Auf einen Blick – Migräne
Was ist Migräne?
- Erweiterung und Reizung der Blutgefäße im Gehirn
- genaue Ursache unbekannt
- Durchblutungsstörung des Gehirns
Welche Beschwerden verursacht eine Migräne?
- abhängig von der Phase
- Vorbotenphase: Müdigkeit, Gereiztheit, Heißhunger
- Auraphase: visuelle Störungen, zeitweise Teilerblindung, schwarze Flecken im Sichtfeld, unscharfes Sehen, Verlust der räumlichen Wahrnehmung, Sensibilitätsstörungen, Taubheit/Kribbeln in Armen oder Beinen, Gleichgewichtsstörungen, falsches Geruchsempfinden, Sprachstörungen
- Kopfschmerzphase: halbseitige oder punktuelle Schmerzen, Schmerzen in Schläfen, Stirn und Augenbereich, ausstrahlender Schmerz in die Zähne oder den Rücken, pochender, hämmernder oder stechender Schmerz, Licht-/Geräuschempfindlichkeit, Licht, Lärm und Bewegung verstärken die Symptome, Dunkelheit und Ruhe wirken lindernd
Wen kann es erwischen?
- das erste Mal ereignet sich eine Migräne vor allem zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr
- Frauen sind drei Mal so häufig betroffen wie Männer
Behandlung (Auszug)
- Unterscheidung zwischen akuter und vorbeugender Behandlung
- verschiedene Medikamente
- Verhalten anpassen
- Essgewohnheiten umstellen
Migräne wird von Ärzten in verschiedene Formen unterschieden, deren Abgrenzung jedoch problematisch ist und deren konkreter Verlauf sehr individuell sein kann.
Ein wichtiger Begriff im Zusammenhang mit Migräne ist die Aura: So wird eine vorhergehende Phase bezeichnet, die von Reizstörungen wie etwa visuellen Effekten geprägt ist. Die am meisten verbreitete Form der Migräne tritt jedoch ohne diese Auraphase auf.
Das Gehirn und seine Blutversorgung
Das Gehirn beansprucht bereits im Ruhezustand rund ein Zehntel des Sauerstoffbedarfs unseres gesamten Körpers. Es besteht zum Großteil aus Nervenzellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Zellen sind Nervenzellen nicht dazu in der Lage, ihren Energiebedarf ohne Sauerstoff zu decken. Um eine kontinuierliche Versorgung aufrechtzuerhalten, ist die Blutversorgung unseres Denkorgans stark differenziert und verfügt über mehrere Sicherheitssysteme.
Grob lässt sich die Blutversorgung des Gehirns in einen vorderen und einen hinteren Kreislauf unterteilen. Die Zuflüsse des vorderen Kreislaufs bilden die rechte und linke innere Halsschlagader, während der hintere Kreislauf durch die Schlüsselbein-Schlagadern gespeist wird, die entlang der Halswirbelsäule verlaufen.
Das Gehirn benötigt viel Sauerstoff für seine komplexe Blutversorgung
Vor Ort übernehmen die Kapillaren die Versorgung mit Blut in den einzelnen Regionen des Gehirns. Das sind kleine, gut vernetzte Arterien, die so eng sind, dass sie größere Moleküle nicht passieren lassen; ein Prinzip, das auch als Blut-Hirn-Schranke bekannt ist und einen wichtigen Schutzmechanismus unseres Gehirns ausmacht.
Den größten Abfluss unseres Gehirns bildet die Große Hirnvene (lat. vena magna cerebri), die sich zentral unterhalb des Balkens befindet, der unsere zwei großen Hirnhälften miteinander verbindet.
Unklare Ursachen: Bei Migräne tritt eine Weitung der Blutgefäße im Gehirn auf
Die Blutversorgung unseres Gehirns ist essentiell für unser Überleben und bei Kreislaufversagen stirbt schon nach wenigen Minuten Gehirngewebe ab, während Verstopfungen von Arterien zu Schlaganfällen führen. Obwohl die konkreten Ursachen der Migräne bisher ungeklärt sind, lässt sich feststellen, dass in deren Verlauf die Wände der Blutgefäße im Gehirn stark gereizt sind.
Bei etwa einem Fünftel der Patienten geht den Kopfschmerzen eine sog. Aura voraus, was darauf hinweist, dass die Migräne auch Nervenzellen betrifft: Die Migräneaura geht vor allem mit Sinnesstörungen einher. Das deutlichste und am weitesten verbreitete Kennzeichen der Migräne, die Kopfschmerzen, wird jedoch auf eine Weitung der Arterien zurückgeführt. Vorbeugende Medikamente wirken daher in der Regel verengend auf diese Blutgefäße.
„Migräne kann für Betroffene zur absoluten Qual werden. Glücklicherweise gibt es inzwischen viele wirksame Medikamente und weitere sinnvolle Therapiemöglichkeiten, um diese ‚Volkskrankheit‘ effektiv anzugehen.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XDie Tatsache, dass Migräneattacken auch durch psychische Faktoren wie Stress ausgelöst werden können, spricht ihrerseits für die enge Verbindung hormoneller Prozesse im Gehirn mit dessen komplexer Blutversorgung.
Zusammenfassend lässt sich nach dem aktuellen Forschungsstand festhalten, dass sich eine Migräne vor allem als Durchblutungsstörung des Gehirns bemerkbar macht, aber in keinem Falle ausschließlich vaskulär, d. h. die Arterien betreffend, abläuft.
Symptome und Phasen der Migräne
Eine Migräne lässt sich in drei Phasen unterteilen, in denen typische Symptome vorliegen, die sich von Fall zu Fall jedoch stark voneinander unterscheiden können. Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Phasen ein.
Die Vorbotenphase und ihre Symptome
Bei etwa einem Drittel der Betroffenen tritt eine sogenannte Vorbotenphase, auch Prodromalphase genannt, auf. Diese kann wenige Stunden bis hin zu zwei Tage vor der eigentlichen Migräneattacke auftreten und ist durch charakteristische Symptome geprägt, die sie von der im folgenden Abschnitt erläuterten Auraphase deutlich unterscheiden. Dazu gehören bspw. Müdigkeit oder Gereiztheit, aber auch Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel.
Symptome der Vorbotenphase:
- Müdigkeit
- Gereiztheit
- Heißhunger
Die Auraphase und ihre Symptome
Etwa ein Fünftel aller Migränepatienten erlebt vor der Kopfschmerzphase die sogenannte Migräneaura. Oft treten in dieser Phase visuelle Störungen auf. Dazu gehören zeitweise Teilerblindungen, schwarze Flecken im Sichtfeld, unscharfes Sehen oder der Verlust der räumlichen Wahrnehmung. Außerdme können Sensibilitätsstörungen wie Taubheit oder ein Kribbeln in Armen und Beinen auftreten. Es kann sogar auch zu Gleichgewichtsstörungen, einem falschen Geruchsempfinden oder gar Sprachstörungen kommen. Besonders die Auraphase verläuft von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Was oft als charakteristisch empfunden wird, ist der dynamische Verlauf dieser Phase, etwa dass optische Störungen sich verändern oder dass das Kribbeln im Körper wandert.
Symptome der Auraphase:
- visuelle Störungen
- zeitweise Teilerblindung
- schwarze Flecken im Sichtfeld
- unscharfes Sehen
- Verlust der räumlichen Wahrnehmung
- Sensibilitätsstörungen
- Taubheit/Kribbeln in Armen oder Beinen
- Gleichgewichtsstörungen
- falsches Geruchsempfinden
- Sprachstörungen
Die Kopfschmerzphase und ihre Symptome
Die Kopfschmerzphase kann zwischen einer Stunde und mehreren Tagen andauern. Die Kopfschmerzen treten meistens halbseitig oder punktuell auf und betreffen Schläfen, Stirn oder den Augenbereich. Bei manchen Patienten kann der Schmerz auch in den Rücken oder die Zähne wandern. Der Schmerz selbst wird als pochend, hämmernd oder auch stechend beschrieben. Ein Großteil der Betroffenen ist dabei besonders empfindlich gegenüber Licht und Geräuschen, von einigen wird dabei auch eine Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen beschrieben. Licht, Lärm und körperliche Betätigung wirken verstärkend auf die Schmerzen, während Dunkelheit und Ruhe lindernden Einfluss haben.
Symptome der Kopfschmerzphase:
- halbseitige oder punktuelle Schmerzen
- Schmerzen in Schläfen, Stirn und Augenbereich
- ausstrahlender Schmerz in die Zähne oder den Rücken
- pochender, hämmernder oder stechender Schmerz
- Licht-/Geräuschempfindlichkeit
- Licht, Lärm und Bewegung verstärken die Symptome
- Dunkelheit und Ruhe wirken lindernd
Im nachfolgenden Video-Beitrag von Dr. Dr. Tobias Weigl erfahren Sie, ob Sie an Migräne leiden und wie Sie Migräne von anderen Arten von Kopfschmerzen unterscheiden können.
Die eigentümlichen visuellen Störungen der Migräneaura haben unter anderem Maler wie Giorgio de Chirico und vermutlich auch Vincent van Gogh zu großen Werken inspiriert.
Wer ist betroffen?
Jeder Zehnte in Deutschland leidet an Migräne. Davon sind in etwa drei Mal so viele Frauen betroffen wie Männer. Im Kindesalter ist diese Unterscheidung nicht zu beobachten, dort sind Jungen und Mädchen gleichermaßen betroffen.
Am häufigsten tritt Migräne ab dem jungen Erwachsenenalter auf, jedoch zeigen Studien, dass Migräne unter Jugendlichen seit den 70er Jahren stark zugenommen hat. Generell macht sich eine Migräne das erste Mal meist zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr bemerkbar.
Ab dem 30. Lebensjahr treten Migräneattacken in der Regel weniger häufig auf und ab dem 45. Lebensjahr gilt ein Krankheitsbeginn als unwahrscheinlich.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose
Den Beginn einer Diagnose bildet ein detailliertes Gespräch zwischen Arzt und Patient. Während dieses sog. Anamnesegesprächs erkundigt sich der Arzt zunächst nach den konkreten Beschwerden. Relevant sind neben der Krankengeschichte unter anderem die Häufigkeit der Migräneattacken, die Art der Kopfschmerzen, wo sie genau auftreten und wie stark sie sind. Auch nach weiteren Symptomen wie Übelkeit und Sehstörungen wird gefragt.
Durch eine ausführliche Anamnese kann die Diagnose der Migräne oft schon von anderen Formen von Kopfschmerzen und anderen Erkrankungen abgegrenzt werden. Häufig treten bei Patienten auch verschiedene Arten von Kopfschmerzen gleichzeitig auf. Daher ist es wichtig, dass sowohl Arzt als auch Patient ein detailliertes Wissen über deren Beschaffenheit und Behandlung entwickeln.
International vereinheitlichter Fragenkatalog für Migräne-Diagnose
Im nächsten Schritt werden neurologische Untersuchungen durchgeführt. Da sich Symptome der Migräne oft mit denen anderer Erkrankungen überschneiden, gibt es je nach Bedarf die Möglichkeit, weitere Untersuchungsarten hinzuzuziehen, bspw. die Computertomografie (CT), das Elektroenzephalogramm (EEG), die Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT) oder die Ultraschall-Untersuchung.
Im Verlauf dieser Untersuchungen können auch verschiedene Arten der Migräne voneinander unterschieden werden. Solch eine Eingrenzung ist zwar erforderlich, um ein so vielseitiges Phänomen wie die Migräne besser verstehen zu können. Jedoch sollte jeder Fall individuell betrachtet werden. Sie sollten neu auftretende Symptome möglichst zeitnah mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Es kann sinnvoll sein, dass Patienten nach einem ersten Gespräch mit ihrem Arzt einen Kopfschmerzkalender führen, in dem sie das Auftreten verschiedener Arten von Kopfschmerzen, deren Häufigkeit sowie mögliche Triggerfaktoren notieren. Hierdurch ermöglichen Sie als Patient es dem Arzt, sich ein detaillierteres Bild von der Beschaffenheit der Kopfschmerzen und einer gezielten Therapie zu verschaffen.
Warum so viele Untersuchungen?
Viele verschiedene Ursachen können für Kopfschmerzen verantwortlich sein. Kommen Sie als Patient mit Kopfschmerzen als Leitsymptom zum Arzt, will dieser letztlich herausfinden, woher Ihre Schmerzen kommen und sie auch entsprechend identifizieren, bspw. als Migräne. Dazu sind aber gerade bei Kopfschmerzen ggf. viele verschiedene Untersuchungen notwendig. Im Folgenden finden Sie beispielhaft einige Aspekte, mit denen sich Ihr Arzt bei der Diagnose möglicherweise auch befasst:
- Im Rahmen des neurologischen Status bzw. auch des Hirnnervenstatus erhebt Ihr Arzt Informationen, um bspw. einschätzen zu können, ob bei Ihnen Thrombosen in den Hirnvenen vorliegen oder es dort Raumforderungen gibt.
- Ihr Arzt überprüft die sogenannten trigeminalen Austrittspunkte, um eine Trigeminusneuralgie (blitzartig einschießender Schmerz im Gesicht auf einer Seite) ausschließen zu können.
- Der Druck ihres Augapfels sowie eventuell bestehender Schmerz bei der Bewegung des Auges werden geprüft, um festzustellen, ob die Schmerzen daher rühren. Grund könnte bspw. ein grüner Star sein.
- Der Arzt überprüft die Beweglichkeit Ihrer Halswirbelsäule und testet, ob Druck auf die den Kopf umgebenden Muskeln (z. B. im Nacken) Schmerzen auslöst, um bspw. Spannungskopfschmerzen auszuschließen.
- Ihr Schädel wird abgeklopft, um feststellen zu können, ob die Schmerzen bspw. auch von einer Meningitis herrühren können.
- Der Arzt lässt Sie Ihren Kiefer öffnen und achtet dabei auf Störungen im Kiefergelenk und der Kaumuskulatur, die Grund für die Schmerzen sein könnten.
- Ihr Arzt wird sich den Mund sowie die Schleimhäute und Zähne ansehen, da Kopfschmerzen auch von den Zähnen oder anderen kieferorthopädischen Problemen ausgehen können.
- Ihre sogenannte Arteria temporalis superficialis (das ist ein Endast der Halsschlagader) wird abgetastet. Dies liefert dem Arzt Hinweise auf das Vorliegen einer sogenannten Riesenzellarteriitis. Das ist eine Autoimmunerkrankung, deren häufigstes Symptom Kopfschmerzen sind.
- Zu guter Letzt wird Ihr Arzt noch Ihren Blutdruck messen, um einen möglicherweise vorliegenden Bluthochdruck ausschließen zu können.
Fakten-Box: Migräne
- etwa 10 % der Bevölkerung leiden an Migräne
- Verhältnis Frauen : Männer 3 : 1
- nur etwa 10 % der Fälle von Migräne sind mit einer vorhergehenden Aura verbunden
- Schmerzmittel verschaffen Linderung, sollten aber nicht zu häufig eingenommen werden
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung
Die richtige Therapie kann, je nach Art der Migräne und je nach Patient, variieren. Der Prozess, bis die beste Behandlungsform gefunden wird, kann unter Umständen sehr herausfordernd sein, da nicht alle Medikamente in jeder Situation helfen. In der Regel werden Medikamente gegen Entzündungen, Übelkeit und Schmerzen verschrieben. Eine individuelle ärztliche Beratung ist in jedem Fall aber unbedingt notwendig.
Patienten, die unter verschiedenen Arten von Kopfschmerzen leiden, müssen lernen, diese zu differenzieren, damit sie später auch in Abwesenheit ihres Arztes die richtige Behandlung durchführen können.
Bei der Behandlung von Migräne wird unterschieden zwischen der Akuttherapie, also der Behandlung, die während eines Anfalls erfolgt, und der Prophylaxe, also der vorbeugenden Behandlung zwischen einzelnen Migräneattacken.
Während eines Migräneanfalls helfen bei leichten bis mittelschweren Symptomen oft geläufige Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac oder Aspirin. Zur schnellen Aufnahme sollte Paracetamol am besten als Zäpfchen, die meisten anderen Schmerzmittel in Form von Brause- oder Kautabletten eingenommen werden. Zu beachten ist dabei, dass diese Schmerzmittel nicht zu häufig eingenommen werden, da sonst dauerhafte Kopfschmerzen auftreten können.
Bereits in der Steinzeit versuchten die Menschen, Kopfschmerzen zu behandeln, wie mehrere Funde operierter Schädel vermuten lassen. Die frühesten medizinischen Beschreibungen von Kopfschmerzen wurden auf dem Papyrus Ebers (ca. 1550 v. Chr.) gefunden. Die älteste konkrete Beschreibung migräneartiger Kopfschmerzen findet sich auf einer Keilschriftentafel aus mittelbabylonischer Zeit (ca. 1100 v. Chr.).
Medikamente gegen heftige Beschwerden
Bei starken Beschwerden können außerdem sogenannte Triptane helfen. Das sind Medikamente, die geweitete Gefäße verengen und somit gegen die Kopfschmerzen wirken. Triptane bergen jedoch auch Risiken. Sie sollten bspw. nicht bei Herzbeschwerden eingenommen werden und in keinem Falle zu häufig, da sie sonst andauernde Kopfschmerzen verursachen können. Gegen auftretendes Erbrechen können Medikamente gegen Übelkeit wie Metoclopramid oder Domperidon eingesetzt werden.
Wir haben die Triptane schon einmal genauer unter die Lupe genommen und ihnen einen Übersichtsartikel sowie weitere Artikel im Detail gewidmet:
- Triptane – Endlich Rettung bei Migräne
- Sumatriptan gegen Migräne | Wirkung, Anwendung, Nebenwirkungen
- Naratriptan gegen Migräne | Die Medikamente Formigran, Naramig und weitere
- Zolmitriptan gegen Migräne | Das Medikament Asco-Top
Triptane: Vorsicht walten lassen wegen Nebenwirkungen und Kontraindikationen
Die gefäßverengende Wirkung der Triptane ist der häufigste Grund für ihre Nebenwirkungen. Zu diesen zählen vor allem:
- erhöhter Blutdruck
- unnormale Körperempfindungen wie bspw. Taubheit
- Schwindel
- Müdigkeit
- Hitzegefühl mit Hautrötung
- Kopfschmerzen (wenn die Triptane mehr als 10 Mal pro Monat angewendet werden)
Außerdem darf nicht jeder Patient einfach so Triptane nehmen. Grund dafür sind die sogenannten Kontraindikationen. Dabei handelt es sich um Umstände, die in diesem Fall die Einnahme eines Medikaments verbieten. Wir führen im Folgenden knapp Umstände auf, die dafür sorgen, dass Triptane nicht eingenommen werden dürfen:
- Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe
- koronare Herzkrankheit, überstandener Herzinfarkt
- periphere Arterielle Verschlusskrankheit
- überstandener Schlaganfall
- gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern oder Ergotamin
- Leberschwäche
- verringerte Nierenfunktion
- Schwangerschaft & Stillzeit (Stillen erst 12 Stunden nach der letzten Einnahme, da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht)
Wenn Ihre Migräne notfallmäßig behandelt werden muss und die durch den Mund eingenommenen Medikamente keine Wirkung erzielen, kann es sein, dass der in Aspirin enthaltene Wirkstoff Acetylsalicylsäure direkt in die Vene gespritzt wird oder sie Sumatriptan unter die Haut gespritzt bekommen. Eine Alternative dazu wäre der Wirkstoff Metamizol (enthalten in Novalgin), der dann ebenfalls direkt in die Vene gespritzt werden kann. In diesem Rahem bekommen Betroffene ergänzend dann auch MCP gegen Übelkeit direkt gespritzt.
Prophylaxe: Migräneattacken im Vorfeld bekämpfen
Bei Migräne wird auch von sogenannten Auslöserfaktoren- bzw. Triggerfaktoren gesprochen. Dabei handelt es sich meist um äußere Umstände: Selbst wenn die meisten Migräneattacken ohne konkret bestimmbaren Auslöser auftreten und diese Faktoren sehr individuell sein können, gibt es darunter einige sehr verbreitete, die beim Verdacht auf Migräne gemieden werden sollten. Dazu gehören:
- Stress
- Wechsel im Tagesrhythmus
- ausgelassene Mahlzeiten
- Überanstrengung
- starke Emotionen
Insgesamt lässt sich feststellen, dass Wechsel im Tagesablauf, Stress und Unausgeglichenheit Migräneattacken bedingen und verstärken können. Im Umkehrschluss ist daher zu empfehlen, dass Migräne-Patienten einen möglichst ausgeglichenen Tagesrhythmus für sich erarbeiten und Stress nach Möglichkeit vermeiden.
Zur vorbeugenden Behandlung von Migräne gehören regelmäßige Pausen und Mahlzeiten. Auch am Wochenende sollten Betroffene früh aufstehen, um zumindest ihr Frühstück zur gewohnten Zeit einzunehmen. Danach kann man sich wieder hinlegen. Ruhe und Entspannung, aber auch Meditation können sich positiv auswirken und Migräneattacken lindern oder deren Auftreten hinauszögern.
In diesem Video erklärt Dr. Dr. Tobias Weigl, ob Intervallfasten – ein aktueller Hype – bei Migräne sinnvoll ist oder nicht. Mehr zum Thema Intervallfasten bei Migräne können Sie auch im entsprechenden Artikel: „Intervallfasten bei Migräne – Chancen, Risiken und Gefahren nachlesen.
Vorbeugende Behandlung durch Medikamente und Ausdauersport
Bei häufigen und schweren Migräneattacken sollte eine prophylaktische, also vorbeugende, Behandlung mit Medikamenten in Erwägung gezogen werden. Der geeignete Wirkstoff muss in Vereinbarung mit dem behandelnden Arzt gefunden werden. Dabei ist es unter Umständen nötig, dass die Verabreichung des geeigneten Wirkstoffes ausprobiert und angepasst wird.
Zudem ist es ratsam, auch nichtmedikamentöse Therapien mit einzubeziehen. Verfahren wie Akupunktur, Biofeedback oder medizinische Entspannungsmethoden zeigen positive Wirkung, ebenso wie regelmäßiger Ausdauersport.
Aktuelle Forschung – Wer keine Triptane nehmen darf, hat jetzt ggf. die Chance auf Alternativen
Aktuell werden mehrere Substanzen, die zur Behandlung der Migräne eingesetzt werden können, in klinischen Studien erprobt. Warum das gut ist? Viele Migräne-Patienten, die unter schweren Attacken leiden, dürfen keine Triptane einnehmen, da diese mit ihrer gefäßverengenden Wirkung das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse zu stark erhöhen. Bei den zwei neuen Substanzklassen handelt es sich um die „Ditane“ und die „Gepante“.
In Bezug auf die erste Gruppe wäre hier vor allem Lasmiditan zu nennen. Diese Substanz wirkt ähnlich wie ein Triptan, ruft aber nicht die Gefäßverengung hervor. Allerdings kommt es hier möglicherweise bei Anwendung zu anderen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel oder Benommenheit.
„Gepante“ sind auch wirksam und haben weniger Nebenwirkungen
Auf der anderen Seite gibt es bspw. die Substanzen Ubrogepant und Rimegepant, die sich in Studien bereits als einem Placebo überlegen herausgestellt haben. Außerdem gehen die Wirkstoffe – anders als Lasmiditan – nur mit geringen Nebenwirkungen einher.
Letztlich seien die Substanzen laut Deutscher Gesellschaft für Neurologie zwa weniger wirksam als die Triptane. Nichtsdestoweniger stellten sie aber eine gute Behandlungsmöglichkeit dar, wenn Migräne-Patienten keine Triptane bekommen dürfen.
Quellen:
- Robert Croop u. a. (2019): Efficacy, safety, and tolerability of rimegepant orally disintegrating tablet for the acute treatment of migraine: a randomised, phase 3, double-blind, placebo-controlled trial. In: The Lancet 394/10200, S. 737–745.
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie (2019): Pressemitteilung: Neue Therapieoptionen zur Behandlung von akuten Migräneanfällen. In: dgn.org.
- David L. Nelson u. a. (2010): Preclinical pharmacological profile of the selective 5-HT1F receptor agonist lasmiditan. In: Cephalalgia 30/10, S. 1159–1169.
- Tiffini Voss u. a. (2016): A phase IIb randomized, double-blind, placebo-controlled trial of ubrogepant for the acute treatment of migraine. In: Cephalalgia 36/9, S. 887–898.
Häufige Patientenfragen
Was kann ich während einer Migräneattacke tun?
Dr. Dr. T. Weigl:
Besprechen Sie den Einsatz von Schmerzmitteln unbedingt mit Ihrem Arzt, aber tun Sie etwas dagegen! Den Schmerz einfach zu überdauern ist eine altmodische Herangehensweise, die sich langfristig negativ auf Ihre Körperfunktionen auswirken kann. Neben Schmerzmitteln tragen auch Dunkelheit und Ruhe zur Schmerzlinderung bei. Verdunkeln Sie Ihr Zimmer und isolieren Sie sich möglichst von Geräuschquellen.
Kann man Migräne irgendwie durch Verhaltenstherapie beeinflussen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Die Migräne selbst lässt sich dadurch eher weniger beeinflussen, wohl aber einige ihrer Folgen. Es ist nunmal leider so, dass Migräne Betroffene stark einschränken kann, vor allem in ihrem Alltag. Das mag dann dazu führen, dass sich Betroffene – da die Attacken unvorhersehbar sind – immer mehr zurückziehen und sie teilweise sogar Aktivitäten meiden, die ihnen eigentlich Freude bereiten. Dieses Vermeiden und die stete Angst vor erneuten Attacken ergeben einen Haufen negativer Gefühle, die sich dann wiederum auch negativ auf die Lebensqualität auswirken. An dieser Stelle kann eine Verhaltenstherapie, um genauer zu sein eine kognitive Verhaltenstherapie, durchaus hilfreich sein, um derlei Denkmuster zu durchbrechen.
Wie kann ich Migräneattacken vorbeugen?
Dr. Dr. T. Weigl:
Leben Sie möglichst nach einem geordneten Tagesrhythmus, vermeiden Sie Stress und nehmen Sie regelmäßige Mahlzeiten ein. Identifizieren Sie Ihre persönlichen Auslöserfaktoren und fertigen Sie eine Checkliste in Ihrem Kopfschmerzkalender an. So können Sie Ihrem Arzt helfen, Sie langfristig besser zu behandeln. Zusätzlich zu der mit Ihrem Arzt vereinbarten medikamentösen Behandlung können regelmäßiger Ausdauersport, Akupunktur und Muskelentspannungsübungen helfen, Migräneattacken vorzubeugen.
Wie sollte ich mich bei Migräne im sozialen Umfeld verhalten?
Dr. Dr. T. Weigl:
Sie können Ihre Migräne offen ansprechen und sollten dies auch tun, wenn Sie Ruhe brauchen. Da Migräne sehr verbreitet ist, werden Sie auf Verständnis treffen. Schließlich kennen die meisten Menschen Betroffene in ihrem eigenen Umfeld. Lernen Sie ‚Nein‘ zu sagen, wenn Sie das Gefühl haben, sich zu viel Stress aufzubürden und besorgt sind, dass dies bei Ihnen eine Migräneattacke auslösen kann. Sprechen Sie auch offen an, wenn Sie alleine sein möchten.
Wie gefährlich ist Migräne?
Dr. Dr. T. Weigl:
Von vielen Betroffenen werden Migräneattacken als Qual empfunden. Sie können die Psyche stark belasten, das Sozialleben negativ beeinflussen, nächtliche Schlaflosigkeit und dadurch wiederum Müdigkeit und Konzentrationsstörungen hervorrufen. Extreme Formen wie der Status migraenosus, bei dem die Migräne über mehr als drei Tage hinweg besteht, sind glücklicherweise eher selten. In sehr seltenen Fällen kann es während der Migräne auch zu einem Schlaganfall kommen. Hierbei spricht man von einem migränösen Infarkt.
Typisches Patientenbeispiel
Die Migräne kündigt sich schon vormittags an: Karla kann sich zunehmend schlechter auf ihre Arbeit konzentrieren. Ihre Kollegen nerven sie immer mehr und sie muss sich zusammenreißen, sie nicht einfach mal richtig anzublaffen. Kurz vor der Mittagspause sieht sie Objekte in ihrem Büro zeitweise verschwommen. Die Blumentöpfe auf der Fensterbank wirken unwirklich klein und ein Kribbeln macht sich in ihren Beinen und Armen bemerkbar. Über die nächsten Minuten werden die visuellen Effekte intensiver und Karla sieht zeitweise zickzackförmige Lichtblitze vor ihren Augen. Sie weiß inzwischen, was ihr bevorsteht – keine angenehme Zeit. Nach einer Stunde setzen schließlich die Kopfschmerzen ein, die wie ein Hammer in ihre Schläfen schlagen und ihr wird übel. Die grelle Beleuchtung im Flur, die quasselnden Kollegen und die lärmenden Drucker aus den Büros, alles sticht in ihrem Kopf. Die Übelkeit führt sie schließlich auf die Toilette, wo sie unter pochenden Schmerzen darauf wartet, sich zu übergeben.
Karla zeigt Eigeninitiative
Karla hat inzwischen mit ihrer Chefin gesprochen und sich den Tag frei genommen. Da diese auch Bekannte hat, die unter Migräne leiden, hat sie vollstes Verständnis für ihre Situation. Bereits auf der Arbeit hat Karla sich eine Brausetablette gegen die Schmerzen in Wasser aufgelöst und diese beginnt nun langsam zu wirken. Zuhause angekommen schließt Karla ihre Fenster gegen den Lärm von draußen und dunkelt ihre Wohnung ab. Sie weiß, dass sie nun Ruhe braucht und beschließt, dass sie – wenn die Migräneattacke endlich überwunden ist – wieder regelmäßig joggen gehen will. Natürlich trägt sie diesen Vorfall auch in ihren Kopfschmerzkalender ein, um sich und ihrem Arzt ein besseres Bild von ihren Beschwerden zu verschaffen.
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Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl, Alexander Z., Tobias Möller
Redaktion: Christine Pepersack
Veröffentlicht am: 11.05.2018, zuletzt aktualisiert: 14.11.2018
Quellen
- Reto Agosti (Hrsg.) (2015): Migräne und Kopfschmerzen: ein Fachbuch für Hausärzte, Fachärzte, Therapeuten und Betroffene. Karger, Basel.
- Robert Croop u. a. (2019): Efficacy, safety, and tolerability of rimegepant orally disintegrating tablet for the acute treatment of migraine: a randomised, phase 3, double-blind, placebo-controlled trial. In: The Lancet 394/10200, S. 737–745.
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie (2019): Pressemitteilung: Neue Therapieoptionen zur Behandlung von akuten Migräneanfällen. In: dgn.org.
- Hans-Christoph Diener u. a. (2018): S1-Leitlinie – Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. In: dgn.org.
- Hartmut Göbel (2016): Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne: Ursachen beseitigen, gezielt vorbeugen, Strategien zur Selbsthilfe. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Hrsg.) (2018): Migräne. In: gesundheitsinformation.de.
- Medizinische Datenbank AMBOSS: Migräne. In: amboss.de.
- David L. Nelson u. a. (2010): Preclinical pharmacological profile of the selective 5-HT1F receptor agonist lasmiditan. In: Cephalalgia 30/10, S. 1159–1169.
- Tiffini Voss u. a. (2016): A phase IIb randomized, double-blind, placebo-controlled trial of ubrogepant for the acute treatment of migraine. In: Cephalalgia 36/9, S. 887–898.
- Vera Zylka-Menhorn (2018): Migräneprophylaxe. Mit Biologika auf neuen Wegen. In: Deutsches Ärzteblatt 115 (35–36).
Katherine Fischer
06.04.2020 18:36Eine Freundin hat vor kurzem Migräne, aber dieses mal dauert es schon seit ein paar Wochen. Sie wird den Arzt bald anrufen, um herauszufinden was los ist und was sie tun soll. Ich möchte nur mich besser darüber informieren. Das ist interessant, dass es so viele Arten von Migräne gibt. Ich wusste das nicht.