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Mythen um Vitamin B12 – Was stimmt und was nicht?

Vitamin B12: Auch wenn es nicht das Wundermittel der Stunde wie beispielsweise Vitamin D ist, gibt es doch einige Legenden, die sich um das Element ranken.
— Dr. Tobias Weigl


Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Vitamin B12, das sog. Cobalamin, ist ein den Vitaminen zugehöriger Stoff, der nicht von unserem Körper hergestellt werden kann. Wir nehmen das wichtige Vitamin über unsere Nahrung auf; meist ist das Vitamin in eiweißhaltigen (und damit in den meisten Fällen tierischen) Produkten enthalten. Vitamin B12 wird für verschiedene Prozesse innerhalb unseres Körpers gebraucht: So ist es maßgeblich für die Ausbildung roter Blutkörperchen, das Immunsystem und die Zellteilung verantwortlich. Darüber hinaus beugt es Müdigkeit und vorschnelle Ermüdung vor. Ein Mangel an Vitamin B12 kann aufgrund verschiedener Faktoren wie beispielsweise Erkrankungen oder Störungen des dafür vorgesehenen Stoffwechsels auftreten. Wie bei anderen natürlichen Substanzen existieren auch über Vitamin B12 und dessen Auftreten und Relevanz für den Körper einige Mythen.
Im folgenden Artikel sehen wir uns einige Legenden und vermeintliche Mythen, die sich um Vitamin B12 ranken, für Sie an.
„Ja, und Du bist Dir sicher, dass das was bringt?“ Martin ist skeptisch. Er ist seit Jahren Vegetarier und hat nun im Rahmen einer Untersuchung festgestellt, dass er einen zu niedrigen Vitamin-B-12-Spiegel hat. Er hat seiner Freundin Jule davon erzählt, die den Sachverhalt erst einmal gegoogelt hat. Schnell ist sie auf einer vielversprechenden Website gelandet, wo User Tipps zum Umgang mit diesem Problem bieten. „Ja, da steht doch schwarz auf weiß, dass Du schwuppdiwupps den Spiegel wieder auf Vordermann bringen kannst, wenn Du Produkte mit Algenanteil isst!“ Stolz zeigt sie ihm den vermeintlichen Beweis. Martin ist sich unsicher. Ob das so stimmt?

Grundlage: Was ist Vitamin B12?

Vitamin B12 (sog. ‚Cobalamin’) gehört zu der Stoffgruppe der Vitamine. Vitamine sind chemische Substanzen, die Teil wichtiger Prozesse im Körper sind. Sie werden größtenteils nicht von unserem Körper ausgebildet, sondern wir müssen sie über externe Träger aufnehmen. Auch Cobalamin wird über Nahrung aufgenommen. Besonders ergiebig sind tierische Produkte wie Innereien (Leber, Niere, Milz, Gehirn) oder Milchprodukte, da Cobalamin häufig an Eiweiße gekoppelt ist. Es gibt auch einige pflanzliche Lebensmittel, die einen kleinen Anteil Vitamin B12 enthalten. Dazu zählt beispielsweise Sauerkraut.

Im folgenden Video erklärt Dr. Tobias Weigl die Rolle und Bedeutung von Vitamin B12 – und nennt auch typische Mythen.

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Wenn die Nahrung in unseren Magen gelangt, wird das Vitamin aus der Nahrung gelöst, indem es an ein Glycoprotein gekoppelt wird, das Haptocarrin. Dadurch wird die wertvolle Substanz auch vor der aggressiven Magensäure geschützt. Im Dünndarm wird es schließlich dank weiterer Glycoproteine (sog. ‚Intrinsic-Faktor‘) in den Körper aufgenommen. Dieser lagert das Cobalamin bis zu fünf Jahre lang in der Leber (zu 60 Prozent) und im Muskelgewebe (30 Prozent).

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Gut zu wissen!
Mediziner teilen Vitamine in zwei Gruppen: Die erste Gruppe beinhaltet die Vitamine A, D, E und K. Ihnen ist gemein, dass sie fettlöslich sind. Die Vitamine B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9, B12 und C sind dagegen wasserlöslich.

Vitamin B12 wird von unserem Körper in verschiedene Prozesse und Abläufe eingebunden. Dazu gehören:

  • Abbau von Fettsäuren
  • Unterstützung der Blutbildung durch Aktivierung von Folsäuren
  • Teil des Homocystein-Stoffwechsels
  • Unterstützung des Immunsystems
  • Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung
  • Unterstützung der Zellteilung

Vitamin-B12-Mangel: Ursachen und Symptome

Während es im Prinzip nicht zu einem Überschuss an Vitamin B12 kommen kann, sieht die Lage auf der anderen Seite des Spektrums anders aus. Ein Mangel an Vitamin B12 kann verschiedene Gründe haben. Viele drehen sich vor allem darum, dass die Aufnahme des Vitamins (sog. ‚Resorption’) gestört ist. Zu den Gründen zählen unter anderem:

  • Alkoholismus
  • Intrinsic-Faktor-Mangel: Ursache für den Mangel des Glykoproteins ist beispielsweise eine Vergrößerung der Schleimhautzellen im Magen (sog. ‚Atrophische Gastritis‘)
  • Entzündungen im Darmtrakt
  • krankheitsbedingter Abbau der Dünndarminnenwand
  • Imerslund-Gräsbeck-Syndrom: Hinter dieser Bezeichnung steht ein Defekt in der Cobalamin-Aufnahme; Ursachen sind Mutationen zweier Gene
  • Therapie mit Lithium
  • Therapie mit Metformin eines Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 2
  • Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (u. a. manche Verhütungsmittel)
Videoexkurs: Magenschleimhautentzündung
Eine Magenschleimhautentzündung (sog. ‚Gastritis’) klingt nicht angenehm – was dahintersteckt, welche Auslöser es für eine Gastritis gibt und welche Therapiemöglichkeiten existieren, erklärt Dr. Tobias Weigl in diesem Video. Mehr Informationen auf einem Blick finden Sie auch auf unserer Website in folgendem Artikel:

 

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Symptome eines Vitaminmangels

Zu den beiden Leitsymptomen eines Vitaminmangels, der bei Ärzten auch Hypovitaminose heißt, gehören die Blutarmut (sog. ‚Anämie‘) sowie die Entzündung der Zunge (sog. ‚Glossitis‘). Dazu kommen aber auch weitere Beschwerden:

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Exkurs: Anämie
Blutarmut gehört zu den häufigsten Krankheiten in den westlichen Industrieländern. In der Fachsprache wird die Erkrankung als Anämie bezeichnet. Hinter Blutarmut verbirgt sich eine verringerte Anzahl oder Funktionsfähigkeit der roten Blutkörperchen (sog. ‚Erythrozyten’). Rote Blutkörperchen sind vor allem für den Transport von Sauerstoff durch unseren Körper verantwortlich. Die Ursachen für eine Anämie können unterschiedlich sein und werden grundlegend in die folgenden drei unterteilt:

Eine Anämie äußert sich anhand einer Reihe von Symptomen, die sich in Blässe, allgemeiner Schwäche, Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Atemnot und schlimmstenfalls organischen Veränderungen äußert. Besonders häufig sind Kinder, Frauen und ältere Menschen von einer Anämie betroffen. Durch die Gabe der fehlenden Substanzen kann die Blutarmut behoben werden.

 

Fakten-Box

Vitamin B12

  • Tagesbedarf: 3 µg
  • Kommt vor allem in tierischen Nahrungsmitteln (Innereien, Eier) und einigen pflanzlichen (Sauerkraut) vor

Symptome bei Mangel (Auswahl)

Leiden Sie unter Vitamin-B12-Mangel? Falls ja: Welche der folgenden Ursachen wurde bei Ihnen diagnostiziert?

Mythen um Vitamin B12

Gerade um die Wirkungsweise von Vitaminen und anderen Substanzen, die wir als sog. Nahrungsergänzungsmittel zu uns nehmen, kursieren viele Geschichten. Wir haben im Folgenden einige herausgepickt und auf ihre wissenschaftliche Grundlage überprüft.

Mythen, die stimmen

  • Vitamin B12 hilft bei schweren Depressionen: Eine Studie von finnischen Wissenschaftlern aus dem Jahre 2003 legt nahe, dass das Vitamin eine Rolle bei der Behandlung von Depressionen spielen könnte. Ein halbes Jahr lang wurden 115 Patienten mit einer schweren Depression mit Vitamin-B12-Serum behandelt. Nach Ablauf der Zeit haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit der Genesung mit dem Vitamin-B12-Level zusammenhängt. Es müssen noch weitere Forschungen folgen, um diesen Zusammenhang weiter zu ergründen.
  • Vegetarier und Veganer sind mangelernährt: Der Großteil der Lebensmittel, die Cobalamin enthalten, ist tierischen Ursprungs. Dazu gehören unter anderem Innereien, Eier, Fisch oder verschiedene Milchprodukte – ein Problem für all jene, die auf tierische Produkte verzichten. Allerdings ist es nicht automatisch so, dass Veganer und Vegetarier einen zu niedrigen Vitamin-B12-Spiegel haben. Richtig ist: Vitamin B12 wird von unserem Körper bis zu fünf Jahre in der Leber gespeichert. Ist der Speicher leer, kann es zu Mangelerscheinungen (bspw. Anämie) kommen. Daher sollten Sie als Veganer oder Vegetarier regelmäßig Ihren Cobalamin-Spiegel überprüfen lassen.
  • Vitamin B12 hilft bei Schuppenflechte: Schuppenflechte (sog. ‚Psoriasis‘) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vererbbar ist, aber auch durch externe Einflüsse ausgelöst wird. Nicht nur die Haut, sondern auch Gelenke und innere Organe können davon betroffen sein. Ist die Haut betroffen, ist die Behandlung der Symptome mittels einer Salbe möglich. Eine Gruppe deutscher Wissenschaftler hat bereits 2001 festgestellt, dass entsprechende Cremes, die eine Mischung aus der Trendfrucht Avocado und Vitamin B12 enthalten, bei der dauerhaften Behandlung einer Psoriasis förderlich seien.

Mythen, die nicht stimmen

  • Vitamin B12 ist ein Muntermacher: Schlecht drauf? Häufig werden Sie hören, dass B12-Supplemente Ihnen helfen und Sie wieder fit machen. Das ist nicht ganz richtig. Vitamin B12 stößt die Produktion von roten Blutkörperchen an. Haben wir zu wenig rote Blutkörperchen, werden wir müde und schlapp. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln dagegen ankämpfen können, dass wir schlecht gelaunt sind.
  • Vitamin-B12-Bedarf kann über Algen gedeckt werden: Das stimmt leider nicht ganz. Gerade in der Nahrungsergänzungsmittelindustrie gibt es einige Präparate, die auf Algenbasis hergestellt werden. Die meisten Algen produzieren allerdings kein Cobalamin, sondern nur sogenannte Vitamin-B12-Analoga. Diese sind dem natürlich Cobalamin auf chemischer Ebene ähnlich. Anders als diese enthalten sie aber keine Vitaminwirksamkeit, manche sind sogar gefährlich für Ihre Gesundheit. Es gibt allerdings eine Algenart, die tatsächlich Vitamin B12 aufweist, das sogenannte Chlorella. Dieses wird allerdings von Mikroorganismen auf der Oberfläche der Alge produziert, weswegen letztendlich eine klare Aussage hinsichtlich des B12-Wertes schwierig ist. Cobalamin in der Ernährung über Algen zu decken, ist daher nicht möglich.

Häufige Patientenfragen

In welchen Lebensmitteln findet sich Vitamin B12?

Dr. T. Weigl
Cobalamin muss über die Nahrung aufgenommen werden und findet sich in einer Reihe von Lebensmitteln – in einem Großteil ist das Cobalamin an Eiweiße gekoppelt, sogenannte Proteine. Das hat zur Folge, dass vor allem tierische Innereien wie Herz oder Niere, aber auch Muskelfleisch, Eier und auch Fisch Vitamin B12-Lieferanten sind. Es gibt auch einige wenige pflanzliche Produkte, die das Vitamin enthalten. Dazu gehört Sauerkraut. In geringfügigen Mengen finden Sie Cobalamin übrigens auch in Bier!

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Dr. T. Weigl
Als Nahrungsergänzungsmittel werden Substanzen wie Tabletten, Kapseln, Pulver und ähnliches bezeichnet, die für den Körper wichtige Substanzen in konzentrierter Form enthalten. Diese sollen die normale Ernährung ergänzen. In vielen Fällen brauchen Sie tatsächlich keine ergänzenden Präparate; vor allem, wenn Sie sich bereits ausgewogen und gesund ernähren. Dies bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass Supplemente eine gesunde Ernährung ersetzen. Nahrungsergänzungsmittel fallen nicht unter Medikamente. Auch wenn einige Hersteller mit positiven Folgen für die Gesundheit werben, dienen diese Präparate nicht der Heilung von Krankheiten oder ähnlichem.

Ein Glück, dass Martin skeptisch geblieben ist. Er hat sich, weil er kaum Antworten auf seine Frage gefunden hat, an eine befreundete Ernährungsexpertin gewendet, die ihm prompt riet, sich nicht darauf zu verlassen. Stattdessen empfiehlt sie ihm, mit seinem Arzt über mögliche Vitamin-B12-Supplemente zu sprechen. Diesen Rat beherzigt er und macht direkt am nächsten Tag einen Termin aus!

Verwandte Themen

Welchen Mythen kennen Sie im Zusammenhang mit Vitamin B12? Haben Sie Fragen zum Thema? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

 

Autoren: Dr. Tobias Weigl, Andrea Lorenz
Lektorat: Tobias Möller
Veröffentlicht: 22.01.2019

Quellen

  • Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2018): Nahrungsergänzungsmittel.
  • gie/aerzteblatt.de (2017): Nahrungsergänzungsmittel: Deutsche setzten vor allem auf Magnesium. In: Deutsches Ärzteblatt Online.
  • Lieselotte Hasselhoff (2018): Mythos Vitamin B12: Apotheker über Herbstkrankheiten und Depression. In: Neue Westfälische vom 3.11.2018.
  • Jukka Hintikka u. a. (2003): High vitamin B12 level and good treatment outcome may be associated in major depressive disorder. In: BMC Psychiatry 2/3.
  • Walter Siegenthaler und Hubert E. Blum (2006): Klinische Pathophysiologie, 9. völlig neu bearbeitete Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  • Markus Stücker u. a. (2001): Vitamin B(12) cream containing avocado oil in the therapy of plaque psoriasis. In: Dermatology 203/2, S. 141–147.
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1 Kommentar
  • Kristina
    02.08.2024 20:14

    Vielen Dank für den (gewohnt) informativen Beitrag!

    Ich habe genau das „umgekehrte“ Problem: Meine letzte Laboruntersuchung ergab einen deutlich erhöhten (!) Vit. B12-Spiegel (ich nehme keine Supplemente!). Alle Ärzte, die ich bisher dazu befragt hatte, finden dafür keine Erklärung … Wildes Googlen macht mich auch nicht schlauer … :-/

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