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Vermehrter Haarwuchs bei Frauen – mögliche Ursachen

Auf einen Blick – vermehrter Haarwuchs bei Frauen

Bei welchen Frauen tritt vermehrter Haarwuchs auf?

  • als Symptom bestimmter Grunderkrankungen:
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom
  • Adrenogenitales Syndrom
  • Cushing-Syndrom

Symptome (Auszug)

  • betroffene Körperstellen: u. a. Kinn, Oberlippe, in der Bauchnabelregion
  • kräftige, dunkle Haare an Stellen, wo vorher weniger Haare waren

Behandlung (Auszug)

  • Therapie der Grunderkrankung
  • Kontrazeptiva (‚Pille’)
  • lokale, symptomatische Therapie

Tipps

  • Wachstumsverhalten der Haare beobachten
  • Aufsuchen des Hausarztes und Gynäkologen

Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst

Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.

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Jeder Mensch ist fast am gesamten Körper behaart. Frauen und Männer weisen ein unterschiedliches Behaarungsmuster auf. Während bei Männern auf den ersten Blick besonders der Bart auffällt, haben Frauen eine eher flaumartige, unauffällige Behaarung im Gesicht. Außerdem fehlt ihnen die kräftige Behaarung an Brust, Bauch und Rücken. Die individuelle Farbe der Haare kann – je nach Typ – unterschiedlich sein. Frauen mit vermehrtem Haarwuchs stellen jedoch eine Veränderung ihres Behaarungsmusters fest. Möglicherweise wachsen Haare an Körperstellen, wo vorher nur wenige wuchsen, oder die Haare sind plötzlich viel fester. Im Folgenden stellen wir Krankheitsbilder und Gegebenheiten vor, bei denen es zu einem verstärkten Haarwuchs bei Frauen kommen kann.

Vermehrter Haarwuchs bei Frauen und seine möglichen Ursachen

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass Haarwuchs bei Frauen ganz natürlich ist! Abgesehen von den Hand- und Fußleisten ist jede Körperstelle behaart. Es werden drei Arten von Haaren unterschieden:

  • Lanugohaar: Dabei handelt es sich um ein farbloses, flaumartiges Haar, das bereits vor oder kurz nach der Geburt ausfällt.
  • Vellushaar: Ein kurzes, dünnes und helles Haar, das einen Großteil der Körperbehaarung ausmacht. Ein Teil dieser Haare wird im Laufe der Pubertät (besonders bei Jungen) durch Terminalhaare ersetzt.
  • Terminalhaar: Kennzeichnend für diesen Haartyp ist seine dunkle Farbe (Pigmentierung). Zum Terminalhaar gehören Achsel- und Schambehaarung, Augenbrauen, Wimpern, Brust-, Bauch-, Rücken-, Kopf-, und Barthaar.

Welche Haarart findet sich beim vermehrten Haarwuchs?

Frauen mit vermehrtem Haarwachstum beklagen sich über dunkle, oft als ‚borstig’ beschriebene Haare. Die Haare vom Vellus-Typ wandeln sich also im sog. ‚Haarfollikel’, der Hülle der Haarwurzel, in Terminalhaare um.

Vermehrter Haarwuchs – Typische Körperstellen


Der vermehrte Haarwuchs findet sich insbesondere an Kinn, Oberlippe, den Innenseiten der Oberschenkel und der Brust. An diesen Stellen wachsen die Haare auch bei Männern besonders stark und kräftig. Wenn eine Frau unter einer übermäßigen Behaarung leidet, kann dies durch die vermehrte Produktion männlicher Hormone (sog. ‚Androgene’ wie z. B. ‚Testosteron’) bedingt sein. Diese kommen – wie oft irrtümlich angenommen – nicht nur bei Männern vor. Auch Frauen haben einen gewisse Androgenmenge im Körper. In vielen Fällen ist eine eindeutige Ursache jedoch nicht festzumachen. Unabhängig von den Auslösern bezeichnet man das vermehrte Haarwachstum in der Fachsprache als ‚Hirsutismus’.

Gut zu wissen!

Abzugrenzen vom Hirsutismus ist die ‚Virilisierung’, die zusätzlich zur vermehrten Behaarung eine Vermännlichung der Stimme umfasst. Weiterhin können sich die Körperproportionen zum männlichen Typus hin entwickeln. Eine Vergrößerung der Klitoris, Haarausfall und das Ausbleiben der Periode (‚Amenorrhoe’) sind weitere Symptome.

1. Idiopathischer Hirsutismus – vermehrter Haarwuchs ohne klare Ursache

In 90 % der Fälle von Hirsutismus spricht man von einer ‚idiopathischen’ Form, was bedeutet, dass die Ursache nicht bekannt ist. Die Blutwerte des männlichen Hormons Testosteron sind bei dieser Form kaum oder nur leicht erhöht. Allerdings wird diskutiert, ob eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel für das im Körper vorhandene Testosteron ursächlich ist.

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Als weiterer möglicher Grund wird u. a. die Herkunft der Betroffenen erwogen. Frauen, die aus dem Mittelmeerraum stammen, haben oft eine dunklere und vermehrte Behaarung. Bei diesen Frauen tritt der starke Haarwuchs jedoch nicht – wie bei vielen Krankheitsbildern – plötzlich neu auf. Aufmerksam sollten Frauen daher werden, wenn eine Veränderung des Behaarungsmusters bemerkt wird. In nur 10 % der Fälle von vermehrtem Haarwuchs sind Auslöser dafür bekannt. Im Folgenden werden ausgewählte Krankheitsbilder vorgestellt.

2. Polyzystisches Ovarialsyndrom (‚PCO’)

Als erste Grunderkrankung stellen wir das Polyzystische Ovarialsyndrom, auch ‚Stein-Leventhal-Syndrom’ genannt, vor. ‚Ovar’ ist ein anderes Wort für ‚Eierstock’. 70–90 % der Frauen, die nicht an idiopathischem Hirsutismus leiden, haben vermehrten Haarwuchs aufgrund eines PCO-Syndroms. Es manifestiert sich meist im Alter zwischen 20 und 30 Jahren bei 5 % aller Frauen.

Die genauen Prozesse, die zu dieser Krankheit führen, sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Vermutet wird allerdings, dass aufgrund einer hormonellen Fehlbalance der Eisprung in der Zyklusmitte ausbleibt. In Folge dessen entstehen vermehrt männliche Geschlechtshormone. Diese sind die Ursache für das männliche Behaarungsmuster. Zudem können sie Haarausfall, fettige Haut mit Akne und eine Stimmveränderung bedingen. Auffällig sind zudem die Eierstöcke, die mit vielen Zysten (‚polyzystisch’) besetzt sein können.

Bedingt durch die unregelmäßigen bzw. ausbleibenden Eisprünge ist die Fruchtbarkeit herabgesetzt. Daher werden PCO-Patientinnen häufig aufgrund eines unerfüllten Kinderwunsches bei ihrem Arzt vorstellig. Beim PCO wird zudem eine herabgesetzte Empfindlichkeit gegenüber dem Hormon ‚Insulin’ angenommen. Dieses wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und ist für die Regulation des Blutzuckerwertes zuständig. Sprechen die Körperzellen weniger stark auf das Hormon an, können sich eine Adipositas (‚Fettleibigkeit’) und die Zuckerkrankheit ‚Diabetes mellitus’ entwickeln.

3. Adrenogenitales Syndrom

Als zweite mögliche Ursache stellen wir das ‚Adrenogenitale Syndrom’ vor. Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingte Störung der Hormonproduktion (sog. ‚Hormonsynthese’) in der Niere, genauer der Nebennierenrinde.

Dieser seltenen Erkrankung (Häufigkeit 1 von 10.000) liegt der Defekt eines bestimmten Enzyms zugrunde. Enzyme sind in aller Regel Eiweiße, die den Stoffwechsel des Körpers steuern und beschleunigen. Besagtes Enzym, die sog. ‚21-Hydroxylase’, wirkt bei der Herstellung des Hormons ‚Cortisol’ mit. Bei einem Mangel an Hydroxylase wird folglich weniger Cortisol produziert. Bedingt durch komplizierte Kopplungsmechanismen der Hormone, führt der Cortisolmangel letztendlich zu einer erhöhten Produktion männlicher Sexualhormone in der Nebennierenrinde.

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Dadurch kann es, wie auch beim PCO, zu einer äußerlichen Vermännlichung kommen. Vermehrter Haarwuchs ist eines der Symptome. Die weiblichen inneren Geschlechtsorgane, zu denen Gebärmutter und Eierstock zählen, sind zwar regelgerecht angelegt, auffällig ist jedoch in einigen Fällen die vergrößerte Klitoris. Bei jungen Mädchen besteht die Möglichkeit, dass die erste Periode komplett ausbleibt. Man spricht dann von einer ‚primären Amenorrhoe’. Begleitend ist oft ein Ausbleiben des Brustwachstums. Patientinnen, die am Adrenogenitalen Syndrom leiden, werden aufgrund ihrer Symptomatik häufig schon im Jugendalter diagnostiziert.

4. Cushing-Syndrom

Als Cushing-Syndrom bezeichnet man einen Überschuss des Hormons Cortisol (‚Hypercortisolismus’). Welches – wie bereits im vorherigen Abschnitt erklärt – in der Nebennierenrinde produziert wird. Auslöser für die Produktion ist das Hormon ‚ACTH’, das in der Hypophyse hergestellt wird. Diese befindet sich am Übergang zum Gehirn und wird deshalb auch als ‚Hirnanhangsdrüse’ bezeichnet.

Die Hauptursache (75 % der Fälle) für einen Hypercortisolismus ist ein Tumor der Hypophyse. Der Tumor produziert ACTH. Dadurch steigt Cortisol in der Nebennierenrinde an. Ein Tumor kann sich auch in der Nebennierenrinde selbst manifestieren (15 % der Cushing-Fälle). Das Ergebnis, nämlich eine erhöhte Cortisolproduktion, ist das gleiche wie beim Hypophysentumor. Als wichtigste Symptome bei Frauen sind vermehrtes Haarwachstum, Zyklusstörungen und eine allgemeine Vermännlichung zu nennen. Typisch sind außerdem ein Vollmondgesicht, Stammfettsucht, also eine vornehmliche Fettanlagerung am Bauch und Bluthochdruck.

Eine umfassendere Darstellung des Cushing-Syndroms, natürlich auch zu weiteren Symptomen, Diagnostik und Therapie, finden Sie im Artikel: Cushing-Syndrom – Zu viel Cortison? Symptome | Ursachen |Behandlung.

Gut zu wissen!
Sollte der Hypercortisolismus durch einen ACTH-produzierenden Tumor der Hypophyse bedingt sein, wird er als ‚Morbus Cushing’ bezeichnet. Man spricht dann nicht mehr von einem reinen Cushing-Syndrom, da dieser Begriff lediglich die Überproduktion an Cortisol beschreibt und nicht die Ursache (den Tumor).

Exkurs: Exogenes Cushing-Syndrom

Dabei handelt es sich um eine medikamentös ausgelöste Form des Cushing-Syndroms. In diesem Falle ist die Ursache eine Langzeitbehandlung mit Cortison. Die tägliche Dosis, die zu dem typischen Cushing-Erscheinungsbild führt, unterscheidet sich innerhalb der verschiedenen Präparate. Die häufig angeordneten Cortisonpräparate haben folgende Schwellenwerte pro Tag:

  • Hydrocortison (‚Cortisol’): 30mg
  • Prednisolon: 7,5mg
  • Methylprednisolon: 6mg
  • Triamcinolon: 6mg
  • Dexamethason: 1,5mg

Sollte der tägliche Schwellenwert langfristig überschritten werden, kann es demnach auch zu vermehrtem Haarwuchs kommen.

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Über die möglichen Nebenwirkungen – wie Gewichtszunahme – der Cortisoneinnahme spricht Dr. Dr. Tobias Weigl ausführlich in diesem Video auf seinem YouTube-Kanal „Video-Visite“.
https://www.youtube.com/watch?v=8hCE20c8Cyk

Leiden Sie unter vermehrtem Haarwuchs? Welche zusätzlichen Symptome treten bei Ihnen auf? (Mehrfachnennungen möglich) Damit helfen Sie anderen Lesern, ihre Symptome besser einzuschätzen.

Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnostik von vermehrtem Haarwuchs bei Frauen

Da wir nun wissen, dass Haarwuchs als Symptom verschiedener Grunderkrankungen auftreten kann, stellt sich die Frage, wie diese diagnostiziert werden können.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Bei einem Anamnesegespräch kann der Arzt die genaueren Umstände zur Symptomatik erfragen. Wichtig ist in diesem Fall unter anderem:

  • seit wann der vermehrte Haarwuchs besteht
  • welche weiteren körperlichen Veränderungen die Patientin an sich festgesellt hat
  • wie ihr Zyklus in den letzten Monaten verlaufen ist
  • ob die Patientin an Gewicht zugenommen hat

Anhand dieser Informationen kann der Arzt schon einige Krankheiten ausschließen oder sie als mögliche Ursache identifizieren. Weiter einschränken kann er die Krankheiten durch die zusätzliche körperliche Untersuchung. Hierbei wird ein Fokus auf Merkmale gelegt, die im Zusammenhang mit möglichen Krankheiten auftreten können.

Zusatzuntersuchung – PCO

Für die PCO-Diagnose werden die sogenannten ‚Rotterdam-Kriterien’ verwendet. Notwendig für die Diagnose des PCO-Syndroms ist, dass zwei der drei Kriterien zutreffen:

  1. ein verlängerter Abstand zwischen den Monatsblutungen oder ein komplettes Ausbleiben der Periode
  2. Virilisierung: Symptome wie ein männliches Behaarungsmuster, Akne und Haarausfall
  3. Eierstöcke mit vielen Zysten: Mittels Ultraschall können in den Eierstöcken perlschnurartig aufgereihte Zysten nachgewiesen werden

Wichtig: Aufgrund des Namens könnte man denken, dass zur Diagnose zwingend Zysten in den Eierstöcken nachgewiesen werden müssen. Es reichen aber auch die zwei anderen Rotterdam-Kriterien aus; daher kann auch ohne zystische Eierstöcke die Diagnose ‚PCO’ gestellt werden. Im Blut kann zudem eine Testosteronerhöhung nachgewiesen werden (die Auslöser des vermehrten Haarwachstums ist). Gleichzeitig können auch die weiblichen Sexualhormone (‚Östrogene’) erhöht sein. Die vom Eierstock produzierten Hormone ‚LH’ (Luteinisierendes Hormon) und ‚FSH’ (Follikel-stimulierendes Hormon) sollten ebenfalls bestimmt werden.

Zusatzuntersuchungen – Adrenogenitales Syndrom

Zum Nachweis des Enzymdefekts können Hormonvorstufen von Cortisol im Blut bestimmt werden. Zur Erinnerung: bei einem Defekt dieses Enzyms kann kein funktionsfähiges Cortisol produziert werden. Daher fallen vermehrt dessen Vorstufen an. Das Cortisol selbst ist erniedrigt. ACTH hingegen ist zum Ausgleich erhöht; dadurch versucht der Körper, Cortisol wieder zu erhöhen. Eine weitere Möglichkeit ist die direkte Bestimmung des Enzyms im Blut.

Zusatzuntersuchungen – Cushing-Syndrom

Die Diagnostik des Hypercortisolismus wird stufenweise durchgeführt. Zunächst wird der Cortisolspiegel überprüft. Hierfür bieten sich eine Messung im 24-Stunden-Sammelurin oder eine mitternächtliche Messung des Cortisols im Blut an. Das Hormon unterliegt einer sog. ‚zirkadianen’ Rhythmik. Darunter versteht man eine unterschiedlich hohe Cortisolkonzentration je nach Uhrzeit – normalerweise ist die Konzentration um 24.00 Uhr am niedrigsten. Liegt ein Hypercortisolismus vor, kann daher um Mitternacht eine erhöhte Konzentration gemessen werden.

Ist ein Hypercortisolismus festgestellt worden, stellt sich die Frage, ob ein Tumor der Hypophyse oder Nebenniere vorliegt. Dazu führt man weitere Hormontests durch. Als Experte führt oft der Facharzt für Endokrinologie diese Tests durch.

„Zur Diagnostik eines erhöhten Cortisolspiegels stehen vielfältige Testverfahren zur Verfügung. So können wir die genaue Ursache für das vermehrte Haarwachstum herausfinden.“ Dr. Dr. Tobias Weigl Share on X

Fakten-Box

Vermehrter Haarwuchs bei Frauen

  • idiopathisch
  • PCO-Syndrom
  • Adrenogenitales Syndrom
  • Cushing-Syndrom
  • nach langfristiger Cortison-Einnahme

Therapiemöglichkeiten

  • richten sich nach der Grunderkrankung
  • u. a. Hormoneinnahme
  • langsames Absetzen des Cortisons
  • OP: bei Morbus Cushing

Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von vermehrtem Haarwuchs bei Frauen

Genauso vielfältig wie die Ursachen für vermehrten Haarwuchs bei Frauen sind, gestalten sich auch die Therapiemöglichkeiten. Eine vorausgehende, eindeutige Diagnose ist hilfreich, um nicht nur symptomatisch, sondern der Erkrankung entsprechend zu behandeln.

1. Idiopathischer Hirsutismus

Hier ist zunächst das mechanische oder physikalische Entfernen der Haare zu nennen. In Frage kommt dafür etwa die Rasur oder das Wachsen der unerwünschten Haare. Bei der Rasur besteht jedoch die Gefahr, dass sich Stoppeln bilden. Viele Patientinnen wenden diese Methode daher eher an Stellen an, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind (z. B. Oberschenkelinnenseiten). Zur symptomatischen Therapie kann auch ein Bleichen der Haare in Erwägung gezogen werden. Eine langfristige Entfernung der Haare kann mittels Dauerepilation oder Laserbehandlung angestrebt werden. Je nach Hauttyp werden unterschiedliche Laserverfahren verwendet.

Der Wirkstoff ‚Eflornithin’ kann als Creme aufgetragen werden und bewirkt eine Verlangsamung des Haarwachstums. Experten hierfür sind die Hautärzte. Als weitere medikamentöse Therapie kommen Kontrazeptiva (‚Pille’) in Betracht. Optimaler Weise werden Präparate eingenommen, die einen sogenannten ‚antiandrogenen’ Effekt haben. Das bedeutet, dass sie den männlichen Hormonen entgegenwirken und das Haarwachstum entsprechend reduziert wird.

2. Polyzystisches Ovarialsyndrom

Als Goldstandard gilt bei nicht vorhandenem Kinderwunsch eine Therapie mittels oraler Kontrazeptiva (‚Pille’). Um den überschüssigen Androgenen entgegenzuwirken, kann wie beim idiopathischen Haarwuchs eine Pille mit antiandrogener Wirkung verordnet werden. Dahingegen wäre eine solche bei bestehendem Kinderwunsch aufgrund der verhütenden Wirkung nicht sinnvoll. Sollte eine PCO-Patientin nicht auf natürliche Weise schwanger werden, kann man mit Medikamenten unterstützend tätig werden.
Ein Medikament, das den Eisprung auslöst, ist ‚Clomifen’. Darüber hinaus gibt es weitere medikamentöse Möglichkeiten, um die Eierstöcke zu kontrollieren und stimulieren.

3. Adrenogenitales Syndrom

Da die Ursache für die übermäßig produzierten Androgene ein Mangel an Cortisol ist, muss zur Therapie lebenslänglich genau dieses Hormon eingenommen werden. Bedingt durch den Hydroxylase-Mangel verliert der Körper die Fähigkeit einer ausreichenden Cortisolproduktion. Die Cortisoleinnahme (z. B. in Form von ‚Hydrocortison’) sollte nach einem festen Einnahmeschema erfolgen. Bei guter hormoneller Einstellung ist ebenfalls ein Rückgang des Haarwachstums zu erwarten.

4. Cushing-Syndrom

Ist das Cushing-Syndrom auf einen Hypophysentumor mit ACTH-Produktion zurückzuführen (‚Morbus Cushing’), so ist die Entfernung des Tumors die Therapie der Wahl. Mittels eines operativen Zugangs durch die Nase wird der Tumor entfernt. Anschließend sollte das Haarwachstum zurückgehen. Im Falle eines Nebennierentumors, sollte auch dieser operativ entfernt werden.

Bezüglich des Haarwachstums, das durch langfristige Cortisoneinnahme verursacht wird, muss mit dem Arzt Rücksprache gehalten werden. Auf den ersten Blick scheint das Absetzen des Cortisons die einfachste Lösung zu sein. Aber: das Cortison wird nicht ohne Grund eingenommen! Besteht aufgrund der Krankheit, wegen der es eingenommen wird, weiterhin die Notwendigkeit zur Cortisontherapie? Sprechen Sie Ihren Arzt auf das Haarwachstum an und wägen Sie mit ihm ab, ob es alternative Therapieoptionen gibt.
„Bei einer langfristigen Cortisontherapie ist es essentiell das Medikament langsam ausschleichen zu lassen.“— Dr. Dr. Tobias Weigl Share on X

Aktuelle Forschung – PSA ist bei Patientinnen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCO) erhöht

In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben Forscher herausgefunden, dass bei PCO-Patientinnen erhöhte Werte des Prostata-spezifischen Antigens (‚PSA’) gemessen werden können. Unter diesem komplizierten Begriff verstehen Mediziner ein Eiweiß, das bei Männern in der Prostata (‚Vorsteherdrüse’) und bei Frauen in bestimmten Drüsen im Scheidenbereich hergestellt wird. Besonders an diesem Eiweiß ist eigentlich, dass eine erhöhte Konzentration auf Krankheiten wie Prostatakrebs oder eine Prostataentzündung hinweisen kann. Anscheinend trifft das jedoch auch bei einer PCO-Erkrankung zu. Um das überprüfen, wurde eine Gruppe von PCO-Patientinnen mit einer Gruppe von Frauen ohne PCO verglichen. Bei den gesunden Frauen waren die PSA-Werte nicht höher.

PSA als potentieller Marker für das Polyzystische Ovarialsyndrom

Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie ist es, dass die Bestimmung von PSA in Zukunft möglicherweise Bestandteil der PCO-Diagnostik werden kann.

Quelle: Zeng-Hong Wu u. a. (2019): Prostatic-specific antigen (PSA) levels in patients with polcystic ovary syndrome (PCOS): a meta-analysis. In: Journal of Ovarian Research, 15. Oktober 2019, Heft 94.

Häufige Patientenfragen

Kann mein Hautarzt die Haare entfernen?

Dr. Dr. T. Weigl
Ja, das kann er. Allerdings müssen wir zunächst einmal zwischen symptomatischer und ursächlicher Therapie unterscheiden. Sollte der Dermatologe die Haare (z. B. mittels Lasertherapie) entfernen, handelt es sich dabei um eine symptomatische Therapie. Die Ursache, wegen der es zu vermehrtem Haarwachstum kommt, ist bei dieser Methode noch nicht behoben. Die Haare werden immer wieder neu wachsen. Empfehlenswert ist es daher, beim Arzt Ursachenforschung zu betreiben. Warum wachsen überhaupt plötzlich so viele Haare?

Was kann ich gegen mein PCO tun, wenn ich nicht die Pille nehmen möchte?

Dr. Dr. T. Weigl
In einer amerikanischen Studie wurde die Eisprungrate (sog. ‚Ovulationsrate’) von PCO-Patientinnen untersucht. Es gab drei Testgruppen: 1. Einnahme der ‚Pille’, 2. Lifestyle-Änderung (Sport, Diät), 3. Kombination von beidem. Nach 16 Wochen wurde in den drei Gruppen die Ovulationsrate erneut analysiert. Dabei kam heraus, dass die Eisprungrate bei der Gruppe mit Gewichtsreduktion (Rate=60 %) höher war als bei der ‚Pille’-Gruppe (46 %). Anhand dieser Studie wird deutlich, dass eine effektive PCO-Therapie nicht nur medikamentös erfolgreich sein kann. Im Gegenteil: Sport und gesunde Ernährung steigern die Ovulationsraten und damit auch die Fruchtbarkeit.

Welche Ärzte können mir bei starkem Haarwuchs weiterhelfen?

Dr. Dr. T. Weigl
Für die Diagnose der Grunderkrankung ist es ratsam, zunächst den Hausarzt oder Gynäkologen aufzusuchen. Diese können bei Verdacht auf eine komplizierte hormonelle (‚endokrinologische’) Erkrankung gegebenenfalls eine Überweisung zu einem Facharzt für Endokrinologie ausstellen. Ein Endokrinologe ist auf jene Erkrankungen spezialisiert, die mit dem hormonellen System zusammenhängen. Zu diesem gehören neben den Keimdrüsen (Hoden, Eierstock) auch die Schilddrüse mit Nebenschilddrüse, Nebennierenrinde und die Hypophyse.

Warum unterscheidet sich die Farbe der Haare von Mensch zu Mensch?

Dr. Dr. T. Weigl
Ihre individuelle Farbe erhalten Haare durch den Farbstoff ‚Melanin’. Es werden zwei Melaninsorten unterschieden: ‚Phäomelanin’ und ‚Eumelanin’. Das Mischverhältnis der beiden Farbstoffe bestimmt letztlich die Haarfarbe. Bei dunkelhaarigen Menschen überwiegt Eumelanin, bei hellhaarigen Menschen hingegen Phäomelanin. Melanin bestimmt zudem die Hautfarbe und dient als natürlicher UV-Schutz.

Gut zu wissen!
Aufgrund ihrer sehr ähnlich klingenden Namen, werden ‚Melanin’ und ‚Melatonin’ fälschlicherweise oft miteinander verwechselt. Melatonin wird jedoch im Gehirn, genauer in der Zirbeldrüse (‚Epiphyse’), gebildet und regelt das Verhältnis von Schlaf- und Wach-Phasen.

Typisches Patientenbeispiel

Die 20-jährige Anna leidet unter Akne. Seit Beginn ihrer Pubertät vor einigen Jahren ist kein Tag vergangen, an dem nicht mindestens eine Handvoll Pickel ihr Gesicht besiedelt. Sie scheinen sich dort sehr wohl fühlen: Anna hat schon alle Mittelchen, die es in der Drogerie zu kaufen gibt, ausgetestet. Sie neigt zu sehr fettiger Haut. Hinzu kommt, dass Anna nur sehr unregelmäßig ihre Periode hat. Mal hat ein Zyklus 40 Tage, es können aber auch hin und wieder bis zu drei Monate dazwischenliegen. Seit einiger Zeit beklagt Anna zudem einen auffälligen Haarwuchs. Nicht nur um den Bauchnabel herum sprießen dunkle Haare, vor allem im Gesicht wachsen nicht wenige Stoppeln. Ganz anders sieht es auf dem Kopf aus: hier lichtet sich die ein oder andere Stelle.

Kann ihre Gynäkologin helfen?

Bei einem routinemäßigen Besuch bei ihrer Frauenärztin spricht Anna ihre Beschwerden an. Die Frauenärztin wird bei den geschilderten Symptomen gleich hellhörig. Neben einer Ultraschalluntersuchung, bei der die Ärztin von Zysten an den Eierstöcken spricht, nimmt sie Anna zusätzlich noch Blut ab. Als sie die Praxis nach dem Besprechungstermin verlässt, der einige Tage später stattfindet, weiß Anna, dass ihre zahlreichen Symptome eine Ursache haben: sie leidet unter dem PCO. Da sie in ihrem jungen Alter zurzeit noch keinen Kinderwunsch hat, wurde ihr zur Kontrolle der Symptome das Einnehmen einer ‚Pille’ empfohlen. Sie wird ein Präparat einnehmen, das zusätzlich den männlichen Hormonen entgegenwirkt. Somit sind sowohl ein Rückgang der vermännlichenden Merkmale als auch eine Regulation ihres Zyklus zu erwarten.

Verwandte Themen

Haben Sie Erfahrungen mit vermehrtem Haarwuchs? Möchten Sie sich bei uns weiter über Haarwuchs bei Frauen erkundigen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich untereinander auszutauschen!

Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.

Autoren: Dr. Dr. Tobias Weigl und Rabea Niehues
Lektorat: Clara Spottke
Veröffentlicht: 24.11.2019

Quellen

  • Medizinische Datenbank AMBOSS (2019): Hautanhangsgebilde: Haare und Nägel. Funktionen der Haut. Polyzystisches Ovarialsyndrom. Cushing-Syndrom. Hormonelle Kontrazeption. Hypophyse. In: amboss.com
  • Meinert Breckwoldt, Manfred Kaufmann, Albrecht Pfleiderer (2008): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart.
  • Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (2016–2019): Endokrinologische Erkrankungen. In: endokrinologie.net
  • Klaus Diedrich u. a. (2007): Gynäkologie & Geburtshilfe. Springer, Heidelberg.
  • Gerd Herold und Mitarbeiter (2019): INNERE MEDIZIN. Dr. med. Gerd Herold, Köln.
  • Gerd Herold und Mitarbeiter (2020): INNERE MEDIZIN. Dr. med. Gerd Herold, Köln.
  • Reinhold Kerbl u. a. (2011): Checkliste. Pädiatrie. Thieme, Stuttgart.
  • Richard Legro u. a. (2015): Randomized Controlled Trial of Preconception Interventions in Infertile Women With Polycystic Ovary Syndrome. In: The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism, 100 (11): 4048–58.
  • Renate Leinmüller (2006): Hirsutismus: Eflornithin-Creme zur Enthaarungs-Therapie. In: Deutsches Ärzteblatt 103(33): A–2193.
  • Ingrid Moll (2016): Duale Reihe. Dermatologie. Thieme, Stuttgart.
  • Manfred Stauber, Thomas Weyerstahl (2007): Duale Reihe. Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart.
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3 Antworten
  • Anna
    03.11.2021 10:47

    Hallo Dr. Weigel,

    ich würde gerne anregen, dass sie einen eigenen Artikel zum PCOS schreiben. Das ist eine der häufigsten endokrinologischen Erkrankungen bei Frauen und die Wissenslage ist unübersichtlich. Was sie hier beschreiben ist eher oberflächlich und das meiste betrifft Grundlagen und die klassischen Therapien. Ich fände es toll, mal einen richtig guten Artikel zu lesen, der sich mit allem beschäftigt. Z.b. auch mit Ernährungsempfehlungen beim PCOS, da gibt’s einiges. Als Laie weiß man nicht was gut ist, was nicht, was passt nicht für jeden etc. Weiterhin habe ich gelesen, dass man auch oft unerklärliche Schmerzen in den Gelenken hat, was sie als Schmerzspezialist sicher interessiert. Außerdem bei einer usamerikanischen Dietitian Fatigue, Reizdarmsyndrom, Allergien, Angst und Reizbarkeit. Wenn das stimmt würde das vieles erklären, mit dem ich mich seit Jahren herumschlage und kein Arzt mir die Ursache für nennen kann. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie da einen guten Artikel dazu schreiben.

    Weiterhin interessiere ich mich für solche Aussagen: ‚Chronobiologen aus den USA haben festgestellt: Für Frauen ist der 28-Tage-Menstruationszyklus nach dem Schlafrhythmus der wichtigste Taktgeber im Leben. Die Forschungsarbeiten sind voll im Gang, besonders in den USA boomt die Hormonforschung.‘ Internetzitat

    Mit besten Grüßen
    Anna

  • Anna
    03.11.2021 12:59

    P.s. PMS, PMDS und PCOS Patientinnen sollen auch sehr von der extra Zufuhr von Mikronährstoffen profitieren, außerdem Magnesium. Habe gerade gesehen dass das auch ihr Spezialgebiet ist.

  • Emilia
    27.10.2022 23:30

    Hallo ich nehme seit Juli Kortison ein und habe vermehrten Haarwuchs an den Armen und am Rücken. Die einzige Lösung ist das Medikament abzusetzen. Jetzt meine Frage: darf ich die Haare entfernen? Oder hindert die Entfernungen der Haare, dass die Haare nach der Therapie verschwinden?

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