Auf einen Blick – Was ist Sinupret?
- pflanzliches Erkältungsmittel
- enthält verschiedene Extrakte aus: Eisenkraut, Enzianwurzel, Sauerampfer, Holunderblüten und Primel
Welche Wirkung hat Sinupret?
- schleimlösend
- entzündungshemmend
Wann wird Sinupret angewendet?
- akute und chronische Nasennebenhöhlenentzündung
Was sind mögliche Nebenwirkungen von Sinupret?
- Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschmerzen und Übelkeit
- Überempfindlichkeitsreaktion der Haut (Hautausschlag, Juckreiz, Rötungen)
- starke allergische Reaktion: Gesichtsschwellung, Atemwegsverengung, Atemnot
Wann darf man Sinupret nicht anwenden?
- Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür
- Magenschleimhautentzündung
- allergisches Asthma
Sobald es in die kalten und nassen Monate geht, bricht auch die Erkältungswelle aus. Jeder Erwachsene erkrankt im Schnitt zwei bis dreimal pro Jahr an einer Erkältung. Die typischen Symptome sind Halskratzen, eine laufende Nase und ein Krankheitsgefühl, eventuell mit Fieber einhergehend. Eine Erkältung ist meist nicht schwerwiegend und geht wieder vorüber, lästig ist sie aber trotzdem. Vor allem dann, wenn sich aus der Erkältung eine Nasennebenhöhlenentzündung entwickelt. Dies merkt man daran, dass sich Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen einstellen, die Nase verstopft ist und Sekret in den Rachen hinabläuft.
Sinupret ist ein beliebtes pflanzliches Mittel, das hier Abhilfe verspricht: Durch insgesamt fünf verschiedene Pflanzenextrakte soll der Nasenschleim gelöst werden und dadurch Besserung bei einer Nasennebenhöhlenentzündung bewirkt werden. Im Jahr 2009 wurde das Medikament mit einem Umsatz von über 52 Millionen Euro verkauft und gilt in jenem Jahr als meistverkauftes pflanzliches Medikament in Deutschland. Die Wirksamkeit des Medikaments ist umstritten. Warum ist das so? Und wann können vermeintlich harmlose, pflanzliche Mittel sogar gefährlich werden? Auf diese und weitere Aspekte des Medikaments gehen wir im folgenden Artikel ein.
Was ist Sinupret?
Sinupret ist der Name eines Medikaments, das von der Firma Bionorica vertrieben wird. Entwickelt wurde es im Jahr 1933 in Nürnberg von Josef Popp, der auch die Firma Bionorica gründete.
Das Arzneimittel ist rezeptfrei erhältlich und wird sehr oft gekauft: Im Jahr 2009 erzielte das Medikament in Deutschland einen Umsatz von über 52 Mio. Euro. Damit war es das meistverkaufte pflanzliche Präparat und das meistverkaufte Erkältungsmittel, für das man kein Rezept braucht.
Es existiert in fünf unterschiedlichen Formen:
- Sinupret, überzogene Tabletten
- Sinupret forte, überzogene Tabletten mit höherem Wirkstoffgehalt als Sinupret
- Sinupret extract, überzogene Tabletten mit noch höherem Wirkstoffgehalt als Sinupret forte
- Sinupret Saft
- Sinupret Tropfen
Die pflanzlichen Bestandteile
Allen genannten Produkten sind ihre fünf Inhaltsstoffe gemeinsam:
- Enzianwurzel
- Schlüsselblumenblüten
- Sauerampfer
- Holunderblüten
- Eisenkraut
Durch die Vielzahl der Wirkstoffe stellt Sinupret ein sogenanntes Kombinationspräparat dar. Damit reiht es sich zwischen die anderen Erkältungs-Kombipräparate ein wie z. B. Aspirin Komplex und Grippostad C.
Einer Erkältungswelle ist man nicht hilflos ausgesetzt. Es gibt viele Dinge, die man selbst in die Hand nehmen kann, um einer Erkältung vorzubeugen. Die Klassiker sind uns bekannt: Viel trinken, regelmäßiges Händewaschen mit Seife…doch was hilft noch? Dr. Dr. Tobias Weigl gibt im folgenden Video-Beitrag Auskunft:
Enzian enthält den weltweit bittersten Stoff, der aus der Natur bekannt ist: Das sogenannte Amarogentin. Dieses schmeckt derart bitter, dass es noch bei einer Verdünnung von 1 zu 58 Millionen deutlich wahrnehmbar wäre. Sie könnten also 1 g davon nehmen und es in so viel Wasser geben, wie in 345 Badewannen passt – das Wasser würde immer noch bitter schmecken.
Welche Wirkung hat Sinupret?
Sinupret soll die bei einer Erkältung potentiell auftretende Nasennebenhöhlenentzündung (sog. ‚Sinusitis‘) bekämpfen, indem seine Pflanzenwirkstoffe den sich ansammelnden Schleim lösen. Die Nasennebenhöhlen werden befreit und die Symptome gelindert.
Insgesamt wirken die pflanzlichen Bestandteile schleimlösend, entzündungshemmend und antiviral. Nicht jede dieser theoretischen Wirkungen ist jedoch pharmakologisch belegt.
Die Wirkungen der einzelnen Bestandteile
- Enzianwurzel: Dieser Teil des Enzians enthält Stoffe, die entzündungshemmend wirken.
- Schlüsselblumen/Primeln: Blüten und Kelche dieser Pflanze wirken schleimlösend und entzündungshemmend.
- Sauerampfer: Verwendet werden Stängel und Blätter. Ihre Inhaltsstoffe wirken schleimlösend, entzündungshemmend und antibakteriell.
- Holunderblüten: Ihre Inhaltsstoffe wirken auswurffördernd.
- Eisenkraut: Blätter und Stängel sollen schleimlösende und entzündungshemmende Wirkstoffe enthalten. Eine eindeutige pharmakologische Wirkung konnte aber bis heute nicht nachgewiesen werden.
Was sind die Anwendungsgebiete von Sinupret?
Als pflanzliches Kombinationspräparat wird Sinupret bei einer Entzündung der Nasennebenhöhlen eingesetzt. Oft passiert dies bei einer Erkältung. In der Regel soll mit Sinupret eine akute Nasennebenhöhlenentzündung behandelt werden, Sinupret forte ist jedoch auch für die Anwendung bei chronischer Sinusitis zugelassen. In dem Medikament sind pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten, die sowohl schleimlösend als auch entzündungshemmend wirken.
Exkurs: Erkältung, Grippe, grippaler Infekt – wo ist der Unterschied?
Der Begriff Erkältung wird Synonym mit der Bezeichnung „grippaler Infekt“ verwendet, diese beiden sind jedoch abzugrenzen von der echten Grippe.
Eine Erkältung verläuft ungefähr eineinhalb Wochen. Sie wird durch bestimmte Viren ausgelöst, u.a. dem Rhinovirus. Deshalb nützt auch die Anwendung von Antibiotika bei einer Erkältung nichts, denn durch sie werden nur Bakterien bekämpft. Meist beginnt die Erkältung mit den Symptomen Halskratzen und Schluckbeschwerden. Ungefähr drei Tage nach Eintritt dieser Beschwerden kommt es zu einem ausgeprägten Krankheitsgefühl, Schnupfen, Kopf– und Gliederschmerzen und eventuell erhöhter Körpertemperatur bis hin zu Fieber. Ungefähr nach weiteren drei Tagen vergehen diese Symptome und es kommt zu trockenem Reizhusten und/oder produktivem Husten mit Schleimauswurf.
Am therapeutisch wichtigsten sind während dieser Zeit ausreichend Schlaf, körperliche Schonung (kleine Spaziergänge helfen jedoch) sowie ausreichend Flüssigkeit.
Eine echte Grippe wird durch Influenza-Viren hervorgerufen. Die Symptomatik ist prinzipiell dieselbe wie bei einer Erkältung, jedoch tritt die echte Grippe heftiger und schneller ein. Das Fieber kann bis 40 Grad Körpertemperatur oder höher gehen. Auch die Grippe hält ungefähr eine Woche an, das Gefühl von Abgeschlagenheit kann länger andauern. Interessant ist: Nur 20 % der Infizierten bemerkt die Grippe überhaupt, 80 % verspüren keine Symptome oder nur solche, die einer Erkältung entsprechen. Nach wenigen Tagen hat der gesunde Körper die Grippe meist im Griff. Für Menschen über 60 Jahren und andere Risikogruppen wie medizinisches Personal werden jährliche Schutzimpfungen empfohlen.
Was sind die Nasennebenhöhlen?
Im Schädelknochen befinden sich Hohlräume, die im Kopf von Stirnhöhe bis zur Höhe des Mundes vorkommen. Man nennt sie Nasennebenhöhlen. Es gibt vier verschiedene Arten: Keilbeinhöhlen, Kiefernhöhlen, Siebbeinzellen und Stirnhöhlen. Sie sind luftgefüllt und mit einer Schleimhautschicht ausgekleidet. Diese Schleimhaut erfüllt den Zweck, Staub, Schmutz oder unerwünschte, krankheitserregende Mikroorganismen einzufangen. Der hier produzierte Schleim wird mit Hilfe feiner Flimmerhärchen kontinuierlich weiterbewegt und gelangt aus den Nebenhöhlen so unbemerkt in den Rachen und wird runtergeschluckt – zusammen mit den eingefangenen Partikeln bzw. Erregern. Den Vernichtungsschlag bekommen die Erreger meist im Magen, wo sie auf die bakterientötende Magensäure treffen.
Wie kommt es zu einer Nasennebenhöhlenentzündung?
Die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen werden meist im Zuge einer Erkältung entzündet. Dabei sind Viren deutlich häufiger die ursächlichen Erreger als Bakterien, beispielsweise sogenannte Rhinoviren. Sie lösen im Körper eine Immunreaktion aus, durch die auch eine Entzündung der Nasenschleimhaut (sog. ‚Rhinitis‘) initiiert wird. Aus ihr kann zeitlich versetzt eine akute Nasennebenhöhlenentzündung (sog. ‚Sinusitis‘) hervorgehen. Eine andere Quelle der Sinusitis ist eine allergische Reaktion, beispielsweise auf Hausstaubmilben oder bestimmte Pflanzenarten.
Ist die Nasenschleimhaut entzündet, schwillt sie an. Es wird viel mehr Schleim produziert, als eigentlich nötig wäre. Kleine Verbindungsgänge zwischen Nase und Nasennebenhöhlen können so verstopfen. Die Nebenhöhlen werden infolgedessen nicht mehr richtig belüftet und der produzierte Schleim kann nicht mehr effektiv in den Rachen abfließen. Er sammelt sich und wird zu einem Nährboden für Mikroorganismen. Sie vermehren sich darauf und lösen die Nasennebenhöhlenentzündung aus.
Man bemerkt eine Nasennebenhöhlenentzündung – gerade bei einer Erkältung – meist anhand ihrer Begleitsymptome:
- Kopf- und Gesichtsschmerzen
- Nase fühlt sich „verstopft“ an
- vermehrter Abfluss von Sekret in den Rachen
- eitriges Sekret
- Nasenbluten
- verminderte Geruchswahrnehmung
- Zahnschmerzen im Oberkiefer
- Ausgeprägtes Krankheitsgefühl
Nasennebenhöhlenentzündungen können akut oder auch chronisch sein.
Wann liegt eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung vor?
Bei den meisten Betroffenen heilt die Sinusitis innerhalb von zwei Wochen aus. Halten die Symptome jedoch länger als zwei bis drei Monate an, spricht man von einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung. Diese geht einher mit einem
- wässrigen Schnupfen
- Sekretabfluss in den Rachen
- langanhaltendem Verlust des Geruchssinns
- Druckgefühl im Bereich der Nase oder hinter den Augen
und kann mit Hilfe von Cortison oder als letztes Mittel mit einem operativen Eingriff therapiert werden. Folgekrankheit einer chronischen Sinusitis kann eine Entzündung der Bronchien (sog. ‚Bronchitis‘) sein.
Wie nehme ich Sinupret ein?
Die Präparate sollten nicht langfristig eingenommen werden. Wenn sich nach ein bis zwei Wochen keine Besserung einstellt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der Sie untersucht und weiterbehandelt.
Kinder unter 6 Jahren sollten das Medikament nicht einnehmen, Schwangere und Stillende erst nach Absprache mit dem Arzt.
Achten sollten Sie bei den Präparaten außerdem auf den enthaltenen Zucker, wenn bei Ihnen eine Unverträglichkeit gegen bestimmte Zuckersorten wie z. B. Fructose vorliegt. In Sinupret Tabletten sind die Zucker Glucose (Traubenzucker), Lactose (Milchzucker), Saccharose (Haushaltszucker) und Sorbitol enthalten.
Saccharose ist das Fachwort für den Haushaltszucker. Als sogenanntes Disaccharid setzt sich Saccharose aus einem Glucose- und einem Fructose-Molekül zusammen. Über die Verträglichkeit von Haushaltszucker bei Fructose-Intoleranz scheiden sich die Geister: Einige Betroffene vertragen ihn vergleichsweise gut, andere wiederum genauso wenig wie Fructose selbst.
Beispielhaft ist hier die Dosierung für Sinupret, überzogene Tabletten, angegeben:
- Kinder von 6–11 Jahren: 1 Tablette als Einzeldosis, 3 mal täglich
- Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene: 1–2 Tabletten als Einzeldosis, 3 mal täglich
Die Tablette sollte morgens, mittags und abends unzerkaut und mit einem Glas Wasser eingenommen werden. Sie kann zu den Mahlzeiten oder auch unabhängig davon eingenommen werden. Sollten Sie jedoch einen empfindlichen Magen haben, ist es besser, sie erst nach dem Essen einzunehmen, weil die Inhaltsstoffe teilweise zu Magen-Darm-Probleme führen können.
Sinupret Tropfen und Sinupret Saft enthalten Alkohol. Daher dürfen sie nicht von Alkoholabhängigen sowie Leberkranken und Menschen mit Anfallsleiden eingenommen werden. Auch Kinder unter 6 Jahren sowie Schwangere sollten diese Produkte nicht verwenden. Der enthaltene Alkohol kann außerdem die Wirkung zahlreicher anderer Medikamente verstärken (Psychopharmaka, starke Schmerzmittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel).
Was sind die Nebenwirkungen von Sinupret?
Auch pflanzliche Mittel wie Sinupret bergen das Risiko von Nebenwirkungen. Diese können, müssen jedoch nicht alle auftreten. Die nachfolgende Auflistung gibt Auskunft über Art und Häufigkeit der einzelnen Nebenwirkungen. Dabei bedeutet „häufig“, dass 1 bis 10 von 100 Patienten bei der Einnahme hiervon betroffen sind, bei der Bezeichnung „gelegentlich“ sind 1 bis 10 von 1.000 Patienten und bei der Bezeichnung „selten“ 1 bis 10 von 10.000 Patienten betroffen.
Häufig zeigen sich:
- Sinupret extract: Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschmerzen und Übelkeit
Gelegentlich treten auf:
- Sinupret forte, -überzogene Tabletten, -Tropfen: Magen-Darm-Beschwerden wie Magenschmerzen und Übelkeit
- Sinupret Saft, -extract: Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut wie Rötungen, Juckreiz und Hautausschlag bis hin zu Lippen-, Zungen-, Rachen- oder Kehlkopfschwellung mit Beeinträchtigung der Atemfunktion und Atemnot, Gesichtsschwellung
Selten kommt es zu:
- Sinupret forte, -überzogene Tabletten, -Tropfen: Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut wie Rötungen, Juckreiz und Hautausschlag
- Sinupret forte, -überzogene Tabletten, -Tropfen: Schwere allergische Reaktion – Lippen-, Zungen-, Rachen- oder Kehlkopfschwellung mit Beeinträchtigung der Atemfunktion bis hin zu Atemnot, Gesichtsschwellung
- Sinupret forte, -überzogene Tabletten, -Tropfen: Gesichtsschwellung
Sollten Sie wie beschrieben allergisch auf das Medikament reagieren und sollten Ihnen die Atemwege zu schwellen, rufen Sie sofort einen Notarzt (Tel. 112)!
Fakten-Box Sinupret
Sinupret, pflanzliches Kombipräparat bei Erkältung
Wirkung
- schleimlösend
- entzündungshemmend
Anwendungsgebiete
- chronische und akute Nasennebenhöhlenentzündung
Wichtigste Nebenwirkungen
- allergische Reaktion
- Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen und Übelkeit
Darreichungsform
- Tabletten in drei verschiedenen Stärken (Sinupret, Sinupret forte und Sinupret extract)
- Tropfen
- Saft
Welche Kontraindikationen und Wechselwirkungen existieren für Sinupret?
Kontraindikation bedeutet, dass es einen Umstand gibt, der eine bestimmte Therapie oder die Anwendung eines bestimmten Medikaments untersagt, weil es sonst zu nachteiligen gesundheitlichen Folgen käme. Synonym dazu verwendet man das Wort Gegenanzeige. Auch pflanzliche Medikamente wie Sinupret dürfen nicht uneingeschränkt eingenommen werden.
Im Nachfolgenden sind die verschiedenen Produkte der Sinupret-Reihe aufgelistet und ihre jeweiligen Kontraindikationen angegeben.
Sinupret, überzogene Tabletten:
- Kinder unter 6 Jahre
- Hereditäre Fructose-Intoleranz: Sehr seltene, vererbte Krankheit mit genetischem Enzymdefekt, der für eine Fructose- und Saccharose-Unverträglichkeit sorgt.
- Glucose-Galactose-Malabsorption: vererbbare Stoffwechselerkrankung, bei der die Zucker Glucose und Galactose nicht ausreichend über die Darmwand aufgenommen werden. Dies resultiert in einem osmotischen Durchfall.
- Saccharsoe-Isomaltase-Mangel: Erbliche bedingte Stoffwechselerkrankung, durch die Haushaltszucker nicht vertragen wird. Der Zucker führt bei Betroffenen zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen.
Sinupret forte:
- Kinder unter 12 Jahren
- hereditäre Fructose-Intoleranz
- Glucose-Galactose-Malabsorption
- Saccharose-Isomaltase-Mangel
Sinupret extract:
- Kinder unter 12 Jahren
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Geschwüre in Magen oder Zwölffingerdarm
- hereditäre Fructose-Intoleranz
- Glucose-Galactose-Malabsorption
- Saccharose-Isomaltase-Mangel
Sinupret Saft:
- Kinder unter 2 Jahren
- hereditäre Fructose-Intoleranz
Sinupret Tropfen:
- Kinder unter 2 Jahren
Was sind Wechselwirkungen und welche bestehen bei Sinupret?
Wird mehr als ein Medikament gleichzeitig eingenommen, können diese im Körper miteinander in Kontakt treten und sich gegenseitig beeinflussen – man spricht von Wechselwirkungen. Dabei können Wirkung und Nebenwirkungen verstärkt oder verringert werden, oder es treten neue Nebenwirkungen auf.
Bislang sind keine Wechselwirkungen von Sinupret mit anderen Medikamenten bekannt.
Es häufen sich jedoch Berichte darüber, dass durch Sinupret forte und noch öfter durch Sinupret extract verstärkt Nasenbluten hervorgerufen wird. Zwischen 2000 und 2017 lagen der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (kurz AMK) 18 Berichte hierzu vor. In der Hälfte der Fälle nahmen die Betroffenen Begleitmedikamente wie NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika, z. B. Naproxen, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure wie in Aspirin), L-Thyroxin und ätherische Öle. Das Nasenbluten war nach Eigenangabe der Patienten stark und hielt zwischen 24 und 72 Stunden an, teilweise mit Unterbrechung.
Es könnte sich hierbei jedoch auch um einen Scheinzusammenhang handeln: Eine Nasennebenhöhlenentzündung macht die betroffenen Schleimhäute selbst bereits empfindlich, sodass die kleinen Blutgefäße leichter zum Platzen gebracht werden und es zu Nasenbluten kommen kann.
Der Konzern Bionorica verneint einen Zusammenhang zwischen starkem Nasenbluten und der Einnahme von Sinupret mit dem Verweis darauf, dass es in klinischen Studien nicht zu dieser Beobachtung gekommen wäre und die Zahl der Berichte verschwindend gering sei im Vergleich zu der Gesamtzahl an Einnehmenden ohne dieses Symptom. Im Rahmen der Patientensicherheit erklärte sich der Konzern jedoch dazu bereit, Risikominimierungsmaßnahmen nochmals zu überprüfen.
Aktuelle Forschung – Wie wirkt Sinupret?
Das Forscherteam um Dr. Shaoyan Zang aus den USA beschäftigte sich bereits in früheren Studien damit, wie genau Sinupret im Körper wirkt. Im Jahr 2014 gelangten sie anhand weiterer Forschung jedoch zu einer zusätzlichen Erkenntnis.
Die Fragestellung der neuen Forschungen beschäftigten sich damit, ob Sinupret die ziliäre Schlagfrequenz der Flimmerhärchen von Nasennebenhöhlen erhöhe und ob es die Solschicht der Schleimhaut erhöhe. Die Flimmerhärchen sind wichtig für den Transport von Fremdpartikeln und Erregern hinaus aus den Nasennebenhöhlen und in den Rachen. Die Solschicht der Schleimhaut ist ebenfalls wichtig für diese „Müllbeseitigung am Fließband“, die auch mukoziliäre Clearance genannt wird: Nimmt das Volumen dieser Schicht ab, verschlechtert sich die Clearance.
Sinupret aktiviert Ionenkanäle
Bekannt aus ihren vorherigen Studien war den Forschern, dass Sinupret einen Ionenkanal im Körper namens CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane-Conductance Regulator) aktiviert. Neu war jedoch, dass ein weiterer bestimmter Kanal stimuliert wird, TMEM16A. In Abhängigkeit der Calciumkonzentration in den Gefäßwandzellen öffnet sich dieser Kanal und lässt Chlorid-Ionen aus den jeweiligen Zellen herausströmen. Durch die Konzentration an Chlorid-Ionen wird wiederum die Solschicht direkt beeinflusst. Ihr Volumen nimmt zu. Zusammen mit der Erhöhung der Flimmerhärchen-Schlagfrequenz ergibt sich so durch Sinupret eine Verflüssigung des Nasenschleims und ein besserer Abtransport der Krankheitserreger.
Quelle: Dr. Shaoyan Zang u. a. (2014): Sinupret Activates CFTR and TMEM16A-Dependent Transepithelial Chloride Transport and Improves Indicators of Mucociliary Clearance. In: PLOS One
Häufige Patientenfragen
Was sind Nebenwirkungen von Sinupret?
Dr. Dr. T. Weigl
Der pflanzliche Wirkstoff Enzianwurzel in Sinupret wirkt verdauungssaftanregend. Dadurch kann der Magen gereizt werden und es treten Magen-Darm-Beschwerden auf wie Übelkeit und Magenschmerzen. Bei empfindlichem Magen, vor allem bei Zwölffingerdarm- oder Magengeschwüren, sollten Sie deshalb von dem Medikament ablassen. Sollten Sie außerdem eine Allergie gegen Enzian, Schlüsselblumen, Sauerampfer, Eisenkraut oder Holunder besitzen bzw. eine Allergie gegen die entsprechende Pflanzenfamilie, sollten sie Sinupret ebenfalls nicht einnehmen – allergische Reaktionen bis hin zur Atemnot können eintreten.
Wie wirkt das Medikament im Vergleich zu anderen Erkältungsmitteln?
Dr. Dr. T. Weigl
Sinupret ist rezeptfrei erhältlich und stellt aufgrund seiner fünf verschiedenen Wirkstoffe ein sogenanntes Kombipräparat dar. Diese Eigenschaften hat das Mittel mit anderen Medikamenten gegen Erkältung wie Grippostad C und Aspirin Complex gemeinsam. Die beiden genannten Erkältungsmittel enthalten synthetisch hergestellte Wirkstoffe während Sinupret ein pflanzliches Mittel darstellt. Sinupret wirkt spezieller als diese beiden Medikamente: Es wirkt schleimlösend und entzündungshemmend und verbessert die Symptome einer Nasennebenhöhlenentzündung, während die anderen beiden ein breiteres Spektrum an Wirkungen, aber auch potentiellen Nebenwirkungen mit sich bringen. Nachteilig an Sinupret ist, dass die pharmakologische Wirkung von z.B. Eisenkraut nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist – deshalb wird es von Stiftung Warentest als „nicht sinnvolles Präparat“ bewertet.
Wie lange darf ich Sinupret einnehmen?
Dr. Dr. T. Weigl
Der Hersteller gibt an, dass Sie einen Arzt aufsuchen sollten, wenn die Symptome nach 7–14 Tagen nicht vorübergehen oder periodisch wiederkehren. Wenn Sie allergische Symptome gegen das Mittel aufweisen, sollten Sie die Einnahme sofort beenden, da ansonsten eine Atemnot droht.
Ich habe Zweifel, ob Sinupret wirkt – welche Alternativen gibt es?
Was man selbst bei einer Sinusitis tun kann, ist, viel zu trinken. Dies verflüssigt den Schleim. Ein abschwellendes Mittel wie z.B. ein Nasenspray mit Xylometazolin als Wirkstoff lässt die Nasenschleimhaut abschwellen und lindert die Symptome wie Kopfschmerzen und Druckgefühl. Das Nasenspray sollte allerdings nur wenige Tage lang eingenommen werden. Wird ein Bakterium als Krankheitserreger festgestellt, kann ein Antibiotikum eingesetzt werden.
Typisches Patientenbeispiel
„Oh nein…“, jammert Guido seiner Freundin Malin zu, „mein Kopf ist schon wieder richtig zu. Genau wie letztes Mal, als ich erkältet war. Oh man…“. Die letzten beiden Worte hört Malin nur noch schwach, weil Guido sich in dem Moment auf die Seite dreht und die Sofadecke über seinen Kopf zieht. Malin seufzt. Sie liebt ihren Freund über alles, nur kann er sehr wehleidig sein, sobald er sich einmal etwas einfängt. „Was kann ich dir denn Gutes tun, um dein Leiden zu mildern?“. Guido gräbt sich wieder ein Stück aus der Decke heraus und antwortet: „Ein Kollege hat mir neulich etwas empfohlen, das hieß…Sensu…Sinu…ja, genau, Sinupret war es. Da muss so ein grünes Männchen auf der Packung drauf sein. Könntest du mir das bitte aus der Apotheke holen?“
Nach einiger Zeit kehrt Malin heim und bringt Guido das Sinupret ans Sofa. „So mein Liebling, hier ist das Medikament. Die Apothekerin hat mir außerdem den Tipp gegeben, dass ein Kamillendampfbad gut tun würde bei Schnupfen.“. Guido nickt, nimmt sogleich die erste Tablette und inhaliert wenig später über einer Schüssel heißen Kamillentees. Beides wiederholt er die nächsten beiden Tage und er merkt, dass es ihm schon viel besser geht und er keine verstopfte Nase oder Kopfschmerzen mehr hat.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Christopher Keck
Lektorat: Arlen-Celina Lücke
Datum: 12.12.2019
Quellen
- Aktories u. a. (2017): Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. Urban und Fischer Verlag, Elsevier GmbH
- Gelbe Liste (2019): Sinupret
- Gelbe Liste (2019): Starkes Nasenbluten unter Sinupret extract/forte
- Ernst Mutschler et al. (2013): Mutschler Arzneimittelwirkungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart. 10. Auflage
- Bionorica (2019): Gebrauchsinformation Sinupret, überzogene Tabletten
- Stiftung Warentest (2019): Pflanzliches Mittel Enzian + Holunder + Primel + Sauerampfer + Verbene
- Dr. Shaoyan Zang u. a. (2014): Sinupret Activates CFTR and TMEM16A-Dependent Transepithelial Chloride Transport and Improves Indicators of Mucociliary Clearance. In: PLOS One
S. Mann
31.03.2022 15:30Rein pflanzliches Mittel, ja?
Das sagte die Apothekrin auch gerade zu mir…
Ich zitiere die Packungsbeilage:
Die sonstigen Bestandteile sind: Calciumcarbonat (E170), Chlorophyl-Pulver (E141), Dextrin, Eudragit E12,5; Gelatine, Glucosesirup, Indigocarmin, E132, Aluminiumhydroxid, Kartoffelstärke, Lactose-Monohydrat; Magnesiumoxid, Maisstärke, basisches Butylmethacrylat-Copolymer, Montanglycolwachs, Rizinusöl, Saccharose, Schellack, Talkum, Riboflavin (E101), Titandioxid (E 171)
Titandioxid steht meiner Kenntniss nach in starkem Verdach krebserregend zu sein, oder nicht? Aluminiumhydroxid haben wir erfolgreich aus den Deodorants verbannt nachdem bekannt wurde, dass es für Brustkrebs mitvantwortlich sein kann, oder nicht?
Soviel zum Thema „rein pflanzlich“…
Rudi Sterzer
12.05.2023 16:28Eigentlich habe ich mit solchen pflanzlichen Mitteln immer gute Erfahrungen gemacht. Jetzt plagt mich aber seit Wochen schon eine Sinusitis und nichts scheint zu helfen. Ich werde nächste Woche zum HNO Arzt gehen.