Rauchen ist mit riesigem Abstand der wichtigste und größte Risikofaktor, wenn es um die Entstehung von Lungenkrebs geht. Selbst Passivrauchen erhöht das Erkrankungsrisiko. Tun Sie sich und Ihrer Umwelt daher einen Gefallen und geben Sie das Rauchen auf!
— Dr. Dr. Tobias Weigl
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenJährlich erkranken rund 55.000 Menschen in Deutschland neu an Lungenkrebs. Er gehört zu den häufiger auftretenden Krebserkrankungen und hat durch seine oft erst späte Diagnose eine schlechte Prognose: Lungenkrebs ist unter den verschiedenen Krebsarten diejenige, die sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit am häufigsten zum Tod führt. In vielen Fällen zeigen sich die Beschwerden erst in einem späteren Tumorstadium und werden teilweise anderen Erkrankungen zugeordnet. Der wichtigste Risikofaktor, der für die Entstehung von Lungenkrebs verantwortlich sein kann, ist das Zigarettenrauchen. Gerade langjährige Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein vielfach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Im nachfolgenden Artikel erläutern wir Ihnen, welche Symptome Lungenkrebs verursachen kann, welche Risikofaktoren existieren und wie Lungenkrebs diagnostiziert und behandelt wird.
Was ist Lungenkrebs?
Unter Lungenkrebs versteht man bösartige Geschwülste, die aus dem Lungengewebe heraus entstehen. In vielen Fällen geschieht dies konkret in den Zellen der Lungenbläschen sowie den Zellen, die die Atemwege auskleiden. Prinzipiell kann sich Lungenkrebs überall in der Lunge entwickeln, wobei die meisten Tumoren aber in den oberen Lungenflügelteilen entdeckt werden. Aus medizinischer Perspektive spricht man bei Lungenkrebs auch von Bronchialkarzinomen.
Im Durchschnitt erkranken Frauen mit 69 Jahren und Männer mit 70 Jahren an Lungenkrebs. Pro Jahr erkranken in Deutschland rund 35.000 Männer und 20.000 Frauen neu an Lungenkrebs. Lungenkrebs ist dabei besonders gefährlich und hat eher schlechte Prognosen: Das relative 5–Jahres–Überleben liegt bei Frauen bei etwa 20 Prozent, bei Männern sogar nur bei 15 Prozent. Das bedeutet, dass im Vergleich zur durchschnittlichen gesunden Gesamtbevölkerung von bspw. 100 Lungenkrebserkrankten nach 5 Jahren nur noch 20 bzw. 15 leben. Bei Männern ist Lungenkrebs die häufigste krebsbedingte Todesursache, bei Frauen die zweithäufigste.
Welche Arten von Lungenkrebs gibt es?
Im Wesentlichen unterteilt man Lungenkrebs in die zwei Arten „kleinzelliges Lungenkarzinom“ und „nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom“. Die Einteilung richtet sich nach der Größe der verschiedenen festgestellten Krebszellen. Die Prognose eines kleinzelligen Lungenkarzinoms ist dabei bedeutend schlechter als beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom. Das liegt daran, dass kleinzellige Lungenkarzinome deutlich schneller wachsen und erheblich schneller Metastasen, also Tochtergeschwülste, bilden. Das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom macht aber den Großteil aller Lungenkrebserkrankungen aus, rund 75–85 Prozent aller Patienten sind von dieser Lungenkrebsart betroffen. Für den Arzt ist es wichtig zu wissen, welche Lungenkrebsart vorliegt, da sich die Behandlungsmethoden hier zum Teil unterscheiden.
Wie entsteht Lungenkrebs?
Lungenkrebs kann infolge genetischer Schädigungen der Zellen auftreten, die der Körper nicht mehr reparieren kann. Wenn in Genen, die Träger der Erbinformationen, Mutationen auftreten, behebt der Körper diese Veränderungen normalerweise. Unter bestimmten Umständen kann es aber vorkommen, dass das körpereigene Reparatursystem nicht mehr funktioniert. Warum dies passiert, hat verschiedenartige Hintergründe. Einer davon ist, dass Krebszellen sich gewissermaßen „tarnen“ können, indem sie bspw. die Struktur gesunder Zellen annehmen. Dadurch erkennt unser Abwehrsystem die entarteten Zellen nicht als solche. Solche Mutationen sind dann letztlich auch für die Entstehung von Lungenkrebs verantwortlich. Die genauen Entstehungsmechanismen von Lungenkrebs und warum beim einzelnen Patienten die Krankheit auftritt, lässt sich bisher noch nicht genau sagen.
Wenn Sie mehr Grundlegendes über Krebs erfahren wollen, schauen Sie sich gerne unsere beiden Beiträge zum Thema an:
- Krebs Teil 1 – Definition, Entstehung, Risikofaktoren und Vorsorge
- Krebs Teil 2 – Von der Diagnose zur Therapie: allgemeine Erläuterungen zu Klassifikation und Staging
Mehr Informationen in diesem Video
Für die allermeisten Patienten ist eine Krebsdiagnose ein Schreckensszenario. Doch viele wissen leider nicht, was Krebs eigentlich ist: Wie entsteht Krebs? Ist er ansteckend? Wenn Sie mehr grundsätzliche Informationen über Krebs erfahren möchten, schauen Sie sich gerne den folgenden Videobeitrag von Dr. Tobias Weigl an.
Welche Symptome verursacht Lungenkrebs?
Obwohl Lungenkrebs eine häufige Krebsform ist, zeigt sich die Erkrankung oft erst relativ spät durch verschiedene Symptome:
- Atemnot
- Kurzatmigkeit
- Husten mit blutigem Auswurf
- Lähmungen
- starke Schmerzen
- wochenlanger Husten
- starker (ungewollter) Gewichtsverlust
- Bronchitis, die trotz Behandlung mit Antibiotika nicht abklingt, teils verbunden mit u. a. Fieber
- Brustkorbschmerzen
- allgemeine Kraftlosigkeit, anhaltende Müdigkeit
Problematisch bei einer wünschenswerten frühzeitigen Diagnose von Lungenkrebs ist, dass diese Symptome nicht zwangsläufig auf Lungenkrebs hinweisen müssen. Falls diese Symptome auftreten, sollten Sie aber rasch Ihren Arzt aufsuchen, um die Ursache für diese Beschwerden abzuklären – dies gilt besonders für Raucher!
Welche Risikofaktoren für Lungenkrebs gibt es?
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die die Entstehung von Lungenkrebs fördern können. Die beiden wichtigsten sind dabei das Zigarettenrauchen und der Kontakt mit krebserregenden Schadstoffen.
- Rauchen: Der mit großem Abstand wichtigste Risikofaktor ist das Zigarettenrauchen. Rund 90 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen lassen sich auf das Rauchen zurückführen! Im Zigarettenrauch sind lauter krebserregende (sog. ‚karzinogene‘), Substanzen enthalten. Das Erkrankungsrisiko ist bei Rauchern 10–15 Mal höher als bei Nichtrauchern, wobei das Risiko noch mit der Dauer und Menge des Rauchens steigen kann. Auch Passivraucher haben ein erhöhtes Krebsrisiko.
- Schadstoffe: Im Vergleich zum Rauchen machen die schadstoffbedingten Lungenkrebserkrankungen nur einen kleinen Anteil aus. Arbeitnehmer in bestimmten Arbeitsbereichen kommen jedoch berufsbedingt mit solchen krebserregenden Substanzen in Kontakt. Beispiele für derartige Substanzen sind etwa Asbest, Arsen, Chromate oder auch Siliziumdioxid. Chromate etwa entstehen bei einer Verchromung. Die Arbeitsschutzvorschriften in Deutschland sind streng. Grenzwerte müssen eingehalten und verschiedene Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Ein vollständiger Schutz vor diesen Schadstoffen ist aber oft nicht gegeben bzw. nicht möglich.
Neben diesen beiden zentralen Risikofaktoren diskutieren Forscher zudem, ob es ein vererbtes Lungenkrebsrisiko gibt und ob bestimmte Viren, etwa das Humane Papillomavirus, verantwortlich für Bronchialkarzinome sind. Gerade beim vererbten Risiko gibt es erste Studien, die Hinweise darauf liefern, dass das Erkrankungsrisiko weitergegeben wird. Die genauen Zusammenhänge müssen allerdings noch geklärt und in weiteren Studien geprüft werden.
Falls Sie aufgrund Ihres Berufs in Kontakt mit Schadstoffen gekommen sind oder kommen, lohnt es sich zu prüfen, ob Lungenkrebs bei Ihnen als Berufskrankheit gilt. Sie bekommen dann bspw. Therapien oder Reha-Maßnahmen finanziert.
Wer kann von Lungenkrebs betroffen sein?
Prinzipiell kann jeder von Lungenkrebs betroffen sein, wobei die Erkrankung größtenteils bei älteren Menschen auftritt. Gerade Personen, die schon eine lange Zeit oft und viel Rauchen („Kettenraucher“), gelten als besonders gefährdet. Frauen erkranken mittlerweile öfter an Lungenkrebs, was vermutlich auf schon länger stattfindende Veränderungen der Rauchgewohnheiten der Geschlechter zurückzuführen ist. Männer rauchen mittlerweile insgesamt etwas weniger als in den vergangenen Jahrzehnten, während Frauen tendenziell mehr Zigaretten konsumieren.
Als Messgröße für die Menge an Zigaretten, die jemand geraucht hat, hat sich die Bezeichnung „Packungsjahre“ etabliert. Wenn also jemand ein Packungsjahr hat, bedeutet das, dass er ein Jahr lang täglich eine Packung Zigaretten geraucht hat. Das sind also 365 Packungen pro Jahr. Raucht jemand 30 Jahre lang jeden Tag eine Schachtel Zigaretten, konsumiert er in diesem Zeitraum fast 11.000 Zigarettenschachteln!
Was kann ich zu einer Früherkennung von Krebs beitragen?
Wie bei allen anderen Krebsarten gilt auch bei Lungenkrebs, dass eine frühzeitige Diagnose zumindest statistisch gesehen die Überlebens- und Heilungschancen deutlich steigert. Nachteilig bei der Früherkennung ist aber, dass bis dato keine allgemeinen Früherkennungsuntersuchungen bzgl. Lungenkrebs existieren, die ohne Probleme für jeden sinnvoll sind. Das liegt zum einen daran, dass etliche Untersuchungsverfahren ungenau sind und die Rate unerkannter Lungentumoren zu hoch ist. Zum anderen sind manche Verfahren nicht zuverlässig und lösen unbegründete Krebsverdachte aus. Zudem setzt man bei regelmäßigen Röntgenuntersuchungen die Patienten einer mehr oder weniger hohen Strahlenbelastung aus, während der Nutzen nicht gewiss ist. Insofern ist eine Früherkennung schwierig. Umso wichtiger ist es für Betroffene, sich bei ersten Anzeichen zügig in ärztliche Behandlung zu begeben. So kann man womöglich Schlimmeres verhindern.
Fakten-Box Lungenkrebs
- häufige Krebsart
- wird oft erst spät erkannt, verläuft daher oft tödlich
- Lungenkrebs führt bei Männern im Vergleich mit anderen Krebsarten am häufigsten zum Tod
Formen
- unterteilt in kleinzelliges und nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom
- das kleinzellige Lungenkarzinom ist aggressiv, breitet sich rasch aus und bildet früh Tochtergeschwülste
- die meisten Patienten sind von einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom betroffen
Ursachen
- wie Lungenkrebs im Detail entsteht, ist bisher noch nicht geklärt
wichtigste Symptome
- Atemnot
- Kurzatmigkeit
- Husten mit blutigem Auswurf
- Schmerzen im Brustbereich
- Wichtig: Diese Symptome müssen nicht unbedingt auf Lungenkrebs hinweisen!
wichtigste Risikofaktoren
- mit großem Abstand lassen sich die meisten Fälle von Lungenkrebs auf das Rauchen zurückführen
Die Heilungs- und Überlebenschancen bei einem früh erkannten Lungenkrebs steigen deutlich!
Was tut der Arzt? Teil 1: Diagnose von Lungenkrebs
Wenn Sie ihren Arzt aufsuchen, wird dieser zunächst ein Anamnesegespräch mit Ihnen führen, um sich ein erstes Bild von ihrem Gesundheitszustand machen zu können. In diesem Krankengespräch wird er Ihnen u. a. folgende Fragen stellen:
- Welche Beschwerden haben Sie genau?
- Wie lange bestehen diese Beschwerden bereits?
- Dauern die Beschwerden an oder verschwinden sie nach einer Zeit wieder?
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie lange schon? Wie viel rauchen Sie pro Tag?
- Gab es Fälle von Lungenkrebs in Ihrer Familie?
- Liegen noch andere Erkrankungen vor?
- Nehmen Sie Medikamente ein? (nennen Sie auch Dinge wie Johanniskraut!)
Am besten machen Sie sich vor dem Gespräch zu den Fragen und Problemen, die Sie haben, einige Notizen. So stellen Sie sicher, dass Sie nichts Wichtiges vergessen und ggf. nachfragen können.
Nach der Anamnese erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird der Arzt u. a. ihren Brustraum mit einem Stethoskop abhören, wodurch sich schon möglicherweise krankhafte, nicht „normale“ Geräusche feststellen lassen. Damit der Arzt den Krebsverdacht endgültig bestätigen oder widerlegen kann, müssen verschiedene weitere Untersuchungen erfolgen.
Blutuntersuchungen – Bestimmung der Tumormarker
Die Blutuntersuchung ist eine wichtige und zentrale Diagnosemethode. Der Arzt erhält durch die Analyse des Bluts Informationen über Ihren allgemeinen Zustand und die Funktion einzelner Organe (bspw. Leber). Möglich ist es aber auch, sogenannte Tumormarker zu bestimmen. Die Stoffe, die man als Tumormarker bezeichnet, entstammen dem Tumor selbst und lassen sich im Blut nachweisen. Wie hoch diese Werte sind, hängt von der Größe und dem Wachstum des Tumors ab. Bei Lungenkrebs sind ggf. die folgenden Tumormarker nachweisbar:
- CEA (carcinoembryonales Antigen),
- NSE (neuronenspezifische Enolase)
- und SCC (squamous cell carcinoma)
Das Problem bei der Bestimmung der Tumormarker ist allerdings, dass längst nicht jeder Lungenkrebspatient diese Marker aufweist. Umgekehrt bedeutet das Vorhandensein bspw. von CEA nicht, dass man an Krebs erkrankt ist. Als alleiniges Diagnosemittel bei Lungenkrebs ist diese Untersuchung deshalb unzureichend. Man zieht sie in vielen Fällen aber heran, um sowohl den Krankheitsverlauf als auch den Behandlungserfolg zu beobachten. Höhere Werte müssen dabei nicht unbedingt auf eine verschlechterte Situation. Ganz im Gegenteil, sie deuten womöglich auf eine gut anschlagende Behandlung hin, da viele Tumorzellen absterben und über die Blutbahn „entsorgt“ werden. Aufgrund dieser unterschiedlichen Unsicherheiten sind die Tumormarker nur ein ergänzender Wert.
Mediastinoskopie
Das Mediastinoskopie ist ein endoskopisches Verfahren, bei der man den mittleren Brustraum untersucht. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Über dem Brustbein wird ein kleiner Schnitt angesetzt. Durch die so entstandene Öffnung schiebt der Arzt ein mit einer Kamera versehenes Endoskop in den Brustraum vor. Dabei sucht er nach möglicherweise bösartig veränderten Lymphknoten, die er ggf. entfernen und im Labor untersuchen lassen kann. Eine Mediastinoskopie ist meistens dann angezeigt, wenn es nicht möglich ist, aus dem Tumor selbst Gewebe zu entnehmen und dieses zu untersuchen.
Bronchoskopie
Die Bronchoskopie ist eine Standarduntersuchung, wenn der Verdacht besteht, dass der Patient von Lungenkrebs betroffen ist. Bei der Untersuchung wird Ihnen ein dünner sowie biegsamer Schlauch in die Nase eingeführt, den der Arzt dann vorsichtig bis zu den Bronchien vorschiebt. Dieser Schlauch verfügt an seiner Spitze über eine Kamera sowie eine Lichtquelle, wodurch der Arzt die Schleimhäute besser betrachten kann. Die Untersuchung erfolgt unter örtlicher Betäubung.
Weniger häufig wird eine Bronchoskopie auch unter Vollnarkose durchgeführt, wobei in diesem Fall dann ein starres Rohr eingesetzt wird. Dies ist dann erforderlich, wenn bspw. die Luftröhre verengt ist. Bei einer Bronchoskopie kann der Arzt gegebenenfalls auch Gewebeproben entnehmen (dann spricht man von einer Biopsie) oder Sekret aus den tieferen Abschnitten der Bronchien absaugen. Diese Proben können dann mikroskopisch untersucht werden, um festzustellen, ob Tumorzellen vorliegen. Die Bronchoskopie ist eine zuverlässige Methode, um Lungenkrebs zu diagnostizieren: Rund 80 Prozent aller Fälle von Lungenkrebs lassen sich zweifelsfrei auf diese Weise feststellen.
Lungenfunktionsprüfung
Eine Lungenfunktionsprüfung (kurz Lufu, aber auch Spirometrie genannt) ist eine zentrale Untersuchung, wenn es um Erkrankungen rund um die Lunge geht. Mit ihr soll geprüft werden, wie es um die individuelle Funktionsfähigkeit der Atemwege und Lunge bestellt ist. Ärzte können auf diesem Wege selbst kleine Veränderungen der Atemwege erkennen, sodass Erkrankungen im Optimalfall relativ früh erkannt werden können. Angezeigt ist die Untersuchung spätestens immer dann, wenn der Patient u. a. folgende Symptome zeigt:
- Atemnot
- beim Röntgen der Lunge zeigen sich Auffälligkeiten
- die Haut oder die Schleimhaut sind bläulich verfärbt – das deutet auf einen abnehmenden Sauerstoffgehalt im Blut hin
- anhaltender Husten, bei dem es auch zu (blutigem) Auswurf kommt
Bei der Untersuchung, die meistens der Hausarzt vornimmt, wird das Lungen- bzw. das Atemvolumen gemessen und aufgezeichnet. Dabei muss der Patient über ein Mundstück in das sog. Spirometer atmen. Die Nase wird währenddessen mit einer Nasenklemme zugedrückt. Das Spirometer misst dann das Luftvolumen, das der Patient ein- und ausatmet, sowie die Geschwindigkeit der Luft beim Atmen. Das Spirometer kann die gemessenen Luftmengen bildlich darstellen, sodass die Messwerte bei unterschiedlichen Tests verglichen werden können.
Röntgen-Thorax
Mittels Röntgenstrahlung wird der Brustkorb mitsamt der darin liegenden Organe wie Lunge oder Herz untersucht. Bei der Aufnahme des Brustkorbs von vorne und von der Seite können sich so die unterschiedlichen Körperstrukturen begutachten lassen. Auffälligkeiten wie ein Flüssigkeitsaustritt in das Lungengewebe lassen sich so schnell feststellen.
Computertomographie (CT)
Bei einer Computertomographie unterteilt die Röntgenstrahlung unseren Körper in kleine Schichten. Diese Schichten werden von einem Computer erfasst und analysiert. So entsteht eine Art Querschnitt des Körpers. Auf den so produzierten Bildern kann man den Tumor mitsamt seiner Größe und seiner Lage erkennen. Die Computertomographie liefert damit auch Hinweise, ob der Tumor operativ entfernt werden kann und wie umfangreich ein solcher Eingriff vermutlich sein wird. Hinsichtlich der Ausdehnung des Tumors ist die Computertomographie das Standardverfahren. Zudem lassen sich mit ihr bspw. auch innere Organe, vergrößerte Lymphknoten, aber auch Metastasen genau abbilden. Eine CT ist auch dann notwendig, wenn man mit der Ultraschalluntersuchung keine genauen Ergebnisse erzielen konnte oder der Verdacht besteht, dass sich Knochenmetastasen gebildet haben.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Die Magnetresonanztomographie (auch Kernspintomographie) erzeugt mithilfe eines Magnetfeldes und Wasserstoffprotonen ein genaues Bild des Körpers. Dadurch lassen sich Aussagen zu den erkennbaren Gewebestrukturen machen, die möglicherweise von Metastasen befallen sind. Der zu Untersuchende bekommt ggf. ein in der Regel gut verträgliches Kontrastmittel, wodurch bestimmte Veränderung besser sichtbar werden können.
Ultraschalluntersuchung
Bei einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt innere Organe wie die Leber betrachten. Einige Veränderungen, die sich so erkennen lassen, können auf einen Tumor hinweisen; selbst kleine Tumoren können relativ gut sichtbar gemacht werden. Unter Umständen kann es aber nötig sein, dass ein Kontrastmittel gespritzt werden muss, um bessere und eindeutigere Ergebnisse zu erhalten.
Im Falle einer Ultraschalluntersuchung wird Sie der Arzt wahrscheinlich darauf hinweisen, dass Sie am Tag der Untersuchung keine aufblähende Nahrung zu sich nehmen (etwa kohlensäurehaltiges Wasser). Das hat damit zu tun, dass die Ultraschallwellen bspw. die Luft im Darm nicht durchdringen können und dann keine eindeutigen Bilder liefern kann. Bei der Untersuchung selbst liegen Sie auf dem Rücken. Mit einer Sonde fährt der Arzt Ihren Bauch ab, wodurch die Organe dann auf einem Bildschirm visualisiert werden.
Skelettszintigramm
Bei dieser Untersuchung wird Ihnen ein Kontrastmittel gespritzt, das schwach radioaktiv ist. Da sich das Kontrastmittel auf eine bestimmte Art und Weise in den Knochen anreichert, können die Röntgenaufnahmen zeigen, ob die Knochen von Metastasen befallen sind.
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
Mit der Positronen-Emissions-Tomographie können Stoffwechselvorgänge in unserem Körper bildlich dargestellt werden. Das hat den folgenden Hintergrund: Wegen ihres schnellen Wachstums brauchen Krebszellen viel Energie und nehmen daher schneller als anderes, gesundes Gewebe Traubenzucker oder Sauerstoff auf. Durch die PET können derartige Unterschiede gut visualisiert werden. Für die Untersuchung werden Ihnen bestimmte, chemisch veränderte Moleküle gespritzt. Diese Teilchen dienen als sog. Tracer (von engl. to trace ‚ausfindig machen’): Sie sind mit einem minimal radioaktiven Material versehen, wodurch deren „Weg“ im Körper durch die PET nachvollzogen werden kann. Diese Technik eignet sich besonders dazu, Tochtergeschwülste besser erkennen zu können. Allerdings reicht das PET-Verfahren nicht allein aus, um Krebs feststellen zu können, da auch entzündetes Gewebe die Tracer im höheren Maße anreichern. Die PET ist kein Standardverfahren.
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von Lungenkrebs
Je nach Einschätzung des Arztes und abhängig von den Befunden können verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für das Lungenkarzinom in Betracht gezogen werden. Welche im Einzelfall relevant sind, hängt von der Art und Größe des Tumors ab, ob dieser bereits Metastasen gebildet hat und wie der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen aussieht. Mögliche Einschränkungen können sich ggf. durch andere, bereits vorhandene Erkrankungen ergeben.
Operativer Eingriff bei Lungenkrebs
Bei einem noch nicht zu sehr fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom ist eine operative Entfernung des Tumors das Mittel der Wahl. Beim Eingriff versucht der behandelnde Chirurg so gut wie möglich, die Lunge zu schonen, aber den Tumor im Optimalfall auch vollständig zu entfernen. In dieser Hinsicht ist aber problematisch, dass die Ärzte vor einer Operation bisher nicht sicher feststellen können, in welchem Stadium sich der Tumor befindet. Das lässt sich mit Sicherheit erst bei der Operation sagen.
Deswegen ist es möglicherweise nicht sofort möglich, den Tumor völlig zu entfernen. In diesen Fällen erfolgt in der Regel im Anschluss eine Strahlentherapie. Je nach Tumorstadium und Einschätzung des Arztes kann es vonnöten sein, einen ganzen Lungenflügel zu entfernen. Es kann sogar vorkommen, dass erst durch den Eingriff klar wird, dass eine Operation nicht sinnvoll ist. Dann wird die Operation abgebrochen und eine andere Behandlung durchgeführt. Bei kleinzelligem Lungenkrebs ist eine Operation in den allermeisten Fällen nicht angezeigt, was daran liegt, dass diese Art früh Metastasen bildet.
Der Eingriff selbst findet unter Vollnarkose statt und kann mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Wie umfangreich der Eingriff ist, hängt auch von der Größe und der genauen Lage des Tumors ab. Eine gewisse Rolle kann auch der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten spielen. Befindet sich der Tumor noch in einem relativ frühen Stadium, kann es ausreichend sein, den betroffenen Lungenlappen zu entfernen (sog. ‚Lobektomie‘). Müssen zwei Lungenlappen entfernt werden, spricht man von einer Bilobektomie. In schwerwiegenden Fällen, wenn der Tumor bereits sehr groß ist, müssen die Ärzte möglicherweise sogar einen Lungenflügel vollständig entnehmen (sog. ‚Pneumonektomie‘). Ein derartiger Eingriff birgt einige Risiken: Die körperliche Leistungsfähigkeit ist bei vielen Patienten in der Folge mitunter stark eingeschränkt, zudem benötigt der noch übrige Lungenflügel einige Monate, um sich an die Mehrarbeit zu gewöhnen. Deshalb versuchen die Ärzte, eine Pneumonektomie zu vermeiden.
Chemotherapie bei Lungenkrebs
Bei einer Chemotherapie sollen mit bestimmten Medikamenten die Krebszellen zerstört werden. Diese Medikamente nennt man Zytostatika: Sie greifen in die Zellteilungen der Krebszellen ein, sodass diese nicht mehr wachsen können. Dementsprechend wirken Zytostatika gut gegen Zellen, die sich schnell teilen und ausbreiten können, was bei Krebszellen der Fall ist. Leider gilt auch bei dieser Behandlung: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Zytostatika greifen auch andere Zellen an. Deswegen fallen bei Patienten, die eine Chemotherapie durchführen, auch die Haare aus, da sich Haarwurzelzellen ebenfalls rasch teilen. Zudem können noch weitere Nebenwirkungen auftreten, wie zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit oder auch eine verminderte Bildung von weißen Blutkörperchen.
Wann aber kommt bei Lungenkrebs eine Chemotherapie zum Einsatz? Dies hängt u. a. von der Krebsart ab – liegt ein kleinzelliges oder nicht-kleinzelliges Karzinom vor? – und zum anderen davon, in welchem Stadium sich der Tumor bereits befindet. Bei dem nicht-kleinzelligen Karzinom wird eine Chemotherapie oft nach einer Operation verordnet. Dies soll der Situation vorbeugen, dass der Tumor Metastasen in anderen Körperregionen bildet (sog. ‚adjuvante Chemotherapie‘).
Zudem kann eine Chemotherapie auch vor einer Operation sinnvoll sein: Studien haben ergeben, dass die Heilungschancen stiegen, wenn bereits vor dem Eingriff entdeckt wurde, dass Lymphknoten zwischen den Lungenflügeln von Metastasen befallen waren und diese mit Zytostatika zerstört werden konnten. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom ist die Chemotherapie dagegen die wichtigste Behandlungsmethode, da sich die Krebszellen hier besonders schnell ausbreiten und daher verstärkt auf die Wirkung der Zytostatika reagieren. Bei einer frühzeitigen Diagnose kann diese Therapie die Erkrankung heilen oder zumindest das Fortschreiten bremsen. In vielen Fällen wird die Chemotherapie mit einer Strahlentherapie kombiniert (sog. ‚Radiochemotherapie‘).
Falls der Lungenkrebs nicht mehr behandelt werden kann, kann eine Chemotherapie trotzdem sinnvoll sein: Die Behandlung erfolgt dann zur Schmerzlinderung (sog. ‚palliativ‘), um die Erkrankung für den Patienten so erträglich wie möglich zu machen.
Wie sieht der Ablauf einer Chemotherapie beim kleinzelligen Lungenkarzinom aus?
Je nach Einschätzung des Arztes und des Behandlungserfolgs können sie ein einzelnes Medikament oder auch mehrere verschiedene erhalten. Man spricht in diesem Zusammenhang demnach von einer Mono- bzw. Polytherapie. Sie erhalten die Medikamente in mehreren Zyklen. Jeder dieser Zyklen besteht aus Tagen, an denen Sie die Medikamente erhalten, und aus Erholungspausen, die meist zwei bis drei Wochen umfassen. Diese Pausen werden einlegt, damit sich der Körper von den Zellgiften der Medikamente erholen kann. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom werden durchschnittlich vier bis sechs Zyklen angesetzt. Die Medikamente können Ihnen als Spritze, Tropf, Tablette oder Kapsel verabreicht werden. Nach jedem Zyklus prüft ihr Arzt, ob die Chemotherapie eine Wirkung erzielen konnte, wofür er bildgebende Verfahren wie Ultraschall einsetzt. Fällt die Überprüfung negativ aus, passt der Arzt das Behandlungskonzept an.
Strahlentherapie bei Lungenkrebs
Die Strahlentherapie tötet Krebszellen ab, indem ionisierenden Strahlen die Zellkerne attackieren: Die DNA der Krebszellen wird in der Folge derartig beschädigt, dass sie sich nicht weiter ausbreiten können. Die Wirkung der Therapie ist dabei lokal begrenzt – es wird nur dort Wirkung erzielt, wo Strahlen auf Gewebe treffen. Problematisch kann eine Strahlentherapie dann sein, wenn zu starke Bestrahlung auch das noch gesunde Gewebe schädigt. Im Zusammenhang mit Lungenkrebs kann es dann zu Entzündungen (sog. ‚Pneumonitis‘) kommen, die oft erst auf Röntgenbildern entdeckt werden. Da meistens ein Teil des Herzens mitbestrahlt wird, kann es selten auch dort zu Problemen kommen, bspw. können sich die Herzkranzgefäße verändern. Dort, wo die Strahlen auf die Haut treffen, kann es zu Hautreizungen kommen. Nach Ende der Behandlung klingen diese Nebenwirkungen in der Regel aber nach einigen wenigen Wochen wieder ab.
Sowohl das kleinzellige als auch das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom können mit einer Strahlentherapie behandelt werden. Besonders ersteres spricht oft schnell auf die Strahlentherapie an und wird teilweise bis zu zweimal täglich behandelt. Beim kleinzelligen Lungenkarzinom wird zudem prophylaktisch, also vorsorglich, der Schädel bestrahlt. Damit soll verhindert werden, dass sich im Gehirn Metastasen bilden, die dann dort verschiedene Symptome (z. B. Sehstörungen) verursachen. Eine derartige Bestrahlung ist aber nur dann angezeigt, wenn der Tumor tatsächlich gut auf die Bestrahlung anspricht.
Besonderheiten beim nicht-kleinzelligen Karzinom
Beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs ist eine Strahlentherapie meist dann angezeigt, wenn eine Operation nicht möglich war oder der Tumor auf diese Weise nicht vollständig entfernt werden konnte. Bei Lungentumoren, die sich in einem sehr frühen Stadium befinden, gibt es auch die Möglichkeit der sog. ‚stereotaktischen Strahlentherapie‘. Bei dieser Methode bestrahlt man aus mehreren Richtungen mit geringen Strahlendosierungen den Tumor. Der Vorteil dabei besteht darin, dass das umliegende Gewebe im Vergleich zu der herkömmlichen Bestrahlung wesentlich weniger beschädigt wird. Bei beiden Lungenkrebsarten kann zudem eine Radiochemotherapie sinnvoll sein, beim kleinzelligen Karzinom wird diese Behandlungskombination sogar recht häufig vorgenommen. Wie die Chemotherapie kann auch die Strahlentherapie palliativ eingesetzt werden.
Immuntherapie
Seit kurzer Zeit steht für das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom auch die sogenannte Immuntherapie als Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Bei einer Immuntherapie soll das körpereigene Immunsystem die Krebszellen identifizieren und angreifen. Wieso aber macht das unsere Immunabwehr nicht von Anfang an? Das liegt daran, dass es gewissermaßen Kontrollpunkte bzw. Checkpoints in unserem Körper gibt, die verhindern, dass sich unser Immunsystem gegen gesunde Zellen richtet. Einige Tumoren machen sich diese Eigenschaften zunutze und aktivieren diese Kontrollpunkte, weshalb die Tumorzellen vom Körper nicht erkannt und attackiert werden. Mit bestimmten Medikamenten, den sogenannten ‚Checkpointinhibitoren‘, soll diese körpereigene Abwehr reaktiviert werden, damit sie die Krebszellen angreift. Nebenwirkungen dieser Therapieform sind u. a. Fieber, Hautausschlag, Juckreiz oder auch Schwellungen.
Antikörper und Tyroskinaseinhibitoren
Sowohl Antikörper als auch die sogenannten Tyroskinaseinhibitoren sind zumindest für einzelne Patientengruppen als Behandlungsmöglichkeit verfügbar. Antikörper sind Eiweißmoleküle, die für die Krebstherapie künstlich hergestellt werden. In ihrer natürlichen Form entstehen sie auch in der eigenen Immunabwehr. Die Antikörper sind dabei so konzipiert, dass sie sich gegen bestimmte Eigenschaften der Krebszellen richten, zum Beispiel gegen die krebseigenen Wachstumsfaktoren. Sie können sogar die ganze Krebszelle zerstören.
Tyroskinaseinhibitoren haben dagegen einen anderen Wirkmechanismus: Die Tumorzelle nimmt sie über die Blutgefäße auf und verhindert dort die Weiterleitung derjenigen Signale, die für das Wachstum des Tumors wichtig sind. In den Gefäßzellen selbst können sie indes diejenigen Signalwege blockieren, die dafür verantwortlich sind, dass u. a. die Blutgefäße erhalten werden. Dies attackiert die Blutversorgung des Tumors.
Diese Methoden kommen allerdings nur bei durchschnittlich jedem zehnten Lungenkrebspatienten in Betracht. Das liegt daran, dass die spezifischen Tumorzellen gewissermaßen ‚Angriffspunkte‘ für die Wirkmechanismen vorweisen müssen, was längst nicht bei jedem Patienten der Fall ist. Beide Behandlungsmöglichkeiten kommen bisher normalweise bei Betroffenen zum Einsatz, bei denen der nicht-kleinzellige Lungenkrebs schon weiter fortgeschrittenen ist. Für das kleinzellige Lungenkarzinom laufen klinische Studien, um die Wirksamkeit zu testen.
Endoskopische Therapie
Neben der diagnostischen Funktion der Bronchoskopie lässt sie sich auch therapeutisch einsetzen. Sie kann dann angezeigt sein, wenn Patienten aufgrund von Sekreten oder Gewebeneubildungen in den Atemwegen Atemprobleme haben oder wenn beim Patienten Blutungen auftreten. Ein Schlauch saugt das Sekret dann über den Schlauch ab. Druck auf die blutende Stelle oder der Einsatz eines Lasers können Blutungen stoppen. Falls Gewebeneubildungen Probleme bereiten, können diese durch kleine Scheren oder Zangen abgetragen oder durch bspw. Kältesonden zerstört werden. Zudem kann es bei einigen Lungenkrebspatienten vorkommen, dass der Tumor die Atemwege verengt, sodass Atemnot entsteht. Der Arzt kann dann ein kleines Röhrchen (sog. ‚Endoprothese‘) durch das Endoskop schieben, womit die verengte Stelle gedehnt und offengehalten wird.
Aktuelle Forschung: Immuntherapie erhöht Überlebenszeit bei nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Vergleich zur Chemotherapie
Eine vor kurzem in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Oncology veröffentlichte Studie legt nahe, dass eine Immuntherapie bei fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs gegenüber einer Chemotherapie das Gesamtüberleben verbessern könne – und das auch über einen längeren Zeitraum.
305 Patienten, die von einem schon fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom betroffen waren, nahmen an der Studie teil. Eine Teilnehmergruppe erhielt den PD-1-Blocker Pembrolizumab über zwei Jahre lang alle drei Wochen. PD-1 („programmed cell death protein 1“) ist ein Protein, das an der Hemmung der körpereigenen Immunreaktion beteiligt ist. T-Killerzellen (Zellen im Körper, die veränderte Körperzellen erkennen und angreifen) werden aktiviert, indem sie ein bestimmtes Antigen erkennen. Bindet PD-1 auf der T-Zelle an das Bremssignal PD-1-L1 auf der Tumorzelle, ist eine Immunantwort verhindert. Pembrolizumab blockiert diesen Mechanismus.
Die zweite Gruppe wurde mit einer Chemotherapie behandelt, die in vier bis sechs Zyklen gestaffelt war. Die Patienten der Chemotherapie-Gruppe konnten nach Beendigung der Behandlung noch weiter Pembrolizumab erhalten, wenn die Patienten bestimmte Kriterien erfüllen konnten.
Die letzte Datenerhebung der Studie hat ergeben, dass nach 14 Monaten rund 50 Prozent der Patienten, die mit einer Chemotherapie behandelt wurden, verstorben waren. Bei der Gruppe mit Pembrolizumab wurde diese Quote dagegen erst nach 30 Monaten erreicht. Würden die nach Ende der Chemotherapie in die Pembrolizumab-Gruppe gewechselten Patienten mitberücksichtigt, so ergäbe sich laut den Autoren der Studie bei einer Immuntherapie eine doppelt so hohe Überlebenszeit im Vergleich zur Chemotherapie.
Quelle: Martin Reck et al. (2019): Pembrolizumab Versus Platinum-Based Chemotherapy for Advanced Non–Small-Cell Lung Cancer With PD-L1 Tumor Proportion Score of 50% or Greater. In: Journal of Clinical Oncology 37/7. S. 537–546.
Wie sieht die Nachsorge von Lungenkrebs aus?
Unabhängig von der Krebsart hat die Krebsnachsorge zum Ziel, den Patienten bei seinen durch die Erkrankungen aufgetreten Problemen zu unterstützen sowie ein erneutes Auftreten des Krebses früh zu erkennen und zu behandeln. Letzteres gilt auch für mögliche Begleiterkrankungen. Das A und O für Patienten ist, dass sie sich regelmäßigen Nachuntersuchungen unterziehen müssen. Anfangs finden diese im Abstand von drei Monaten statt, danach in größeren Abständen. Zentrale Untersuchungen sind u. a. ein CT des Brustraums sowie die Prüfung der Lungenfunktion. In vielen Krankenhäusern gibt es außerdem die Möglichkeit, psychologische Beratung einzuholen. Für manche Patienten kann es zudem hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Dort trifft man Menschen, die ebenfalls von Lungenkrebs betroffen sind oder waren. Sie können dort von ihren Erfahrungen berichten und sich gegenseitig unterstützen. Eine wichtige Adresse für Lungenkrebs ist der „Bundesverband Selbsthilfe Lungenkrebs“. Dort erhalten Sie Informationen über die verschiedenen Ortsgruppen, denen Sie sich anschließen können.
Zentral für die Patienten ist es, sich im Rahmen der Möglichkeiten wieder vollständig zu erholen, damit eine Rückkehr in den Alltag möglich ist. Ein wichtiger Anlaufpunkt sind etwa Rehabilitationskliniken, die sich auf die Nachsorge von Krebserkrankten spezialisiert haben. Welche Kliniken Sie ansteuern können, erfragen Sie am besten in ihrer Klinik, in der man Sie behandelt. Dort kann man Sie ggf. an entsprechende Stellen weiterleiten.
Was kann ich tun, um Lungenkrebs vorzubeugen?
Hören Sie mit dem Rauchen auf oder reduzieren Sie die Zigarettenmenge drastisch! Laut der aktuellen medizinischen Leitlinie ist die Dauer des Rauchens gemeinsam mit der Anzahl gerauchter Zigaretten ein wesentlicher Faktor, der die Entstehung von Lungenkrebs begünstigt. Personen, die sehr früh mit dem Rauchen angefangen haben, haben ein ungleich höheres Risiko. Es gilt: Je früher mit dem Rauchen begonnen wurde und je länger man raucht, desto höher ist das Erkrankungsrisiko.
Videoexkurs: Fragen & Mythen über Krebs
Über Krebs gibt es die verschiedensten Mythen, Fragen, aber auch Falschaussagen, die Betroffene und Angehörige mitunter verwirren. Dr. Tobias Weigl erklärt im nachfolgenden Video-Beitrag einige der kursierenden Fragen und Mythen: Ist Krebs vererbbar? Was ist eine B-Symptomatik? Führt Rauchen zwangsläufig zu Krebs?
Häufige Patientenfragen
Ich bin an Lungenkrebs erkrankt – kann ich dann nicht einfach weiterrauchen?
Dr. T. Weigl:
Viele Raucher stellen sich sicherlich die Frage, ob ein Rauchstopp angesichts einer Lungenkrebsdiagnose überhaupt noch Sinn macht. Tatsächlich kann es einen großen Unterschied machen, ob man auch bei einer bestehenden Erkrankung das Rauchen aufgibt oder nicht. Nachweislich treten dann nämlich nach einer Lungenkrebsbehandlung weniger neue Geschwülste auf – das Risiko reduziert sich bei einem Rauchstopp um ungefähr 50 Prozent! Zudem überleben etwas mehr als doppelt so viele Betroffene die nächsten 5 Jahre, wenn das Rauchen aufgegeben wird. Außerdem kann Rauchen Behandlungen wie die Chemotherapie behindern, da der Körper eines regelmäßigen Rauchers schlechter durchblutet ist als der eines Nichtrauchers. Patienten, die mit dem Rauchen aufgehört haben und bei denen der Lungentumor operativ entfernt wurde, haben weniger oft Beschwerden wie Atemnot oder generell Schmerzen. Wenn Sie Hilfe dabei brauchen, das Rauchen aufzugeben, können Sie sich bspw. an die Raucherberatung des Deutschen Krebsforschungszentrums wenden.
Ich höre mit dem Rauchen auf – welche Vorteile bringt mir das?
Dr. T. Weigl:
Außerordentlich viele! Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, hat dies unter anderem folgende Vorteile:
- Ihr Erkrankungsrisiko für Lungenkrebs und Herz-Kreislauferkrankungen sinkt innerhalb weniger Jahre teils rapide
- die Funktion der Atemwege verbessert sich bereits nach einigen Tagen
- Atemwegsbeschwerden verbessern sich erheblich
- Hautverfärbungen, etwa der Finger, bilden sich zurück
- die Haut glättet sich wieder
- Ihre Mitmenschen werden mit Ihrem Rauch nicht mehr geschädigt
- Sie werden körperlich wieder fitter
- Sie sparen letztlich auch eine Menge Geld
Wenn Sie nicht mit dem Rauchen aufhören wollen, sollten Sie zumindest überlegen, die tägliche Menge an Zigaretten nach und nach zurückzufahren.
Ist Rauchen auch für andere Krebsarten verantwortlich?
Dr. T. Weigl:
Ja, tatsächlich begünstigt Rauchen nicht nur die Entstehung von Lungenkrebs, sondern auch von anderen Krebsarten, was vor allem an den krebserregenden Stoffen im Zigarettenrauch liegt. Zu nennen sind bspw. Magenkrebs, Darmkrebs, Leberkrebs, Blasenkrebs, aber auch Nierenkrebs. Bei Blasenkrebs ist Rauchen sogar einer der wichtigsten Risikofaktoren. Wenn Sie rauchen, heißt das selbstverständlich nicht, dass Sie zwangsläufig an irgendeiner Krebsart erkranken müssen. Es steigert aber zum Teil immens das Erkrankungsrisiko. Betroffen sein können aber auch Nichtraucher. Neben dem Krebsrisiko ist Rauchen aber auch gefährlich für das Herz und das Gefäßsystem. Zudem haben Raucher statistisch gesehen häufiger Probleme mit den Zähnen und dem gesamten Zahnhalteapparat.
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Sind oder waren Sie an Lungenkrebs erkrankt? Wie sind Sie damit umgegangen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!
Autoren: Dr. Tobias Weigl, Sebastian Mittelberg
Redaktion: Tobias Möller
Veröffentlicht am: 08.05.2019, zuletzt aktualisiert: 13.05.2019
Quellen
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hg.): Immuntherapie – kann das Immunsystem Krebs bekämpfen?
- Deutsches Krebsforschungszentrum (Hg.) (2008): Fakten zum Rauchen – Zehn Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören.
- Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und Deutsche Krebshife (Hg.) (2018): S3-Leitlinie Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms.
- Deutsche Krebshilfe und Deutsche Krebsgesellschaft (Hg.) (2018): Lungenkrebs. Antworten. Hilfe. Perspektiven.
- Deutsches Krebsforschungszentrum (Hg.) (2018): Lungenkrebs: Zielgerichtete Therapie und Immuntherapie.
- Katrin von Kieseritzky (2018): Lungenkrebs, Bronchialkarzinom: Definition und Häufigkeit. In: krebsgesellschaft.de.
- Katrin von Kieseritzky (2019): Immuntherapie bei fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. In: krebsgesellschaft.de.
- krebsinformationsdienst.de (Hg.) (2018): Behandlungsverfahren bei Lungenkrebs: Welche Möglichkeiten gibt es?
- krebsinformationsdienst.de (Hg.) (2018): Lungenkrebs vorbeugen, Risiken vermeiden.
- krebsinformationsdienst.de (Hg.) (2018): Lungenkrebs: Früherkennung, Symptome und Warnzeichen.
- krebsinformationsdienst.de (Hg.): Rauchen, Passivrauchen und Krebs: Gefährlicher Dunst.
- lungenaerzte-im-netz.de (Hg.): Spirometrie (Lufu).
- lungenaerzte-im-netz.de (Hg.): Was ist Lungenkrebs?
- lungenärzte-im-netz.de (Hg.): Wieso sich ein Rauchstopp auch bei Lungenkrebs noch lohnt.
- Martin Reck u. a. (2019): Pembrolizumab Versus Platinum-Based Chemotherapy for Advanced Non–Small-Cell Lung Cancer With PD-L1 Tumor Proportion Score of 50% or Greater. In: Journal of Clinical Oncology 37/7. S. 537–546.
- Robert-Koch-Institut (2017): Krebs in Deutschland für 2013/2014.
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