Was ist Methotrexat?
- ein Zytostatikum (auch: Zellgift) aus der Gruppe der Antimetaboliten
Welche Wirkung hat Methotrexat?
- Zellgift für sich schnell vermehrende Zellen im Körper, also Krebszellen, aber auch bestimmte gesunde Zellen
- unterdrückt das körpereigene Immunsystem
- dadurch auch entzündungshemmende Wirkung
Wann wird Methotrexat angewendet?
- verschiedene Krebsarten: Akute Leukämie, Lymphom, Chorionepitheliom, Sarkom, Brustkrebs, Eierstockkrebs u.a.
- als Entzündungshemmer und bei Autoimmunerkrankungen: rheumatisches Fieber, rheumatoide Arthritis („Rheuma“), Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew, Entzündungen des Bindegewebes oder der Gefäße, schwere Schuppenflechte, Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Sklerodermie
Was sind Nebenwirkungen von Methotrexat?
- Knochenmarkschädigung mit folglich verminderter Bildung von Blutzellen, weißen Blutkörperzellen und Thrombozyten
- Schädigung der Darmschleimhaut, Magen-Darm-Beschwerden
- Nieren- und Leberschädigung
Wann darf man Methotrexat nicht nehmen?
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Immunschwäche
- Nierenschwäche, Leberschäden
Von Medizinern geprüft und nach besten wissenschaftlichen Standards verfasst
Dieser Text wurde gemäß medizinischer Fachliteratur, aktuellen Leitlinien und Studien erstellt und von einem Mediziner vor Veröffentlichung geprüft.
Trotzdem ist die Einnahme des Medikaments wichtig – es kann das Leben des Patienten retten. Neben dem Einsatz als Krebsmittel wird MTX auch bei der rheumatoiden Arthritis, auch Rheuma genannt, eingesetzt. Hier ist es als Basistherapeutikum mittlerweile Standardtherapie, um die Symptome der Krankheit zu lindern. Welche weiteren Einsatzgebiete dieses Medikament besitzt und was es bei der Einnahme zu beachten gilt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Methotrexat?
Methotrexat ist ein sog. ‚Zytostatikum‘ (vom griechischen „cytos“ – Zelle und dem lateinischen „stare“ – stehen). Es wird in der Chemotherapie als Gegenspieler der Folsäure eingesetzt, um diverse Krebsarten zu bekämpfen. Diese brauchen Folsäure für ihr Wachstum. Daneben besitzt Methotrexat eine entzündungshemmende und immunsuppressive, also das eigene Immunsystem unterdrückende, Wirkung. Daher wird der Wirkstoff auch bei verschiedenen rheumatoiden Krankheiten und Immunerkrankungen eingesetzt. Da jedoch in viel niedrigeren Dosen.
Welche Unterschiede genau gibt es in der Anwendung als Krebsmittel und der als Mittel gegen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma? Folgender Videobeitrag von Dr. Dr. Tobias Weigl gibt Ihnen einen Überblick über das Medikament MTX:
Zur Geschichte des Medikaments
Entwickelt wurde der Wirkstoff durch den Pathologen Sidney Farber und dem Chemiker Yellapragada Subbarow. Die beiden Wissenschaftler hatten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert den Einsatz als Krebsmittel für Methotrexat vor Augen. Erst später entwickelten sie die Idee, den Wirkstoff in wesentlich niedrigerer Dosis z.B. bei Rheuma-Patienten anzuwenden. Vertrieben wurde Methotrexat erstmalig im Jahr 1955 durch die Firma Lederle.
Welche Wirkung hat Methotrexat?
Methotrexat gehört zur Zytostatika-Gruppe der Antimetaboliten. Das bedeutet, dass der Stoff natürliche Stoffwechselbausteine im Körper verdrängt. So können diese nicht mehr richtig zu größeren, funktionstüchtigen Stoffen zusammengesetzt werden. Speziell bei Methotrexat betrifft dies die Folsäure: Folsäure ist ein Vitamin (Vitamin B9), das der Körper für die Zellteilung benötigt, weil mit dessen Hilfe die DNA verdoppelt wird. Vor allem sich schnell teilende Zellen brauchen viel davon, z. B. das Knochenmark für die Herstellung von Blutzellen, aber eben auch Krebszellen. Dadurch, dass Methotrexat der Folsäure chemisch ähnelt, kann der Wirkstoff Ziel-Enzyme, die Folsäure umsetzen würden, besetzen. Dadurch kann Folsäure im Körper nicht mehr seine Wirkung entfalten.
In der Folge werden Stoffwechsel und Zellteilung einer Körperzelle gestört. Eine Eigenschaft von Krebszellen ist, dass sie sich schnell und unkontrolliert teilen und vermehren, deshalb kann das Methotrexat an dieser Stelle eingreifen und den Prozess aufhalten. Leider werden aber auch alle anderen sich schnell teilenden Körperzellen erfasst: Blutzellen, Schleimhäute, Haare und Zellen des Verdauungstraktes.
Exkurs: Krebs – was ist das?
Krebs ist eine Erkrankung, die durch das Wachstum von bösartigen Geschwülsten (sog. ‚malignen Tumoren‘) gekennzeichnet ist. Dabei wachsen die Zellen unkontrolliert und dringen aggressiv in ihr umliegendes Gewebe ein. Wenn die Krebszellen über Gefäße zu anderen Geweben wandern und dort Geschwulste entstehen lassen, nennt man diese Metastasen.
Bei gutartigen Tumoren spricht man nicht von Krebs. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie keine Metastasen bilden. Beispielsweise sind auch Muttermale gutartige Tumore, sie können aber entarten und sich zu bösartigen Tumoren entwickeln. Der medizinische Bereich, der sich dem Thema Krebs widmet, nennt man Onkologie.
Krebs ist sicherlich kein schönes Thema und die meisten Menschen haben Angst vor solch einer Diagnose. Es gibt aber einige Dinge, die man machen kann, um Krebs vorzubeugen, z. B. Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Hierzu hat das Deutsche Krebsforschungszentrum eine Übersicht erstellt: Früherkennung von Krebs.
Immunsuppressive und entzündungshemmende Wirkung
Es gibt einige Erkrankungen, die darauf zurückzuführen sind, dass das körpereigene Immunsystem über das normale Maß hinaus aktiv ist und sich gegen sich selbst richtet – dies nennt man Autoimmunerkrankung. Prominentes Beispiel einer solchen Erkrankung wäre die rheumatoide Arthritis (sog. ‚Rheuma‘), die häufigste entzündliche Erkrankung der Gelenke. Solche Krankheiten versuchen Ärzte zunächst mit immununterdrückenden Medikamenten wie Cortison zu therapieren. Reicht dieses jedoch nicht aus oder sind die Nebenwirkungen in Folge einer Dauertherapie zu stark, kann Methotrexat eingesetzt werden. Gerade bei den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehört der Wirkstoff inzwischen zur Basis-Therapie. Zwar müssen Blutwerte und Organfunktionen des Patienten regelmäßig überprüft werden, jedoch kann er so über viele Jahre mit Methotrexat behandelt werden.
Der genaue Grund der entzündungshemmenden Wirkung ist noch nicht erforscht, jedoch geht man davon aus, dass Methotrexat das Immunsystem hemmt und so chronisch-entzündliche Krankheiten in seinen Symptomen lindert.
Nach aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Institutes waren Männer im Jahr 2013 am häufigsten von Prostatakrebs betroffen, gefolgt von Darmkrebs, Lungenkrebs, Harnblasenkrebs und Magenkrebs in abnehmender Reihenfolge. Bei Frauen war der Brustkrebs die häufigste Krebsart, danach Darmkrebs, Lungenkrebs, Gebärmutterkörperkrebs und Eierstockkrebs. Die Spitzenreiter Prostatakrebs und Brustkrebs kommen zwar mit großem Abstand beim jeweiligen Geschlecht als häufigste Krebsart vor, lassen sich jedoch durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen früh erkennen und bekämpfen.
Was sind die Anwendungsgebiete von Methotrexat?
In höherer Dosierung wird Methotrexat als Zytostatikum bei Krebs angewandt. Übliche Dosierungen sind 40-80mg/m², die im Krankenhaus per Infusion in den Körper geleitet werden oder als Tablette eingenommen werden. Die Einnahme wird in Abständen von sieben- bis 14-tägigen Intervallen wiederholt.
Da Zytostatika wie Methotrexat nicht nur Krebszellen, sondern auch bestimmte gesunde Zellen angreifen, muss ihre Dosierung genau auf den Patienten abgestimmt sein, um eine gute Balance aus therapeutischem Nutzen und möglichst geringen Nebenwirkungen zu erreichen. Die Wirkung einer bestimmten Menge Zytostatika hängt dabei von der Anzahl der Körperzellen des Patienten ab, die sich wiederum anhand der Körperoberfläche einschätzen lässt. Daher kommt die Einheit „Milligramm pro Quadratmeter (Körperoberfläche)“.
Typischerweise werden folgende Krebsarten mit Methotrexat behandelt:
- Harnblasenkrebs
- Brustkrebs
- Akute lymphatische Leukämie (Blutkrebs)
- Chorionepitheliom (Entartete Zellen der Plazenta, die in der Schwangerschaft zu Krebszellen werden)
- Sarkome (bösartige Tumore, die sich aus mesenchymalem Gewebe bilden können und so z.B. an Knorpel, Muskel oder Bindegewebe entstehen können)
- Non-Hodgkin-Lymphom (bösartige Erkrankung des Lymphgewebes)
- Meningeosis Neoplastica (Ausbreitung von Tumorzellen in den weichen Hirnhäuten)
- Medulloblastom (bösartiger Tumor des Kleinhirns, der vor allem im Kindesalter auftritt)
Hochdosierungstherapie bei Krebs
Auch Hochdosierungen von 1-20g/ m² Oberfläche finden Anwendung in der Krebstherapie. Damit beabsichtigt man, die Krebszellen innerhalb kurzer Behandlungszeit stark zu bekämpfen und ihnen so weniger Regenerationszeit zwischen den Verabreichungen zu lassen. Forscher gehen bei dieser Dosierung davon aus, dass der Wirkstoff zuerst die Krebs-trifft und erst später andere Körperzellen. Deshalb beobachtet der behandelnde Arzt die Methotrexat-Konzentration im Blutplasma während der Therapie. Sobald diese einen bestimmten Wert erreicht, gibt er das Antidot Folinsäure. Dieses hebt die Wirkung von Methotrexat auf und soll gesunde Körperzellen vor der Zerstörung bewahren.
Autoimmunerkrankungen
Aufgrund seiner Wirkung, das Immunsystem zu unterdrücken, findet Methotrexat Anwendung bei diversen Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper eigene gesunde Zellen angreift. Hier wird der Wirkstoff in wesentlich niedrigeren – Dosen im Vergleich als Zytostatikum – verwendet (z.B. 7,5mg einmal wöchentlich).
Bei Methotrexat kommt es häufig zum Dosierungsfehler, wenn Patienten das Medikament verordnet bekommen und es selber einnehmen sollen. Denn in der Regel soll der Wirkstoff z. B. in Tablettenform einmal pro Woche eingenommen werden. Patienten verwechseln dies allerdings und nehmen es fälschlicherweise einmal pro Tag ein. Dies führt zu schweren Nebenwirkungen, die sogar tödlich enden können! An dieser Stelle ist vor allem der verordnende Arzt gefordert, dem Patienten bei der Verordnung eindringlich die richtige Dosierung zu erklären. Sie selbst können das Risiko einer Überdosierung mindern, indem Sie einen Tag in der Woche als festen Einnahmetag bestimmen.
Einsatz als Basistherapeutikum
Bei chronisch entzündlichen Rheumaformen, vor allem der rheumatoiden Arthritis, wird darauf abgezielt, mittels sog. ‚Basistherapeutika‘ diesen Krankheitsverlauf zu bremsen oder ihn sogar zurückzudrängen. Direkt nach der Diagnosestellung wird die Therapie eingeleitet und ist in vielen Fällen dauerhaft. Liegt eine degenerative rheumatische Erkrankung vor, so findet keine Verwendung von Basistherapeutika statt. Degenerative rheumatische Erkrankungen sind solche, die altersbedingt den Bewegungsapparat einschränken, z. B. durch eine Knorpelveränderung, und nicht primär von Entzündungen, herrühren.
Die Wirkung solcher Basistherapeutika merkt der Patient nicht sofort, da erst nach einigen Wochen oder Monaten der Wirkeintritt geschieht. Im Vergleich zu anderen Basistherapeutika besitzt Methotrexat eine große Wirkstärke. Die Wirkung tritt relativ früh ein, nämlich nach ein bis zwei Monaten.
Wie gut ist die Wirksamkeit von MTX bei Rheuma wirklich? Diese Frage beantwortet Ihnen Dr. Dr. Tobias Weigl in folgendem Video:
Aufgrund seiner immununterdrückenden Wirkung wird Methotrexat bei den folgenden Erkrankungen eingesetzt:
- Rheumatoide Arthritis
- Blutgefäßentzündung (sog. Vaskulitis)
- Schwere Fälle von Schuppenflechte (sog. Psoriasis)
- Morbus Bechterew
- Multiple Sklerose
- Morbus Crohn
- Morbus Boeck
- Entzündung der mittleren Augenhaut
- Churg-Strauss-Syndrom (CSS)
- Riesenzelarteriitis
- Colitis ulcerosa
- Dermatomyositis und Polymyositis
- Systemischer Lupus Erythematodes (SLE)
- Myasthenia gravis
Was sind die Nebenwirkungen von Methotrexat?
Keine Wirkung bleibt ohne Nebenwirkungen. Methotrexat wirkt relativ unspezifisch, weil auch gesunde Zellen zusammen mit den Krebszellen mit dem Wirkstoff getroffen werden. Es zeigen sich für Zytostatika typische Nebenwirkungen.
„Methotrexat kann als Zytostatikum unangenehme Nebenwirkungen entfalten. Aber gerade bei Krebs als zugrundeliegender Erkrankung wiegt sein therapeutischer Nutzen mehr: Es kann das Leben des Patienten retten.“ — Dr. Dr. Tobias Weigl
Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Methotrexat zählen:
- Vorwiegend innerhalb der ersten zwei Tage nach Medikamentengabe: Entzündungen und Geschwüre des Mund- und Rachenraum, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen
- Störung der Blutzellbildung mit Verminderung der roten und/oder weißen
Blutkörperchen und/oder Blutplättchen - Durchfall
- Hautrötung, Juckreiz und Hautausschlag (sog. Ekzem)
- Kopfschmerzen, Benommenheit und Müdigkeit (vor allem am Tag nach der Anwendung)
- Blutgefäßentzündung (sog. Vaskulitis)
- Schwindel
- Haarausfall
Daneben gibt es noch weitere mögliche Nebenwirkungen, die jedoch seltener vorkommen als die soeben genannten. Auf diese kann ein Arzt mit Ihnen im gemeinsamen Patientengespräch eingehen. Wichtig dabei ist: Sie werden nicht alle diese Nebenwirkungen spüren.
Supplementierung mit Folsäure
Methotrexat wirkt, indem es Folsäure daran hindert, im Körper Wachstum und Vermehrung von (Krebs-)Zellen zu fördern. Um die Nebenwirkungen von MTX abzuschwächen, kann deshalb gleichzeitig Folsäure eingenommen werden. Bei einer Rheumatherapie beispielsweise wird standardmäßig mindestens 5 mg Folsäure 24 h nach der MTX-Einnahme eingenommen. Vor allem bei höherer Dosierung im Kontext Krebstherapie werden die Blutwerte des Patienten regelmäßig kontrolliert und ab einem bestimmten Zeitpunkt Folsäure als Antidot, also Gegenmittel gegeben.
Methotrexat auf einen Blick
Methotrexat, Zytostatikum aus der Gruppe der Antimetaboliten
Wirkung
- unterdrückt das Immunsystem in seiner (schädigenden) Wirkung, hierbei niedrige Dosis
- greift Krebszellen, aber auch sich schnell teilende, gesunde Körperzellen an und hindert sie an Wachstum und Vermehrung (bei hoher Dosis)
Anwendungsgebiete
- Autoimmunerkrankungen, vor allem rheumatoide Arthritis und schwere Schuppenflechte
- Verschiedene Krebsarten, vor allem bei akuter Leukämie, Lymphomen, Chorionepitheliomen, Sarkomen, Brust- und Darmkrebs
Wichtigste Nebenwirkungen
- Entzündungen und Geschwüre des Mund- und Rachenraum, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen
- Störung der Blutzellbildung mit Verminderung der roten und/oder weißen Blutkörperchen und/oder Blutplättchen
- Durchfall
- Hautrötung, Juckreiz und Hautausschlag (sog. Ekzem)
- Kopfschmerzen, Benommenheit und Müdigkeit (vor allem am Tag nach der Anwendung)
- Blutgefäßentzündung (sog. Vaskulitis)
- Schwindel
- Haarausfall
Darreichungsform
-
- Tablette zu 5 mg, 7,5 mg, 10 mg und 15 mg Wirkstärke
- Fertigspritzen zwischen 7,5 mg und 50 mg/ml
- als Infusion
Welche Kontraindikationen und Wechselwirkungen existieren für Methotrexat?
Eine Kontraindikation ist ein Umstand, der eine bestimmte Therapie oder die Anwendung eines bestimmten Medikaments untersagt, weil es sonst zu nachteiligen gesundheitlichen Folgen käme. Man bezeichnet dies auch als Gegenanzeige.
Zu den Kontraindikationen von Methotrexat zählen:
- Nierenschwäche (sog. ‚Niereninsuffizienz‘)
- eingeschränkte Leber- und Leberschäden, z. B. durch Alkoholmissbrauch
- absehbare Erkrankung des Blutsystems (mit dem Arzt besprechen)
- schwere oder bestehende Infektion
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Schwäche des Körperabwehrsystems (z. B. durch AIDS)
- Anstieg des Blutwertes Transaminase
- Tuberkulose, latent oder offen
- Geschwüre im Magen-Darm-Bereich
In der Schwangerschaft sollte Methotrexat nicht angewendet werden. Teilen Sie ihrem Arzt im Patientengespräch deshalb sofort mit, wenn Sie schwanger sind! Es kann sonst zu schweren Geburtsfehlern, Missbildungen des ungeborenen Kindes oder einer Fehlgeburt kommen.
Aus dem gleichen Grund sollten sowohl männliche als weibliche Patienten im geschlechtsfähigen Alter nach Beendigung der Methotrexat-Therapie mindestens 6 Monate zuverlässige Empfängnisverhütung betreiben.
Was sind Wechselwirkungen und welche bestehen bei Methotrexat?
Wenn mehr als ein Medikament gleichzeitig eingenommen wird, können diese im Körper miteinander in Kontakt treten und sich beeinflussen – man spricht von einer Wechselwirkung. Dabei können Wirkung und Nebenwirkung verstärkt oder verringert werden oder es treten sogar neue Nebenwirkungen auf.
Methotrexat bildet da keine Ausnahme. Potenzielle Wechselwirkungen bestehen bei:
- Alkoholkonsum: erhöhtes Risiko einer Leberschädigung
- Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAID) wie Ibuprofen oder ASS: Die mögliche Entwicklung einer Nierenfunktionsstörung durch Methotrexat als Nebenwirkung wird verstärkt
- Medikamente, die einen Folatmangel verursachen (z. . Sulfonamide): stärkere Nebenwirkungen durch Methotrexat. Auch sollte auf einen vorher bestehenden Folsäuremangel geachtet werden.
- Medikamente, die bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung von Methotrexat verstärken können: Salicylate, Barbiturate, Phenylbutazon, Phenytoin, Tetrazykline, Tranquilizer, Verhütungsmittel zum Einnehmen, Amidopyrin-Derivate, p-Aminobenzoesäuren, Sulfonamide, Probenecid, Penicilline und Antibiotika wie Tetrazykline und Chloramphenicol
Aktuelle Forschung – Werden Rheuma-Patienten optimal mit Methotrexat therapiert?
Wie bei allen Medikamenten ist die richtige Dosierung wichtig für den Therapieerfolg. Doch wird dies bei Patienten mit Rheuma auch in der Praxis erfolgreich umgesetzt, wenn sie mit Methotrexat behandelt werden? Ein französisches Forscher-Team stellte sich im Jahr 2017 diese Frage und wertete Patientendaten aus.
Nur knapp die Hälfte aller Rheuma-Patienten erhielt eine Behandlung mit Methotrexat im ersten Nachbeobachtungsjahr, obwohl der Wirkstoff als Mittel der Wahl (sog. ‚Gold-Standard‘) aus den rheumatischen Basistherapeutika gilt. Die offiziell optimale Dosis sieht Folgendes vor:
- Mindestens 10 mg/Woche als Initialdosis
- Danach mindestens 20 mg/Woche oder 0,3 mg/kg pro Woche nach sechs Monaten, falls die Krankheitsaktivität DAS28 einen Wert von über 2,6 erreicht. Die Krankheitsaktivität ist ein Punktesystem bei rheumatoider Arthritis, mit dem der Fortschritt der Krankheit beurteilt werden kann. Anhand dessen kann man auch sehen, wie wirksam Medikamente dagegen sind.
Rund ein Viertel aller Patienten befand sich nach der optimalen Dosierung in Remission, also in einer Phase, in der die Symptome der Krankheit schwächer werden. Dagegen waren es nur ein Zehntel bei fehlerhafter Dosierung. Erstere hatten zu 75% eine normale Gelenkfunktion, während es bei der zweiten Gruppe nur knapp 50% waren.
Die Autoren der Studie plädieren deshalb für einen frühzeitigen und richtig dosierten Einsatz von Methotrexat bei rheumatoider Arthritis, der innerhalb der ersten drei Monate nach Diagnosestellung durchgeführt werden sollte.
Quelle: Cécile Gaujoux-Viala et al. (2017): Optimal methotrexate dose is associated with better clinical outcomes than non-optimal dose in daily practice: results from the ESPOIR early arthritis cohort, in: BMJ Journals.
Häufige Patientenfragen
Muss ich gänzlich auf Alkohol verzichten, wenn ich Methotrexat einnehme?
Dr. Dr. T. Weigl
Ja, Sie sollten während der Behandlung auf Alkohol verzichten. Eine mögliche Nebenwirkung von MTX ist, dass es die Leber schädigt. Bei gesunden Menschen würde Alkohol die Leber erst bei übermäßigem Konsum schädigen – wenn Methotrexat eingenommen wird, wird aber durch Alkohol dessen leberschädigende Nebenwirkung verstärkt.
Wie gut wirkt Methotrexat bei Rheuma?
Dr. Dr. T. Weigl
Methotrexat gehört mittlerweile zur Standardtherapie bei Rheuma. Wenn die Therapie kurz nach der Diagnose schon eingeleitet wird, ist der größte Erfolg mit dem Wirkstoff zu erzielen – bei rund 25 % der Patienten kommt es so zu einem Rückgang der Symptome, 75 % können ihre Gelenke ohne Einschränkung bewegen. Die zögerliche Verordnung von MTX ist leider immer noch ein Problem, denn hierdurch wird die Chance auf gute therapeutische Erfolge vermindert.
Wie sollte ich Methotrexat einnehmen?
Dr. Dr. T. Weigl
Methotrexat kann von Ihnen selber eingenommen werden: als Tablette oder als Spritze. Tabletten eignen sich für Patienten, die Probleme damit haben, sich selbst zu spritzen. Da aber eine mögliche Nebenwirkung von MTX Übelkeit ist, bietet sich eine Spritze an für den Fall, dass Sie die Tablette nicht vertragen. Hiervor bekommen Sie eine Unterweisung durch den behandelnden Arzt.
Ich bin schwanger – darf ich MTX einnehmen?
Dr. Dr. T. Weigl
Nein! Methotrexat ist ein fruchtschädigender Wirkstoff und kann bei einer Schwangerschaft zu erheblichen gesundheitlichen Schäden am Föten führen. Auch während der Stillzeit darf das Medikament nicht eingenommen werden, da MTX über die Muttermilch an den Säugling gegeben wird. Ferner sollten Männer und Frauen im geschlechtsfähigen Alter mindestens 6 Monate nach der Einnahme von MTX zuverlässige Empfängnisverhütung betreiben.
Typisches Patientenbeispiel
„Hey, du solltest mir beim Backen helfen und mich nicht langsamer machen!“, mault Tina über ihren Freund Richard. Morgen hat Tinas Mutter Geburtstag und die Beiden bereiten einen Pfirsichkuchen vor. Dabei rollt Richard gerade den Teig aus, als ein Schmerz sein Handgelenk durchsticht. „Au, Mist, das tut aber auch weh!“, ruft Richard. „Oh, was ist denn mit deinem Handgelenk los, Liebling? Das ist ja ganz geschwollen …“
Richard besucht bald danach seine Hausärztin. Sie diagnostiziert ihm rheumatoide Arthritis und verordnet ihm eine Therapie mit Methotrexat-Tabletten. Richard muss sich erst an die Tabletteneinnahme gewöhnen, aber bald bilden sich seine Symptome zurück und er kann seine Handgelenke vollständig und schmerzfrei bewegen. Die Tabletten muss er allerdings weiter einnehmen.
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Haben Sie Fragen zu Methotrexat? Möchten Sie mehr über die Medikamentengruppe der Zytostatika erfahren? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten für den Austausch untereinander und mit uns!
Autoren: Dr. Tobias Weigl, Christopher Keck
Lektorat: Andrea Lorenz
Datum: 31. Juli 2019
Quellen
- Cécile Gaujoux-Viala et al. (2017): Optimal methotrexate dose is associated with better clinical outcomes than non-optimal dose in daily practice: results from the ESPOIR early arthritis cohort. BMJ Journals.
- gelbe-liste.de: Methotrexat.
- Hexal (2018): Fachinformation MTX Hexal 15mg Tabletten
- Ernst Mutschler et al. (2013): Mutschler Arzneimittelwirkungen.10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart.
- Gesche Tallen (2014): Wie werden Zytostatika dosiert? In: kinderkrebsinfo.de
- Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut (Hrsg.) (2016): Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland. Berlin.
Christine Böhm
15.08.2019 20:03Ich danke für Ihren guten Bericht.
MTX hat viele Nebenwirkungen ,wie auch Nervenschmerzen
Die nicht zurück gehen. Ich Frage mich,was ist Besserung Dauer Schmerz zuhaben Tag und Nacht.
Warum ist das so und geht nicht weg nach Beendigung der Therapie? Da hilft mir Nicht das MTX sondern Schade.
Aluisia
04.03.2020 20:52Hallo Christine,
ich habe selber MTX eingenommen nach einiger Zeit aber wieder abgesetzt. Die Nerven können sich wieder regenerieren. Das dauert aber (i.d.R. 1,5 Jahre). Lass dem ganzen also Zeit! Ärzte können dich dabei unterstützen, indem sie deinen Körper entlasten. Bei mir hat ein alternativ-Mediziner das ganze wieder in den Griff bekommen. Guck einfach was für dich passt.
Viel Erfolg
Hildegard Schmidt
27.08.2024 21:49Danke für die ausführlichen Erklärungen. Ich nehme seit 1,75 Jahren, jetzt 7,5 mg MTX und 0,5 Prednisolon gegen rheum Arth., hatte vorher starke Schmerzen, die sofort bei Einnahme aufhörten. Habe Alopezie, starke Müdigkeit und Antriebslosigkeit, Konzntrations- und Gedächtnisstoerungen, rasante Alterungsprozesse seit einiger Zeit, die ich darauf zurückführen würde. Bin 86.