Auf einen Blick – Nierensteine
Was sind Nierensteine?
- Ablagerung in den Nieren
- sie bestehen meistens aus Kalziumoxalat
- eine Art des Harnsteinleidens
Wer bekommt Nierensteine?
- Frauen sind häufiger betroffen als Männer
- Menschen mittleren Alters sind am meisten betroffen (zwischen 30 und 60 Jahren)
- Patienten, die zu wenig Wasser trinken
Symptome (Auszug)
- Übelkeit und Erbrechen
- starke Schmerzen im unteren Rücken und Unterbauch; oft: ausstrahlende Schmerzen in den Schambereich
- in vielen Fällen symptomfrei
Behandlung (Auszug)
- Gabe von Schmerzmitteln gegen die Symptome
- Endoskopie
- Steine zerkleinern mit Schallwellen
- als letzte Alternative: operativer Eingriff
Tipps
- bei stechenden, wandernden Schmerzen im Unterbauch: sofort den Arzt aufsuchen
- trinken Sie immer viel Wasser, damit die Nieren sich spülen
- essen Sie basisch (viel Gemüse, wenig Eiweiß)
- verzichten Sie bei dem Verdacht auf Nierensteine auf Sport, dadurch kann ihr Zustand sich verschlimmern
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Quellen ansehenWie gefährlich sind Nierensteine? Häufig tun sie anfangs nicht weh und man bemerkt sie überhaupt nicht. Denn die Steine lösen sich oft von selbst und gehen mit dem Urin ab. Wenn Nierensteine jedoch Symptome aufweisen, dann können diese sehr heftig sein: stechende, wandernde Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen sind häufige Leiden der Betroffenen. Treten diese Symptome auf, dann ist ein rascher Gang zum Arzt Pflicht – eine Blockade des Harnfluss kann schwere Folgen haben.
Es gibt viele diagnostische Maßnahmen und therapeutische Methoden, auf die der Arzt im Fall von Nierensteinen zurückgreifen kann: ein Anamnesegespräch, die Untersuchung des Urins und des Bluts im Labor und bildgebende radiologische Verfahren (wie beispielsweise die Computertomographie) sind einige Methoden. In vielen Fällen hilft den Patienten, viel Wasser zu trinken. So werden sie die Steine wieder los. Manchmal muss der Arzt jedoch eingreifen und die Steine von außen zerstören, damit sie abgehen.
So beugen Sie Nierensteinen vor: Trinken Sie immer genug Wasser, essen sie eher basisch (viel frisches Obst und Gemüse), wenig eiweißreiche Kost (wenig Milchprodukte oder Fleisch) und nehmen Sie nicht zu viel Salz zu sich.
Im folgenden Artikel erhalten Sie detaillierte Informationen über die Diagnose von Nierensteinen und wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie Anzeichen dieser Krankheit bemerken.
Was sind Nierensteine?
Als Nierensteine bezeichnet man Ablagerungen (auch ‚Konkremente‘ oder ‚Steine‘ genannt), die in den Nieren auftreten. Hat man diagnostizierte Nierensteine, spricht man von einem Nierensteinleiden (sog. ‚Nephrolithiasis‘). Die Bildung von Nierensteinen ist eine Unterform des Harnsteinleidens (sog. ‚Urolithiasis‘).
Die Steine bilden sich, weil sich Verbindungen wie Kalziumoxalat oder Harnsäure im Körper befinden. Diese Verbindungen kann die Niere zu bis zu einer gewissen Konzentration aus dem Körper hinausspülen – die Folge einer übermäßigen Konzentration sind Nierensteine. Die meisten Nierensteine bestehen aus Kaliumoxalat (75% der Steine). In selteneren Fällen sind auch andere Verbindungen mögliche Bestandteile der Nierensteine (zum Beispiel Zystinsteine, Xanthinsteine oder Struvitsteine).
Mit dem Urin spült die Niere Schadstoffe aus dem Körper heraus – bei Alkoholkonsum tritt der Harndrang sogar andauernd auf. In diesem Video erklärt Dr. Dr. Tobias Weigl, woran dies liegt.
Die Symptome: Welche Beschwerden verursachen Nierensteine?
Die Nierensteine verursachen die Symptome deshalb, weil sie die Niere und/oder die Harnwege stören. Je nach Größe und Lage der Steine bleiben sie jedoch symptomfrei und Sie bemerken die Steine gar nicht. Oftmals gehen die Steine von selbst über die Harnwege ab.
Verläuft das Nierensteinleiden symptomatisch, dann sind diese die folgenden:
- stechende, wandernde Schmerzen im Unterbauch und unteren Rücken. Die Schmerzen sind besonders stark, wenn ein Nierenstein durch den Harnleiter abwandert und zu groß ist, um durch diese Engstelle hindurch zu passen
- Abstrahlen von Schmerzen in den Schambereich
- Übelkeit und Erbrechen
- Harnabflussstörung, wenn ein abgehender Nierenstein die Harnwege verschließt
- unangenehmes Ziehen in der Niere
- Nierenschmerzen
Der häufigste urologische Notfall ist der Harnverhalt (sog. ‚Ischurie‘). Die betroffenen Personen sind nicht in der Lage, ihre Blase zu entleeren. Gründe für diese Symptomatik sind Medikamente oder Infektionen, aber auch psychische Ursachen (eine sog. ‚schüchterne Blase‘). Ist das Abfließen des Harns nicht möglich, muss sofort Hilfe erfolgen – man leitet den Urin zum Beispiel durch eine Harnableitung ab.
Wer ist am ehesten betroffen?
Am ehesten sind Menschen mittleren Alters betroffen (30.–60. Lebensjahr). Jedoch können Menschen jeder Altersgruppe Nierensteine bilden. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Lebensstil und Veranlagung begünstigen Nierensteine
Ein häufiger Grund für die Bildung von Nierensteinen ist der Lebensstil in unserer Gesellschaft. In der westlichen Bevölkerung isst man eiweißreich und greift gerne zu salzigem Fast Food oder künstlich gesüßten Softdrinks. Dadurch muss der Körper mehr Kalzium und Harnsäure über die Nieren und die Harnwege ausscheiden.
Im Fall von Xanthinsteinen spielen auch die genetische Veranlagung eine Rolle: ein genetischer Defekt des xanthin-auflösenden Enzyms liegt vor (sog. ‚Xantinoxidase‘). So kann der Körper das Xanthin nicht richtig abbauen und es ist zu hoch in den Nieren und im Rest des Körpers konzentriert.
„Nierensteine in der Harnröhre können zu einer Art Blockade führen, wie bei einem Abfluss im Bad oder in der Küche – gefährlich und zum Teil sehr schmerzhaft.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XExkurs: Die Niere entgiftet unseren Körper
Die Niere ist ein sehr wichtiges Filterorgan in unserem Körper: Sie verfügt über eine Million kleiner Röhrchen (sog. ‚Nephronen‘), die Schadstoffe aus dem Körper filtern. Wenn man Antibiotika oder andere Medikamente einnimmt, ist die Niere also beim Abbau dieser Substanzen beteiligt. Die Niere kann jedoch noch viel mehr – sie regelt den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt im Körper. Dazu kommuniziert sie über Botenstoffe mit dem Gehirn.
Was passiert aber, wenn die Nieren nicht funktionieren? Bei akutem Nierenversagen ist schnelles Handeln erforderlich. Denn die Nieren sind durch ihre Filterfunktion lebenswichtige Organe. Viele andere innere Organe sind darauf angewiesen, dass die Niere richtig funktioniert. Man bemerkt ein akutes Nierenversagen vor allem durch reduziertes Ausscheiden von Urin, Bewusstseinsstörungen oder Bluthochdruck. Suchen Sie bei Verdacht auf Nierenversagen umgehend ärztliche Hilfe.
Was tut der Arzt? Teil 1: Die Diagnose von Nierensteinen
Die Diagnose von Nierensteinen erfolgt in unterschiedlichen Schritten: durch ein Anamnese-Gespräch und die körperliche Untersuchung klärt der Arzt zunächst die Symptome ab.
Labordiagnostik
- eine nachfolgende Labor-Diagnostik unterstützt die Untersuchung im nächsten Schritt. Der Arzt nimmt eine Urinprobe, um Hinweise auf einen Harnwegsinfekt zu erhalten oder die Zusammensetzung des Steins zu erkennen. Dies ist wichtig, da sich nicht alle Arten von Nierensteinen mit allen bildgebenden Verfahren darstellen lassen. Falls eine Bildgebung der Steine also im nächsten Schritt erfolgen soll, wählt der Arzt die passende Methode anhand der Werte aus dem Labor aus.
- eine Möglichkeit ist die Analyse des Blutes: der Arzt sieht den Elektrolytstatus und erkennt, ob sich Harnsäure im Blut befindet.
Bildgebung: Beim Radiologen in den Körper hineinsehen
- man kann Nierensteine durch Schall mit einer sog. ‚Sonographie‘ darstellen. Nierensteine sind in einem Sonogramm gut zu erkennen, Steine im Harnleiter eher weniger.
- Röntgen ist eine Diagnose-Methode, bei der sich calciumhaltige Steine gut darstellen lassen. Andere Arten von Nierensteinen sind jedoch eher schlecht zu erkennen.
- mit der Computertomographie (kurz ‚CT‘) lassen sich fast alle Arten von Nierensteinen gut erkennen.
Fakten-Box
Nierensteine
- bestehen zumeist aus Kalziumoxalat
- bilden sich im Nierenbecken
- nicht jede Art von Nierenstein kann man mit allen bildgebenden Verfahren darstellen
- die Steine gehen in einigen Fällen unbemerkt über die Harnwege ab; manchmal bemerkt man sie nie
Mögliche Symptome
- verminderte Leistungsfähigkeit (trotz fortgeführten Trainings)
- Erschöpfung
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
Mögliche Symptome
- wandernde, stechende Schmerzen im Unterbauch und unteren Rücken
- Übelkeit und Erbrechen
- Harnabfluss nicht möglich (sog. Harnverhalt)
- erhöhter Harndrang
- Nierenschmerzen
Was tut der Arzt? Teil 2: Die Behandlung von Nierensteinen
Die Behandlung von Nierensteinen richtet sich nach der Größe der Steine, sowie nach den Symptomen. Bei kleinen Steinen oder Nierensteinen, die keine Symptome zeigen, versucht man zunächst, die Steine natürlich durch erhöhte Wasseraufnahme auszuspülen. Verursachen die Nierensteine starke Schmerzen und stören die Nierenfunktion, ist schnelles Handeln gefragt.
Therapie mit Medikamenten:
- Medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln, zum Beispiel Metamizol bei starken Schmerzen, Diclophenac oder Paracetamol bei moderaten Schmerzen.
- Medikamente für den Abgang der Steine, zum Beispiel mit Alpha-Blockern (Tamsulosin).
- Gabe von Antibiotika, wenn die Niere durch Harnstau infiziert ist.
Therapie durch Änderung des Lebensstils:
- die Trinkmenge erhöhen, damit die Nierensteine ausgespült werden.
- körperliche Bewegung ist als Maßnahme nur in manchen Fällen möglich: nur dann, wenn die Steine nicht drohen, durch ein Abgehen die Harnwege zu blockieren. Der Erfolg dieser Maßnahme ist zudem nicht eindeutig belegt.
Steinentfernung:
- Steinentfernung durch eine Endoskopie mit Zerkleinern und/oder Abgang der Steine (sog. ‚Ureterorenoskopie‘, kurz ‚URS‘). Je nach Größe muss man die Steine zunächst zerkleinern, damit sie abfließen können. Danach setzt man häufig zeitweise einen Katheter ein.
- Punktierung eines der beiden Nierenkelchbecken mit anschließendem Zerkleinern der Steine (sog. ‚Nephrolithotomie‘ oder ‚perkutane Nephrolitholapaxie, kurz ‚PNL‘)
- Zerstören der Steine mit Stoßwellen (sog. ‚extrakorporale Stoßwellenlithotripsie‘, kurz ‚ESWL‘). Diese Methode ist minimal-invasiv, stellt also einen nur sehr geringen Eingriff in den Körper dar.
Nierensteine und Harnsteine kann man behandeln, sie können jedoch wiederkehren oder andere Erkrankungen als Folge verursachen. Harnsteine erhöhen zum Beispiel das Risiko für die Bildung von Tumoren (sog. Karzinom, Krebs) in der Niere oder in den oberen Harnwegen.
Was kann der Patient tun? Die Vorbeugung von Nierensteinen
Nierensteine sind vermeidbar – Sie können selbst vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Durch ein paar einfach Regeln für den Alltag beugen Sie der Bildung von Nierensteinen vor und leben zusätzlich auch noch gesünder.
Viel trinken beugt vor
Es ist empfehlenswert, viel Wasser zu trinken und stattdessen auf gesüßte Getränke zu verzichten. Denn Flüssigkeit hilft den Nieren, die vorhandenen Salze aus dem Körper hinaus zu spülen. Die Niere ist wie ein Hochleistungsfilter für die Abfall- und Schadstoffe in unserem Körper. Flüssigkeit ist nötig, damit die Niere die Stoffe filtert und ausscheidet.
Ernährung als Einflussfaktor für die Behandlung
Eine gesunde Ernährung beugt der Bildung von Nierensteinen vor und erhöht den Behandlungserfolg. Die passende Ernährung ist daher – je nach Einzelfall – entweder eine alleinige Maßnahme oder auch eine unterstützende Maßnahme einer anderen Therapie: Verzichten Sie auf zu viel tierisches Eiweiß (Milchprodukte, Fleisch) und ernähren Sie sich eher basisch mit viel frischem Obst und Gemüse.
Vorsicht ist allerdings bei Rhabarber und Spinat geboten. Denn diese beiden Gewächse enthalten viel Oxalsäure, die die Bildung von Nierensteinen begünstigt. Zusätzlich ist es empfehlenswert, frisch zu kochen und auf Fertiggerichte zu verzichten: diese enthalten sehr viel Salz, was die Bildung von Nierensteinen fördert.
Beeinflusst der Body-Mass-Index den Erfolg der Therapie?
Der Body-Mass-Index (kurz ‚BMI‘) gibt an, wie sich das Körpergewicht im Vergleich zur Körpergröße verhält. Damit ist es Medizinern möglich, den Bereich des Optimalgewichts näherungsweise festlegen zu können. Dieses hat aber in den meisten Fällen wenig oder keinen Einfluss auf den Behandlungserfolg von Nierensteinen: Studien haben ergeben, dass das manuelle Entfernen der Nierensteine durch Ureterorenoskopie nicht durch den BMI beeinflusst wird. Anders ist das bei der Therapie der Nierensteine durch extrakorporale Stoßwellenlithotripsie: Fettleibigkeit (sog. ‚Adipositas‘) beeinflusst den Erfolg des Verfahrens negativ.
Es bestehen jedoch – wie bereits erwähnt – Zusammenhänge zwischen Ernährung und der Bildung von Nierensteinen. Eine kochsalzarme, ballaststoffreiche Ernährung wirkt vorbeugend, beispielsweise frisch zubereitete Speisen mit viel Gemüse und wenig fertiges Essen oder Fast Food. Doch nicht nur wegen des hohen Salzgehaltes sollte man nicht zu viel Fertiggerichte und Fast-Food zu sich nehmen: Denn zu viel Fett im Körper oder ein erhöhter Alkoholkonsum begünstigen einen erhöhten Blutdruck und Fettstoffwechselstörungen. Auf die Ernährung zu achten und nicht übergewichtig zu sein, lohnt sich für die Gesundheit also in mehrfacher Hinsicht.
Die Ernährung beeinflusst unseren Stoffwechsel. Fettstoffwechselstörungen sind eine häufig auftretende Erkrankung: etwa die Hälfte aller Menschen der westlichen Welt ab einem Alter von 40 Jahren sind betroffen. Neben Vererbung sind Erkrankungen und Fehlernährung mögliche Ursachen. Eine Maßnahme ist das Verändern des Lebensstils – Verzicht auf das Rauchen und Alkohol und eine gesunde, fettarme Ernährung.
Gesundheits-Apps als Hilfsmittel?
Eine Neubildung von Nierensteinen frühzeitig zu bemerken, erspart den Patienten möglicherweise viele Schmerzen. Daher existieren Ansätze, um Patientendaten im Alltag zu sammeln und auszuwerten. In der heutigen Zeit verfügen die meisten Menschen über Smartphones. Diese kleinen Alleskönner haben das Potenzial, bei gesundheitlichen Problemen zu assistieren. Smartphone-gestützte Applikationen (kurz ‚Apps‘) sind daher eine ergänzende Maßnahme zu ärztlichen Kontrolluntersuchungen: Der Patient sammelt kontinuierlich Gesundheitsdaten; Der Arzt verfügt über mehr Patientendaten, die bei der Diagnose neuer Nierensteine helfen.
Aktuelle Forschung – Behandlung mit Antibiotika: Ein Risikofaktor für Nierensteine?
Was passiert, wenn man Antibiotika einnimmt? Welche Präparate haben welche Nebenwirkungen? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, betreiben Wissenschaftler viele Forschungsprojekte. In einer aktuellen Studie hat sich ein Forscherteam die Effekte einer Antibiotikabehandlung auf die Bildung von Nierensteinen genauer angesehen. Unter der Leitung von Dr. Gregory E. Tasian, einem behandelnden und forschenden Arzt in Philadelphia (Vereinigte Staaten), hat ein Forscherteam an die 300.000 Personen untersucht: rund 26.000 Patienten mit Nierensteinen und rund 260.000 Kontrollpersonen ohne Nierensteine.
Antibiotika erhöht das Risiko für Nierensteine
Die Untersuchungen mit dieser sehr großen Stichprobe haben ergeben, dass sich nach einer Breitspektrum-Antibiotikatherapie das Risiko für Nierensteine deutlich erhöht; vor allem durch die Einnahme von Präparaten, die Sulfonamid enthalten (doppeltes Risiko). Cephalosporine, Fluorochinolone, Nitrofurantoin und Breitspektrum-Aminopenicilline (in absteigender Reihenfolge) erhöhen das Risiko etwas weniger, jedoch immer noch signifikant. Nur Tetrazykline oder Makrolide haben laut den Studien-Ergebnissen nicht zu einem erhöhten Risiko für Nierensteine geführt.
Quelle: G. E. Tasian u. a. (2018): Oral Antibiotic Exposure and Kidney Stone Disease. Journal of the American Society of Nephrology 29/6, S. 1731–1740.
Häufige Patientenfragen
Kann man Sex haben, wenn man Nierensteine hat?
Dr. Dr. T. Weigl
Prinzipiell ist es möglich, Sex zu haben, wenn man unter Nierensteinen leidet. Da Nierensteine in einigen Fällen nicht bemerkt und diagnostiziert werden, haben einige Menschen Sex, obwohl sie Nierensteine haben – ohne dies zu wissen. Leiden Sie allerdings unter mit Nierensteinen einhergehenden Symptomen wie stechenden Schmerzen im Unterbauch, dann suchen Sie unbedingt einen Arzt auf.
Kann man Nierensteine heilen?
Dr. Dr. T. Weigl
Es gibt verschiedene Heilverfahren für Nierensteine. Bei vielen Patienten gehen die Steine von selbst ab, wenn diese viel trinken. Größere Steine kann man mit der Gabe von Medikamenten behandeln oder die Steine durch Wellen zerstoßen, damit sie abgehen. Bei Patienten, die bereits unter Nierensteinen litten, treten diese allerdings in manchen Fällen wieder auf. Vorbeugende Maßnahmen, wie beispielsweise viel Wasser trinken, helfen dabei, frei von Steinen zu bleiben.
Gibt es vorbeugende Maßnahmen?
Dr. Dr. T. Weigl
Eine erhöhte Zufuhr von Flüssigkeit (Wasser) sowie das Anpassen der Ernährung hilft möglicherweise, zusätzlich hilft es, wenig tierische Proteine zu sich nehmen und stattdessen mehr Gemüse. Vermeiden Sie es, zu stark mit Salz zu würzen. Denn Salz fördert das Ausscheiden von Kalzium und somit die Bildung von Nierensteinen. Kochen Sie frisch – Fertiggerichte enthalten häufig sehr viel Salz.
Bei Patienten, die bereits unter Nierensteinen litten, können diese wiederkehren. Um den Nierensteinen möglichst gut vorzubeugen, hilft eine Untersuchung der chemischen Zusammensetzung der Steine (häufig bestehen die Steine aus Kalziumoxalat). Es gibt vorbeugende Maßnahmen, Ihr Arzt Informiert Sie gerne über passende vorbeugende Maßnahmen.
Kann man auch Nierensteine haben, wenn man keine Symptome bemerkt?
Dr. Dr. T. Weigl
Es ist möglich, dass Nierensteine unbemerkt bleiben. Die Steine bilden sich in den Nieren und wandern über Harnleiter und Blase ab. Dieser Prozess läuft möglicherweise durchaus symptomfrei ab. Leiden Sie allerdings unter den oben beschriebenen Symptomen und/oder haben eine Diagnose über Nierensteine von Ihrem Arzt erhalten, ist eine Behandlung oft unumgänglich. Ihr Arzt kann einschätzen, wie man die Nierensteine in Ihrem Fall am besten therapiert. Nehmen Sie das Problem ernst: ein Verschluss der Harnwege durch Nierensteine ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch zu gefährlichen Infektionen führen.
Springen Nierensteine auf andere Organe über?
Dr. Dr. T. Weigl
Nierensteine können sich an verschiedenen Orten in der Niere und außerhalb der Niere befinden. Wenn die Steine im Nierenbecken bleiben, dann spricht man von ‚Nierensteinen‘. Es ist allerdings möglich, dass die Steine in die Nierenkelche abwandern. Man nennt sie in diesem Fall ‚Kelchsteine‘.
Nierensteine wandern durch die Harnwege ab – manchmal bemerkt man diese noch nicht einmal. Sie wandern vom Harnleiter in die Blase hinein; von dort aus scheidet der Körper sie aus. Jedoch besteht die Gefahr, dass die Nierensteine die Harnwege blockieren – eine gefährliche Nierenkolik oder Harnstau sind die Folge.
Möchten Sie mehr über den Aufbau der Nieren wisse? In diesem Artikel lesen Sie, wie die Niere aufgebaut ist: „Die Niere – Ein Kontrollzentrum in unserem Körper“
Muss man sich mit der Diagnose Nierensteine krankschreiben lassen?
Dr. Dr. T. Weigl
Das kommt darauf an, wie stark sich die Symptome äußern. Nierensteine verursachen bei manchen Patienten Symptome wie stechende Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Treten diese Symptome auf, dann ist der Betroffene wahrscheinlich nicht mehr arbeitsfähig.
Nach einem operativen Eingriff sollte der Patient ebenfalls eine Zeit lang ruhen, um Nachblutungen zu vermeiden. Der Aufenthalt im Krankenhaus dauert mindestens einen Tag lang an. Falls Komplikationen auftreten, verlängert sich der Aufenthalt dementsprechend. Wie viel Zeit im Einzelfall verstreicht, bis ein körperlicher Einsatz wieder möglich ist, ist individuell unterschiedlich. Fragen Sie daher Ihren Arzt um Rat, schonen Sie sich, wenn nötig, und nehmen Sie die Kontrolltermine zur Nachsorge regelmäßig wahr.
Ich habe die Diagnose bekommen, dass ich Nierensteine habe. Ich wollte aber bald an einem Triathlon teilnehmen. Ist das trotzdem möglich?
Dr. Dr. T. Weigl
Ob und inwiefern Sie sich mit Nierensteinen sportlich betätigen dürfen, sollten Sie mit Ihrem Arzt abklären. Es kann sein, dass die Nierensteine nach einiger Zeit von selbst abgehen und auf natürliche Weise aus dem Körper ausgespült werden. In manchen Fällen hilft Bewegung möglicherweise sogar dabei (allerdings ist dies nicht wissenschaftlich belegt).
Nierensteine sind mitunter sehr gefährlich: In einigen Fällen ist Sport absolut tabu, bis die Steine behandelt worden sind: Bleiben die Steine im Harnleiter stecken, kann eine Nierenkolik die Folge sein. Halten Sie sich daher unbedingt an die Empfehlung Ihres behandelnden Arztes.
Typisches Patientenbeispiel
„Mama, ich kann nicht schlafen, mein Bauch tut so weh.“ Der kleine Johannes hat seit Stunden wiederkehrende, schlimme Schmerzen im unteren Bauch und im Rücken, die ihn nachts nicht schlafen lassen. „Als würden brennende Ameisen immer wieder durch meinen Bauch rennen“. Die Beschreibung jagt seiner Mutter Clara Angst ein. Zu den Schmerzen kommt noch Erbrechen hinzu – seine Mutter Clara ist ratlos. Wie kann sie ihrem Jungen helfen? Was kann das bloß sein, das sich bewegende Schmerzen auslöst?
Ein Besuch in der Notaufnahme
Clara fährt mit ihrem Sohn umgehend in die Notaufnahme – natürlich hat am Sonntagabend kein Kinderarzt Sprechzeiten. In der Notaufnahme kommen die beiden recht schnell an die Reihe. Der Arzt diagnostiziert nach einer eingehenden Untersuchung Nierensteine bei Johannes. Die Schmerzen werden durch einen abgehenden Stein verursacht, der zu groß ist, um einfach ausgeschieden zu werden. „Ich will aber nicht operiert werden“, protestiert Johannes, „und außerdem kamen die blöden Steine bei Tim auch wieder. Das tut doch nur noch mehr weh und bringt rein gar nichts!“
Welches Verfahren ist das richtige?
Clara spricht mit dem Arzt über mögliche Verfahren. „Es ist wahr, dass Nierensteine wiederkehren können. Um das Entfernen kommen wir jedoch im Fall Ihres Sohnes nicht herum. Denn die vorhandenen Steine sind zu groß, um einfach von selbst aus den Nieren abzugehen. Ein gängiges Verfahren in solchen Fällen ist die Behandlung der Steine mit Stoßwellen. Das Verfahren ist minimal-invasiv. Das bedeutet, dass die Steine von außen zerschossen werden, um dann aus dem Körper abzugehen. Die Ureteroskopie ist ein weiteres Verfahren, bei dem man die Steine im Rahmen einer Harnleiterspiegelung endoskopisch zerkleinert. In beiden Fällen wollen wir erreichen, dass Ihr Sohn die Steine ausscheidet, ohne weitere Schmerzen zu erleiden.“ Clara ist beruhigt und kann Johannes nach diesem Beratungsgespräch mit gutem Gewissen in die Obhut des behandelnden Mediziners geben.
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Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Melinda A. Mende
Lektorat: Timo Hülsmann
Veröffentlicht am: 24.01.2020
Quellen
- Amboss Medizinerwissen (2019) : Harnabflussstörungen (Harnstau). In: amboss.com.
- Amboss Medizinerwissen (2019): Urolithiasis. In: amboss.com.
- Benedikt Becker (2019): Gesundheits-Apps in der Urologie noch Mangelware. In: Uro-News 23/6, S. 32–35.
- Benedikt Becker u. a. (2018): Smartphone-App für Patienten mit Nierensteinen. In: Der Urologe 57/5, S. 577-582.
- Stefanie Gundacker (2019): Stille Begleiter. In: Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 14/6, S. 44–48.
- Nils Große Hokamp u. a. (2018): Differenzierung von Nierensteinen in niedrig-und normal-Dosis-Protokollen in der Spektral-Detektor CT. In: RöFo-Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der bildgebenden Verfahren 190/1, S. 210–210, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- Bernd Hoppe (2018): Nephrokalzinose, Nierensteine. In: Differenzialdiagnose Pädiatrie, S.429–436, Urban & Fischer Verlag, München und Jena.
- Thomas Müller (2017): Nierensteine: Für die Analyse reicht schon Nachturin. In: Uro-News, 21/9, S. 60-60.
- Reto Krapf (2018): Antibiotikabehandlung als Risikofaktor für Nierensteine. In: Swiss Medical Forum 18/25, S. 524-525, EMH Media Verlag, Muttenz.
- Peter Leiner (2019): Harnsteine erhöhen Karzinomrisiko. In: Uro-News, 23/4, S. 47–47.
- Brigitte Moreano (2017): Fünf modifizierbare Risikofaktoren. Jeder zweite Nierenstein vermeidbar. In: Springer Medizin MMW. Fortschritte der Medizin 159/7, S. 3–3.
- Maghaireh Omar u. a. (2016): Rezidivierende Harnwegsinfekte. Sollten asymptomatische Nierensteine entfernt werden? In: Urologie Scan, 3/1, S. 25-26.
- Friederike Praus / Martin Schönthaler. (2019): Modifizierbare und nichtmodifizierbare Risikofaktoren für Urolithiasis. In: Der Urologe 58/11, S. 1281–1288.
- Florian Schott u. a. (2016): Der Einfluss des Body-Mass-Index auf den Erfolg der Ureterorenoskopie bei Nierensteinen. In: Der Urologe 55/11, S. 1462-1469.
- Gregory E. Tasian u. a. (2018): Oral Antibiotic Exposure and Kidney Stone Disease. In: Journal of the American Society of Nephrology 29/6, S. 1731–1740.
- Rohit Tejwani u. a. (2016): ESWL oder Ureteroskopie bei Kindern mit Nierensteinen? In: Urologie Scan, 3/4, S. 294-295.
- Carsten A. Wagner u. a. (2019): Der NCCR Kidney.CH. In: zora.uzh.ch.
- Alexander Weigert, B. Hoppe (2019): Nephrolithiasis und Nephrokalzinose im Kindesalter. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 167/6, S. 500-511.
- Konrad Wilhelm (2019): Steintherapie bei Kindern. Medikamentöse und chirurgische Ansätze. In: Der Urologe,58/11, S. 1343–1347.
Sara Mayer
28.01.2021 23:21Ich danke ihnen für diesen informativen Beitrag zu Nierensteinen. Meine Schwester erzählte mir gestern, sie habe die Befürchtung, Nierensteine zu haben. Ich wollte mich ein wenig schlau machen und bin auf ihren Beitrag gestoßen. Ich werde meiner Schwester raten, viel Wasser zu trinken und einen Urologen zu besuchen.