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Eiter im Pickel, bei Abszessen und in Wunden – Ist selbst entfernen eine gute Idee?

Auf einen Blick-Eiter

Was ist Eiter?

  • entsteht vor allem bei bakteriellen Entzündungen
  • besteht aus: weißen Blutkörperchen, lebenden und toten Krankheitserregern, eiweißhaltiger Lymphflüssigkeit, zerfallenen Zell- und Gewebsbestandteilen

Bei welchen Krankheiten bildet sich Eiter?

  • eitrige Entzündungen: Empyem, Abszess, Phlegmone
  • z.B. bei Mandelentzündung, Mittelohrentzündung, Wundinfektionen

Zusätzliche Symptome

  • Merkmale einer Entzündung: Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung, eingeschränkte Funktion
  • unterschiedliche Farben und Gerüche von Eiter
  • zähe Konsistenz

Behandlung

  • je nach Ursache
  • Antibiotikatherapie
  • chirurgischer Eingriff

Tipps

  • Entfernen Sie den Eiter nicht eigenständig!
  • Gehen Sie zum Arzt, wenn sich die Wunde vergrößert, oder Sie Fieber bekommen oder sich Ihr Allgemeinzustand verschlechtert!

Vermutlich hatten Sie auch schon einmal eine eitrige Stelle am Körper – sei es eine entzündete Wunde, bei einer Mandelentzündung oder im Gesicht als Pickel. Eiter setzt sich unter anderem aus verschiedenen Zellen zusammen. Er wird meist bei einer Infektion mit Bakterien gebildet. In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen Überblick über verschiedene Krankheitsbilder geben, bei denen Eiter entsteht.  Was viele nicht wissen: Eiter befindet sich nicht nur auf der Haut, sondern kann sich auch innerhalb der Körpers an Organen bilden. Natürlich erklären wir Ihnen auch, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

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Was ist Eiter?

Eiter (lateinisch ‚Pus’) ist eine Absonderung, die sich aus verschiedenen Körperzellen und Flüssigkeiten zusammensetzt. Er entsteht meist im Rahmen von bakteriellen Entzündungen. Eitrige Entzündungen gehören dem Kreis der sogenannten exsudativen Entzündungen an. Exsudativ bedeutet, dass (zell- und eiweißhaltige) Flüssigkeit aus Gefäßen (sog. ‚Kapillaren’) in das umliegende Gewebe austritt.

Woraus setzt sich Eiter zusammen?

Ein eitriges Exsudat enthält überwiegend weiße Blutkörperchen – die Abwehrzellen des Blutes (sog. ‚Leukozyten’). Weitere Bestandteile von Eiter sind:

  • lebende und tote Krankheitserreger
  • zerfallene Zell- und Gewebsbestandteile (sog. ‚Detritus’)
  • eiweißhaltige Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe

Wann bildet sich Eiter?

Eiter entsteht überwiegend bei Keimbesiedlungen des Körpers. Eiterbildende Bakterien gehören beispielweise folgenden Gattungen an:

  • Streptokokken
  • Staphylokokken
  • Neisseria
  • Klebsiella
  • Pseudomonas

Darf ich meinen Pickel selbst ausdrücken? In welchem Fall sollte ich davon absehen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich Dr. Dr. Tobias Weigl im nachfolgenden Video, in dem er auf die verschiedenen möglichen Formen von Eiteransammlungen eingeht.

Eiter & Bakterien im Pickel, Abszess oder Furunkel! Ist ausdrücken & selbst entfernen gefährlich?🤔

Krankheitsbilder mit eitriger Entzündung: Empyeme

Eitrige Entzündungen können sich von ihrem Entstehungsort aus im Körper verteilen und ausbreiten. Je nachdem, wie sich die Entzündung ausbreitet lassen sich eitrige Entzündungen anhand von drei Typen unterscheiden: das Empyem, den Abszess und die Phlegmone. Für jeden Entzündungstyp stellen wir Ihnen einige Beispiele vor.

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Bei einem Empyem handelt es sich um eine Eiteransammlung in einer Körperhöhle. Diese Körperhöhle bestand schon vor der Eiterbildung und ist nicht durch diese erzeugt worden. Die Bakterien können entweder über das Blut (sog. ‚hämatogen’), über die Lymphgefäße (sog. ‚lymphogen’) oder auf direktem Wege in die Körperhöhle gelangen und dort eine Eiterbildung bedingen.

Gallenblasenempyem

Die Gallenblase befindet sich hinter der Leber und ist ein hohles Organ. Füllt sich die Gallenblase mit Eiter, spricht man von einem Gallenblasenempyem. Als Komplikation einer akuten Gallenblasenentzündung kann sich dieses Gallenblasenempyem ausbilden. Die Entzündung entsteht durch Infektion der Gallenblase mit Bakterien. Zu den häufigsten Erregern gehört unter anderem das Darmbakterium E. coli.

Gelenkempyem

Bei Eiterbildung im Gelenk spricht man von einem sogenannten ‚Gelenkempyem’. Genau wie bei einem Gallenblasenempyem sind Bakterien die Ursache für eine Entzündung mit Eiterbildung. Die Entzündung eines Gelenks bezeichnet man als ‚Arthritis’. Bakterien können wie folgt in Gelenke gelangen:

  • durch direkten Kontakt, z. B. bei Gelenkspiegelungen (sog. ‚Arthroskopie’) oder Gelenkoperationen
  • Bakterien, die sich im Blut befinden, und über den Blutstrom das Gelenk infizieren

Krankheitsbilder mit eitriger Entzündung: Abszesse

Ähnlich wie bei einem Empyem beschreibt der Begriff ‚Abszess’ eine Eiteransammlung in einer Körperhöhle. Die Höhle entsteht durch einschmelzendes Gewebe aufgrund der Entzündung. Der entscheidende Unterschied ist allerdings, dass die Körperhöhle durch den Abszess entsteht – sie bestand vorher noch nicht. Der Abszess ist von einer Membran umgeben, der sogenannten Abszessmembran.

Hirnabszess

Ein typisches Beispiel für einen Abszess ist der sogenannte Hirnabszess. Er entsteht durch eine Entzündung des Gehirngewebes, die sich abkapselt und folglich einen Abszess bildet.  Die Bakterien werden zum Beispiel im Rahmen einer Mittelohrentzündung bis ins Gehirn übertragen. Alternativ können die Bakterien – z. B. bei einer eitrigen Bronchitis – durch das Blut zum Gehirn gelangen und das Hirngewebe infizieren. Man spricht dann von einer hämatogenen Ausbreitung. Zuletzt ist ein direkter Infektionsweg   –  z. B. bei einem Schädeltrauma oder operativen Eingriffen am Gehirn – möglich.

Leberabszess

Die Leber ist ein weiteres Organ, das von einem Abszess befallen werden kann. Ein Leberabszess kann infolge einer Entzündung der Gallengänge entstehen. Bakterien können außerdem über verschiedene Gefäße (z. B. Pfortader, Leberarterie) oder die Gallenwege zur Leber gelangen und dort einen Abszess mit Eiterbildung verursachen.

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Lungenabszess

Infolge einer Lungenentzündung (sog. ‚Pneumonie’) kann sich ein Lungenabszess ausbilden. In diesen Fällen sind Pneumonien häufig dadurch ausgelöst worden, dass Mageninhalt oder Fremdkörper in die Atemwege gelangt waren und diese verlegt hatten (sog. ‚Aspiration’). Typischerweise verursachen mehrere Bakterien gleichzeitig den Abszess (sog. ‚Mischinfektion’).

(Peri-)Analer Abszess

Abszesse können sich auch im Analbereich ausbilden. Der perianale Abszess beruht auf einer Eiterbildung im Gewebe um Rektum (Abschnitt des Dickdarms) und Analkanal. Er ist auf entzündete Drüsen – die sogenannten Proktodealdrüsen – zwischen den Schließmuskeln zurückzuführen. Von diesen Drüsen aus breitet sich die Entzündung aus und es bildet sich Eiter.

Gut zu wissen!

Analabszesse finden sich zum größten Teil bei jüngeren Leuten im Alter von 30 – 50 Jahren. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen.  

Hautabszess

Ein Abszess kann sich nicht nur im Körper – an Organen – bilden, sondern auch für den Patienten äußerlich sichtbar an der Haut. In den meisten Fällen wird ein Hautabszess durch das Bakterium Staphylococcus aureus ausgelöst.

Krankheitsbilder mit eitriger Entzündung: Phlegmonen

Zum Kreis der eitrigen Entzündung gehören als dritte Gruppe die Phlegmonen. Phlegmonen werden durch Keime ausgelöst, die sich gut im Gewebe und in der Haut ausbreiten können. Dabei sind bestimmte Moleküle beteiligt, die von Bakterien freigesetzt werden. Es handelt sich um sogenannte Enzyme, die die Fähigkeit besitzen, das Bindegewebe zu zerstören. Auf diese Weise breitet sich eine Phlegmone in die Tiefe aus. Man unterscheidet eine oberflächliche Phlegmone (die Haut betreffend) von einer tiefen Phlegmone, die bis zur Muskelschicht reichen kann.

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In den meisten Fällen wird eine Phlegmone durch Streptokokken oder Staphylokokken ausgelöst. Die Bakterien können auf verschiedenen Wegen in den Körper gelangen und eine Phlegmone verursachen:

  • bestehende Infektion: z. B. Entzündung des Knochenmarks
  • im Rahmen verschiedener Grunderkrankungen: z. B. Ulcus cruris (Geschwür am Unterschenkel)
  • tiefe Verletzungen: z. B. Operationswunden

Es gibt Körperstellen, an denen Phlegmonen besonders häufig auftreten. Dazu zählen unter anderem die Region um den After, Beine, und Augenhöhlen (sog. ‚Orbitaphlegmone’). Orbitaphlegmonen entstehen meist durch einen Übergang von Bakterien in die Augenhöhle, z. B. bei Nasennebenhöhlenentzündungen oder Zahnentzündungen. Als gefürchtete Komplikation einer Phlegmone gilt die umgangssprachlich als ‚Blutvergiftung’ bezeichnete Sepsis.

Exkurs: Psoriasis – Eiterbildung ohne bakterielle Infektion

In den vorherigen Krankheitsbildern ging es um Eiterbildung aufgrund bakterieller Infektionen. Unabhängig von Bakterien bildet sich Eiter bei einer Verlaufsform der sogenannten Psoriasis – auch bekannt als Schuppenflechte. Es handelt sich hierbei um eine autoimmune, chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die oft schubweise auftritt. In Anbetracht der Tatsache, dass 2 % der Menschen in Deutschland betroffen sind, handelt es sich bei Psoriasis um keine seltene Erkrankung. Symptomatisch zeigen sich Stellen mit silbrig-weißen Schuppen, die scharf begrenzt sind. Eine Verlaufsform der Schuppenflechte ist die Psoriasis pustulosa. Wie der Name vermuten lässt, ist diese Form der Psoriasis insbesondere durch Pustelbildung gekennzeichnet. Pusteln stellen Eiteransammlungen in der Haut dar. Bei der Psoriasis pustulosa ist der Pustelinhalt steril, der Eiter entstand nicht wegen einer bakteriellen Infektion. Ein weiteres Kennzeichen für die Psoriasis pustulosa ist die Rötung der Haut. Je nach Verteilungsmuster der Pusteln unterscheidet man eine generalisierte (den gesamten Körper betreffend) von einer lokalisierten (an bestimmten Körperstellen) Form. Schwere Fälle von Psoriasis (pustulosa) müssen mit Medikamenten behandelt werden, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken (sog. ‚Immunsuppressiva’). Dazu gehört unter anderem das Arzneimittel Ciclosporin. Belesen Sie sich gerne in unserem Artikel  über Wirkung und Nebenwirkungen des Medikaments.

Weitere Krankheitsbilder mit eitriger Entzündung

Follikulitis, Furunkel, Karbunkel

Über den Haarfollikel ist ein Haar in der Haut befestigt. Eine Entzündung des oberen Haarfollikels bezeichnet man als Follikulitis. In den meisten Fällen ist das Bakterium Staphylococcus aureus der Auslöser für die Infektion. Breite sich die Infektion weiter in den gesamten Follikel einschließlich des Gewebes in der Umgebung aus, spricht man von einem Furunkel. Daraus kann das sogenannte Karbunkel entstehen – bei dieser Entzündung sind mehrere Haarfollikel betroffen.

Wundinfektion

Die häufigsten nosokomialen Infektionen – also Infektionen, die in Zusammenhang mit medizinischen Behandlungen in Krankenhäusern etc. stehen – sind mit einem Anteil von ca. 24 % die Wundinfektionen. Dazu zählen unter anderem Operationswunden. Gefährdete Personengruppen sind insbesondere ältere Menschen, Menschen mit geschwächtem/unterdrücktem Immunsystem (sog. ‚Immunsupprimierte’) und Diabetiker. Die Erreger nosokomialer Infektionen können sich von Infektionen, die außerhalb medizinischer Einrichtungen erworben wurden (sog. ‚ambulant’), unterscheiden. Sie sind nicht selten (mehrfach) resistent gegenüber Antibiotika.

Natürlich können sich auch ambulant erworbene Wunden – Schnittverletzungen z. B. – mit Keimen infizieren und entzünden. An der Entstehung eitriger Wunden sind oft kugelförmige Kokken-Bakterien beteiligt.

Akne

Die Akne vulgaris ist eine entzündliche Hauterkrankung, die vor allem während der Pubertät weit verbreitet ist. Im Verlauf können sich Mitesser (sog. ‚Komedonen’), eitrige Pusteln und Narben ausbilden. Mehrere Faktoren sind an der Entstehung der Hautläsionen bei Akne beteiligt, unter anderem:

  • verstärkte Aktivität und Größenzunahme der Talgdrüsen
  • Verhornungsstörung der Haut
  • bakterielle Besiedlung der Haut

Informieren Sie sich gerne in unserem Artikel „Akne – Pusteln im Gesicht und an den Armen | Ursachen & Therapie“ über weitere Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Hauterkrankung.

Entzündeter Nagel – Paronychie, Panaritium

Wenn die Haut um den Nagel herum entzündet ist, bezeichnet man dies fachsprachlich als Paronychie. Bei diesem Krankheitsbild ist der Nagelwall (sog. ‚Paronychium’), also das Gewebe, das den Nagel U-förmig umschließt, entzündet. Aufgrund der Entzündung kann sich Eiter bilden. Man muss die Paronychie von einem Panaritium abgrenzen, bei dem die Fingerkuppe entzündet ist und eitrig einschmilzt. Eine Paronychie kann in ein Panaritium übergehen, andersrum gilt dies jedoch nicht.

Sicherlich fragen Sie sich, wie es zu diesen Nagelentzündungen kommen kann. Häufige Erreger sind – wie auch bei vielen anderen eitrigen Entzündungen – Streptokokken und Staphylococcus aureus. Möglicherweise hatten Sie schon einmal einen eingewachsenen Nagel (sog. ‚Unguis incarnatus’), der sich anschließend samt Eiterbildung entzündet hat. Ein begünstigender Faktor dafür ist beispielsweise das Tragen enganliegender Schuhe. Weiterhin können beim Nägelkauen Bakterien in die Haut eindringen, die eine Paronychie auslösen. Wie bereits erwähnt, kann sich ein Panaritium entweder aus einer Paronychie entwickeln.  Eine weitere Ursache stellen zum Beispiel Stich-/Bisswunden dar.

Akute Mandelentzündung – Angina tonsillaris

Schätzungsweise ein Drittel der Menschen leidet jährlich mindestens einmal für mehrere Tage an Halsschmerzen. Sie sind ein häufiger Grund für einen Hausarztbesuch – bei Kindern sind es sogar 5 % der Fälle, die beim Kinderarzt vorstellig werden. Der Mediziner spricht von einer Angina tonsillaris, wenn die Gaumenmandeln (sog. ‚Tonsillae palatinae’) entzündet sind. In 80–90 % der Fälle wird eine akute Mandelentzündung durch Viren verursacht. Bei bakterieller Ursache ist Streptococcus pyogenes, ein eiterbildendes Bakterium, der häufigste Erreger.

Akute Mittelohrentzündung – Otitis media

Das Ohr lässt sich in folgende Bereiche einteilen:

  • äußeres Ohr mit Ohrmuschel und äußerem Gehörgang
  • Trommelfell
  • Mittelohr mit u. a. Paukenhöhle und Gehörknöchelchen
  • Innenohr mit Gehörschnecke

Eine Mittelohrentzündung findet sich – wie es der Name schon sagt – im mittleren Teil des Ohrs. Die Erreger – bei 70 % der Otitiden eine Mischung aus Bakterien und Viren – gelangen in der Regel bei Infekten der oberen Atemwege häufig aus dem Rachen über die Ohrtrompete bis ins Mittelohr.

„Mittelohrentzündungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Kindern. Sie treten insbesondere in den Wintermonaten auf.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Share on X

Die Symptome: Welche Beschwerden verursacht eine eitrige Entzündung?

Aussehen und Geruch von Eiter

Farbe, Geruch und Konsistenz des Eiters variieren abhängig vom Erreger. Typisch ist eine gelblich-grünliche Farbe und ein – je nach Krankheitserreger – möglicherweise übler Geruch. Eitriges Sekret hat in der Regel hat er eine zähe Konsistenz, es kann jedoch auch dünn- oder dickflüssig sein. Die drei Kriterien ‚Farbe, Geruch und Konsistenz’ sollten bei der Diagnostik des Erregers berücksichtigt werden.

Eiter bildet sich in den meisten Fällen bei einem entzündlichen Geschehen. Die fünf typischen Merkmale (sog. ‚Kardinalsymptome’) einer akuten Entzündung sind:

  • Rötung
  • Überwärmung
  • Schwellung
  • Schmerzen
  • eingeschränkte Funktion (des Gewebes, Gelenks etc.)

Der entzündete Bereich ist daher beim Berühren sehr schmerzempfindlich. Die Haut kann gerötet, überwärmt und geschwollen sein. Hinzu kommt die Eiterbildung.

Zu den Allgemeinsymptomen einer schweren eitrigen Entzündung gehören Fieber, Schwäche und ein herabgesetzter Allgemeinzustand des Patienten. Häufig sind die Lymphknoten in der Umgebung der Eiteransammlung geschwollen.

Symptome – Gallenblasenempyem

Im Rahmen der akuten Gallenblasenentzündung haben Patienten meist Schmerzen im rechten Oberbauch. Dort befinden sich Leber und Gallenblase. Hinzu kommen Fieber und möglicherweise eine Gelbfärbung der Haut (sog. ‚Ikterus’).

Symptome – Gelenkempyem

Am betroffenen Gelenk kann man bei Entzündung die typischen Entzündungszeichen feststellen:

  • Rötung
  • Überwärmung
  • Schwellung
  • Schmerzen
  • eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Gelenks

Symptome – Hirnabszess

Zu den relativ unspezifischen Symptomen eines Hirnabszesses gehören Kopfschmerzen sowie Übelkeit und Erbrechen. Die Patienten haben häufig eine eingeschränkte Aufmerksamkeit (sog. ‚Vigilanzminderung’). Begleitend können Fieber und epileptische Anfälle auftreten.

Symptome – Leberabszess

Aufgrund der Lage im rechten Oberbauch haben Patienten mit Leberabszess Schmerzen in dieser Region. Fieber ist ein weiteres Symptom. In diesem Falle tritt es intermittierend – also immer wiederkehrend – auf. Als Komplikation kann sich bei Öffnung des Abszesses eine Bauchfellentzündung (sog. ‚Peritonitis’) entwickeln.

Symptome – Lungenabszess

Da sich der Lungenabszess als Folgeerkrankung bei Lungenentzündungen ausbilden kann, beklagen Betroffene unter anderem die Symptome einer typischen Pneumonie:

  • braun-rötlicher Auswurf
  • Husten
  • hohes Fieber
  • plötzlicher Krankheitsbeginn

Symptome – (Peri-)Analer Abszess

Die Haut im Bereich des Afters weist die typischen Entzündungszeichen auf: Überwärmung, Rötung und Schwellung.  Die Patienten haben starke Schmerzen, unter anderem auch beim Sitzen. Möglich ist außerdem eine Verhärtung im betroffenen Hautareal.

Symptome – Hautabszess

Der Hautbereich um den Abszess herum weist auch hier die typischen Merkmale einer Entzündung auf. Bei Druck auf den Abszess verspürt der Patient starke Schmerzen. Die Lymphknoten in der Umgebung können durch die Entzündungsreaktion geschwollen sein.

Symptome – Phlegmone

Patienten mit Phlegmone haben an der entsprechenden Stelle eine stark schmerzhafte, weiche Schwellung. Die Färbung der Haut ist eher dunkel/bläulich. Typisch für Phlegmonen ist die unscharfe Begrenzung, wodurch man sie von anderen Entzündungen unterscheiden kann. Beispielsweise ist es wichtig, eine Phlegmone von einem Erysipel zu unterscheiden. Bei diesem Krankheitsbild sind Lymphgefäße aufgrund einer bakteriellen Infektion entzündet. Innerhalb von einigen Tagen können Allgemeinsymptome wie zum Beispiel Fieber die Hauterscheinungen einer Phlegmone ergänzen.

Die Orbitaphlegmone äußert sich durch eine Schwellung der gesamten Augenhöhle, einschließlich des Lids. Gleichzeitig treten starke Schmerzen auf, die Bindehaut ist aufgetrieben (sog. ‚Bindehautödem’). Möglicherweise ist die Augenbewegung auf der betroffenen Seite eingeschränkt. Es handelt sich um eine Notfallsituation, die Patienten müssen umgehend bei einem Augenarzt vorstellig werden.

Symptome – Follikulitis, Furunkel, Karbunkel

Die Follikulitis zeichnet sich durch Pusteln im Bereich des Haarfollikels aus. Pusteln sind eitergefüllte kleine Hohlräume in den oberen Hautschichten. Das Haar aus dem Follikel kann sich inmitten der Pustel befinden. Während die entzündeten Stellen bei einer Follikulitis vor allem jucken, löst ein Furunkel starke Schmerzen aus. Der knotenartig veränderte Hautbereich kann beim Furunkel geschwollen sein. Möglicherweise zieht sich das Furunkel ein und öffnet sich nach Tagen von allein – es kann außerdem Eiter ausstoßen. Das Karbunkel breitet sich in einem größeren Bereich aus als das Furunkel. Darüber hinaus besitzt es mehrere Öffnungen. Es ist außerdem deutlich schmerzhafter.

Symptome – Wundinfektion

Eine infizierte Wunde kann die Zeichen einer Entzündung aufweisen: Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung. Darüber hinaus kann sich Eiter bilden, der möglicherweise einen üblen Geruch hat.

Symptome – Paronychie, Panaritium

Die Haut im Bereich des Nagels kann gerötet, geschwollen und überwärmt sein. Der Schmerz hat einen pulsierenden Charakter. Außerdem ist es möglich, dass sich Eiter bildet.

Symptome – Akute Mandelentzündung

Neben Halsschmerzen und einem allgemeinen Krankheitsgefühl gibt es weitere Symptome, die bei einer akuten Angina tonsillaris auftreten können:

  • Schmerzen beim Schlucken
  • geschwollene und gerötete Gaumenmandeln und Rachenschleimhaut
  • eitriger, fibrinhaltiger Belag auf den Mandeln (sog. ‚Stippchen’)
  • Schwellung der Lymphknoten entlang des Halses
  • Mundgeruch
  • Fieber

Symptome – Akute Mittelohrentzündung

Im Rahmen der akuten Otitis media kann sich Eiter im Mittelohr bilden. Dieser Erguss führt zu dumpfen, einseitigen Ohrenschmerzen. Das intakte Trommelfell trennt das Mittelohr vom äußeren Ohr ab, sodass der eitrige Erguss nicht abfließen kann. Bei einem Riss des Trommelfells (sog. ‚Trommelfellperforation’) fließt der Eiter in den äußeren Gehörgang ab; die Schmerzen verbessern sich umgehend. Patienten mit Mittelohrentzündung können darüber hinaus Fieber und ein verschlechtertes Allgemeinbefinden aufweisen.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose von eitrigen Entzündungen

Anamnesegespräch

Im Anamnesegespräch verschafft sich der Arzt einen Überblick über Ihre Symptome. Nützlich können unter anderem folgende Informationen sein:

  • Wann haben Sie die Eiterbildung festgestellt? Wie sieht der Eiter aus? Riecht er?
  • Haben Sie weitere Veränderungen (an der Haut) wahrgenommen?
  • Haben Sie Schmerzen? Wenn ja, wo und seit wann?
  • Haben Sie allgemeine Veränderungen bemerkt? Beispielsweise Fieber oder ein Schwächegefühl?
  • Hatten Sie in der letzten Zeit Verletzungen oder Wunden?

Körperliche Untersuchung

Der Arzt schaut sich zunächst die entzündete Hautstelle an. Einige Krankheiten lassen bereits sich in einer sogenannten Blickdiagnose feststellen. Je nach Symptomatik werden Organe bzw. Körperregionen speziell abgetastet oder mit weiteren Instrumenten inspiziert und untersucht:

  • Hals und Rachen: z. B. Mandelentzündung
  • Ohr: z. B. Mittelohrentzündung
  • Bauch: z. B. Abszesse und Empyeme im Bauchraum
  • Gelenke: z. B. Gelenkempyem
  • Lunge: z. B. Lungenabszess
  • neurologische Tests: z. B. Hirnabszess

Weitere Untersuchungsmöglichkeiten

Im Ultraschall lassen sich Flüssigkeits- bzw. Eiteransammlungen in der Bauchhöhle nachweisen. In Bereichen, die für den Ultraschall nicht zugänglich sind (u. a. der Kopf), kann man in einer CT- oder MRT-Untersuchung nach Eiterhöhlen schauen.

Laboruntersuchungen

Bei schlechtem Allgemeinzustand des Patienten (Fieber, Abgeschlagenheit, Schwäche) ist es sinnvoll, eine Blutuntersuchung zu machen. Darin lassen sich z. B. Entzündungswerte und Leberwerte bestimmen. Man kann somit den Verlauf einer Entzündung überwachen.

In einigen Fällen ist es ratsam, den genauen Krankheitserreger zu bestimmen. Der Erregernachweis ist wichtig, damit man gezielt spezifische Medikamente verabreichen kann. Um den Eiter zu gewinnen, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Je nach Lokalisation kann man ihn entweder mit einem Tupfer direkt aus der Wunde aufnehmen oder – falls sich die Eiteransammlung im Körper befindet – muss die Eiterstelle punktieren. Anschließend wird aus dem gewonnenen Material im Labor eine Kultur angelegt, in der der Erreger herangezüchtet wird.

Fakten-Box

Was ist Eiter?

  • entsteht vor allem bei bakteriellen Infektionen
  • besteht aus: weißen Blutkörperchen, lebenden und toten Krankheitserregern, eiweißhaltiger Lymphflüssigkeit, zerfallenen Zell- und Gewebsbestandteilen
  • eitrige Entzündungen: Abszess, Empyem, Phlegmone
  • a. bei Mandelentzündung, Mittelohrentzündung, Akne, Wundinfektionen

Mögliche Symptome

  • Eiter: gelblich-grünliche Farbe, evtl. übler Geruch, zähe Konsistenz
  • Merkmale einer Entzündung: Rötung, Schwellung, Schmerz, Überwärmung, eingeschränkte Funktion

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von eitrigen Entzündungen

Ein alter Lehrspruch des Hippokrates von Kos besagt: „Ubi pus, ibi evacua.“ Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet dies in etwa: Wo Eiter ist, entleere ihn! Man muss allerdings bedenken, dass die Entstehung von Eiter viele Ursachen haben kann – danach richtet sich die jeweilige Therapie. Nicht immer muss man sofort operativ/chirurgisch eingreifen.  Ziel der Behandlung ist es jedoch vor allem, eine weitere Ausbreitung von Entzündungen zu vermeiden. So kann man Komplikationen wie zum Beispiel einer Sepsis vorbeugen.
Welche Gefahren eine Sepsis in sich birgt, erklärt Ihnen Dr. Dr. Weigl in der Video-Visite.

Blutvergiftung: Gefährliche Mythen zur Sepsis - Ursachen & Gefahren (Krankenhaus, Intensivstation)

Behandlung – Gallenblasenempyem

Sollte sich abgesehen von der Gallenblasenentzündung bereits ein Empyem ausgebildet haben, muss die Gallenblase in einer Operation entfernt werden. Man nennt diesen Eingriff Cholezystektomie. Ergänzt werden sollte die Behandlung durch Gabe von Antibiotika.

Behandlung – Gelenkempyem

Das Ziel bei einer Gelenkentzündung ist es, Funktion und Beweglichkeit des Gelenks langfristig zu erhalten. Aus diesem Grund muss bei einer Operation die eitrige Entzündung ausgeräumt und das Gelenk gesäubert werden. Zusätzlich kann eine Drainage angelegt werden, damit entstehendes Wundsekret aus dem Gelenk abfließt. Zur Behandlung der Bakterien erhält der Patient eine Antibiotikatherapie.

Behandlung – Hirnabszess

Da meist Bakterien Auslöser eines Hirnabszesses sind, wird in der Regel mit einer Antibiotikatherapie begonnen. Diese erstreckt sich über mehrere Wochen. Die medikamentöse Behandlung wird meist mit einer Operation kombiniert. Sollte eine Operation durchgeführt werden, kann Material aus dem Abszess gewonnen werden, um den genauen Erreger zu identifizieren. Gleichzeitig kann der Abszess entfernt werden.

Behandlung – Leberabszess

Über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen muss der Leberabszess mit Antibiotika behandelt werden. Es ist möglicherweise sinnvoll, den Abszess zuvor zu punktieren, damit ein für den Erreger spezifisches Medikament ausgewählt wird. Bei diesem Eingriff sollte der Abszess durchgespült werden. Abhängig von der Abszessgröße und dem Zustand des Patienten sollte eine Operation in Betracht gezogen werden.

Behandlung – Lungenabszess

Abgesehen von der Antibiotikatherapie sollte eine Spiegelung der Atemwege (sog. ‚Bronchoskopie’) veranlasst werden. Bei dieser Untersuchung können Verlegungen der Atemwege ausgeschlossen werden. Gleichzeitig hat der Untersucher die Möglichkeit, Flüssigkeit aus der Lunge abzusaugen.

Behandlung – (Peri-)Analer Abszess

In der Regel ist eine operative Eröffnung des akuten (peri-)analen Abszesses unumgänglich. Dadurch versucht man, die weitere Ausbreitung der Entzündung zu vermeiden. Eine rein antibiotische Therapie wird nicht empfohlen.

Behandlung – Hautabszess

Ein Hautabszess muss in der Regel operativ versorgt werden. Der Abszess muss eröffnet (sog. ‚Abszesspaltung’) und anschließend gründlich gespült werden. Eine Antibiotikatherapie sollte dann erfolgen, wenn der Patient systemische Symptome wie zum Beispiel Fieber hat oder sich der Abszess an kritischen Stellen befindet. Dazu zählen unter anderem Gesicht und Hände.

Behandlung – Phlegmone

Die Therapie einer Phlegmone beginnt mit Antibiotikagabe, insbesondere mit Penicillinen. Je nachdem, wie weit die Infektion vorangeschritten ist, erfordert es eine chirurgische Therapie. Möglicherweise wird bei der Operation zusätzlich eine Drainage in die Wunde eingelegt, damit Flüssigkeiten abgeleitet werden.

Auch bei der Orbitaphlegmone muss unverzüglich mit einer Antibiotikatherapie begonnen werden.  Darüber hinaus kann ein operativer Eingriff notwendig sein.

Behandlung – Follikulitis, Furunkel, Karbunkel

Die Behandlung einer Follikulitis sieht vor allem sogenannte desinfizierende Behandlungsschritte vor. Beim Furunkel hingegen muss der Arzt zunächst entscheiden, ob es unreif oder reif ist – je nachdem, ob es bereits eingeschmolzen ist. Bei einem unreifen, noch nicht eingeschmolzenen Furunkel kann eine sogenannte Zugsalbe aufgetragen werden. Die Salbe soll die Reifung des Furunkels beschleunigen, sodass der Eiter abfließen kann. Karbunkel müssen in der Regel auch chirurgisch behandelt werden. Dahingegen muss ein reifes, bereits eingeschmolzenes Furunkel eröffnet werden. Die Notwendigkeit einer Antibiotikabehandlung besteht:

  • bei Furunkeln im Gesicht
  • bei stark ausgeprägten, großen Furunkeln/Karbunkeln
  • wenn Symptome wie z. B. Fieber auftreten

Behandlung – Wundinfektion

Die Wunde muss zunächst gesäubert und gespült werden. Nekrotisches, untergegangenes Gewebe muss entfernt werden, damit sich die Infektion nicht weiter ausbreitet. Das Einlegen einer Drainage sorgt für einen Ablauf des Wundsekrets. Weiterhin muss die Wunde steril verbunden werden. Damit die Wunde nicht von einem feuchten Milieu umgeben ist, sollten durchnässte Verbände umgehend gewechselt werden. Im Hinblick auf nosokomiale – im Krankenhaus erworbene – Erreger, kann eine spezielle Antibiotikatherapie erforderlich sein.

Behandlung – Paronychie, Panaritium

Wenn es keine Hinweise auf eine Abszessbildung gibt, sollten die entzündete Haut bzw. der Nagel gekühlt und ruhiggestellt werden. Die betroffene Stelle kann mit desinfizierenden Lösungen behandelt werden. Bei einem schweren Verlauf kommt eine Antibiotikabehandlung in Betracht.  Sollte sich ein Abszess entwickeln, muss die Infektion operativ versorgt werden. Je nachdem, wie weit die Entzündung vorangeschritten ist, muss der Nagel (zum Teil) entfernt werden.

Behandlung – Akute Mandelentzündung

Zur Linderung der Schmerzen kann man auf gängige Schmerzpräparate wie beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol zurückgreifen. Eine Besserung der Schmerzen kann auch das Gurgeln mit Salzwasser fördern. Wichtig ist es außerdem, genügend zu trinken! Wenn eine bakterielle Infektion Auslöser der Mandelentzündung ist, sollte der Patient gegebenenfalls eine Antibiotikatherapie erhalten. Zu den Vorteilen einer Antibiotikabehandlung zählt, dass die Pateinten nach spätestens 24 Stunden nicht mehr ansteckend sind. Darüber hinaus tritt die Besserung der Symptome früher ein als ohne Antibiotika. Dem Nutzen von Antibiotika stehen Nebenwirkungen und mögliche Resistenzbildunggegenüber. Das Antibiotikum der Wahl ist Penicillin – bei Unverträglichkeit stehen andere Antibiotika zur Verfügung.

Behandlung – Akute Mittelohrentzündung

Da bei 80 – 85 % der Fälle innerhalb von zwei bis drei Tagen eine spontane Symptombesserung eintritt, sollte man nicht direkt am ersten Tag mit einer Antibiotikatherapie beginnen. Es gibt jedoch auch Ausnahmen, z. B.:

  • beispielweise bei Kindern unter 6 Monaten
  • andauernder eitrigen Ausfluss
  • beidseitiger Mittelohrentzündung

Patienten mit einer Mittelohrentzündung sollten außerdem eine ausreichende Schmerztherapie erhalten und genügend Flüssigkeit aufnehmen.

Aktuelle Forschung – Antibiotikagabe bei kleineren Hautabszessen

Bei Abszessen steht der behandelnde Arzt vor der Frage, ob er eine Antibiotikatherapie oder eine chirurgische Therapie einleiten sollte. In einer Studie wurde untersucht, ob eine antibiotische Behandlung bei Hautabszessen unter 5 cm im Anschluss an eine chirurgische Versorgung sinnvoll ist. Für die Studie wurde eine Gruppe aus 786 Patienten mit Hautabszessen, die kleiner als 5 cm waren, gebildet. Die Teilnehmer erhielten eine operative Sanierung des Abszesses. Anschließend wurden sie in drei Gruppen eingeteilt. Je nach Gruppe erhielten sie entweder das Antibiotikum Clindamycin, das Antibiotikum Trimethoprim-Sulfamethoxazol oder ein Placebo-Präparat ohne Wirkstoff. Nach 7 – 10 Tagen überprüfte man das Ergebnis.

Niedrigere Heilungsrate in der Placebo-Gruppe

In der Placebo-Gruppe war die Heilungsrate mit 68,9 % im Vergleich zu den anderen beiden Antibiotika-Gruppen signifikant niedriger. Das beste Ergebnis erzielte die Clindamycin-Gruppe mit einer Rate von 83,1 %. Aus der Studie lässt sich entnehmen, dass die Heilungsprognose für Patienten, die im Anschluss an einen chirurgischen Eingriff zusätzlich Antibiotika erhalten, besser ist als ohne Antibiotika. Dennoch sollte individuell entschieden werden, ob die Vorteile von Antibiotika Nachteilen wie Resistenzbildung überwiegen.

Quelle: Robert S. Daum u. a. (2017): A  Placebo-Controlled Trial for Antibiotics for Smaller Skin Abscesses. In: The New England Journal of Medicine. 29. Juni 2017. 376(26): 2545-2555.

Häufige Patientenfragen

Ist Eiter immer sichtbar?

Dr. Dr. T. Weigl:
Nein. Als erstes muss man bei dem Begriff ‚Eiter’ wohl an eine entzündete Wunde mit eitrigem Belag denken. Oder an eitrige Pickel. Genauso kann sich Eiter jedoch auch im Körper bilden. Der Patient kann ihn in diesem Fall natürlich nicht direkt sehen. Stattdessen nimmt er vor allem Schmerzen wahr. Die Ansammlung des Eiters kann durch Bildgebung (Ultraschall, MRT, CT) sichtbar gemacht werden.

Kann ich den Eiter selbst ausdrücken?

Dr. Dr. T. Weigl:
Eitrige Hautstellen sind für den Patienten direkt zugänglich. Entsprechend groß ist die Verlockung – insbesondere bei Pickeln und Pusteln – den Eiter auszudrücken. Aufgrund der natürlichen bakteriellen Besiedlung der Haut gelangen über die Hände viele Bakterien in die offene Wunde. Dadurch wird die Entzündung möglicherweise noch verstärkt. Sie werden sehen, kleine entzündete Stellen heilen meist innerhalb von wenigen Tagen von selbst ab. Einen Arzt sollten Sie aufsuchen, wenn sich die entzündete Stelle vergrößert oder sich ihr Allgemeinzustand plötzlich verschlechtert. Manipulieren Sie eitrige Wunden, Abszesse oder Furunkel daher nicht!

Ist Eiter ein schlechtes Zeichen?

Dr. Dr. T. Weigl:
Ja und nein. Zunächst einmal zeigt das Vorhandensein von Eiter, dass das Immunsystem auf die bakterielle Infektion reagiert und die Erreger bekämpft. Nichtsdestotrotz besteht die Möglichkeit, dass die eitrige Wunde nicht von allein abheilt und sich die Bakterien weiter ausbreiten. Beobachten Sie daher den Verlauf der Infektion!

Ich habe eine eitrige Wunde. Zu welchem Arzt sollte ich gehen?

Dr. Dr. T. Weigl:
Bei allen gesundheitlichen Fragen können Sie Ihren Hausarzt kontaktieren – er wird Sie über das weitere Procedere aufklären und gegebenenfalls zu einem Spezialisten überweisen. Dazu gehören je nach Lokalisation der Eiteransammlung zum Beispiel:

  • Hautärzte
  • Chirurgen
  • Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
  • Augenärzte
  • Orthopäden/Unfallchirurgen

Typisches Patientenbeispiel

Der 17jährige Felix hat seit zwei Tagen einen roten Knoten im Gesicht. Dieser befindet sich seitlich an der Nase. Er ist ganz schön schmerzhaft und geschwollen, Felix kann ihn kaum berühren. Auch am nächsten Morgen ist der Knoten immer noch da – er wird sogar immer größer. Felix fühlt sich total schlapp. Seine besorgte Mutter schickt ihn zum Hausarzt. Sie habe mal gehört, dass sich Infektionen im Gesicht schnell bis ins Gehirn ausbreiten können.
Felix erklärt dem Hausarzt sein Problem. Der Arzt schaut sich den schmerzhaften, mittlerweile hochroten Knoten an. Er misst die Temperatur bei Felix und stellt fest, dass er Fieber hat. „Bei dem Knoten an deiner Nase handelt es sich um ein Furunkel, Felix. Es entsteht, wenn Bakterien in den Haarfollikel gelangen und dort eine Entzündung auslösen.“ Felix schaut ihn verdutzt an. Davon hatte er noch nie zuvor gehört. „Das Furunkel ist mit Eiter gefüllt. Du musst wissen, dass die Bakterien über die Blutgefäße ins Gehirn übertragen werden können, deshalb müssen wir sofort mit der Behandlung starten. Ich überweise dich dafür ins Krankenhaus!“

Felix weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Wegen dieses Knotens so ein Drama? Scheinbar war es doch richtig, dass seine Mutter ihn so flott zum Arzt geschleppt hat…

Im Krankenhaus wird ihm eine Kanüle in die Armbeuge gelegt, damit das Antibiotikum in die Vene fließen kann. Außerdem möchten die Ärzte das Furunkel öffnen, damit der Eiter abfließen kann. Dazu betäuben sie zuvor die Haut an der Nase. Felix spürt nichts von dem Schnitt, schon kurze Zeit später haben sich die Schmerzen schon deutlich verbessert.

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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl und Rabea Niehues
Lektorat: Nusha Chenari
Veröffentlicht: 12.01.2020

Quellen

  • Werner Böcker u. a. (2012): Pathologie. 5. Auflage. Elsevier, München.
  • Robert S. Daum u. a. (2017): A Placebo-Controlled Trial für Antibiotics for Smaller Skin Abscesses. In: The New England Journal of Medicine. 29. Juni 2017. 376(26): 2545-2555.
  • Deutsches Ärzteblatt (2018): Präventiosempfehlungen zu postoperativen Wundeninfektionen aktualisiert. In: aerzteblatt.de.
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie u. a. (2015): Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis. In: awmf.org
  • Peter Fritsch (2004): Dermatologie Venerologie. 2. Auflage. Springer, Heidelberg.
  • Herbert Hof, Dirk Schlüter (2019): Duale Reihe. Medizinische Mikrobiologie. 7. Auflage. Thieme, Stuttgart.
  • Michael M. Kochen (2017): Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 5. Auflage. Thieme, Stuttgart.
  • Andreas Ommer, Alexander Herold (2016): Klinische Leitlinie. Diagnostik und Therapie von Fisteln im Analbereich auf dem Boden einer Entzündung von Analdrüsen. Ein Ratgeber für Patienten. In: awmf.org.
  • Walter de Gruyter GmbH, Psychrembel: Medizinsiches Lexikon (2019): Pyogene Erreger. In: psychrembel.de.
  • Helmut Schöfer u. a. (2011): S2k + IDA Leitlinie: Diagnostik und Therapie Staphylococcus aureus bedingter Infektionen der Haut und Schleimhäute. In: dgpi.de.
  • Jan Peter Thomas u. a. (2014): Strukturiertes Vorgehen bei akuter Otitis media. In: Deutsches Ärzteblatt, 111(9): 151-60, DOI: 10.3238/aerztebl.2014.0151.
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1 Kommentar
  • Lara Stein
    02.10.2021 21:23

    Leider habe ich auch mit starken Hautunreinheiten zu kämpfen. Bisher musste allerdings noch nie etwas vom Arzt behandelt werden. Glücklicherweise konnte mir eine Kosmetikberatung weiterhelfen. Mittlerweile entwickelt sich mein Hautbild sehr gut.

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