. Vor und während der Therapie mit Simvastatin sollte immer auch eine nicht-medikamentöse Therapie betrieben werden, beispielsweise durch eine gesündere (fettärmere) Ernährung, Sport und Gewichtsreduzierung.
- Diabetes mellitus: Diabetes-Patienten besitzen ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da ihre Blutgefäße (besonders die des Herzens) eher dazu neigen, Cholesterineinlagerungen zu bilden. Daraus resultiert wiederum Arteriosklerose. Simvastatin senkt die Bildung dieser Einlagerungen präventiv. Der Cholesterinwert steht dabei nicht in direkter Relation zur Arterioskleroseneigung: Auch bei normalem Cholesterinwert besitzen Diabetes-Patienten ein größeres Risiko.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in unserer westlichen Gesellschaft die häufigsten Erkrankungen, an denen Menschen leiden und sterben. Zu Ihnen zählen u.a. die Koronare Herzkrankheit, Arteriosklerose, Herzinfarkt und Angina Pectoris. Was ist der Unterschied zwischen diesen Erkrankungen und woran kann man sie erkennen? Das folgende Interview mit Dr. Tobias Weigl beschäftigt sich mit genau diesen Fragen.https://www.youtube.com/watch?v=5T7vLv3XVRw&t=0s
Was sind Nebenwirkungen von Simvastatin?
Für Medikamente gilt: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Auch Simvastatin ist da keine Ausnahme. Simvastatin gilt als allgemein gut verträglich und Nebenwirkungen treten selten auf. Trotzdem können diese teilweise schwerwiegend sein, wie beispielsweise die Rhabdomylose. Diese Krankheit bewirkt eine Auflösung der quergestreiften Muskulatur – ein Muskelgewebstyp, der in Skelettmuskeln und im Herzmuskel auftritt.
Die nachfolgende Auflistung gibt einen Überblick über die nach Häufigkeit geordneten Nebenwirkungen des Arzneistoffes. Die Unterteilung erfolgt in sehr häufig (mehr als 1 von 10 Behandelten), häufig (1 bis 10 Behandelte von 100), gelegentlich (1 bis 10 Behandelte von 1.000), selten (1 bis 10 Behandelte von 10.000) und sehr selten (unter 1 Behandelter von 10.000).
Selten:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Parästhesien, Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Brennen
- Verstopfung (sog. Obstipation)
- Bauchschmerzen
- Verdauungsstörungen
- Blähungen
- Durchfall
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchspeicheldrüsen-Entzündung
- Hepatitis/Ikterus
- Hautausschlag
- Juckreiz
- Haarausfall (Alopezie)
- Muskelschwäche
- Rhabdomyolyse ohne oder mit akutem Nierenversagen
- Muskelschmerzen
- Muskelkrämpfe
- Schwächegefühl/Kraftlosigkeit
- Kognitive Beeinträchtigung, z. B. Gedächtnisverlust, Vergesslichkeit, Amnesie, Gedächtnisstörungen und Verwirrtheit
Sehr selten:
- Anaphylaxie, akute allergische Reaktion auf körperfremde Eiweißstoffe
- Leberversagen, teils tödlicher Ausgang
- Negative Auswirkungen auf das Gedächtnisvermögen
- Schlaflosigkeit
Unbekannte Häufigkeit:
- Depression
- Interstitielle Lungenkrankheit
- Erektile Dysfunktion
- Immunvermittelte nekrotisierende Myopathie
- Tendinopathie, Sehnenruptur im weiteren Verlauf möglich
Wichtig zu erwähnen ist, dass nicht all diese Nebenwirkungen gleichzeitig auftreten. Mitunter werden Sie auch überhaupt keine Nebenwirkungen spüren.
Erhöhen Simvastatine tatsächlich das Risiko für Diabetes, Gedächtnisschwäche und Muskelschmerzen?Mehrere Studien belegen, dass Statine wie Simvastatin einhergehen mit einem erhöhten Risiko, an Diabetes zu erkranken. Statine hemmen ein Enzym im Körper, nämlich die HMG-CoA-Reduktase. Diese Hemmung ist jedoch an eine Diabetes erzeugende Wirkung gekoppelt, die sich kaum umgehen lässt. Die cholesterinsenkende Wirkung der Statine und ihre Reduktion kardiovaskulärer Risikos überwiegen jedoch als Vorteile das Diabetes-Risiko.
Quelle: P. M. Ridker et al. (2012): Cardiovascular benefits and diabetes risks of statin therapy in primary prevention: an analysis from the JUPITER trial. Lancet 380:565-71.
In einer weiteren Studie des Jahres 2015 untersuchte man Patienten, die entweder ein Placebo, ein Statin oder einen anderen Lipidsenker einnahmen. Es stellte sich sowohl für Statine als auch für den anderen Lipidsenker heraus, dass durch die Einnahme nach 30 Tagen ein erhöhtes Risiko für Gedächtniseinschränkungen bestand. Für die Autoren dieser Studie ist jedoch unklar, ob Lipidsenker im Allgemeinen die Gedächtnisfunktion beeinflussen oder ob eine Verzerrung beobachtet wurde, da Gedächtnisstörungen schwieriger zu messen sind. Es ist noch nicht vollständig gesichert, ob ein kausaler Zusammenhang zwischen der Statine-Einnahme und einer Gedächtnisstörung besteht.
Quelle: B. L. Strom et al. (2015): Statin Therapy and Risk of Acute Memory Impairment. JAMA intern. Med., 175:1399-405.
Eine charakteristische Nebenwirkung der Statine (jedoch immer noch durchschnittlich nur 1-10 von 10.000 Patienten betroffen) ist der Muskelschmerz. Aus einer Studie des Jahres 2018 geht hervor, dass die Muskelschmerzen häufig durch einen sogenannten Nocebo-Effekt verursacht werden: Es wurden dazu zwei Studien durchgeführt. In der ersten davon erhielten die Teilnehmer entweder ein Statin oder ein Placebo-Medikament ohne Wirkung, wussten jedoch nicht, welches von diesen. In einer zweiten Studie wurde den Teilnehmern ein Statin gegeben und sie wurden darüber in Kenntnis gesetzt. Bei der ersten, „verblindeten“ Studie klagten nur 0,1-0,2% über Muskelschmerzen, bei der nichtverblindeten, zweiten Studie waren es deutlich mehr, nämlich 7-29%. Dies legt nahe, dass die Teilnehmer oft nur aufgrund der Erwartungshaltung, dass Statine Muskelschmerzen verursachen können, auch tatsächlich Muskelschmerzen bekommen.
Quelle: François Mach et al. (2018): Adverse effects of statin therapy: perception vs. the evidence – focus on glucose homeostasis, cognitive, renal and hepatic function, haemorrhagic stroke and cataract. European Heart Journal, Volume 39, Issue 27, 14 July 2018, Pages 2526–2539.
Simvastatin, Wirkstoffklasse: Statine (CSE-Hemmer)Wirkung
- senkt den Gesamt-Cholesterinwert
- Pleiotrope Effekte: Gefäßweitung, Entzündungshemmung, antioxidative Effekte, Senkung des Risikos für (erneuten) Schlaganfall und Herzinfarkt
Anwendungsgebiete
- Primäre Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterinwerte durch familiäre Vorbelastung bedingt)
- Sekundäre Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterinwerte durch ungesunde (fettreiche) Ernährung, zu wenig Sport, Übergewicht)
- Präventiv gegen Arteriosklerose
- Präventiv gegen Problematiken infolge einer Koronaren Herzkrankheit
- Präventiv bei Diabetikern gegen Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Wichtigste Nebenwirkungen
- Muskelschwäche und Muskelschmerzen
- Beeinträchtigungen des Gedächtnisvermögens
- Auflösung quergestreifter Muskelzellen in Skelettmuskeln und im Herzmuskel
- Erektile Dysfunktion
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, Durchfall
- Erhöhtes Risiko für Entwicklung von Diabetes mellitus
Empfohlene Dosis
- Sollte individuell mit dem Arzt abgesprochen werden
- Nicht während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit anwenden!
- Zu Therapiebeginn niedrige Dosis, die dann gesteigert wird (einschleichend)
- Bei Therapiebeendigung ebenso langsames Absetzen der Dosis über Dosisverringerung (ausschleichend) anstelle eines abrupten Aussetzens
- Zu Behandlungsbeginn: Einmal täglich abends eine Tablette der verordneten Wirkstärke (in der Regel 10mg oder 20mg, in einigen Fällen 40mg) mit der Mahlzeit oder unabhängig davon
- Nach mindestens 4 Wochen Einnahme: Steigerung auf einmal 80mg täglich möglich
Darreichungsform
- Tabletten zu 10 mg/ 20 mg/ 40 mg/ 80 mg Wirkstärke
Welche Kontraindikationen und Wechselwirkungen existieren für Simvastatin?
Kontraindikationen sind Umstände, die die Anwendung eines Medikaments bzw. einer eigentlich zweckmäßigen Therapie verbieten. Simvastatin sollte nicht eingenommen werden bei einer Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff oder gegen andere Bestandteile des Medikaments. Daneben existieren folgende Kontraindikationen:
- Aktive Lebererkrankungen oder fortbestehende, unklare Erhöhung der Serum-Transaminasen
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Simultane Gabe von CYP3A4-Inhibitoren
- Gleichzeitige Gabe von Gemfibrozil, Ciclosporin oder Danezol
- Maximaldosisreduktion auf 40mg am Tag bei gleichzeitiger Gabe von Lomitapid
- Vorbestehende Muskelleiden/Muskelschwäche (sog. ‚Myopathie‘)
Was sind Wechselwirkungen von Simvastatin?
Arzneimittel, die über das CYP3A4-Enzym verstoffwechselt werden oder auf dieses hemmend wirken sowie auf den 0ATP1B-Transporter zugreifen, können die Blutplasmakonzentration von Simvastatin erhöhen und so das Risiko für Myopathie und Rhabdomyolysen erhöhen. Die wichtigsten Wechselwirkungen bestehen mit folgenden Medikamenten:
- Fibrate
- Niacin
- Gemfibrozil
- CYP3A4-Inhibitoren (Itraconazol, Posaconazol, Ketoconazol, Voriconazol, Clarithromycin, Erythromycin, Telithromycin, Telaprevir, Boceprevir, Nefazodon, Cobicistat-haltige Arzneimittel, HIV-Protease-Inhibitoren)
- Fluconazol
- Danazol
- Ciclosporin
- Amiodaron
- Fusidinsäure
- Kalziumkanalblocker (Verapamil, Amlodipin, Diltiazem)
- Lomitapid
- Colchicin
- Rifampicin (verminderte Wirksamkeit von Simvastatin)
- Grapefruitsaft
- BCRP-Inhibitoren
- Orale Antikoagulanzien (Erhöhte Prothrombinzeit)
Kaum eine Medikamentengruppe ist so umstritten wie die der Cholesterinsenker. Oft herrscht bei Patienten Unsicherheit, da viele Halbwahrheiten kursieren, die ein übertrieben negatives Bild von Simvastatin und anderen Statinen zeichnen. Doch diese sind allgemein gut verträglich und besser als ihr Ruf. Die Nutzen-Risiko-Bewertung fällt nach aktueller Forschung zugunsten des Nutzens aus, denn die meisten Nebenwirkungen sind selten oder harmlos. Wie bei jedem Medikament sollten Sie wachsam Nebenwirkungen beobachten und diese mit dem Arzt besprechen, wenn sie auftreten.
Simvastatin wird in der Regel einschleichend eingenommen. Das bedeutet: Zunächst einige Tage die 10 mg-Tablette, dann die 20 mg-Tablette und je nach Behandlung anschließend die 40 mg-Tablette. Folgen Sie dabei dem Medikationsplan des Arztes.Simvastatin darf NICHT während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden!
Auswirkungen auf das Bedienen von Maschinen und Fahrzeugen sind nicht bekannt. Im Straßenverkehr sollte jedoch das Risiko von Schwindel als Nebenwirkung bedacht werden.
Häufige Patientenfragen
Hat die Einnahme von Simvastatin einen wirklichen Nutzen?
Dr. T. Weigl:
Ja, hat sie. Simvastatin und andere Arnzneistoffe aus der Gruppe der Statine können in Verbindung mit diätetischen Maßnahmen und Sport eine effektive LDL-Cholesterinsenkung erzielen. So wird das Risiko für Arteriosklerose und gefährliche Herzkrankheiten wie dem Herzinfarkt oder der Koronaren Herzkrankheit gesenkt. Aktuelle Forschungen bestätigen dies. Nebenwirkungen können auftreten, sind jedoch selten und meist relativ harmlos im Vergleich zu den Folgeerkrankungen dauerhaft zu hoher Cholesterinwerte. Der Nutzen überwiegt die Risiken.
Was sind Maßnahmen, die ich neben der Einnahme von Simvastatin treffen kann, um meinen Cholesterin-Wert zu senken?
Dr. T. Weigl:
Nachdem bei Ihnen ein zu hoher LDL-Cholesterinwert festgestellt wurde, wird Ihr behandelnder Arzt in der Regel vorschlagen, zunächst über eine fettreduzierte Nahrung, Gewichtsabnahme und körperliches Training diesen Wert zu senken. Reicht dies allein nicht aus, kann Ihnen Simvastatin verordnet werden, jedoch sollten die erwähnten Maßnahmen beibehalten werden.
Ist Simvastatin verschreibungspflichtig?
Dr. T. Weigl:
Ja, Simvastatin ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das sie nur über ein Rezept Ihres Arztes in einer Apotheke erhalten.
Ihnen stellen sich noch unbeantwortete Fragen zu Simvastatin? Schauen Sie gerne in folgendes Video von Dr.Tobias Weigl rein, der über Simvastatin sowie einen weiteren Cholesterinsenker, nämlich Atovastatin, berichtet:
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Autoren: Dr. Tobias Weigl und Christopher Keck
Redaktion: Sebastian Mittelberg
Veröffentlicht: 04.05.2019
Quellen
- B. L. Strom et al. (2015): Statin Therapy and Risk of Acute Memory Impairment. JAMA intern. Med., 175:1399-405.
- François Mach et al. (2018): Adverse effects of statin therapy: perception vs. the evidence – focus on glucose homeostasis, cognitive, renal and hepatic function, haemorrhagic stroke and cataract. European Heart Journal 39/27, S. 2526–2539.
- Gelbe Liste Online: Simvastatin.
- Mutschler et al. (2013): Mutschler Arzneimittelwirkung. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft GmbH, 10. Auflage.
- P. M. Ridker et al. (2012): Cardiovascular benefits and diabetes risks of statin therapy in primary prevention: an analysis from the JUPITER trial. Lancet 380:565-71.
- Ratiopharm (Hg.) (2017): Information für Anwender – Simvastatin-ratiopharm® 20 mg Filmtabletten.
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