Rechtsseitigen Oberbauchschmerzen können teils schwere Erkrankungen zugrunde liegen. Am häufigsten sind Leber und Galle betroffen. Befinden sich die Schmerzen weiter unten, sollte zudem dringend der Blinddarm untersucht werden.
— Dr. Tobias Weigl
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Quellen ansehenBauchschmerzen können sich im gesamten Bauchraum ereignen und können viele verschiedene Ursachen haben. Dieser Artikel widmet sich speziell den rechtsseitigen Ober- sowie Unterbauchschmerzen. Allgemeine Informationen zum Thema Oberbauchschmerzen und ihren möglichen Ursachen können Sie dem Artikel zum Thema entnehmen. Unterbauchschmerzen hängen oft mit gefährlichen Darmerkrankungen zusammen und sind daher vor allem im linken unteren Bereich des Bauchs lokalisiert.
Rechtsseitige Oberbauchschmerzen treten häufiger als linksseitige auf und hängen oft mit Erkrankungen der Galle oder der Leber zusammen.
Rechtsseitige Unterbauchschmerzen sind dagegen häufig auf eine Entzündung des Blinddarmfortsatzes oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa zurückzuführen.
Wie Sie rechtsseitige Ober- und Unterbauchschmerzen deuten können, wie deren Diagnose erfolgt und mit welchen Symptomen einzelne Grunderkrankungen einhergehen, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.
Was sind Ober- und Unterbauchschmerzen und was sind die möglichen Ursachen, wenn diese Schmerzen vor allem rechtsseitig auftreten?
Der Begriff Oberbauchschmerzen beschreibt alle Schmerzen, die im Bereich zwischen Rippenbogen und Nabel auftreten. Der Mediziner spricht in diesem Zusammenhang von allen im Oberbauch (‚epigastrisch‘), oberhalb des Nabels (‚supraumbilikal‘) als auch um den Nabel herum (‚periumbilikal‘) gelegenen Schmerzen. Diese Schmerzen gelten als sogenannte dyspeptische, also die Verdauung erschwerende, Symptome. Häufig treten die Schmerzen in Zusammenhang mit anderen dyspeptischen Beschwerden wie
- einem Druck- oder Völlegefühl,
- Aufstoßen,
- Übelkeit und Erbrechen oder
- Sodbrennen auf.
Unterbauchschmerzen sind dagegen ein vor allem gynäkologisch häufiges Symptom, das auf viele unterschiedliche Erkrankungen zurückgeführt werden kann. Neben den gynäkologischen Ursachen kommen urologische, chirurgische und in seltenen Fällen auch orthopädische Ursachen hinzu. Man unterscheidet zwischen akuten und chronischen Unterbauchschmerzen.
In den nachfolgenden Absätzen werden die einzelnen möglichen Erkrankungen für rechtsseitige Ober- bzw. Unterbauchschmerzen sowie deren maßgebliche Symptome aufgelistet.
Die Abbildung zeigt einmal unsere inneren Organe und damit auch wichtige Bereiche, die von Bauchschmerzen rechts betroffen sein können.
Was ist für rechtsseitige Oberbauchschmerzen verantwortlich? Welche Symptome verursachen die einzelnen Grunderkrankungen?
Rechtsseitige Oberbauchschmerzen treten im der Grafik zu entnehmenden Bereich 1 auf.
Schmerzen im rechten Oberbauch ereignen sich im Verhältnis zur linken Seite häufiger. Vorwiegend kommen die Galle oder die Leber als Auslöser für Bauchschmerzen in diesem Bereich infrage. Zu den zugrunde liegenden Ursachen gehören:>
- Cholezystitis: Hierbei handelt es sich um eine Gallenblasenentzündung. Dabei entzünden sich die Wände der Gallenblase. Als häufigste Ursache für die Erkrankung gelten Gallensteine, die den Gallengang verstopfen und den Abfluss der Gallenflüssigkeit verhindern. Der dadurch entstandene Rückstau erhöht zum einen mechanisch den Druck auf die Gallenwand und erleichtert es zum anderen bspw. Bakterien, sich leichter ansiedeln und Entzündungen hervorrufen zu können. Seltener führen auch Entzündungen anderer innerer Organe, Operationen am Bauch, Verbrennungen oder schwere Unfälle zu Gallenblasenentzündungen. Man unterscheidet zwischen einer akuten und einer chronischen Verlaufsform. Zu den Symptomen der akuten Cholezystitis zählen schnell auftretende stechende Schmerzen im Bereich des rechten Oberbauchs, die bis in Schulter und Rücken ausstrahlen können. Häufig kommt es auch zu Fieber und Schüttelfrost. Die Schmerzen sind zunächst krampfartig, bleiben dann aber dauerhaft bestehen. Es kann überdies zu Erbrechen oder einer Entfärbung des Stuhls kommen. Bei der chronischen Verlaufsform kommt es zu dumpfen, entweder anhaltenden oder intervallartig an- sowie abschwellenden Schmerzen sowie Verdauungsbeschwerden.
- Gallenkolik: Eine Gallenkolik ist meist die Folge eines Gallensteins, den sowohl Gallenblase als auch Gallengang auszutreiben versuchen. Zu diesem Zweck ziehen sich die beiden stark zusammen, verkrampfen und versuchen so, den Gallenstein fortzubewegen. Diese Krämpfe sind verantwortlich für den mitunter starken, wehenartigen Schmerz. Häufig ergeben sich ebensolche Krämpfe nach besonders schweren Mahlzeiten.
- Cholangitis: Als Cholangitis bezeichnet man eine Entzündung der Gallenwege. Auch diese ist in den meisten Fällen Folge eines Hindernisses in der Galle, das den Abfluss der Gallenflüssigkeit verhindert. Verursacht wird sie durch bspw. Gallensteine oder auch Tumoren. Man unterscheidet zwischen einer zwischen einer akuten Cholangitis, einer primär biliären Cholangitis (PBC) und einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC). Typische Symptome der akuten Cholangitis sind das sogenannte Charcot’sche Trias bestehend aus Fieber, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht (sog. ‚Ikterus‘). Die primär biliäre Cholangitis geht vor allem einher mit Müdigkeit, Juckreiz, und Gelenkschmerzen. Zu den Symptomen der primär sklerosierenden Cholangitis gehören starke Gelbsucht gepaart mit starkem Juckreiz, einem fettigen Stuhlgang und ein Mangel an Vitamin A, D, E, und K.
- Leberabszess: Bei einem Leberabszess handelt es sich um eine lebensgefährliche Infektion, die durch Bakterien, Pilze oder Parasiten ausgelöst werden kann. Als Hauptursachen für die Entstehung von Leberabszessen gelten Gallenwegsobstruktionen, also Hindernisse wie z. B. Gallensteine. Des Weiteren werden Leberabszesse häufig durch vorangegangene Gallenblasenentzündungen verursacht oder sie sind kryptogen, also nicht auf einen Ursprung zurückzuführen. Häufige Symptome sind Fieber, Schmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust sowie Übelkeit und Erbrechen.
- Lebertumor/rupturierter Lebertumor: In Deutschland ist Leberkrebs in den meisten Fällen die Folge einer bestehenden Leberzirrhose, auch bekannt als Schrumpfleber. Diese ist wiederum Folge von Schädigungen und Entzündungen der Leber über Jahre hinweg. Das Ergebnis ist die Zerstörung von Leberzellen. Als Hauptursache der Leberzirrhose wiederum gelten chronischer Alkoholmissbrauch, chronische virale Infektionen mit Hepatitis-C- oder B-Viren oder eine sogenannte chronische Fettlebererkrankung, die häufig durch starkes Übergewicht oder Diabetes mellitus Typ 2 verursacht wird. Zu den Symptomen von Leberkrebs zählen ein Druckschmerz im Oberbauch, eine Schwellung unterhalb des rechten Rippenbogens, Appetitlosigkeit, Übelkeit, erhöhte Temperatur, ein allgemeines Schwächegefühl, Leistungsminderung, unbeabsichtigte Gewichtsabnahme sowie Gelbsucht (sog. ‚Ikterus‘) und Juckreiz. Rupturiert der Tumor, also reißt er, kommt es zu einem akuten Schmerzereignis, der Bauchumfang nimmt zu und es kommt zu einer Schocksymptomatik. Ein Schock beschreibt eine lebensbedrohliche Kreislaufstörung, bei der es im Allgemeinen zu einer gesteigerten Atemfrequenz (sog. ‚Tachypnoe‘) und einer gesteigerten Herzfrequenz (sog. ‚Tachykardie‘) sowie verringertem Blutdruck (sog. ‚Hypotonie‘) kommt.
- Akute Hepatitis: Bei einer Hepatitis handelt es sich um eine Leberentzündung, die diverse Ursachen haben kann. In den meisten Fällen ist die Entzündung auf eine Infektion durch die Hepatitisviren A, B, C, D oder E zurückzuführen. Aber auch Alkoholmissbrauch, Stoffwechselstörungen durch Übergewicht, Medikamente sowie bestimmte Autoimmunerkrankungen können für eine Leberentzündung verantwortlich sein. Die Symptome der Hepatitis sind anfangs häufig unspezifisch, einige Entzündungen verlaufen gar symptomlos und heilen unbemerkt aus. Nichtsdestoweniger kommt es häufig zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Oberbauchbeschwerden, Gelbsucht, entfärbtem Stuhlgang oder dunkel gefärbtem Urin. Weitere mögliche, aber seltene Symptome sind Juckreiz, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
- Echinokokkose: Bei einer Echinokokkose handelt es sich um die Besiedlung des menschlichen Organismus’ durch einen Bandwurm der Gattung Echinococcus im Larvenstadium. Dies ist die einzige Gemeinsamkeit der zystischen und alveolären Echinokokkose, zwischen denen hier unterschieden werden muss. Bei einer zystischen Echinokokkose erfolgt die Infektion mit dem Parasiten Echinococcus granulosus meist über Hundekot, in dem dessen Eier enthalten sind. Gelangt der Erreger in den menschlichen Körper, siedelt er sich vorwiegend in Leber oder Lunge an. Die Erkrankung kann völlig symptomlos verlaufen, es kann aber je nach Lokalisation und Größe der Zyste auch zu unterschiedlichen Beschwerden kommen. Am häufigsten sind Oberbauchbeschwerden im rechten Bereich, wenn die Leber befallen ist. Ist hingegen die Lunge befallen, kommt es zu Husten und Atembeschwerden. Die alveoläre Echinokokkose ist hingegen dem Erreger Echinococcus multilocularis zuzuschreiben. Dieser lebt im Darm des Fuchses und kann auf bestimmte Weise, z. B. über den Kontakt mit Haustieren (mutmaßlich auch durch den Verzehr von Waldfrüchten), die Leber des Menschen befallen. Als häufigste Symptome gelten Oberbauchschmerzen und Gelbsucht, seltener Müdigkeit, Gewichtsverlust oder eine vergrößerte Leber.
- Appendizitis: Hierbei handelt es sich um die Entzündung des Blinddarmwurmfortsatzes, umgangssprachlich als Blinddarmentzündung bekannt. Die Ursachen bleiben häufig unbekannt. Es kann aber sein, dass bspw. Stuhlreste den Wurmfortsatz verstopfen, wodurch die Bakterien im Stuhl eine Entzündung am Wurmfortsatz herbeiführen können. Die Bakterien können sich an dieser Stelle auch durch andere Hindernisse wie narbige Verengungen oder bspw. Obstkerne sammeln. Zu den Symptomen einer Appendizitis gehören Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen (anfangs im rechten Oberbauch, später im rechten Unterbauch), Übelkeit und Erbrechen, Abwehrspannung und Schonhaltung sowie Schonatmung. Der umgangssprachliche „Blinddarm-Durchbruch“, bei dem der Wurmfortsatz in die Bauchhöhle einbricht, gilt sogar als medizinischer Notfall, dessen Symptome ein brettharter Bauch, Kollaps/Schock, Fieber, Unruhe, Atemnot sowie Vernichtungsschmerzen sind. Letztere beschreiben unsäglich starke Schmerzen, die bei Betroffenen ein Gefühl der Ausgeliefertheit und folglich Todesangst auslösen können.
- Kolonkarzinom (rechte Flexur): Ein Kolonkarzinom beschreibt Darmkrebs, genauer Dickdarmkrebs. Darmkrebs ist deutschlandweit die dritthäufigste Tumorerkrankung. Die Ursache für die Entstehung dieser Krebsform ist bisher nicht klar zu bestimmen, allerdings tragen gewisse Risikofaktoren zur Entstehung der Erkrankung bei. Dazu gehören ein Alter über 50 Jahren, Vererbung, die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa, Fettleibigkeit sowie ein ungesunder Lebensstil. Letzterer ist vor allem durch mangelhafte sportliche Betätigung und einen übermäßigen Verzehr von Alkohol und Nikotin definiert. Zu den Symptomen gehören veränderte Stuhlgewohnheiten, Verdauungsbeschwerden, Bauchschmerzen oder Blut im Stuhl. Allerdings können derlei Symptome auch bei weitaus harmloseren Erkrankungen auftreten. Auch wenn ein Großteil der Tumoren bei Patienten linksseitig zu finden ist, kann der Dickdarm rechtsseitig betroffen sein und entsprechend Beschwerden verursachen.
- Budd-Chiari-Syndrom: Dieses Syndrom bezeichnet eine seltene Lebererkrankung, die mit einem Verschluss der Lebervenen einhergeht. Die Ursachen für das Budd-Chiari-Syndrom können in Erkrankungen des blutbildenden Systems, Blutgerinnungsstörungen oder einer erhöhten Neigung zu Thrombose zu finden sein. Die Beschwerden richten sich danach, ob der Venenverschluss rasch oder eher langsam erfolgt. Geschieht dies schnell, kann die Leberfunktion plötzlich aussetzen. Allerdings kommt es dazu eher selten. Häufiger ereignen sich Bauchschmerzen, eine Leber- und Milzvergrößerung, die Bildung von Bauchwasser sowie Blutungen aus der Speiseröhre.
- akute Rechtsherzinsuffizienz: Bei einer Herzinsuffizienz ist im Allgemeinen die Pumpfunktion des Herzens vermindert. Als Ursachen gelten u. a. die koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Erkrankungen der Herzklappen, angeborene Herzfehler, Entzündungen des Herzmuskels, Alkoholmissbrauch, Herzrhythmusstörungen sowie eine Schilddrüsenüberfunktion (sog. ‚Hyperthyreose‘). Dadurch kann sich im Verlauf eines sogenannten Rückwärtsversagens ein Rückstau des Blutes ergeben, das aus dem Körperkreislauf und der Lunge zum Herzen zurückfließt. In der Folge steigt der Druck in den Gefäßen, mehr Flüssigkeit wird in das Gewebe gedrückt, es kommt zu Wassereinlagerungen (sog. ‚Ödemen‘) in bspw. Lunge oder Beinen. Bei einem Vorwärtsversagen hingegen kann der Körper durch die verminderte Pumpfunktion nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden, wodurch es zu Atemnot, einem Schwächegefühl und einer geringeren Belastbarkeit kommen kann. Bei einer Rechtsherzinsuffizienz ist die rechte Herzkammer, die das sauerstoffarme Blut in die Lunge pumpt, von der eingeschränkten Pumpfunktion betroffen. Zu den Symptomen zählen dann geschwollen Beine, Knöchel oder Fußrücken, eine plötzliche Gewichtszunahme von mehr als 0,5 kg am Tag oder mehr als 2 kg nach einer Woche, gestaute sowie erweiterte Blutgefäße im Bereich des Halses, häufiges Wasserlassen in der Nacht (sog. ‚Nykturie‘) sowie Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit.
- Urolithiasis: Dieser Begriff bezeichnet das Entstehen von Harnsteinen. Diese können im gesamten Harntrakt vorkommen, sodass man, je nach der Stelle, an der sich diese befinden, etwa von Nieren-, Harnleiter- oder Blasensteinen spricht. Als Ursachen gelten eine falsche Ernährung und Übergewicht, eine zu geringe Trinkmenge, Harnwegsinfektionen (Blasenentzündung bei der Frau, Blasenentzündung beim Mann), Stoffwechselstörungen, Abflussbehinderungen sowie angeborene Stoffwechselerkrankungen. Befinden sich die Steine im Harnleiter, kommt es zu krampfartigen Schmerzen. Nierensteine hingegen verursachen beizeiten keine oder nur unspezifische Symptome, bspw. ein Ziehen in der Flanke (siehe dazu auch Nierenschmerzen). Überdies kann es zu Schmerzen im Unterbauch oder im Bereich des Hodens/der Schamlippen kommen, je nach Lokalisation des Steins im Harnleiter. Daraus können sich ein gesteigerter Harndrang und Blut im Urin ergeben. Bei gleichzeitiger Harnwegsinfektion kann es zu brennendem Wasserlassen und Fieber kommen.
- Pyelonephritis: Dabei handelt es sich um eine gleichzeitige Entzündung von Nieren und Nierenbecken. Die Ursache kann bspw. in einer unzureichend behandelten Harnwegsinfektion zu finden sein. Als Leitsymptome gelten Schmerzen in den Nierenlagern und Fieber, auch wenn die chronische Pyelonephritis oft symptomarm bzw. -frei verläuft. Hinzu kommen allgemeine Erscheinungen wie Ermüdung, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Durst und Polyurie, also häufiges Wasserlassen.
- Pleuritis: Bei einer Pleuritis handelt es sich um eine Rippen- oder Brustfellentzündung, die häufig Folge einer Lungenentzündung ist. Weitere Ursachen können ein Lungeninfarkt, Lungenkrebs, Tuberkulose, Kollagenosen, Oberbaucherkrankungen, Herzinfarkte sowie äußere Verletzungen sein. Unterschieden wird in eine trockene (sog. ‚Pleuritis sicca‘) oder ergussbildende Rippen- bzw. Brustfellentzündung. Die Symptome bestehen bei der trockenen Form in atemabhängigen Brustschmerzen, Rücken- oder Seitenschmerzen, Reizhusten, beschleunigter Atmung sowie einer Verkleinerung der erkrankten Brustseite. Kommt es zu Ergussbildung, kann sich die Flüssigkeitsmenge in der Pleurahöhle, also dem Bereich zwischen dem inneren und äußeren Blatt des Brustfells, erhöhen, wodurch ein atemabhängiger Schmerz nachlässt. Überdies kann es zu Fieber, Atemnot, einem Beklemmungs- bzw. Druckgefühl in der Brust und einem abgeschwächten Stimmfremitus kommen. Ein Stimmfremitus beschreibt das Erzittern der Brustwand beim Sprechen. Ein Arzt kann durch Auflegen seiner Hand auf einzelne Teile der Lunge feststellen, ob ein verminderter oder verstärkter Stimmfremitus vorliegt. Während ein verstärkter Fremitus auf eine Lungenentzündung (sog. ‚Pneumonie‘) hindeuten kann, lässt ein verminderter Fremitus vermuten, dass eine Pleuritis vorliegt.
Die drei zuletzt genannten Erkrankungen, nämlich die Urolithiasis, die Pyelonephritis und die Pleuritis, können ebenso linksseitige Oberbauchschmerzen verursachen.
Video-Exkurs: Magenschmerzen durch Gastritis?
Wenn Sie häufig Magenschmerzen haben, könnte eine Magenschleimhautentzündung (sog. ‚Gastritis‘) dahinter stecken. Diese existiert auch als chronische Gastritis. Neben den Magenschmerzen ereignet sich meist auch ein unangenehmes Völlegefühl. Aber wie kommt es dazu? Dies und mehr erklärt Dr. Tobias Weigl im nachfolgenden Beitrag. Er geht dabei auch auf die Aufgaben des Magens und der Magensäure ein und erörtert die Therapiemöglichkeiten für eine Gastritis.
Worauf sind rechtsseitige Unterbauchschmerzen zurückzuführen? An welchen Symptomen kann man die einzelnen Grunderkrankungen erkennen?
Rechtsseitige Unterbauchschmerzen treten im der Grafik zu entnehmenden Bereich 3 auf.
Die meisten Schmerzen in diesem Bereich sind auf eine akute Appendizitis, also eine umgangssprachliche Blinddarmentzündung, zurückzuführen. Diese wurde bereits im Abschnitt zu rechtsseitigen Oberbauchschmerzen beschrieben, da sie häufig im Bereich des Oberbauchs beginnt und erst im späteren Verlauf Schmerzen im rechten Unterbauch verursacht. Des Weiteren verursachen vor allem Erkrankungen des weiblichen Genitals die charakteristischen Unterbauchschmerzen. Allerdings existiert auch eine Vielzahl seltener Erkrankungen, die entsprechende Beschwerden verursachen können. Diesen widmet sich die folgende Liste.
- Appendizitis: Wie bereits beschrieben handelt es sich bei einer Appendizitis um eine Entzündung des Blinddarmfortsatzes. Die damit zusammenhängenden Schmerzen beginnen im rechten Oberbauch und wandern dann in den rechten Unterbauch.
- Sigmadivertikulitis: Auch wenn die Sigmadivertikulitis, bei der sich Divertikel, also Ausstülpungen des Dickdarms entzünden, häufig auch als „linksseitige Appendizitis“ bezeichnet wird, da die Symptome dieser Erkrankung ähneln, allerdings größtenteils linksseitig auftreten, kann es durch die Erkrankung in seltenen Fällen auch zu rechtsseitigem Unterbauchschmerz kommen.
- Gastroenteritis: Bei der Gastroenteritis handelt es sich um eine durch Viren und Bakterien verursachte Schleimhautentzündung von Magen und Darmtrakt. Die Erkrankung geht mit den klassischen Symptomen einer Magen-Darm-Entzündung einher, nämlich Übelkeit, Durchfall und Erbrechen.
- Lymphadenitis mesenterialis: Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine häufige Ursache für akute rechtsseitige Unterbauchschmerzen im Kindesalter. Da ihre Symptome teilweise nur schwer von einer Appendizitis zu unterscheiden sind, spricht man auch von einer Pseudo-Appendizitis. Die Ursachen für die Erkrankung sind bislang unklar. Häufig erfolgt eine rein symptomatische Behandlung Die Beschwerden umfassen akute rechtsseitige Unterbauchschmerzen, Fieber, Durchfall sowie Übelkeit und Erbrechen.
- Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Diese beiden Erkrankungen bezeichnen chronisch-entzündliche Darmkrankheiten (CED). Die Ursachen für Morbus Crohn sind vielfältig und häufig unklar. Zu den Symptomen zählen wiederkehrende Schmerzen im rechten Unterbauch, wiederkehrender Durchfall, Gewichtsverlust, die Bildung von Fisteln, eine Entzündung der Uvea (ein Teil des Auges), Gelenkschmerzen sowie Abszesse im Mundraum. Auch eine Colitis Ulcerosa ist nicht auf eine eindeutige Ursache zurückzuführen. Das Leitsymptom der Erkrankung ist schleimiger, blutiger Durchfall. Hinzu kommen (linksseitige) Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe sowie Fieber.
- Kolonkarzinom: Wie bereits beschrieben handelt es sich bei einem Kolonkarzinom um Dickdarmkrebs. Obwohl dies häufiger linksseitige Schmerzen verursacht, kann es unter Umständen dazu kommen, dass auch rechtsseitig Schmerzen entstehen, da Teile des Dickdarms auf der rechten Seite lokalisiert sind.
- Ileus: Der Darmverschluss (sog. ‚Ileus‘), auch bekannt als Darmlähmung, beschreibt eine Störung der Darmpassage. Die klassischen Symptome umfassen Bauchschmerzen, Stuhlverhalt und Übelkeit sowie Erbrechen. Eine schnelle Abklärung ist hier notwendig, da der betroffene Darmabschnitt sonst absterben und es so zu einer lebensbedrohlichen Situation kommen kann.
- Meckelsches Divertikel: Das Meckelsche Divertikel, auch bekannt als Meckel-Divertikel, beschreibt eine sackförmige Ausstülpung, die sich am Dünndarm befindet und angeboren ist. Diese Ausstülpung variiert in ihrer Größe und verursacht meist keine Beschwerden. Es kann aber zu Schmerzen, Entzündungen oder Magen-Darm-Blutungen kommen. Selten verursacht es einen Darmverschluss oder eine Invagination, bei der sich ein Darmabschnitt in einen anderen hineinstülpt. Letztendlich kann auch diese Funktionsstörung zu einem Darmverschluss führen.
- Zystitis: Bei einer Zystitis, auch Urozystitis, handelt es sich um eine Blasenentzündung. Sie beschreibt einen schmerzhaften Harnwegsinfekt, der entsteht, wenn Bakterien in die Harnblase gelangen. Zu den Symptomen zählen u. a. häufiges Wasserlassen (sog. ‚Polyurie‘), häufiger Harndrang mit stechendem Schmerz (sog. ‚Algurie‘) oder Brennen, plötzlicher Harndrang, eine erschwerte Blasenentleerung (sog. ‚Dysurie‘) und möglicherweise Blasenkrämpfe. Weitere mögliche Symptome sind übelriechender Urin, getrübter Urin, blutiger Urin, Harninkontinenz und Fieber. Während die Blasenentzündung der Frau meist unkompliziert verläuft, ist besonders bei der Blasenentzündung des Mannes Vorsicht geboten, da diese mitunter schwere Folgeschäden verursachen kann
- Tumoren der ableitenden Harnwege: Die ableitenden Harnwege umfassen Nierenbecken, Harnleiter und Harnblase. In 90 Prozent der Fälle von Krebs in diesem Bereich ist die Blase betroffen. Als Ursachen für die Entstehung von Tumoren gelten hier u. a. das Rauchen, chronische Blasenentzündungen, die häufige Einnahme von Schmerzmitteln mit dem Wirkstoff Phenazetin sowie die tropische Infektionskrankheit Bilharziose. Zu den Symptomen zählen vor allem eine bräunliche bis rötliche Färbung des Urins durch Blut, häufiger und starker Harndrang, infolgedessen nur wenig Urin ausgeschieden wird, sowie Schmerzen in der seitlichen Bauchregion.
- Bandscheibenvorfall: In einigen Fällen kann sich auch ein Bandscheibenvorfall durch Unterbauchschmerzen äußern. Eine Bandscheibe besteht aus einem Faserring und einem gallertigen Kern. Bei einem Bandscheibenvorfall treten Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor, während der Faserknorpelring teilweise oder gar vollständig reißt. Zu den klassischen Symptomen zählen Rückenschmerzen im unteren Teil der Wirbelsäule, die ausstrahlen können, mitunter in den Unterbauch und die Extremitäten. Weitere orthopädische Fälle, die u. a. rechtsseitige Unterbauchschmerzen verursachen können, sind die Hüftgelenksarthrose (sog. ‚Coxarthrose‘), eine Sakroileitis oder ein Hexenschuss (sog. ‚Lumbago‘). Allerdings ist es für derlei Erkrankungen typisch, dass der rechtsseitige Unterbauchschmerz zusammen mit weitaus charakteristischeren Symptomen für die jeweilige Erkrankung auftritt.
Video: Die mysteriöse Darmerkrankung Morbus Crohn
In diesem Beitrag geht Schmerzforscher Dr. Tobias Weigl auf die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn ein und erklärt, warum bis heute keine Ursachen für die Erkrankung ausgemacht werden konnten, welche Risikofaktoren bestehen, wie die Diagnose der Erkrankung erfolgt und welche Therapieansätze im Vordergrund stehen.
Grunderkrankungen, die nur Frauen betreffen und für Schmerzen im rechten Unterbauch verantwortlich sein können, umfassen unter anderem:
- Adnexitis: Als Adnexitis bezeichnet man eine kombinierte Entzündung von Eileiter und Eierstock. Diese kann sowohl ein- als auch beidseitig auftreten. Als Ursache für die Erkrankung gilt ein Aufsteigen von Bakterien aus dem unteren Genitaltrakt. Auch eine gestörte Scheidenflora kann eine Adnexitis verursachen. Zu den Symptomen gehören starke ein- oder beidseitige Unterbauchschmerzen, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl.
- Tuboovarialabszess: Ein solcher Abszess beschreibt eine Eiteransammlung auf Höhe von Eileiter und Eierstock. Häufig ist dieser Abszess eine Komplikation der zuvor erwähnten Adnexitis. Er kann aber auch nicht gynäkologischen Ursprungs sein, bspw. als Folge einer Entzündung des Blinddarmfortsatzes. Die Symptome umfassen starken Unterbauchschmerz, Fieberschübe sowie eine mögliche Abwehrspannung der Bauchmuskulatur.
- (stielgedrehte) Ovarialzyste: Hierbei handelt es sich um eine Eierstockzyste. Eine Zyste ist ein sackartiger Tumor mit dick- oder dünnflüssigem Inhalt, meist Gewebeflüssigkeit, Blut oder auch Eiter. Meist sind Zysten harmlos, da sie sich selbst zurückbilden. Bleiben sie aber bestehen, müssen sie behandelt werden. Unbehandelt können sie „entarten“, also zu Krebserkrankungen führen. Vor allem Zysten am Eierstock können zudem platzen, was schmerzhaft ist und Blutungen zur Folge haben kann.
- Ovarialtorsion: Hierbei handelt es sich um eine Drehung des Eierstocks um seinen Stiel. Dadurch werden Gefäße abgeklemmt, was sowohl die arterielle als auch die venöse Versorgung stört. Häufig ist eine solche Torsion die Folge einer Zyste oder eines Tumors. Als Leitsymptom gelten plötzlich einsetzende Schmerzen, vor allem nach abrupten Bewegungen.
- Endometriose: Die Endometriose beschreibt eine chronische, aber gutartige Erkrankung von Frauen. Im Verlauf der Erkrankung siedelt sich dabei an Eierstöcken, Eileitern, Darm, Blase oder Bauchfell Gewebe ähnlich er Gebärmutterschleimhaut (sog. ‚Endometrium‘) an. Diese Stellen können, beeinflusst vom monatlichen Zyklus bzw. dessen Hormonen, wachsen und bluten. In der Folge kommt es zu Entzündungen und der Bildung von Zysten sowie Verwachsungen und Vernarbungen. Die Symptome der Endometriose sind aufgrund der Komplexität der Erkrankung vielfältig und umfassen u. a. Bauch- und Rückenschmerzen, starke und unregelmäßige Monatsblutungen, Schmerzen bei oder nach dem Sex, während gynäkologischer Untersuchungen, während der Blasen- bzw. Darmentleerung oder während des Eisprungs, Ohnmacht infolge von Menstruationsschmerzen, Blasen- und Darmkrämpfe sowie Blutungen aus Blase und Darm.
- Extrauterine Gravidität: Als Extrauteringravidität bezeichnet man alle Schwangerschaften, die sich außerhalb der Gebärmutter ereignen. Als häufigste Schwangerschaft dieser Form gilt die Eileiterschwangerschaft (sog. ‚Tubargravidität‘). Diese beschreibt einen Umstand, bei dem sich das Ei nach der Befruchtung nicht wie beabsichtigt in der Gebärmutter (sog. ‚Uterus‘), sondern in der Schleimhaut des Eileiters (sog. ‚Tube‘) einnistet. Ursächlich dafür sind mechanische Hindernisse oder funktionelle Störungen, die die Eizelle auf ihrem Weg zur Gebärmutter behindern. Zunächst bleibt auch hier die Periode aus und es kommt zu Übelkeit, ähnlich einer normalen Schwangerschaft. Zwischen den Wochen sechs und neun ergeben sich dann Unterleibsschmerzen und Schmierblutungen. Meist wird eine solche Schwangerschaft an diesem Zeitpunkt entdeckt. Ist dies nicht der Fall, so kann es im fortgeschrittenen Stadium zu einem Riss des Eileiters (sog. ‚Tubarruptur‘) kommen. Dann herrscht eine lebensbedrohliche Situation.
Pro Jahr erkrankt etwa ein Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter an einer Adnexitis. Da viele der Infektionen aber symptomarm oder gar symptomfrei verlaufen, liegt die Dunkelziffer wahrscheinlich um einiges höher.
Auch bei Männern gibt es geschlechtsspezifische Erkrankungen, die rechtsseitige Unterbauchschmerzen verursachen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Hodentorsion: Bei einer Hodentorsion drehen sich sowohl Hoden als auch Samenstrang (sog. ‚Funiculus spermaticus‘) um die Längsachse. Es kommt zu einem heftigen Schmerz, der nicht nachlässt oder gar schlimmer wird (sog. ‚akutes Skrotum‘). Diese Schmerzen können in Leiste sowie beidseitig in den Unterbauch ausstrahlen. Außerdem kommt es schnell zu einer Schwellung, Erwärmung und Rötung der Hodenhaut. Es sollte eine schnelle Abklärung beim Urologen oder im Krankenhaus erfolgen, da sich sonst gefährliche Folgeschäden am Hoden ereignen können.
- Prostatahyperplasie: Bei einer Prostatahyperplasie handelt es sich um eine Vergrößerung der Prostata, die gut- oder bösartig ausfallen kann. Häufig vergrößert sich die Prostata, die den Anfang der Harnröhre als etwa kastaniengroßer Körper umgibt, ab einem Alter von 50 Jahren und verursacht unterschiedliche Beschwerden beim Wasserlassen. Dazu gehört bspw. eine erschwerte Blasenentleerung, die wiederum häufigen Harndrang verursacht. Oft kann die Blase nicht vollständig entleert werden. Die bösartige Variante, der Prostatakrebs (sog. ‚maligne Prostatahyperplasie‘), geht mit einem ähnlichen Beschwerdebild einher, breitet sich allerdings aus und verursacht Tochtergeschwülste (sog. ‚Metastasen‘) an bspw. Knochen. Zu den bereits genannten Symptomen hinzu kommen eine schmerzhafte Ejakulation, Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit, Schmerzen in der Prostata, starke Schmerzen im unteren Rücken, in der Hüfte, im Becken und in den Oberschenkeln, eine schwächere Erektion sowie verminderter Samenerguss. Viele dieser Symptome können aber auch eintreten, wenn eine gutartige (sog. ‚benigne‘) Vergrößerung der Prostata besteht. Ein Arztbesuch ist bei dem Vorliegen eines oder vor allem mehrerer der hier genannten Symptome angeraten.
Video: Ursachen für Bauchschmerzen
Im nachfolgenden Beitrag geht Schmerztherapeut Dr. Tobias Weigl auf die Gründe ein, aufgrund derer es zu Bauchschmerzen kommen kann. Haben Sie Bauchschmerzen wegen Problemen mit der Galle oder sind Ihre Beschwerden auf eine Darmerkrankung zurückzuführen? Diese und weitere Fragen werden im Video beantwortet.
Die Symptome: Woran erkennt man Ober- bzw. Unterbauchschmerzen im Allgemeinen?
Als Oberbauchschmerzen bezeichnet man alle Schmerzen, die im Oberbauch, im Bereich zwischen Nabel und Rippenbogen sowie um den Nabel herum gelegen sind. Häufig treten sie in Kombination mit mehreren weiteren Symptomen auf, darunter:
- Völlegefühl
- Druckgefühl
- Aufstoßen
- Übelkeit
- Sodbrennen
Diese Symptome werden zusammengefasst als dyspeptische Symptome bezeichnet.
Die Begleitsymptome von Oberbauchschmerzen können vielfältig sein. Unter anderem zählen dazu:
- Erbrechen
- Blutungen
- Hell- bis dunkelgelbe Färbung der Haut (sog. ‚Ikterus‘)
- Fieber
- Gewichtsverlust
- Verändertes Stuhlverhalten oder Wasserlassen (sog. ‚Miktion‘)
Kommt es darüber hinaus zu sehr heftigen Bauchschmerzen und weiterer peritonealer, also das Bauchfell betreffenden, Symptomatik, z. B. eine Abwehrspannung, Stuhl- und Windverhalt oder einem Darmverschluss (sog. ‚Ileus‘) und einem Kreislaufschock, spricht man von einem sogenannten akuten Abdomen, dem häufig eine potenziell tödliche Erkrankung zugrunde liegt.
Patienten mit Oberbauchschmerzen, die viszeralen Ursprungs sind, versuchen oft, ihre Lage zu verändern, um ihre Schmerzen zu lindern. Der Begriff viszeral beschreibt hier all jene Schmerzen, die von den Eingeweiden ausgehen und vom Patienten nicht genau lokalisiert werden können. Demgegenüber steht der sogenannte somatische Schmerz, der durch mechanische, chemische und entzündliche Reize verursacht wird und dessen Lokalisation vom Patienten häufig exakt bestimmt werden kann.
Unterbauchschmerzen können sich ähnlich vielfältig äußern. Die Symptome hängen stets mit der Erkrankung zusammen, die den Beschwerden zugrunde liegt. Allerdings existieren einige Symptome, die besonders ernst genommen werden sollten und eine sofortige ärztliche Abklärung erfordern. Dazu gehören:
- Heftige Bauchschmerzen (Hinweis auf ein sogenanntes akutes Abdomen)
- Abwehrspannung, also ein bretthartes Anspannen der Bauchdecke bei Berührung
- Kreislaufstörungen
- Blut im Erbrochenen, Blut im Stuhl
- Schmerzen während der Schwangerschaft
Treten diese Symptome in Kombination mit Fieber, Gelbsucht, einem ungewollten Gewichtsverlust, veränderten Stuhlgewohnheiten oder einem über einen Zeitraum von zwei Wochen andauernden Durchfall auf, kann dies ebenso ein Hinweis auf eine schwerwiegende Grunderkrankung sein, die eine unmittelbare ärztliche Abklärung erfordert.
Wer ist betroffen?
Es existieren nur wenige Daten bzgl. der Häufigkeit von Ober- bzw. Unterbauchschmerzen. Man geht aber davon aus, dass bis zu 45 Prozent der Befindlichkeitsstörungen auf Oberbauchschmerzen zurückzuführen sind, eine verlässliche Zahl für Unterbauchschmerzen ist dagegen nicht leicht zu finden.
Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass der Bauchschmerz zu den häufigsten Symptomen gehört, mit denen Betroffene einen Arzt aufsuchen. Rund 22 Prozent aller hausärztlichen Einweisungen in ein Krankenhaus liegen Bauchschmerzen zugrunde.
Die Risikofaktoren für das Entstehen von Bauchschmerzen sind zahlreich, da sie vor allem im Zusammenhang mit den oben genannten möglichen Grunderkrankungen stehen.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Im Rahmen der Diagnose von rechtsseitigen Ober- bzw. Unterbauchschmerzen ist ein umfassendes Anamnesegespräch unabdingbar. Dieser Begriff beschreibt das Gespräch zwischen Arzt und Patient, in dem wichtige Informationen übermittelt werden. Der Arzt wird vorrangig danach fragen, wie sich der Schmerz anfühlt (dumpf? stechend?), wo er sich befindet (Kann man bspw. einen Punkt bestimmen oder ist der Schmerz nicht örtlich einzugrenzen?), wohin er sich ausbreitet (Ausstrahlung), welches Ausmaß die Beschwerden haben und seit wann diese bestehen. Auf diese Weise kann er bereits zwischen Schmerzen, die von den Eingeweiden ausgehen (‚viszeral‘) und Schmerzen aufgrund der Veränderung des Bauchfells (‚somatisch‘) unterscheiden. Des Weiteren erkundigt sich der behandelnde Arzt nach begleitenden Symptomen wie Blutungen, Erbrechen, Gewichtsverlust, Veränderungen des Stuhlverhaltens etc. Zu guter Letzt werden Vorerkrankungen wie Gallensteine oder Risikofaktoren wie Alkohol oder regelmäßig eingenommene Medikamente erfragt. Wichtig ist bei der Anamnese auch der Zusammenhang zwischen Schmerzen und deren direktem Auftreten nach der Nahrungsaufnahme.
Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung. Diese ist sowohl bei akuten als auch bei chronischen Oberbauchschmerzen häufig unauffällig. Meist lässt sich jedoch zumindest ein Oberbauchdruckschmerz ertasten. In der Regel tastet und hört der Arzt hier den linken Ober- sowie Unterbauch ab und kann so seine vermutete Diagnose weiter eingrenzen. Dabei achtet er beim Abtasten darauf, nicht zu starken Druck auszuüben und keinen neuen Schmerz zu provozieren. Beim Abhören werden dann bspw. die Darmgeräusche untersucht. Wie hören sich diese an? Erzeugen sie hohe oder tiefe Töne?
Ergänzend zur körperlichen Untersuchung erfolgt ein sogenanntes basales Laborprogramm, das u. a. ein Blutbild, Elektrolyt- und Retentionswerte, Leber- und Pankreasenzyme und den Enzymstatus umfasst. Überdies können sowohl Urin- als auch Stuhlproben untersucht werden.
Bei Retentionswerten handelt es sich um Werte, die zur Bestimmung der Nierenfunktion verwendet werden.
Im Rahmen der Bildgebung erfolgen anschließend in der Regel eine Ultraschalluntersuchung des Bauches (sog. ‚Abdomensonographie‘) sowie, bei Hinweisen auf Probleme mit dem Herzen, ein Elektrokardiogramm (kurz EKG). Bei Oberbauchschmerzen unerlässlich ist auch eine Röntgenuntersuchung, die dazu dient, Erkrankung des Herzens und des Thorax abzuklären. Überdies sollte im Zusammenhang mit der Unterbauchuntersuchung ein Ultraschall der inneren Geschlechtsorgane erfolgen, mithilfe dessen bspw. eine Zyste am Eierstock identifiziert und ausgemessen werden kann. Später kommen zur Bestimmung der Ursache gegebenenfalls noch Endoskopien zum Einsatz, bei denen eine Sonde in eine Körperöffnung eingeführt wird, was eine genauere Untersuchung ermöglicht. Diese Form von Untersuchung wird vor allem bei Verdacht auf Geschwüre, Blutungen, Gastritis, Refluxösophagitis und Neoplasien durchgeführt.
Ober- und Unterbauchschmerzen rechts
- Oberbauchschmerzen sind eine sehr häufige Befindlichkeitsstörung
- Unterscheidung zwischen akuten und chronischen Oberbauchschmerzen
- Bei heftigen Schmerzen Gefahr für akutes Abdomen (mitunter lebensgefährlich)
- Im rechten Oberbauch verursachen meist die Gallenwege oder die Leber Beschwerden
- Häufigste Erkrankung im rechten Unterbauch ist die „Blinddarmentzündung“ (sog. ‚Appendizitis‘)
Symptome Oberbauch
- Schmerzen im Oberbauch, zwischen Nabel und Rippenbogen und um den Nabel herum
- Völlegefühl
- Druckgefühl
- Aufstoßen
- Übelkeit
- Sodbrennen
Mögliche Begleitsymptome
- Erbrechen
- Blutungen
- Hell- bis dunkelgelbe Färbung der Haut (sog. ‚Ikterus‘)
- Fieber
- Gewichtsverlust
- Verändertes Stuhlverhalten oder Wasserlassen (sog. ‚Miktion‘)
Symptome, die bei Unterbauchschmerzen dringend Abklärung erfordern
- Heftige Bauchschmerzen (sog. ‚akutes Abdomen‘ möglich)
- Abwehrspannung, also ein bretthartes Anspannen der Bauchdecke bei Berührung
- Kreislaufstörungen
- Blut im Erbrochenen, Blut im Stuhl
- Schmerzen bei Schwangerschaft
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Die Behandlung von rechtsseitigen Oberbauchschmerzen richtet sich nach den zugrundeliegenden Erkrankungen, da nur so auf Dauer eine Schmerzfreiheit bzw. -linderung erzielt werden kann.
Die Schmerzen einer umgangssprachlichen „Blinddarmentzündung“ beginnen meist im rechten Oberbauch und „wandern“ dann nach unten weiter. Aber wie kann eine Appendizitis behandelt werden? Generell wird der Wurmfortsatz schnellstmöglich entfernt, diesen Vorgang nennt man Appendektomie.
Ähnliches gilt für rechtsseitige Unterbauchschmerzen. Meist kann erst dann, wenn die Diagnose Rückschlüsse auf eine mögliche Grunderkrankung zulässt, eine effektive Behandlung erfolgen. Beizeiten ist auch eine rein symptomatische, also gegen die Beschwerden gerichtete, Behandlung möglich.
Die unheilbare, chronisch-entzündliche Darmerkrankung wird multimodal, also ganzheitlich, behandelt. Die Therapie besteht zum einen aus allgemeinen Richtlinien. Dazu gehören Nichtrauchen, eine sportliche Betätigung sowie eine angepasste Ernährung. Während akuter Schübe sollte bspw. auf eine ballaststoffreiche Ernährung verzichtet werden. Darüber hinaus nehmen Probiotika, verschiedene Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga und die Naturheilkunde eine wichtige Rolle ein. Im Rahmen letzterer kommen vor allem Tees mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen zum Einsatz. Auch Medikamente werden verwendet. Zur Entzündungshemmung wird Kortison eingesetzt. Um das eigene Immunsystem zu unterdrücken, setzt man auf sog. Immunsuppressiva. Betroffene können weitere Verfahren wie Akupunktur in Anspruch nehmen. Das letzte Mittel ist eine Operation.
Die Diagnose- sowie Behandlungsmaßnahmen können Sie im Detail den jeweiligen Artikeln entnehmen, die sich mit den einzelnen Grunderkrankungen befassen.
Häufige Patientenfragen
Was macht eigentlich die Gallenblase?
Dr. T. Weigl
Die Gallenblase dient dazu, die von der Leber produzierte Lebergalle einzudicken und zu speichern. Gegebenenfalls gibt sie Teile der Flüssigkeit in dem Darm ab, wenn besonders fetthaltige Nahrung verdaut werden muss. Die Lebergalle trägt einerseits zur Verdauung bei und fungiert andererseits als Ausscheidungsmechanismus für bestimmte Abbauprodukte. Die Gallenblase kann bis zu 100 Milliliter Flüssigkeit speichern und ist über die sogenannten Gallenwege mit der Leber verbunden.
Welche Funktion hat die Leber?
Dr. T. Weigl
Mit rund 1.400–1.800 Gramm ist die Leber das schwerste innere Organ des Menschen und erfüllt viele Aufgaben. Sie produziert täglich bis zu 1 Liter Gallenflüssigkeit und trägt somit zur Verdauung von Fetten bei. Sie verwertet die aus dem Darm kommenden verdaulichen Stoffe und produziert bspw. körpereigenes Eiweiß. Sie entgiftet den Körper, indem sie Schadstoffe, Medikamente und Alkohol abbaut. Die Leber ist überdies an der Bildung der Sexualhormone beteiligt, leistet einen Beitrag zur Blutgerinnung und baut alte Blutkörperchen ab. Kurz: Sie ist ein lebenswichtiges Organ.
Was ist das Reizdarm-Syndrom?
Dr. T. Weigl
Das Reizdarm-Syndrom beschreibt eine nicht allzu seltene Erkrankung, bei der Patienten häufig unter Blähungen, Durchfall, Krämpfen und Verstopfung leiden. Diese Symptome verschlimmern sich bei Stress. Die Ursachen für die Entstehung der Erkrankung sind nicht vollends geklärt, eine mögliche Erklärung ist aber, dass das Darmgleichgewicht durcheinander kommt, wodurch die Darmbarriere wiederum gestört wird. Dies ermöglicht Bakterien, in die Darmwand einzudringen und das Nervensystem zu irritieren. Die Diagnose eines Reizdarm-Syndroms erfolgt oft erst spät, nachdem man eine Vielzahl von Ärzten besucht hat, da Labor- und Ultraschalluntersuchungen sowie eine Magen-Darmspiegelung keinen Befund ergeben.
Im folgenden Video-Beitrag geht Dr. Tobias Weigl näher auf das Reizdarm-Syndrom ein.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Tobias Weigl, Tobias Möller
Lektorat: Christine Pepersack
Veröffentlicht: 03.09.2018 zuletzt aktualisiert: 22.12.2018
Quellen
- Johannes Forster et al (2013): DGPI Handbuch – Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- Heinz Hammer (Hrsg.) (2005): Therapielexikon Gastroenterologie und Hepatologie. Springer-Verlag, Heidelberg.
- Martin E. Kreis et al (2009): Abklärung des rechtsseitigen Unterbauchschmerzes. In: cme Kompakt 2009 (2).
- Lidia Lasch, Sabine Fillenberg (2016): Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer-Verlag, Heidelberg.
- Maximilian Ledochowski (Hrsg.) (2010): Klinische Ernährungsmedizin. Springer-Verlag, Heidelberg.
- Eva Marbach (2012): Gesundheitsratgeber und Hausapotheke – Alltagskrankheiten mit Naturheilkunde und Schulmedizin erfolgreich behandeln. BoD – Books on Demand.
- Marco Niedergethmann, Stefan Post (2006): Differenzialdiagnose des Oberbauchschmerzes. In: Deutsches Ärzteblatt 103/13. S. 862–871.
- Werner Piroth et al (2007): Bildgebende Diagnostik der Sigmadivertikulitis. In: Dtsch Arztebl 2007; 104(49): A-3400 / B-2989 / C-2885.
Gunnar
21.02.2019 10:17Sehr geehrter Herr Dr. Weigl,
ich habe schon einige Seiten im Internet bezüglich Unterbauchschmerzen rechts durchforstet. Bislang konnte ich aber nichts passendes finden, was meinen Beschwerden nachkommt. Ihr Beitrag gefällt mir allerdings vom Inhalt und vom Aufbau am besten.
Zu mir:
Männlich, 36 Jahre alt, Grösse 188cm, 88Kg
Zu meinen Beschwerden:
Ich habe seit etwa einem Monat im rechten Unterbauch ein ständiges grummeln und gluckern in Verbindung mit einem Druckgefühl. Alles im Bereich des Hüftknochens. Dazu kommen teilweise kurzzeitige Stiche links und oberhalb des rechten Hüftknochens. Diese Stiche treten meist im Sitzen auf. Die Beschwerden verstärken sich, sobald ich etwas Esse oder trinke. Wenn ich z.B. morgens aufstehe und ein Glas Wasser trinke, dann dauert es keine fünf Minuten, bis das laute Gluckern unten rechts besonders intensiv losgeht. Das gluckern und Druckgefühl hält den ganzen Tag auffällig stark an. Es ist nicht nur laut, sondern auch deutlich spürbar. Teilweise spüre ich die Gluckerwegung bis hoch unter die Rippen. Auch wenn ich etwas gegessen habe und danach aufstehe, gluckert es laut vor sich hin. So laut, dass meine Lebensgefährtin und meine Kollegen mich schon mehrfach darauf angesprochen haben. Wenn ich mich hinlege gluckert es fröhlich vor sich hin und man kann das Druckgefühl etwas reduzieren. Daher wird das Sitzen schon nach kurzer Zeit unangenehm.
Ich habe diese Symptome bereits bei meinem Hausarzt vorgetragen. Ultraschall der Organe wurde gemacht ohne Befund. Auch beim Darm war kein Verschluss zu sehen. Urin ohne Auffälligkeiten. Blutbild okay. Lediglich der Entzündungswert war mit 20 (max 5) etwas erhöht. Mittlerweile habe ich ein Ziehen in der Leistengegend bis in den rechten Hoden.
Gestern war ich beim Urologen, der eine Nebenhodenentzündung festgestellt hat. Nun Nehme ich Antibiotika und Schmerzmittel. Ein Leistenbruch wurde ausgeschlossen.
Eine Überweisung zur Darmspiegelung habe ich noch von meinem Hausarzt bekommen. Termin bekam ich allerdings erst im August.
Aber was ist mit diesen ständigen Stichen, das Gluckern und dem Druckgefühl?
Haben Sie diesbezüglich vielleicht eine Idee, was die Ursache sein kann? Oder was ich noch tun kann?