Kombinationspräparate bei Erkältung auf einen Blick
Was sind Kombinationspräparate?
- Medikamente, die eine Kombination mehrerer Wirkstoffe beinhalten
- vor allem bei Erkältung beliebt, da mehrere Symptome gleichzeitig behandelt werden
Welche Wirkung haben Kombinationspräparate bei Erkältung? (Auszug)
- Senkung von Fieber
- Minderung von Schmerzen
- Abschwellen von Schleimhäuten
Wann werden Kombinationspräparate bei Erkältung angewendet? (Auszug)
- Fieber
- Gliederschmerzen
- Schnupfen
Welche Nebenwirkungen können durch Einnahme der Kombinationspräparate auftreten? (Auszug)
- Müdigkeit
- Überempfindlichkeitsreaktionen
- Schwindel
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Stoffwechselstörungen
Wann darf man Kombinationspräparat bei Erkältung nicht bekommen?
- Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe
- in Schwangerschaft und Stillzeit
Was sind Kombinationspräparate?
Als sog. Kombinationspräparate bezeichnet man im Allgemeinen Medikamente, die mehr als einen Wirkstoff enthalten. Dies kann mehrere Gründe haben: Es gibt Wirkstoffe, die andere verstärken und somit die Wirksamkeit verbessern. Andere Kombinationen erweitern das Wirkspektrum – dies ist bei Antibiotika wie Tazobac, einer Mischung aus Piperacillin und dem ß-Lactamase-Hemmer Tazobactam, der Fall. Bei der oralen hormonellen Empfängnisverhütung („die Pille“) sorgt eine Kombination verschiedener Hormone für Unfruchtbarkeit. Wieder andere Kombi-Präparate sorgen für weniger Nebenwirkungen oder verringern das Risiko der Resistenzentwicklung.
Kombinationspräparate bei Erkältung
Kommen wir nun aber zum Thema dieses Artikels: Kombinationspräparate bei Erkältung. Viele namhaften Hersteller haben ein passendes Präparat auf dem Markt. Auch in den Medien sieht man überall die großen Namen: Aspirin Complex, Wick MediNait, Grippostad C – sie alle versprechen, der Erkältung schnell zu Leibe zu rücken. Dies soll durch die Kombination verschiedener Schmerzmittel mit schleimhautabschwellenden Wirkstoffen, Vitamin C oder Coffein bewirken. Allerdings ist diese Kombination in vielen Fällen gar nicht so sinnvoll – nämlich dann, wenn nicht alle von dem Medikament adressierten Symptome bei Ihnen vorliegen.
Auch bei schweren viralen Infekten wie einer echten Grippe (sog. ‚Influenza‘) sind diese Präparate nicht angebracht. Darüber hinaus kosten sie im Schnitt deutlich mehr, als die entsprechenden Einzelpräparate. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Marktführer der Kombinationspräparate bei Erkältung in Deutschland vor, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind.
Grippostad C
Grippostad C ist ein Medikament gegen Erkältung des Pharmaunternehmens Stada. Es führt die Liste der absoluten Verkaufsschlager bei Erkältung an. In dem Präparat wird das Schmerzmittel Paracetamol mit dem Antihistaminikum Chlorphenamin, Vitamin C und Koffein kombiniert. Genauer enthält eine Kapsel Grippostad C folgende Wirkstoffdosen:
- 200 mg Paracetamol
- 150 mg Ascorbinsäure (Vitamin C)
- 25 mg Koffein
- 2,5 mg Chlorphenamin hydrogenmaleat (1,76 mg Chlorphenamin pro Kapsel)
Die Kapsel selbst besteht aus Gelatine und enthält den Milchzucker Lactose, was für Menschen mit Lactose-Intoleranz relevant sein kann. Sie wird unzerkaut mehrmals täglich mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Laut Hersteller soll das Medikament bei Erkältung oder grippalem Infekt mit Husten, Schnupfen, Glieder- und Kopfschmerzen sowie Fieber angewendet werden.
Aspirin Complex
Auch der Pharma-Riese Bayer hat ein passendes Kombi-Präparat bei Erkältung auf dem Markt. Aspirin Complex ist ein Brausepulver (sog. ‚Granulat‘), das in portionierten Beutelchen vorliegt. Wie für Aspirin üblich ist das enthaltene Schmerzmittel die Acetylsalicylsäure (ASS). Darüber hinaus ist auch hier mit Pseudoephedrin ein die Nasenschleimhäute abschwellender Stoff enthalten. Ein Tütchen beinhaltet folgende Mengen der Wirkstoffe:
- 500 mg Acetylsalicylsäure
- 30 mg Pseudoephedrin hydrochlorid (24,58 mg Pseudoephedrin)
Zusätzlich sind Zitronensäure, Zucker, Süßstoff sowie Aromen und Trägerstoffe enthalten. Das Arzneimittel soll in Wasser gelöst 1-3mal täglich eingenommen werden. Es soll bei Schnupfen in Begleitung von Schmerzen und Fieber angewendet werden.
Wick MediNait und Wick DayMed
Der dritte im Bunde der Platzhirsche der Kombinationspräparate bei Erkältung ist Wick MediNait aus dem Hause Procter & Gamble. Es ist ein Sirup, der 96 prozentigen Alkohol enthält. Deshalb ist es bei einem grippalen Infekt erst bei Jugendlichen ab 16 Jahren sowie Erwachsenen anzuwenden. Dafür enthält es das Schmerzmittel Paracetamol, ein Antihistaminikum und einen Stoff, der die Schleimhäute abschwellen lassen soll.
Im Gegensatz zu den oben vorgestellten Mitteln ist ferner auch ein Hustenstiller (Dextromethorphan) enthalten. Das Medikament soll laut Packungsbeilage einmal täglich vor dem Schlafengehen eingenommen werden und verspricht eine ruhige sowie erholsame Nacht. In dieser Dosis von 30 mL Wick MediNait sind folgende Mengen der vier verschiedenen Wirkstoffe enthalten:
- 600 mg Paracetamol
- 15 mg Dextromethorphan hydrobromid-1-Wasser (10,99 mg Dextromethorphan)
- 8 mg Ephedrin hemisulfat (6,17 mg (-)-Ephedrin)
- 7,5 mg Doxylamin hydrogensuccinat (5,22 mg Doxylamin)
Weitere Inhaltsstoffe sind der oben erwähnte Alkohol Ethanol, Zucker, Zitronensäure, Farbstoffe wie Chinolingelb und Brilliantblau FCF sowie Träger-, Konservierungsstoffe und Aromen.
Mit Wick DayMed hält der Hersteller darüber hinaus ein passendes Mittel für den Tag bereit. Dieses liegt in Form von Kapseln vor, die alle vier Stunden nahrungsunabhängig in einer Gesamtmenge von 8 Kapseln pro Tag eingenommen werden können. Die Kapseln bestehen aus Gelatine und enthalten neben Träger- und Farbstoffen folgende Wirkstoffe:
- 325 mg Paracetamol
- 12,5 mg Phenylpropanolamin hydrochlorid (10,07 mg Phenylpropanolamin)
- 10 mg Dextromethorphan hydrobromid-1-Wasser (7,33 mg Dextromethorphan)
Neben Schmerzmittel und Hustenstiller ist in dieser Formel Phenylpropanolamin zum Abschwellen der Schleimhäute vorgesehen.
Gerade jetzt, wo die Temperaturen wieder niedriger werden, sind die Erkältungserreger auf dem Vormarsch. Sollte es Sie noch nicht erwischt haben, tun Sie gut daran, einer Erkrankung durch sinnvolle Maßnahmen vorzubeugen. Dr. Dr. Tobias Weigl hat in folgendem Video 7 Tipps für Sie zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen können:
Welche Wirkung haben Kombinationspräparate bei Erkältung?
Grundsätzlich beinhalten alle oben vorgestellten Präparate ein Schmerzmittel, um Fieber und Gliederschmerzen zu behandeln. Paracetamol zählt hierbei zu den sogenannten nicht-opioiden Analgetika. Es wirkt bei leichten bis mittleren Schmerzen sowie Fieber eingesetzt. Es wirkt somit sowohl schmerzlindernd (sog. ‚analgetisch‘) als auch fiebersenkend (sog. ‚antipyretisch‘). Im Gegensatz dazu hat die im Aspirin enthaltene Acetylsalicylsäure zusätzlich noch eine entzündungshemmende (sog. ‚antiphlogistische‘) Wirkung. Es verhindert die Synthese von Botenstoffen, die an der Entstehung von Schmerz, Entzündungen und Fieber beteiligt sind.
Antihistaminika gegen Schnupfen haben noch andere Wirkungen
Sowohl Grippostad C als auch Wick MediNait enthalten sog. Antihistaminika – Chlorphenamin und Doxylamin. Dies sind Stoffe, die die Signalkaskade, die durch den körpereigenen Botenstoff Histamin ausgelöst werden, verhindern. Sie gehören zu den sog. H1-Rezeptorantagonisten, was bedeutet, dass sie an den Histaminrezeptor H1 binden und ihn so blockieren. Histamin ist ein wichtiger Transmitter in unserem Abwehrsystem und wird vor allem bei allergischen Reaktionen und Entzündungen in unserem Körper freigesetzt.
Es bewirkt unter anderem eine Erweiterung der Gefäße (sog. ‚Vasodilatation‘), was zu Rötungen, Nesselsucht, Anschwellen betroffener Gebiete sowie gesteigerter Sekretproduktion der Schleimhäute führen kann. Weitere Wirkungen sind im zentralen Nervensystem (ZNS) sowie im Verdauungstrakt zu finden.
Da die Antihistaminika diese Effekte unterdrücken, wirken sie:
- antiallergisch
- beruhigend und schlaffördernd (sog. ‚sedierend‘)
- Übelkeit und Brechreiz vermindernd (sog. ‚antiemetisch‘)
In beiden Präparaten sind H1-Rezeptorantagonisten der ersten Generation enthalten, welche gut ins ZNS gelangen und dort ihre dämpfende Wirkung entfalten können. Dies soll bei Wick MediNait für einen „erholsamen Schlaf“ ausgenutzt werden. Bei Grippostad C, welches tagsüber eingenommen wird, ist dies eher hinderlich, weshalb mit Koffein entgegengewirkt werden soll. In diesem Medikament ist das Antihistaminikum Chlorphenamin vor allem für seine die Schleimhäute abschwellende Wirkung beigefügt. Beide Anwendungen in der geringen Dosierung der Erkältungspräparate sind durchaus umstritten.
Abschwellend wirkende Stoffe für eine freie Nase
Ephedrin, Pseudoephedrin, Phenylpropanolamin – sie alle sind in den Kombipräparaten vor allem zum Abschwellen der Nasenschleimhäute gedacht. Denn während einer Erkältung ist die Nasenschleimhaut stark durchblutet, was das Anschwellen bewirkt und unsere Atemwege so verengt. Unangenehm – vor allem, wenn diese durch Schleim und Sekret sowieso schon blockiert sind. Werden sie geweitet, fällt das Atmen leichter und der Leidensdruck vermindert sich.
Ephedrin und Pseudoephedrin sind sog. Sympathomimetika. Dies bedeutet, dass sie die Aktivierung des Sympathikus – einem Teil des sog. vegetativen Nervensystems – bewirken. Dieser sorgt für Reaktionen des sog. Kampf-oder-Flucht-Mechanismus (Englisch: ‚fight or flight‘) unseres Körpers. Der Herzschlag wird schneller, die Bronchien und Pupillen weiten sich, der Blutdruck steigt, da sich die Blutgefäße verengen. Dies sorgt auch dafür, dass die Schleimhäute der Nase abschwellen und weniger Sekret freigesetzt wird. Die Stoffe wirken stimulierend und euphorisierend, da sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können.
Gut zu wissen!
Ephedrin und Pseudoephedrin sind zwei Moleküle, die sich nur in der räumlichen Anordnung ihrer Atome unterscheiden. Die Art und Anzahl der Atome ist gleich. Man spricht hierbei von sog. Stereoisomeren. Beide Stoffe werden durch ihre Wirkung im ZNS als Aufputschmittel sowie zur Synthese von Drogen wie Crystal-Meth missbraucht.
Auch Phenylpropanolamin ist ein Sympathomimetikum, das die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Seine erwünschte Wirkung in Erkältungspräparaten gleicht der von Ephedrin und Pseudoephedrin. Phenylpropanolamin wird auch kurzfristig in der Therapie von Übergewicht bei einem Body-Mass-Index von über 30 eingesetzt, da es appetitzügelnd wirkt. Diese Anwendung ist allerdings nur dann zugelassen, wenn eine Umstellung von Ernährung und Aktivität keine Besserung bewirken und spielt in der Erkältungsbehandlung keine Rolle.
Individuelle Zusätze gegen Husten, Müdigkeit und für das Immunsystem
Die Wick-Produkte DayMed und MediNait enthalten den Hustenstiller Dextromethorphan. Dieser wirkt im ZNS dämpfend auf das Hustenzentrum. Darüber hinaus hemmt es die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin, wodurch es als Rauschmittel missbraucht werden kann (in hoher Dosierung).
In Grippostad C ist zusätzlich zu den die Erkältungssymptomatik lindernden Stoffen noch Koffein und Vitamin C enthalten. Wie bereits oben erwähnt, ist die Funktion des Koffeins, der sedierenden Wirkung des Antihistaminikums Chlorphenamin entgegenzuwirken. Darüber hinaus soll der aufputschende Effekt das Krankheitsgefühl abmildern. Koffein kann außerdem die schmerzlindernde Wirkung des Paracetamols verstärken.
Ein weiterer namensgebender Bestandteil von Grippostad C ist die Ascorbinsäure – das Vitamin C. Es soll das Immunsystem stärken und so den Genesungsprozess beschleunigen. Tatsächlich gibt es bisher keine wissenschaftlichen Nachweise, dass Vitamin C bei einer bereits eingetretenen Erkältung hilfreich ist.
Anwendungsgebiete von Kombinationspräparaten bei Erkältung
Wie der Name bereits vorgibt, sind alle oben vorgestellten Medikamente für die Behandlung von Erkältungen bzw. grippalen Infekten vorgesehen. Hierbei sei noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ein grippaler Infekt nicht gleichbedeutend mit der echten Grippe ist! Die echte Grippe ist eine schwere Viruserkrankung, ausgelöst durch das Influenza-Virus, die im schlimmsten Falle tödlich enden kann. Eine Erkältung bzw. ein grippaler Infekt ist im Vergleich dazu harmlos. Meist sind hier allerorts verbreitete Rhinoviren der Auslöser.
Die Erkrankung ist unangenehm, jedoch bei intaktem Immunsystem und sonstiger körperlicher Gesundheit normalerweise nicht gefährlich. Die auftretenden Symptome erstrecken sich von Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Halsschmerzen und Erschöpfung bis zu Gliederschmerzen und Fieber. Hier versprechen die Kombi-Präparate Abhilfe. Dabei unterscheiden sie sich entsprechend ihrer Formulierung und sind auf das gleichzeitige Auftreten bestimmter Symptome gemünzt:
- Grippostad C: Reizhusten, Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen, ggf. Fieber im Rahmen einer Erkältung
- Aspirin Complex: erkältungsbedingte Schmerzen, Fieber, zugeschwollene Nase und Nasennebenhöhlen
- Wick MediNait und Wick DayMed: Reizhusten, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Schnupfen, Schleimhautschwellungen im Hals-, Nasen-, Rachenbereich
Es wird bei allen Medikamenten in der Packungsbeilage darauf hingewiesen, dass bei separierten Symptomen auf die Einzelwirkstoffe zurückgegriffen werden sollte. Will man also beispielsweise bei Fieber Aspirin Complex einnehmen, ohne gleichzeitig eine verstopfte Nase zu haben, ist die Einnahme einer reinen Aspirin-Tablette sinnvoller.
Exkurs: Das Kombinationspräparat Thomapyrin bei Schmerzen
Nicht nur bei Erkältungen wird zu Kombinationspräparaten gegriffen. Das Medikament Thomapyrin kombiniert die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Koffein in einer Tablette und kann bei allgemeinen, Kopf- und Menstruationsschmerzen angewendet werden. Das Koffein soll hier den Wirkeintritt beschleunigen und den schmerzlindernden Effekt verstärken. So soll es vor allem bei leichten bis mittleren Schmerzen eine schnelle Besserung bewirken.
Diese Wirkung ist aber durchaus umstritten. Zudem kann es durch das Präparat selbst zu Nebenwirkungen kommen, die paradoxerweise auch Kopfschmerzen umfassen. Dadurch kann eine Art Einnahme-Kreislauf entstehen, der die Nieren stark schädigen kann. Weitere unerwünschte Wirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Schwindel sowie Nervosität.
Mehr über das Kombinationspräparat Thomapyrin erfahren Sie in unserem entsprechenden Artikel:
Thomapyrin® Classic, das Kombipräparat – besser als Kopfschmerzmittel mit nur einem Wirkstoff?
Welche Nebenwirkungen gibt es bei Kombinationspräparaten gegen Erkältung?
Als unerwünschte Arzneimittelwirkungen (kurz: UAWs) oder auch Nebenwirkungen werden all die Effekte bezeichnet, die zusätzlich zu der erwünschten Wirkung durch einen Wirkstoff ausgelöst werden können. Diese werden kategorisiert in der Packungsbeilage angegeben. Eine sehr seltene Nebenwirkung tritt bei weniger als 1 von 10.000 Behandelten auf, ist sie selten, betrifft sie 1-10 von 10.000. Gelegentlich bezeichnet ein Auftreten bei 1-10 von 1.000. Häufige UWAs betreffen 1-10 Personen unter 100, die das Medikament einnehmen, sehr häufige Nebenwirkungen kommen bei über 10 % (mehr als 1 von 10) der Anwender auf.
Da die in diesem Artikel vorgestellten Medikamente z. T. sehr viele Komponenten enthalten, können entsprechend zahlreiche Nebenwirkungen auftreten. Alle unerwünschten Wirkungen der einzelnen Wirkstoffe müssen auch bei den Kombi-Präparaten berücksichtigt werden.
Mögliche Nebenwirkungen von Paracetamol (Auszug):
- Ausschläge und Juckreiz – selten
- Anstieg bestimmter Leberwerte – selten
- Absinken der Anzahl von Blutplättchen im Plasma (sog. ‚Thrombozytopenie‘) – sehr selten
- Atemprobleme und Husten (sog. ‚Analgetika-Asthma‘) – sehr selten
- Leberschädigung bei Überdosierung (ab 10 mg)
Mögliche Nebenwirkungen von ASS (Auszug):
- Übelkeit und Erbrechen, Durchfall – häufig
- Schädigungen des Magen-Darm-Trakts mit Blutungen – gelegentlich
- Magengeschwüre, die in seltenen Fällen zu einem Magendurchbruch führen können – gelegentlich
- allergische Reaktionen (Haut, Atemwege, möglicherweise Blutdruckabfall) – gelegentlich
- Nierenschädigung, Nierenversagen bei langfristiger Therapie oder in Kombination mit anderen Schmerzmitteln (sog. ‚Analgetika-Nephropathie‘)
Ephedrin und Pseudoephedrin können durch ihre sympathomimetische Wirkung einen starken Erregungszustand hervorrufen. Bekannte gelegentliche Nebenwirkungen sind (Auszug):
- Herzrasen (sog. ‚Tachykardie‘)
- Nervosität
- Harnverhalt
- Blutdruckanstieg
- Schlaflosigkeit
- Hautreaktionen
Welche Informationen finden sich noch in der Packungsbeilagen?
In der Packungsbeilage von Grippostad C werden bei den Nebenwirkungen Unregelmäßigkeiten des Herzschlages (sog. ‚Arrhythmie‘), ein beschleunigter Herzschlag, Veränderungen des Blutbildes, sehr selten Bewegungs- sowie Sehstörungen, Analgetika-Asthma, Magen-Darm-Beschwerden und Nierenschäden genannt. Zu den häufigeren unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAWs) zählen Mundtrockenheit und Hautreaktionen. Wir weisen hier zusätzlich nochmals auf die beinhaltete Lactose hin, die bei Unverträglichkeit zu Magen-Darm-Problemen führen kann.
Bei Aspirin Complex wird auf alle bekannten UAWs von ASS sowie Pseudoephedrin verwiesen.
Der Beipackzettel von Wick MediNait gibt an, dass die aufgeführten Nebenwirkungen seltener als bei einem von 1 Million Anwendern aufgetreten sind. Diese umfassen eine Erhöhung des Augeninnendrucks, Krampfanfälle, Herz-Kreislaufveränderungen, Atemnot oder eine Veränderung des Blutbildes. Sollten eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, muss die Behandlung sofort abgebrochen und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus sind natürlich auch hier alle möglichen UAWs der Einzelbestandteile wie Paracetamol oder Ephedrin zu berücksichtigen.
Wie sinnvoll sind Kombinationspräparate bei Erkältung?
Über den Sinn und Unsinn von Kombi-Präparaten bei Erkältung wird auch in den Medien viel gesprochen. Aus medizinischer Sicht sind sie nur bedingt zu empfehlen. Zwar ist den Schmerzmitteln ihre schmerz- und fiebersenkende Wirkung nicht abzusprechen. Jedoch ist es sinnvoller, diese dann direkt separat einzunehmen. So kann man die nötige Dosis individuell an die Symptomatik anpassen.
Sowohl Paracetamol als auch Acetylsalicylsäure sind von allen namenhaften Pharmaunternehmen in verschiedenen Dosierungen rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Darüber hinaus sind die Wirkstoffkombinationen z. T. nicht für jede Erkältung geeignet. Hat man beispielsweise eine Erkältung mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schnupfen, belastet man sich bei Einnahme von Wick MediNait oder DayMed ohne Indikation mit dem in der Kombination beinhalteten Hustenstiller.
Es ist also bei all diesen Mitteln wichtig, genau auf die vom Hersteller empfohlenen Anwendungsgebiete zu achten. Andersherum wird in den Apotheken gerne zu Grippostad C gegriffen, auch wenn der Patient an Husten leidet. Für dieses Symptom hält das Präparat jedoch keinen separaten Wirkstoff bereit. Lediglich das Chlorphenamin kann durch seine antiallergene Wirkung den Hustenreiz eventuell etwas lindern.
Ein Nasenspray wirkt lokal und macht nicht müde
Das Präparat Grippostad C enthält mit Koffein und dem Antihistaminikum Stoffe, die sich z. T. in ihrer Wirkung aufheben sollen. Dies mag zunächst sinnvoll erscheinen, um die Leistungsfähigkeit im Alltag nicht einzuschränken. Jedoch existieren längst Antihistaminika höherer Generationen, die nicht mehr dämpfend im ZNS wirken, da sie die Blut-Hirn-Schranke nur schwer passieren können. Darüber hinaus ist nicht nachgewiesen, ob die Kombination mit Koffein den sedierenden Effekt tatsächlich schmälert. Gänzlich vermeiden könnte man die ZNS Wirkung der Antihistaminika grundsätzlich einfach durch eine lokale Anwendung dort, wo sie bei Erkältung gebraucht werden – nämlich in der Nase.
Ein einfaches Nasenspray kann direkt vor Ort angewendet werden und seine Wirkung entfalten, ohne durch den ganzen Körper zu gehen. Bei Wick MediNait ist die sedierende Wirkung zwar vor dem Hintergrund eines „erholsamen Schlafes“ gewünscht. Jedoch hat nicht jeder Patient mit einem grippalen Infekt auch Einschlafprobleme. Eine freie Nase sowie eine Linderung des Hustenreizes durch geeignete Medikamente können für einen guten Schlaf absolut ausreichend sein.
Achtung!
Nasensprays helfen schnell und effektiv bei Schnupfen und verengten Atemwegen. Sie sollten allerdings nur für eine kurze Zeit eingesetzt werden, da sonst ein Gewöhnungseffekt eintreten kann. Man spricht dabei auch vom sog. Rebound-Phänomen. Die Nasenschleimhäute schwellen dann sehr schnell wieder an, solange die vorherige Dosis Nasenspray an Wirkung verliert. Es entsteht ein chronischer Schnupfen, die Schleimhäute trocknen aus und werden anfälliger für Krusten, Infektionen und Blutungen. Hilfreich kann es sein, Nasensprays für Babys oder Kinder zu verwenden, da diese deutlich niedriger dosiert sind. Alternativ kann auch ein Dampfbad mit ätherischen Ölen die Atemwege befreien. Zum Befeuchten der Schleimhäute reicht ein Meerwasser-Spray aus.
Viele Inhaltsstoffe können den Körper unnötig belasten
Bei Kombinationspräparaten gerät der Patient in Gefahr sich übermäßig zu behandeln. Bei einer Erkältung flachen nicht alle Symptome gleichzeitig ab. Die Mittel werden jedoch häufig eingenommen, bis der Infekt gänzlich überstanden ist. Die Belastung mit Wirkstoffen, die ggf. gar nicht mehr gebraucht werden, ist dabei nicht zu unterschätzen.
Auch gibt es Inhaltsstoffe, die für eine Genesung nicht unbedingt förderlich sind. Wick MediNait beinhaltet 18 % Alkohol. Dieser ist weder nötig noch sinnvoll bei einem grippalen Infekt. Für Menschen mit Alkohol-Problematik ist dieses Medikament dadurch ebenfalls ausgeschlossen. Auch Zucker und Süßstoffe in dem Wick-Sirup sowie Aspirin Complex können den Organismus belasten. Diabetiker müssen dadurch ggf. ihre Zucker-Medikation anpassen. Würde man die Wirkstoffe separat einnehmen, fiele dies weg. Auch Farb- und Trägerstoffe sowie Aromen können unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Grundsätzlich gilt: Je mehr Inhaltsstoffe, desto größer das Risiko von Nebenwirkungen und Wechselwirkung mit anderen eingenommenen Medikamenten.
Schließlich sind auch nicht alle beinhalteten Wirkstoffe nachgewiesenermaßen effektiv. Für eine Verkürzung der Infektdauer bei Einnahme von Vitamin C nach Erkrankung, wie es bei dem Präparat Grippostad C beworben wird, gibt es keine wissenschaftlichen Belege.
„Kombinationspräparate sind bei Erkältung noch immer ein absoluter Kassenschlager. Dabei sind die einzelnen Wirkstoffe häufig effektiver.“— Dr. Dr. Tobias Weigl Share on XEinzelpräparate nicht nur besser wirksam, sondern auch preiswerter
Zusammenfassend fällt das medizinische Urteil über Kombinationspräparate bei Erkältung eher schlecht aus. In den meisten Fällen fährt ein Patient mit einem Schmerzmittel bei Fieber und Schmerzen, einem Nasenspray gegen den Schnupfen und ggf. einem Hustenstiller mindestens genauso gut, wenn nicht besser. Die einzelnen Wirkstoffe können so individuell an die Symptomatik angepasst und entsprechend dosiert werden und müssen nicht über deren Abflauen hinaus eingenommen werden.
Wieso werden die Medikamente dann aber weiterhin so übermäßig beworben und verkauft? Auch wenn die Kombinationspräparate nicht auf jede Erkältung passen, umfassen sie mit ihrem Wirkspektrum häufig deren gängigsten Symptome. Vielen Patienten fällt es zudem leichter, sich an ein Arzneimittel zu halten anstatt mehrere verschiedene zu nutzen. Neben der Wirksamkeit ist für die Pharmaunternehmen auch die Wirtschaftlichkeit ein Argument für die Herstellung und den Vertrieb von Kombi-Präparaten. Paracetamol und ASS sind Pharmaka, die bereits lange auf dem Markt sind und sehr einfach und günstig hergestellt werden können. Durch die Kombination mit anderen Wirkstoffen lässt sich der Preis der Medikamente steigern.
Im Schnitt kostet eine Packung Grippostad C mit 24 Kapseln in der Apotheke zwischen 7 und 10 Euro. Da die Einnahmeempfehlung vom Hersteller bei 6 Kapseln pro Tag liegt, ist diese Ration innerhalb von vier Tagen verbraucht. Auch Aspirin Complex und Wick MediNait sind selten günstiger zu bekommen. Im Vergleich dazu erhält man Schmerzmittel und Nasenspray zusammen vielerorts für unter 5 Euro. Diese sind darüber hinaus meist auch ergiebiger und können auch bei anderen Beschwerden als einer Erkältung gebraucht werden (z. B. erkältungsunabhängige Kopfschmerzen oder Fieber).
Fakten Box – Kombinationspräparate bei Erkältung
Kombinationsmedikamente mit verschiedenen Wirkstoffen
Mögliche Wirkungen
- Schmerzlinderung
- Fiebersenkung
- Abschwellen der Nasenschleimhäute
- Linderung von Schnupfensymptomen
- Stillung des Hustenreizes
Anwendungsgebiete
- unkomplizierte grippale Infekte
- Erkältungen mit entsprechender Symptomatik
Wichtigste Nebenwirkungen
- Allergien und Unverträglichkeiten einzelner Inhaltsstoffe
- Hautreaktionen
- Magen-Darm-Probleme
Darreichungsformen
- Kapseln
- Granulat
- Sirup
Welche Kontraindikationen und Wechselwirkungen existieren für Kombinationspräparate bei Erkältung?
Natürlich ist keines der vorgestellten Präparate einzusetzen, wenn gegen einen der Inhaltsstoffe eine Überempfindlichkeit oder Allergie besteht. Wie bei jedem Medikament ist daher vor der Einnahme die Packungsbeilage genau zu lesen, um Fehlanwendungen zu vermeiden. Alle diese Erkältungs-Medikamente dürfen ferner aufgrund fehlender Daten weder in Schwangerschaft noch Stillzeit eingenommen werden. Auch Kinder unter 12 bzw. 14 Jahren sind von der Anwendung ausgeschlossen: Bei Aspirin Complex ist durch die Gefahr des sog. Reye-Syndroms, einer sehr seltenen Hirnerkrankung bei Kindern, und bei Wick MediNait aufgrund des beinhalteten Alkohols das Mindestalter sogar auf 16 Jahre hochgesetzt.
Grippostad C – Vorsicht bei Nieren- und Bluterkrankungen
Das Präparat ist nicht anzuwenden bei schweren Nierenfunktionsstörungen und bestimmten Formen der Blutarmut (sog. ‚Anämie‘). Auch ein erhöhter Augeninnendruck (sog. ‚Engwinkelglaukom‘) schließt von einer Medikation aus. Besondere Vorsicht ist geboten bei:
- Nierensteinen
- Nieren- und Leberfunktionsstörungen
- Eisenspeicherkrankheiten wie Hämochromatose oder Thalassämie
- Magen- oder Darmgeschwüren
- Vorerkrankungen der Atemwege
- Schilddrüsenüberfunktion (sog. ‚Hyperthyreose‘)
Bei den Wechselwirkungen sind besonders die Inhaltsstoffe Paracetamol, Chlorphenamin und Koffein zu beachten. Diese können u. a. mit folgenden Stoffen interagieren:
- Alkohol: Dieser kann die Leber ebenso wie Paracetamol schädigen und somit die hepatotoxische Wirkung verstärken. Er unterstützt außerdem die dämpfende Wirkung des Chlorphenamins
- enzymaktivierende Stoffe, die den Arzneimittel-Abbau in der Leber verstärken wie Antiepileptika oder Barbiturate: Auch diese können den leberschädigenden Effekt des Paracetamols verstärken
- Mittel, die die Magenentleerung beschleunigen oder verlangsamen: Beschleunigung oder Verlangsamung des Wirkeintritts
- Chloramphenicol (Breitbandantibiotikum): Paracetamol kann den Abbau des Antibiotikums verzögern, was zu stärkeren Nebenwirkungen führen kann
- Beruhigungsmittel (Sedativa wie Antihistaminika oder Barbiturate): Koffein kann ihre Wirkung abschwächen
- die den Herzschlag beschleunigende Wirkung von Medikamenten wie Sympathomimetika kann durch Koffein verstärkt werden
- Ephedrin: Koffein kann das Abhängigkeitspotential Ephedrin-haltiger Substanzen erhöhen
Aspirin Complex – bei Blutungsneigung nicht zu empfehlen
Die Einnahme von Aspirin Complex ist vor allem dann kontraindiziert, wenn die Sensitivität gegenüber der beinhalteten Acetylsalicylsäure erhöht ist. Da ASS neben seiner Schmerz-, Fieber- und Entzündungssenkung auch die Schutzbarriere der Magenschleimhaut angreifen kann und das Blut verdünnt, dürfen Personen mit folgenden Leiden Aspirin Complex nicht einnehmen:
- Magengeschwüre
- erhöhte Blutungsneigung
- Nieren- oder Leberversagen
- schwere Herzinsuffizienz
- schwerer Bluthochdruck (sog. ‚Hypertonie‘)
- schwere koronare Herzerkrankung
Besondere Vorsicht ist ferner geboten, wenn Allergien oder chronische Atemwegserkrankungen vorliegen, in der Vergangenheit Magengeschwüre oder Blutungen des Verdauungstrakts aufgetreten sind, Operationen anstehen oder Sie an Gicht leiden. Bei älteren Patienten können durch das Pseudoephedrin Schlaflosigkeit und Halluzinationen auftreten. Aspirin Complex kann Frauen, die schwanger werden wollen, eine Schwangerschaft erschweren, was sich nach Absetzen aber normalisiert.
Aspirin Complex kann ebenfalls mit einigen Medikamenten wechselwirken:
- Methotrexat (kurz: MTX) zur Hemmung der Zellteilung, z. B. bei Rheuma: Bei Einnahme von 15 mg oder mehr MTX pro Woche darf Aspirin Complex nicht eingenommen werden, da es die Wirkung des MTX verstärken und daher mehr Nebenwirkungen erzeugen kann
- Monoaminoxidase(MAO)-Hemmer (Antidepressiva): Auch hier ist eine Einnahme von Aspirin Complex kontraindiziert, da die Wirkung verstärkt wird
- Blutverdünner und Gerinnungshemmer: Die Wirkung kann durch die ASS vermehrt werden
- Entzündungshemmer, andere Schmerzmittel, Sympathomimetika, Blutzuckersenker: Ebenfalls wirkungsverstärkend
- Arzneimittel zur Entwässerung wie Schleifendiuretika: Die Wirkung kann verringert werden
- Blutdrucksenker und harnsäureausscheidende Mittel gegen Gicht: Aspirin Complex kann die Wirkung abschwächen
Wick MediNait – viele Inhaltsstoffe, viele Wechselwirkungen
Auch Wick MediNait darf bei vielen Erkrankungen nicht eingenommen werden. Diese umfassen unter anderem:
-
- Hypertonie
- Leber- und Nierenfunktionsstörungen
- Lungenentzündung
- Asthma
- Grüner Star (sog. ‚Glaukom‘)
- Epilepsie
- Hirnschäden
Besondere Vorsicht ist geboten bei Sodbrennen, Diabetes, Schäden von Niere oder Leber.
Wick MediNait kann die Wirkung vieler Medikamente verstärken, darunter:
- Dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirkende Stoffe: Antiepileptika, Schmerzmittel, Sedativa, Narkotika, Psychopharmaka, Alkohol
- MAO-Hemmer: Hier kann es zu lebensbedrohlichen Darmlähmungen kommen, Harnverhalt, Glaukom, Serotonin-Syndrom. Wick MediNait darf daher nicht mit diesen Antidepressiva eingenommen werden
Abgeschwächt werden kann die Wirkung von sog. Neuroleptika, die bei bestimmten psychischen Erkrankungen eingesetzt werden.
Weitere Wechselwirkungen können auftreten mit:
- Cholesterinsenkern wie Cholestyramin
- Gerinnungshemmern (sog. ‚Antikoagulatien‘)
- Antibiotika wie Rifampicin
- Schleimlöser bei Husten: Hier kann es durch den unterdrückten Hustenreflex zu einem Sekretstau kommen
Aktuelle Forschung – Was hilft bei einer vollen Nase durch eine Erkältung?
Einen grippalen Infekt bekommt jeder von uns Erwachsenen im Schnitt 2-4mal pro Jahr, Kinder sogar bis zu 6 mal. Dabei werden die meisten Fälle durch Rhinoviren ausgelöst. Stress und schlechter Schlaf können das Risiko einer Erkrankung erhöhen. Erkältungsbedingte Arztbesuche, Krankschreibungen und Urlaubstage, um das kranke Kind zu hüten, kosten das Gesundheitssystem jährlich sehr viel Geld. Schul- und Arbeitsausfälle belasten die Wirtschaft und das Bildungssystem. Wissenschaftler der University of Queensland, Australien und der Universität in Genth, Belgien beschäftigten sich deshalb mit der Frage, welche Behandlungen bei einer gewöhnlichen Erkältung bei Erwachsenen und Kindern wirklich helfen. Dabei fokussierten sie sich vor allem auf die Symptome, die die Nase betreffen.
Nasensprays, mit Bedacht eingesetzt, zeigen die beste Wirkung
Die Wissenschaftler analysierten in ihren Untersuchungen viele verschiedene Studien zu Mitteln gegen Erkältung und ihren Effekten auf Symptome wie zugeschwollenen Atemwegen, Fließschnupfen sowie Niesen. Untersucht wurden dabei Mittel wie Antihistaminika, Schmerzmittel, abschwellend wirkende Stoffe, pflanzliche Heilmittel, Zink oder Vitamine. Die Ergebnisse dieser Analysen wurden gepoolt und auf Signifikanz untersucht. Dabei zeigten sich bei vielen Interventionen nur wenig die Symptomatik verbessernde Effekte.
Sowohl pflanzlichen Stoffen wie Echinacea als auch Vitamin C brachten keine signifikante Besserung der Erkältung. Zink kann die die Krankheitsdauer verringern, nicht aber die Schwere der Symptome. Nasenspülungen mit Salzwasser können bei Kindern mit Schnupfen helfen, bei Erwachsenen scheinen sie weniger hilfreich zu sein. Evidenz geringer Qualität weist darauf hin, dass die Schleimhäute abschwellende Stoffe in Monotherapie oder in Kombination mit Antihistaminika und/oder Schmerzmitteln die Symptomatik etwas lindern können. Dies gilt auch für Kinder, wobei die Sicherheit dieser Anwendung fraglich ist.
Patienten, die Kombinationspräparate anwendeten, klagten häufiger über Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen. Wird ein Mittel zum Abschwellen der Nasenschleimhäute eingesetzt, sollte dieses wegen der Gefahr des chronischen Schnupfens nur 3-7 Tage angewendet werden. Für Kinder unter 6 Jahren wird die Anwendung nicht empfohlen, für Kinder von 6-12 Jahren nur unter besonderer Vorsicht.
Quelle: Mieke L van Driel u. a. (2018) : What treatments are effective for common cold in adults and children? In: The British Medical Journal (BMJ) 2018; 363 :k3786
Häufige Patientenfragen
Ich fühle mich schlapp, habe Husten und Schnupfen. Das ist doch die Grippe?
Dr. Dr. T. Weigl
Im heutigen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung „Grippe“ gerne synonym für alle möglichen Arten der Erkrankungen mit typischer Erkältungssymptomatik verwendet. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch nicht um die echte Grippe, sondern lediglich um einen sogenannten grippalen Infekt. Dieser wird zwar auch von Viren ausgelöst, verläuft aber in der Regel deutlich harmloser als das die echte Grippe. Ein grippaler Infekt kann sehr unangenehm sein und zwischen einer bis drei Wochen andauern. Typische Symptome sind Husten, Schnupfen, Heiserkeit und Abgeschlagenheit.
Sie sind sich nicht sicher, was genau die Grippe von einem grippalen Infekt unterscheidet? In unseren Artikeln zum Thema Erkältung sowie Grippe finden Sie alle nötigen Informationen zu den Erkrankungen:
- Die Erkältung – keine Grippe, aber ein grippaler Infekt: Ursachen, Symptome & Therapie
- Influenza – Die ‚echte‘ Grippe – Wie sie erkannt und behandelt wird
Ich habe Fieber, Gliederschmerzen und fühle mich stark erkältet. Ist ein Kombinationspräparat für mich geeignet?
Dr. Dr. T. Weigl
Gegen Fieber und Schmerzen hilft auch im Kombinationspräparat nur die Komponente des Schmerzmittels. Daher können Sie ebenso direkt ein solches einnehmen. Es wirkt gezielt gegen Schmerzen und Fieber und lindert die Symptome zuverlässig. Ihr Körper wird dabei nicht durch andere Wirkstoffe belastet, die bei ihren Symptomen nicht notwendig sind. Wichtig ist es außerdem, bei Fieber ausreichend zu trinken und körperliche Belastungen zu vermeiden, um den Körper nicht zusätzlich zu stressen.
Wie kann ich mich vor einer Erkältung schützen?
Dr. Dr. T. Weigl
Fast jeden erwischt ein grippaler Infekt ein bis zweimal im Jahr. Jedoch kann man sich durch sinnvolle Dinge vor einer Erkältung schützen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und täglich frische Luft können das Immunsystem stärken. Auch genügen zu trinken kann hilfreich sein, um die Schleimhäute feucht und widerstandsfähig zu halten und so das Eindringen von Krankheitserregern zu erschweren. Sehr wichtig ist in der Erkältungszeit eine gute Händehygiene: Über unsere Hände verbreiten sich Krankheiten besonders schnell.
Achten Sie darauf, ihre Hände regelmäßig und gründlich zu waschen, wenn Sie mit Gegenständen in Berührung kommen, die auch andere nutzen (z. B. der Halteknopf in der Straßenbahn oder die Kaffeemaschine im Büro). Vermeiden Sie es, sich unterwegs mit der nackten Hand an Mund oder Nase zu fassen, sondern nutzen Sie ein Taschentuch – so vermeiden Sie, etwaige auf ihren Händen befindlichen Erreger in Ihren Körper gelangen zu lassen. Hat es Sie doch erwischt, versuchen Sie, zum Abschirmen von Husten und Niesen Ihre Ellenbeuge zu nutzen und nicht Ihre Handinnenflächen. So verringern sie die Verbreitung Ihrer Viren.
Wieso kann ein Kombinationspräparat für mich nicht sinnvoll sein, auch wenn ich alle Symptome erfülle?
Dr. Dr. T. Weigl
Auch wenn Sie alle Symptome zeigen, deren Behandlung ein bestimmtes Kombinationspräparat anstrebt, kann die Verwendung des entsprechenden Mittels nicht sinnvoll für Sie sein. Eine Erkältung beginnt häufig mit einem Kratzen im Hals, Abgeschlagenheit und Heiserkeit. Später folgen Husten, Schnupfen und eventuell auch Fieber und Gliederschmerzen. Mit einem Kombinationspräparat können Sie nicht auf das individuelle Auftreten der einzelnen Symptome reagieren – Sie behandeln entweder alle. Sollte eines der Symptome vor den anderen abklingen, belasten Sie Ihren Körper trotzdem weiterhin mit dem entsprechenden Wirkstoff – auch wenn dieser gar nicht mehr nötig ist.
Sollte auf der anderen Seite beispielsweise das Fieber trotz Kombinationspräparat nicht sinken, kann eine Dosis-Erhöhung des Fiebersenkers nötig sein. Dies ist bei Kombipräparaten nur durch eine erneute Einnahme möglich. Damit laufen Sie Gefahr, die anderen Wirkstoffe zu hoch zu dosieren, da Sie deren erneute Dosis gar nicht benötigen. Deshalb empfehle ich, bei einer Erkältung lieber zu Einzelpräparaten zu greifen.
Typisches Patientenbeispiel
Der Wecker schrillt und Karin greift erschöpft auf ihren Nachttisch. Sie konnte kaum schlafen. Ihr Hals kratzt, die Nase ist zu. Sie musste in der Nacht auch ständig husten. Da scheint sich leider eine Erkältung anzubahnen. Sie beschließt, vor der Arbeit noch schnell in der Apotheke vorbei zu schauen.
In der Apotheke ist viel los. Überall sieht sie verschnupfte Gesichter und die Auslage ist voll mit verschiedenen Mitteln gegen grippale Infekte. Schnell greift sie zu einer vielversprechenden Packung. „Oh, hat es Sie erwischt?“, fragt die Apothekerin mitleidig. Müde nickt Karin. „Welche Symptome haben Sie denn?“, fragt die Dame freundlich weiter. Karin schaut schnell auf ihre Armbanduhr, etwas ungehalten darüber, länger aufgehalten zu werden. „Husten, Schnupfen, mein Hals kratzt auch ein wenig.“ Sie zuckt die Schultern. „Dann ist dieses Präparat aber weniger geeignet.“, stellt die Apothekerin fest. „Grippostad C hilft vor allem bei Fieber, Schmerzen und verschlossenen Atemwegen. Ich empfehle Ihnen zunächst einen Hustenlöser und ein Nasenspray. Für den Hals können Sie Lutschtabletten nehmen. Fieber haben Sie keines?“ Karin schüttelt den Kopf.
Sie schaut auf die drei Medikamente, die die Frau vor sich aufgestapelt hat. „Gäbe es nicht auch ein einziges Mittel, das die Erkältung möglichst schnell verschwinden lässt?“. Die Dame lächelt. „Die Werbung verspricht das gerne. In Ihrem Fall ist leider keines dieser sogenannten Kombinationspräparate sinnvoll.“
Am Ende hat sich Karin überzeugen lassen. Tatsächlich helfen die Medikamente sehr gut. Sie benutzt das Nasenspray vor dem Schlafengehen und kann so frei atmen und gut einschlafen. Auch der Husten löst sich schnell. Fieber entwickelt sie keines und auch das Kratzen im Hals wächst sich zu nichts aus. Nach einem ruhigen Wochenende mit viel Schlaf fühlt sie sich in der darauffolgenden Woche wieder fast gesund und freut sich, in der Apotheke so gut beraten worden zu sein.
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Haben Sie Erfahrungen mit Kombinationspräparaten bei Erkältung? Möchten Sie sich bei uns weiter über Kombinationspräparate bei Erkältung erkundigen? Nutzen Sie unsere Kommentarfunktion unten, um von Ihren Erfahrungen zu berichten und sich untereinander auszutauschen!
Die hier beschriebenen Punkte (Krankheit, Beschwerden, Diagnostik, Therapie, Komplikationen etc.) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird genannt, was der Autor als wichtig und erwähnenswert erachtet. Ein Arztbesuch wird durch die hier genannten Informationen keinesfalls ersetzt.
Autor: Dr. Dr. Tobias Weigl, Arlen-Celina Lücke
Lektorat: Christopher Keck
Veröffentlich am: 01.11.2019 Zuletzt aktualisiert:
Quellen
- Ärztezeitung (2012): Koffein verstärkt Schmerzmittel
- Bayer: Gebrauchsinformationen – Aspirinâ Complex
- Gelbe Liste. Pharmindex Online: Ephedrin. In: gelbe-liste.de.
- Gelbe Liste. Pharmindex Online: Chlorphenamin. In: gelbe-liste.de.
- Mieke L van Driel u. a. (2018): What treatments are effective for common cold in adults and children? In: The British Medical Journal (BMJ) 2018; 363 :k3786
- Procter & Gamble Manufacturing GmbH: Gebrauchsinformationen – Wick DayMed
- Procter & Gamble Manufacturing GmbH: Gebrauchsinformationen – Wick MediNait
- STADA: Gebrauchsinformationen – Grippostadâ C
- Stiftung Warentest (2013): Medikamente gegen Erkältung – Kombipräparate problematisch
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